Trespass - Die Rap-Gang
- Regie:
- Walter Hill
- Jahr:
- 1992
- Genre:
- Action
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Trespass
1 Review(s)
24.11.2007 | 16:49Die beginnenden 90er Jahre. Während Rapmusik auch in Deutschland kommerzielle Erfolge feiern darf, findet der Hip Hop endgültig Eingang in die Filmwelt. So gilt John Singletons "Boyz N The Hood" (1991) als Vorreiter der authentischen "Ghettodramen", die das gefährliche Leben in sozialen Brennpunkten durchleuchten und kritisieren. Es folgen zahlreiche Ableger ("Menace II Society", "Poetic Justice" etc.), die sich in ihrer Art, den Hip Hop cineastisch einzubinden, unterscheiden. Die einen zeichnen ein glaubwürdiges, reales Bild ("Boyz N The Hood"), die anderen ziehen humorvoll über jedes Klischee her ("Friday") und zu guter Letzt zeigt sich der Hip Hop nur als Teilelement des Films. Bei Walter Hills "Trespass" (1992) ist dies der Fall. Denn nicht nur die Besetzung mit den Rap-Pionieren Ice Cube und Ice-T schreit geradezu Hip Hop, auch der Soundtrack reiht Rapsong an Rapsong. Dabei ist "Trespass" alles andere als ein reiner Hip-Hop-Film, wohl mehr ein modernes Abenteuer verpackt im Hip-Hop-Stil. Ganz nach dem Motto "Rap meets action adventure".
Als die beiden Feuerwehrmänner Vince (Bill Paxton) und Don (William Sadler) ein Feuer in Schach halten, bekommen sie von einem alten, verwirrten Mann, der selbst in den Flammen gefangen ist und alsbald in diesen aufzugehen gedroht, ein goldenes Kreuz und eine kleine Kiste ausgehändigt. Der Inhalt: ein vierzig Jahre alter Zeitungsausschnitt und eine handgemalte Karte. Nach kurzer Überlegung stellt sich heraus, dass es sich hierbei um eine Schatzkarte handelt. Eine Schatzkarte, die den beiden Jungs das Versteck längst vergessenen Goldes verrät. Diese Chance wollen Vince und Don nicht verstreichen lassen und machen sich umgehend mit Metalldetektor, Hacken und Sparten auf den Weg - zu einer abgelegenen, renovierungsbedürftigen Kirche in East St. Louis. Während die beiden das Areal erkunden, müssen sie feststellen, dass sie nicht alleine sind. Denn King James (Ice-T), der selbsternannte Boss der Gegend, dreht mit seiner Gang ein krummes Ding, bei dem die Feuerwehrmänner Zeugen eines Mordes werden. Als Vince entdeckt wird, droht den beiden der Tod. Ein Kampf ums Überleben beginnt.
Walter Hill ("Red Heat", "Last Man Standing") bleibt seiner Linie treu. Er dreht das, was er am besten kann, und wie er es am besten kann: geradlinige, tempogeladene Actionfilme. Viel Geballer hier, wenig Drumherum da. So überrascht es nicht, dass "Trespass" inhaltlich nur wenig zu bieten hat. Es fehlt ihm die Motivation, den Zuschauer an den Bildschirm zu fesseln, ihn zu packen und nicht mehr loszulassen. Er will mit schnellschnittigen Schießereien überzeugen, Spannung mit einer ausweglosen Situation aufbauen. Gelingen will das Walter Hill jedoch nur selten. Dafür kann sich die kammerspielartige Atmosphäre nicht entfalten.
Der eindeutige Schwachpunkt des Films ist das von Robert Zemeckis und Bob Gale (beide "Zurück in die Zukunft") verfasste Drehbuch. Angelehnt an John Hustons Abenteuerdrama "Der Schatz der Sierra Madre" (1948), kann sich Trespass nicht zwischen Action- und Abenteuerfilm entscheiden, baut Walter Hill anfangs einen Mythos um den Goldschatz auf, der später dem Actionanteil weichen muss. Obgleich Hills inszenatorische Fähigkeiten nicht immer die ansehnlichsten sind, hinterlässt die solide Action noch den größten Eindruck. Denn nicht nur die lineare Storyline ist oberflächlich, die Charakterzeichnung verspricht alles andere als Tiefgang, schmeißen Zemeckis und Gale doch mit Klischees nur so um sich. Das wirkt nicht nur unglaubwürdig, sondern führt gerade bei den "Gang"-Schauspielern (Ice-T, Ice Cube ...) zu unerträglichem Over-Acting. Von Vince und Don (Paxton und Sadler) ganz zu schweigen, verkörpert der eine das naive Dümmchen, der andere den harten Typen. So stehen diese weder als Sympathieträger noch als Motivationsfiguren ein. Gleichgültigkeit stellt sich ein, der Zuschauer distanziert sich und der Film wird uninteressant. Selbst die kleinen Einfälle, so z. B. wenn Vince die Decke mit dem Metalldetektor absucht, um den Spikes tragenden Gegner aufzuspüren, reißen das Ruder nicht mehr rum.
Fazit:
"Trespass" ist daher kurzweiliges Action-Abenteuer-Kino, das sich nicht entscheiden kann, in welche Richtung es geht. Ohne den Hip-Hop-Einschlag (sprich Soundtrack, Charakterzeichnung etc.) und dem durchschnittlichen Actionanteil würde Walter Hills vierzehnter Spielfilm vollständig in der Versenkung verschwinden. So bleibt nur ein oberflächlicher, klischeebeladener und spannungsarmer Genrefilm, von dem man nicht viel erwarten darf.
- Redakteur:
- A. C.