Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett
- Regie:
- Franz Antel
- Jahr:
- 1962
- Genre:
- Komödie
- Land:
- Österreich / Deutschland
1 Review(s)
08.09.2003 | 17:19Anfang der 60er Jahre war es um den deutschsprachigen Film nicht gerade besonders gut bestellt. Zwar konnte man sich in der Heimat über regen Zuschauerzuspruch freuen, aber international konnte man kaum Aufsehen erregen. So erging es denn auch dem Film "Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett".
Der Industrielle Keyser (Heinz Erhardt) hat es sich in den Kopf gesetzt, seinen Rechtsanwalt Dr. Steffen (Harald Juhnke) mit seiner Tochter Marion (Ann Smyrner) zu verkuppeln. Als diese ihren Vater zu einem Camping-Urlaub auf einer einsamen, italienischen Insel überredet, scheint sich endlich eine passende Gelegenheit dazu zu ergeben. Doch so einsam, wie diese anfangs aussieht, ist die Insel auch wieder nicht, denn Barbara Holstein (Karin Dor) und ihr Lebensgefährte Michael Lutz (Peter Vogel) verbringen ebenfalls ihren Urlaub dort. Nach einem Streit der beiden flüchtet Barbara schließlich in die Obhut der neu angekommenen Camper, was Michael natürlich überhaupt nicht gefällt. Mit allerlei Tricks versucht er nun, seine Barbara zurück zu gewinnen und schreckt auch nicht vor einem fingierten Überfall zurück, um Herrn Keyser und seine Begleiter von der Insel zu vertreiben. Da Michael jedoch mit den falschen Personen zusammenkommt, wird aus dem inszenierten Überfall letztendlich ein echter.
Ich kann es mir fast bildhaft vorstellen, wie einige kluge Köpfe eben diese zusammensteckten, um mal wieder richtig Kasse mit einem Film zu machen. Was braucht man dazu alles? Eins, zwei bekannte Schauspieler, zwei beliebte Komiker, dazu noch einige populäre Schlager-Hits. Gut rühren und zusammen mit einer exotischen Kulisse servieren – et voilà, fertig ist der zukünftige Kassenschlager!
Dass sich dann auch tatsächlich überdurchschnittlich viele Leute fanden, die bereit waren, an den Kinokassen einen Obolus zu hinterlassen, um diesen Film sehen zu dürfen, kann aber leider nicht über dessen mangelhafte Qualität hinwegtäuschen. Aber gehen wir der Reihe nach vor.
Anfangs erfahren wir durch das von Schlagersänger Bill Ramsey intonierte Titellied, dass die Mimi sich vorm Schlafengehen immer einen Kriminalroman reinzieht. In einer Art Videoclip, während dem offensichtlich wird, dass Ramsey ebenso wie sein später auftretender Kollege Gus Backus vor den Dreharbeiten besser noch einen VHS-Kurs "Playback-Singen für blutige Anfänger" hätte besuchen sollen, räkelt er sich neben Edith Hancke, der Darstellerin der Mimi, im Bettchen und singt von seinem Leid.
Wenn er sich dabei aus der aufgemalten Kulisse ein imaginäres Glas schnappt, aus dem er trinkt, so könnte man das noch wohlwollend als einen distanziert-ironischen Kommentar zum Illusionären eines Films auffassen – oder schlicht und einfach die Produzenten für ihren Geiz verdammen. Wenn dann aber Mimi beginnt, die oben zusammengefasste Story vorzulesen, und der Film schließlich zur Haupthandlung übergeht, so ist es mit jeglichem Wohlwollen bald vorbei.
Diese Handlung allein ist nämlich schon so dünn, verkorkst und konstruiert, dass es den Zuschauer manchmal wundert, mit welchen unglaubwürdigen Wendungen es dann doch noch gelingt, zur jeweils nächsten Szene zu wechseln. Orientiert hat man sich dabei an der klassischen Dreiecksgeschichte, die hier aber zu einer Art Vierecksgeschichte wurde, was das ganze aber auch nicht gerade interessanter macht.
