Dragonball GT - The Movie: Son Goku jr.
- Regie:
- Akira Toriyama
- Jahr:
- 1997
- Genre:
- Abenteuer
- Land:
- Japan
1 Review(s)
08.12.2003 | 22:11Japanische Zeichentrickfilme?
Neumodischer Quatsch werden da einige Kritiker zu mosern haben. Was natürlich Blödsinn ist. Wer denkt dass japanische Zeichentrickfilme erst mit "Pokemon", der blonden Dumpfbacke "Sailormoon" und Konsorten in das deutsche Fernsehprogramm Einzug hielten, irrt sich gewaltig. Schon vor mehr als zehn Jahren und länger durfte sich der aufmerksame Zuschauer von Trickfilmen aus Nippon unterhalten lassen, nur sahen die damals eher amerikanisch geprägt aus, als asiatisch. Die Roboterpiloten aus "Saber Rider And The Starsheriffs", der allseits bekannte "Captain Future", die "Biene Maja" mag Lotusblüten lieber als Margariten und Löwenzahn, und selbst "Heidi", ja, genau die Heidi kraxelte lieber auf dem Fuji-San rum als in den öden Alpen.
Warum das kaum einer weiss? Die typischen Charakteristika für japanische Zeichentrickfilme, die so genannten "Animes", entwickelten sich erst später. Übergroße Gesichtsmerkmale, extrem überdrehte Gestik und spontane, oft zusammenhangslose Drehbücher nutzte man erst später als Markenzeichen "Made In Japan". Wobei das natürlich nicht auf alle zutrifft, sondern eher auf die mittlere Qualitätsklasse, was Zeichentrickfilme angeht. So verdienten sich Filme wie "Akira", "Record Of Lodoss War", "Ghost In A Shell" und "Neon Genesis Evangelion" ihren Status in der Königsklasse durch die technische Perfektion und eine nachvollziehbare Storyline.
Zu den beeindruckensten Beispielen aus der Mittelklasse der Anime-Liga gehört mit Sicherheit die "Dragonball"-Serie aus dem Hause Toriyama. Wem diese Serie nichts sagt, hat wohl ein komplettes Genre der Zeichentrickkunst verpennt.
In den Dragonball Serien (insgesamt drei Serien in drei Zeitspannen: Dragonball, Dragonball Z und Dragonball GT) geht es um die so genannten Dragonballs, mit denen man den magischen Drachen 'Shenlong' beschwören kann, der einem dann als japanischer Djin drei Wünsche erfüllt. Protagonisten dieser Serie sind vor allem Son Goku und seine Freunde und jede Menge Bösewichte, die nacheinander abgearbeitet werden. Fast wie im Rollenspiel kann man den Charakteren dabei zusehen, wie sie sich von kleinen Jungs in beinharte Kämpfer mit unglaublicher Kraft entwickeln, wobei in den Kämpfen um die Welt und den Frieden nicht nur Beine und Fäuste eingesetzt werden, sondern auch hochkonzentrierte Energiestrahlen, die innerhalb von Sekunden ganze Landstriche tieferlegen.
Zu diesen Geschichten, die man teils im Fernsehen, teils in den Comics (Mangas genannt) und im Kino mitverfolgen konnte, gibt es natürlich auch eine Reihe von DVDs zu kaufen. Die neueste DVD Fassung eines Dragonball Abenteuers hört auf den Namen "Dragonball GT – The Movie: Son Goku jr." und findet zeitlich gesehen nach den großen Abenteuern von Son Goku und seinen Freunden statt.
In dem knapp eine dreiviertel Stunde langen Film geht es um Son Goku’s Ur-urenkel Son Goku jr. der recht wenig nach seinem heldenhaften Ur-ur-Großvater gerät. Ein Jahrhundert nachdem die GT Saga endete gibt es von der Heldenformation, die jedem Dragonball Fan so ans Herz gewachsen ist, nur noch die Enkelin Son Gokus namens Pan, und selbst sie ist schon im Greisenalter. Pan wacht über ihren Enkel Son Goku, und regt sich so manche Male auf, als Son Goku jr. sich von größeren Kindern verhauen lässt und kein Anzeichen irgendeiner Art von Heldentum zeigt. Plötzlich klappt Oma Pan durch einen Herzinfarkt zusammen und Son Goku jr. macht sich auf den weiten Weg zum Berg Paos um den legendären Dragonball zu suchen, der seine Oma heilen soll.
