Street Fighter Alpha: Generations
- Regie:
- Ikuo Kuwana
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Trickfilm
- Land:
- Japan
1 Review(s)
10.09.2006 | 06:43Story
Ryu kehrt nach längerer Zeit an seine alte Ausbildungsstätte zurück, um seinem verstorbenen Lehrmeister Goken die letzte Ehre zu erweisen. Gleichzeitig möchte er sich darauf vorbereiten, dem Mörder seines Lehrers, der durch den übermäßigen Gebrauch der Hado-Kraft einer dämonischen Macht verfallen ist, im Nahkampf gegenüberzutreten und den Tod Gokens zu rächen. Vor Ort realisiert Ryu jedoch, dass er noch intensiv an seinen Fertigkeiten arbeiten muss. Er nimmt Unterricht beim Großvater der jungen Fuka, wo er gleichzeitig auch für die Folgezeit eine Bleibe findet. Dort trifft ihn auch Sakura, die halb verhungert von Tokio angereist ist, um gemeinsam mit Ryu zu trainieren.
Ryus Ausbildung geht schnell voran, wobei es ihm lediglich schwer fällt, sich vom Joch der vererbten Hado-Kraft zu befreien. Erst der endgültige Kampf gegen seinen Erzfeind Goki kann Aufschluss darüber geben, ob er die unterschwelligen Mächte beherrschen kann. Selbst der inzwischen herbeigereiste Ken kann diese letzte Konfrontation nicht verhindern. Doch der Kampf gegen den Dämon scheint von Schlagabtausch zu Schlagabtausch aussichtsloser für den durchtrainierten Ryu. Goki scheint schier unbezwingbar und die Hado-Kraft nimmt nicht nur ständig mehr Besitz von ihm, sondern offenbart auch erschütternde Geheimnisse aus der Vergangenheit …
Meine Meinung
"Street Fighter Alpha: Generations" liefert die eigentliche Vorgeschichte zu den Ereignissen in "Street Fighr Alpha" und ist eigentlich Voraussetzung zum besseren Verständnis der kompletten Handlung. Auch hier trifft man auf bekannte Charaktere wie Ken und Ryu, aber auch schon auf Sakura und den besessenen Goki und erfährt vom Tod des Lehrmeisters der beiden Protagonisten Ken und Ryu – wobei Ken hier nur eine untergeordnete Rolle spielt.
Eingefleischten "Street Fighter"-Fans sollte diese Geschichte allerdings schon bekannt sein, denn immerhin haben sich bereits Anfang der Neunziger die Macher der Videospiele redlich darum bemüht, eine ausgefeilte Story um die eigentlichen Prügeleien zu stricken. Jetzt aber geht die Sache endlich in die Tiefe und schränkt die Interpretationsmöglichkeiten, die sich um Ryus Vergangenheit ergeben haben, ziemlich ein. Starregisseur Ikuo Kuwana (u. a. "Neon Genesis Evangelion", "Blood: The Last Vampire") hält sich zwar immer noch redlich bedeckt, was Ryus Kindheitsgeschichte anbelangt, führt den Zuschauer aber ziemlich nahe an die jüngste Vergangenheit vor den "Street Fighter"-Wettbewerben heran und erklärt auch, wie Ryu nach und nach zu einem mächtigen Kämpfer aufgestiegen ist.
Leider dauert das Spektakel nur knappe 45 Minuten, wobei der Kurzfilm rein inhaltlich auch genügend Potenzial für ein cineastisches Vergnügen auf Spielfilmlänge geboten hätte. Allerdings offenbaren sich für den Regisseur in der vergleichsweise kurzen Zeit sehr viele Freiräume, in denen man als Zuschauer wieder Gelegenheit zur Spekulation bekommt. Wer mit diesem Streifen in das Großereignis "Street Fighter" einsteigt, wird sich noch mit vielen Fragen auseinander setzen müssen, so zum Beispiel nach der Rolle Kens, den wahren Hintergründen von Ryus verwaister Jugend oder der Position von Fukas Großvater. Außerdem bleibt vorerst unklar, inwiefern Sakura in die Geschichte passt und was genau hinter den Dämonen, die Goki bzw. die Hado-Kraft beherrschen, steckt. Einige Mysterien bleiben verdeckt und empfehlen (wie sollte es auch anders sein) diesen Film auch tatsächlich als Einstieg zu nutzen, denn auch wenn er auf der Zeitleiste als Produktion hinten ansteht, so ist es doch sinnvoll, "Generations" wegen der chronologischen Einordnung an den Anfang zu stellen.
