Lautlos
- Regie:
- Mennan Yapo
- Jahr:
- 2004
- Genre:
- Thriller
- Land:
- Deutschland
1 Review(s)
19.05.2008 | 22:37Daten:
Regie: Mennan Yapo
Buch: Mennan Yapo, Lars-Olaf Beier (Drehbuch)
Darsteller:
Joachim Król als Viktor
Nadja Uhl als Nina
Christian Berkel als Lang
Rudolf Martin als junge Polizist
Lisa Martinek als Ermittlerin
Peter Fitz als Martin Hinrich
Wilhelm Manske als Russe
Gertraud Jesserer als Grundschullehrerin
Mehmet Kurtulus als Sicherheitschef des Russen
Murat Yilmaz als Killer des Russen
Jale Arikan als Freundin des Russen
Kevin Ruhland als Felix
Robinson Reichel als Observierer Kamera
Werner Karle Jr als. Observierer Ton
Antonio Di Mauro als Polizist in Ninas Wohnung
B. J. Surer als Polizistin am Empfang
Hans Heller als Opfer
Jany Tempel als Ninas beste Freundin
Michael Rast als Ninas Ex-Freund
Ruth Markus als Alte Frau am Friedhof
Achim Grauer als Polizist
Joerg Eckarth als Bodyguard des Russen
Johannes Casell als Bodyguard des Russen
Sabine Oberhorner als Hinrichs Krankenschwester
Thomas Langhoff als SEKler beim Test
Carsten Schildwächter als Tonmann im Abhörraum
Musik: Gary Marlowe, Ben Mono
Kamera: Torsten Lippstock
Schnitt: Dirk Vaihinger
Die Handlung:
Der Auftragskiller Viktor (Joachim Król) erledigt seine Aufträge stets lautlos und vor allem auch sehr gut vorbereitet. Dazu studiert er vor jedem Job das Leben seiner Opfer bis ins letzte Detail, er lernt sie dadurch sogar fast schon persönlich kennen.
Bei seinem neuesten Auftrag läuft zunächst auch alles perfekt wie immer – das Opfer stirbt unbemerkt und lautlos wie gewünscht. Als Viktor als Teil des Auftrags - er muss noch einen versteckten Umschlag hinter der Tapete über dem Bett holen - in die Wohnung des Opfers geht, um so seinen Auftrag zu Ende zu führen, sieht er eine schlafende Frau im Bett des Opfers liegen und er verliebt sich sofort in die schöne Unbekannte.
Am nächsten Tag wird der "Profiler" Lang (Christian Berkel) auf den schwierigen Fall angesetzt, der durch seine Erfahrung in der langen Berufspraxis sofort einen Profikiller hinter der Tat vermutet. Dazu nimmt der Beamte auch die mysteriöse Frau namens Nina (Nadja Uhl) unter die Lupe.
Da Viktor aber inzwischen Nina ein wenig besser kennen gelernt hat und dadurch unvorsichtig geworden ist, gerät nun auch Viktor in das Visier der Ermittler ...
Kritik:
Eines vorweg: Ich bin ein Fan von Joachim Król. Er spielt in "Lautlos" wie immer hervorragend, ebenso wie seine Schauspiel-Kollegin Nadja Uhl. Ich glaube, Joachim Król ist derzeit einer der wandlungsfähigsten Schauspieler in unseren deutschen Landen. Auch die ungewöhnliche und sehr moderne stylische Kameraführung ist positiv herauszuheben. Trotz dieser offensichtlichen Pluspunkte musste ich ständig mit mir kämpfen, um den Film nicht vorzeitig aus dem Player zu zerren, um anschließend die Disk gegen die nächste Wand zu donnern.
Die auch schon von anderen Regisseuren und Drehbuchautoren vielfach bemühte Geschichte "Profikiller verliebt sich in ein Opfer und begeht dann Fehler" wird derart kalt und ohne stimmungsbildende Details auf den Zuschauer losgelassen, dass dieser keinerlei Beziehung zu den handelnden Figuren aufnehmen kann. Die so sicher ungewollt geschaffene Distanz kann manchmal nur durch das geniale Spiel von Joachim Król kurzzeitig durchbrochen werden.
Auch der zum "overacting" neigende und dadurch in der Rolle als Profiler unglaubwürdige Christian Berkel hat durch sein schauspielerisches Unvermögen einen Beitrag zu diesem filmischen Desaster geleistet. Das Hauptproblem ist aber das völlig misslungene Drehbuch bzw. die Art, wie dem Zuschauer die Geschichte vermittelt wird. Da klaffen riesige Logiklöcher, durch die selbst ein Jumbojet fliegen könnte, und sehr klischeehaft dargestellte Polizeibeamte mit scheinbar übersinnlichen Kräften gehen ihrer auf "cool" getrimmten Tätigkeit nach. Wäre der Film als Parodie zu verstehen, könnte ich darüber vielleicht noch hinwegsehen.