Auf dem Weg dorthin wird er erst von einem verfressenen LKW-Fahrer ausgeraubt, dann beraubt er mit seinem neuen Freund und Ex-Feind (wieso kommt mir das so bekannt vor?) eine Tankstelle. Auf dem Weg zum Berg begegnen sie einer Gruppe von Monstern, welche die beiden Jungs für eine vortreffliche Mahlzeit vorsehen und einer Bärenfamilie, die sich sehr schnell mit Son Goku jr. anfreundet. Als Son Goku’s Freund schließlich in eine Schlucht fällt, wird dem Jungen sehr schnell seine verkorkste Einstellung Gefahren gegenüber klar, und als dann noch die liebe Bärenmutter sich für ihn in einen Kampf mit einem Riesenmonster wirft, überwindet sich der Nachfahre der größten Heldenfamilie der Welt und macht das Riesenvieh mit seiner ersten Sayajin-Verwandlung kalt. Als ihm das gelingt, kommt plötzlich Oma Pan mit Hubschrauber angeflogen, und sein Freund Peg ist auch dabei. Um das ganze noch zu komplettieren erscheint ihm sein Ur-ur-Großvater Son Goku und hält dem Jungen einen Vortrag über Mut und Abenteuer. Bei diesem Happy-End-Overkill fällt es nicht weiter ins Gewicht, dass der Dragonball nicht gefunden wurde, und Oma Pan wurde ja von selbst wieder gesund, also alles wieder in Butter.
Als erfahrener Dragonball Fan muss man sich bei diesem neuen Dragonball Abenteuer fragen, ob die Macher den Verstand verloren haben. Konnte man in den Dragonball Saga bis hin zur GT Saga doch nicht nur die Entwicklung der Charaktere mitverfolgen, sondern auch die Entwicklung des Zeichners Akira Toriyama. So wurden fast von Folge zu Folge die Zeichnungen besser, die Dialoge schlüssiger und interessanter, und die allgemeine geschichtliche Entwicklung anspruchsvoller. Wo Dragonball bisher nur Kindern gefiel, konnten sich Jugendliche bei Z für die härteren Kämpfe und die erwachseneren Dialoge begeistern, und bei GT bekam selbst der anspruchsvolle Die-Hard Animekritiker Gänsehaut wenn es um Leben und Tod eines ganzen Universums ging.
Diese komplette Entwicklung von einer kleinen Zeichentrickserie zu einem kompletten Universum mit Beziehungsranken, Rassen und Einflüssen scheint auf diesem Special rückgängig gemacht, denn so hohle Dialoge, billige Zeichnungen und kitschige Storys hat man selbst zu normalen Dragonballzeiten nicht gekannt. Die Geschichte ist so vorhersehbar wie jedes neue Teeniesplattermovie, das in die Kinos geschoben wird, und genauso spannungsarm. Nicht genug, dass man fast alle alten Helden per Grabstein und Zeitsprung entsorgt hat, auch wurde das Wissen um die Dragonballs und die Heldentaten der Generation davor völlig ignoriert.
Die Anfreundung von ehemaligen Feinden kennen wir schon von Picollo und Son Goku, oder vom Sayajin-Prinz Vegeta, der sich nach allem Zaudern durch die Liebe zu einer Menschenfrau bekehren ließ. Und die allgemeine Spannung verläuft so abwechslungsreich wie das holländische Hochland. Als Dragonball Fan weiss man haargenau was in der nächsten Szene passiert, und als nicht Dragonball Fan schaltet man schon nach fünf Minuten entnervt über die dürftige Vorgeschichte ab. Gegen Ende beginnt man diesen Film zu HASSEN weil er so dreist billige und kitschige Komponenten einbaut, die man nie wieder in einem Film sehen will. So wünscht man dem quitschenden Bärenbaby die Pest an den Hals, den dämlichen Monstern eine Lektion bei den Bösewichten der Z Saga und Son Goku jr. eine Packung Pampers.
Selbst wenn das hier nur als Special zum Ende der GT Saga gedacht ist, jedem Dragonball Fan wird mit diesem niveaulosen Quatsch, der nicht einmal Kindern genügen dürfte, vor den Kopf gestoßen.
Finger weg.
- Redakteur:
- Michael Kulueke