FLCL Vol.1
- Regie:
- Katzuya Tsurumaki
- Jahr:
- 2000
- Genre:
- Trickfilm
- Land:
- Japan
- Originaltitel:
- Furi Kuri
1 Review(s)
01.04.2006 | 14:57Total bescheuert oder doch genial - was genau ist "FLCL" wirklich? Diese freche Serie, an der unter anderem auch einige Macher von "Neon Genesis Evangelion" beteiligt waren, spaltet die Gemüter und ist letzten Endes auf jeden Fall geschmacksabhängig. Nun ist es ja eh schon so, dass das Anime-Publikum meistens einen sehr eigenwilligen Geschmack hat, doch bei dieser Reihe wird selbst der eingeschworene Fan auf die Probe gestellt. Aber es lonht sich, denn Regisseur Katzuya Tsurumaki hat hier einfach nur seinen Bauch sprechen lassen und (basierend auf der Vorlage von Autor Hajime Ueda) eine der lässigsten, coolsten und demnach auch besten Serien des gesamten Genres zusammengestellt, die man derzeit auf dem Markt abgreifen kann. Klarer Fall also, dass man sich mit diesem ausgeflippten Stoff mal näher beschäftigen sollte!
Story
Verzwickte Situation für den 12-jährigen Naota Nandaba: Nachdem sein geliebter Bruder nach Amerika ausgewandert ist, steht er mit dessen 17-jährigen Freundin Mamimi allein auf weiter Flur. Diese lässt es sich auch nicht nehmen, mit dem kleinen Naota heftig zu flirten, weil er seinem verreisten Bruder so sehr ähnelt. Und weil Mamimi einige schlagkräftige Argumente hat, steht einer Beziehung nichts mehr im Wege.
Doch derweil plagen den eh schon verwirrten Naota andere Sorgen: Erst wird er von einer seltsamen Dame mit einem Moped überfahren und dann streckt ihn diese Dame auch noch mit einer Bassgitarre nieder. Die Folgen dieses 'Unfalls' sind verheerend. Erst fliegen Naota einige Metallteile aus dem verbeulten Kopf und später entwächst der verletzten Stelle sogar ein Roboter.
Da macht sich Naota auf die Suche nach der wahren Herkunft dieser mysteriösen Frau, die sich Haruko nennt. Sie selber gibt an, aus einer fernen Galaxie zu kommen und über die Dinge, die bald aus Naotas Stirn entspringen, einige kosmische Kräfte zu transportieren. Für Naota ist das Chaos komplett: Nicht nur, dass er pausenlos damit bechäftigt ist, sein Haupt zu verdecken, sondern auch die Beschäftigung mit einigen unliebsamen Mitbewohnern macht ihm zunehmend zu schaffen...
Meine Meinung
Wie man der Inhaltsangabe sicherlich schon anmerkt, ist die Handlung - sofern man sie als solche überhaupt bezeichnen kann - ein wenig verzwickt, teilweise sogar ziemlich verworren. Nicht selten fragt man sich, was der Regisseur hier überhaupt im Sinn hat. Geht es wirklich darum, den Zuschauer mit vielen skurillen Ereignissen in den Wahnsinn zu treiben oder möchte man doch lieber mit eigenwilligem Wortwitz, typisch japanischem Humor und überdrehten Geschichten überzeugen? Nach circa halbstündiger Eingewöhnungszeit - die brauchte ich nach längerer Genre-Abstinenz einfach - war mir klar, dass ganz deutlich Letzteres zutrifft. Natürlich ist die Story ziemlich seltsam und meinetwegen darf man die Gestaltung der verschiedenen Charaktere (allen voran die aufdringliche Mamimi) auch als ziemlich bekloppt bezeichnen, doch all dies sind wichtige Teilaspekte, die in Kombination für wirklich fabelhafte Unterhaltung sorgen.
Man sollte sich aber dennoch sehr genau auf die Abläufe konzentrieren, denn auch wenn "FLCL" wie leichte Kost anmutet, so verbirgt sich hinter der Sache eine gar nicht mal so einfach zu entschlüsselnde Handlung, bei der es viele Rätsel aufzudecken gilt. Im Vordergrund steht natürlich die Frage nach den wahren Hintergründen von Harukos Auftreten, und dank einiger merkwürdiger Sub-Plots kommt man dem Ganzen auch nicht so schnell auf die Schliche - in erster Linie natürlich, weil die Episoden auf den ersten Blick jeglicher Logik entbehren. Damit einher gehen dann weitere Fragen. Was genau ist FLCL? Warum löst es die Ankunft der Roboter in Naotas Kopf aus? Warum wurde ausgerechnet dieser 12-jährige Knabe ausgewählt? Und am schrägsten: Welche Rolle spielt diesbezüglich die in Form eines Bügeleisens aufgebaute Fabrik, die die Stadt einmal täglich unter Dampf setzt?
Ebenso außergewöhnlich wie die inhaltliche Zusammensetzung der Episoden und die recht schrillen Charaktere ist dann auch die graphische Umsetzung dieses Anime-Streifens. Hier werden die gewohnten scharfkantigen Figuren nicht nur sehr, sehr bunt, sondern auch ständig in Bewegung dargestellt. Es ist Leben in dieser Serie und wenn nicht gerade durch die rasant fortschreitende Geschichte, dann durch die Comic-artigen Schwarz-Weiß-Einsprengsel, die anscheinend dem Original-Manga zu "FLCL" entliehen sind. Meiner Meinung nach hätte das jetzt nicht sein müssen, aber für Fans der Materie bieten diese ständig eingeflochtenen Einblendungen ein weiteres Stück Originalität - und es passt eben wunderbar zum grundlegend andersartigen Erscheinungsbild.
Bei der Aufarbeitung dieser DVD haben sich die Leute des noch sehr frischen Labels SPVision ebenfalls alle Mühe gegeben. Die Synchronisation ist schlichtweg perfekt, die Bildqualität astrein und der Dobly Digital 2.0 Ton bestechend gut - mit anderen Worten eine lupenreine Vorführung, die schon jetzt Hunger auf die weiteren Titel macht, mit denen SPVision demnächst noch stärker auf den Anime-Markt drängen will.
Fazit
"FLCL" ist sicherlich nur was für die Freaks unter den Fans des asiatischen Trickfilms. Aber mal ehrlich, macht der Anteil dieser Gruppierung nicht mitunter den größten Prozentsatz aus? Daher gilt: Diese Serie sollte man gesehen haben, wenn nicht wegen der Handlung, dann wenigstens wegen dem Humor. Viel Spaß mit Vol.1!
- Redakteur:
- Björn Backes