Bei allen Szenen wurde von den Machern scheinbar nur darauf Wert gelegt, möglichst viele spektakuläre und moderne Elemente in "Lautlos" unterzubringen, ohne dass die Geschichte davon profitieren könnte. Dazu sind fast alle, bereits aus anderen Thrillern bekannten Elemente enthalten - als da wären:
- fernzündbare Giftgasgranaten
- Laserlichtschranken
- ferngelenkte Gewehre
- ein indischer Sicherheitschef mit Turban
- eine coole Armbrust
... und natürlich viele, wirklich viele 'tolle' Explosionen.
Um den sowieso schon sehr dünnen Handlungsfaden nicht zu verlieren und die Geschichte wieder in eine andere Richtung zu lenken, muss dann eben auch schon einmal ein Polizist mit hellseherischen Fähigkeiten her, der unglaubwürdige Fakten schafft – aber Fakten sind eben Fakten, auch wenn sie plump und einfach dumm geschaffen werden. Nein, durch diese Drehbuch-Spielereien es ist wirklich kein Vergnügen, diesen Film anzuschauen! Zur besseren Verständlichkeit der haarsträubenden (Un-)Logik, welcher sich der Film bedient, möchte ich einige Beispiele nennen:
- Der Profiler erkennt auf den ersten Blick am ersten Tatort ohne vorherige Nachforschungen: "Der Täter ist erfahren, also mindestens 40. Sehr sportlich, höchstens 45" - so eine hellseherische "Weitsicht" hätte wohl besser in eine Akte X gepasst – sie schafft aber zweifellos Fakten!
- Der Profiler befragt Viktors ehemalige Lehrerin (die Viktor sicher vor ca. 30 Jahren das letzte Mal gesehen hat) nach Details zum Tot von Viktors Eltern. Diese erinnert sich sofort daran und sagt beispielsweise aus, dass Viktor nicht auf deren Beerdigung war, sie erinnert sich an alle noch so kleinen Details – bemerkenswert.
- Der Profiler kramt einen alten Fall heraus, bei dem ein damals Zehnjähriger den Tod seiner Eltern gerächt hat – und schließt aufgrund der unglaublichen Parallelen sofort daraus, dass es nur Viktor gewesen sein kann! Wir bräuchten wirklich solche begnadeten Polizisten!
- Der Profiler geht ins ehemalige Elternhaus Viktors, das inzwischen leersteht, und setzt sich in die Ecke – ein Geistesblitz! Der Beamte weiß sofort alles über die Mordtat – sogar bis ins kleinste Detail, obwohl das Haus wie gesagt komplett leer ist (Akte X lässt wieder grüßen!) Sein Kollege popelt zeitgleich aus einer Ritze im Boden irgendwelche Haare heraus und folgert natürlich auch sofort: "Jetzt können wir einen Gentest machen!" Haare am Boden sind ja so selten ...
- Einige SEK-Autos verfolgen die flüchtende Nina. Viktor hat ein paar Ölfässer neben den Waldweg gestellt (natürlich gut sichtbar) und bringt diese auch, kurz bevor die Beamten zu dieser Stelle im Wald kommen, zur Explosion – Kommentar von der SEK-Gruppe: "Wir stehen hier vor einer undurchdringlichen Feuerwand (ca. 3,50 m breit) – wir kommen nicht weiter". Hubschrauber mit Wärmebildkameras sind anscheinend gerade zur Überholung im Hangar und zu einer Fahndung hat momentan keiner Lust. Ein Umfahren der 3,50 Meter breiten Barriere würde sicher nur die Autos schmutzig machen.
Aber genug davon - "Lautlos" kann aus den genannten Gründen nicht einmal mit halber Hirntätigkeit genossen werden. Schade.
Zur DVD:
Bild und Ton sind gut gelungen, wobei der Ton eher frontlastig und der Subwoofer handlungsbedingt meistens zur Untätigkeit verurteilt ist. Das Bild könnte aber auch schärfer und in den dunklen Bildteilen besser aufgelöst sein. Die Qualität dieser Veröffentlichung bewegt sich also eher im Mittelmaß.
Die DVD von X-Verleih wurde als lobenswerte 2-Disk-Edition veröffentlicht.
Die Extras:
- Audiokommentar: Kommentar von Regisseur Mennan Yapo
- Kurzbiographien von Stab und Besetzung
- Dokumentation: Framed - Kurzfilm von Mennan Yapo
- Dokumentationen: Rückblick – Framed
- Featurette (die Musik, der Look, der Schnitt)
- Making-of: Shooting Lautlos
- Nicht verwendete Szenen
- Storyboards
- TV Spots & Trailer
- Outtakes
Fazit:
Ein deutscher Film, bei dem es - bis auf den modernen Look und die schauspielerische Leistung von Krol und Uhl - wirklich nahezu an allem mangelt. So ein unausgegorenes Werk, das über weite Strecken nicht einmal Fernsehfilm-Niveau erreicht, ist mir schon lange nicht mehr in die Finger gekommen. Die im Abspann erwähnten Filmfördermittel sind meiner Meinung nach direkt aus dem Fenster geworfen worden! Besonders das Drehbuch, aber auch die Regie wurden stümperhaft ausgeführt.
Wer seine Leidensfähigkeit testen will - Bitte, hier ist ein perfekter Kandidat für Experimente!
- Redakteur:
- Detlev Ross