Insgesamt dient die Story wohl auch nur als Alibi zur Aneinanderreihung mehr oder minder –meist minder – komischer Szenen, die vor Peinlichkeiten nur so strotzen, und dem Zeigen einiger bekannter Personen, wobei die Damen sich vornehmlich in Bikinis präsentieren. Die Darbietung einiger eintöniger Schlager-Songs wie der "Geisterstunden-Tango" von Gus Backus wirken aber trotz verzweifelter Versuche, diese in den Film zu integrieren, lediglich deplaziert.
Aufgepeppt wird diese Handlungskatastrophe durch müde, flache und heutzutage altbacken wirkende Gags, die selten mal für ein leichtes Grinsen sorgen. Lediglich Heinz Erhardt trumpft in dem Film auf und rettet den Film vor dem totalen humoristischen Untergang. Nicht, dass seine Kalauer besonders originell wären, aber durch seine unvergleichlich komische Art sorgen sie dennoch für Erheiterung. Wenn er dann schließlich an einer Stelle einen der inhaltsleeren 08/15-Dialoge mit einem schroffen "Hört doch auf mit diesem Wortgeplänkel" unterbricht, dann möchte man ihm direkt Beifall klatschen – wie eigentlich in jeder Szene, in der er auftritt, um zu retten, was noch zu retten ist. Da ist es ja direkt schade, dass er in diesem Film nur eine Nebenrolle innehat und kaum zum Zug kommt.
Die Darsteller, die in tragenden Rollen zu sehen und zu hören sind, agieren im Gegensatz zu Erhardt und Komiker-Kollegin Trude Herr, die zumindest ungehemmt zu agieren vermögen, überwiegend hölzern und dröge und leiern eigentlich nur den Drehbuchtext runter. Lediglich bei Karin Dor ist einiges an schauspielerischem Talent erkennbar, welches aber aufgrund der mangelhaften Charakterzeichnung nicht zum Tragen kommt.
Die Charaktere werden nämlich zu sehr der Handlung untergeordnet und da diese schon sehr holprig ist, passiert es auch des öfteren, dass sich eine Figur von einer Sekunde auf die andere komplett in ihrer Art wandelt. Zudem offenbart die Figurenzeichnung Tendenzen zu frauenfeindlichem Konservativismus und ist überhaupt von allerhand Stereotypen geprägt. Die italienischen Polizisten im Film sind nämlich grundsätzlich versoffen und unfähig, und alle anderen Italiener sind ausschließlich Gauner, die es nur auf das Hab und Gut braver deutscher Touristen abgesehen haben. Kein Wunder also, dass die Deutschen bei derartigen Vorurteilen nicht zu den beliebtesten Touristen im stiefelförmigen Urlaubsparadies zählen.
"Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett" ist ein prototypisches Beispiel dafür, warum es um den deutschsprachigen Film vor der Verkündigung des Oberhausener Manifests und dem damit beginnenden Aufstieg des Neuen Deutschen Films so schlecht bestellt war. Ohne Ideen und Innovationen versammelte man lediglich eine bunte Schar publikumsträchtiger Persönlichkeiten in einer überwiegend unlustigen Komödie und erschaffte so ein vollkommen liebloses Kommerz-Produkt. Allenfalls Freunde leichter Unterhaltung oder unerschütterliche Fans von Heinz Erhardt, dem einzigen Lichtblick des Films, werden sich vielleicht mit diesem anfreunden können. Allen anderen rate ich: Finger weg!
Die bei Mediawith Classics erschienene und in Deutschland von Splendid Entertainment vertriebene DVD präsentiert den Film in anamorphem Widescreen und weiss bis auf kleinere Bilddefekte und den etwas dumpfen Ton durchaus zu gefallen. Extras, die diese Bezeichnung verdient hätten, gibt es aber nicht.
- Redakteur:
- Andreas Fecher