Hinsichtlich der Story bleibt noch zu sagen, dass man in der Kürze der Zeit für gehörige Spannung sorgt. Schon mit den ersten Gefechten zwischen Lehrmeister Goken und seinem Schützling Goki steigt man mitten in den Höhepunkten des Geschehens ein, die aufgrund des temporeichen Fortschritts auch nicht mehr abreißen wollen. Der Erwartungshaltung entsprechend stehen die einzelnen Kämpfe bzw. das Erlernen neuer Techniken dabei im Vordergrund und werden auch teils recht hart und brutal umgesetzt. Daher ist die Freigabe ab einem Alter von 12 Jahren auch nicht ganz verständlich. Ausgeglichen wird dieser Fakt jedoch durch die vielen witzigen Einlagen, sei es nun der Auftritt des kauzigen Altmeisters oder die peinlichen Situationen, in die Ryu im Beisein von Sakura und Fuka gebracht wird. Im ständigen Wechsel wird man so sehr kompakt und stringent auf das Finale vorbereitet, welches mit Effekten nicht geizt und trotz des offensichtlichen Endes wirklich sehr spannend ausgefallen ist – schließlich weiß man nicht, was mit der Hado-Kraft geschieht.
Auch zeichnerisch ist "Street Fighter Alpha: Generations" ein echter Genuss. Die bewegten Landschaftsbilder, aber auch die scharf illustrierten Charaktere sind echte Augenweiden und wirken zwischenzeitlich sehr real, was natürlich durch die getriebenen, etwas abgehobenen Kampfszenen wieder schnell ausgemerzt wird. Aber immerhin: Graphisch ist dieser Streifen ein Paradebeispiel für einen guten Anime-Film. Gott sei Dank macht die DVD dem keinen Strich durch die Rechnung; "Street Fighter Alpha: Generations" glänzt mit einer prima Aufarbitung und einem gestochen scharfen Bild. Lediglich beim Ton muss man ein wenig Abstriche machen, denn der japanische Originalton wirkt bei den Dialogen wegen der übertrieben dunklen Stimmen ein wenig dumpf. Dafür sind die Untertitel aber sehr angenehm, weil a) die Übersetzungen sehr gelungen sind und b) niemals Hektik aufkommt, sprich, man stets genügend Zeit hat, sich in Ruhe mit den Texten auseinander zu setzen.
Als Extras wurden der DVD noch ein knapp viertelstündiger Blick ins Synchronstudio sowie ein kurzes Interview mit Produzent Kaoru Mfaume angefügt. Außerdem steht der tolle Soundtrack als Bonus zur Verfügung.
Fazit
Als langjähriger "Street Fighter"-Videospieler (ich habe erst vor wenigen Wochen noch einmal die alte SNES-Konsole ausgepackt, um mich wiederholt den alten Klassikern zu widmen) bin ich von diesem Titel absolut begeistert. Zwar sind die Zusammenhänge zur Geschichte um das große Turnier nur sehr vage erkennbar, weil man sich im Grunde genommen nur um die Geschichte von Ryu kümmert, aber daran wird sich sicherlich niemand stören – nicht zuletzt, weil es der Handlung weder an Spannung noch an tollen Kampfszene mangelt. Statt plumpe Haudrauf-Action ist "Street Fighter Alpha: Generations" also ein intelligent inszenierter, überzeugender Kurzfilm geworden, den sich sowohl Fans des Spiels als auch Anime-Anhänger im Allgemeinen mal dringend zu Gemüte führen sollten.
- Redakteur:
- Björn Backes