U 47 - Kapitänleutnant Prien
- Regie:
- Harald Reinl
- Jahr:
- 1958
- Genre:
- Kriegsfilm
- Land:
- Deutschland
1 Review(s)
22.04.2007 | 14:48Regisseur Harald Reinl war in den Fünfzigern, Sechzigern und frühen Siebzigern ein waschechter Kinohitlieferant, der seine Finger bei allen erfolgreichen deutschen Filmreihen im Spiel hatte ("Schulmädchenreport" wurde allerdings ausgelassen). Er inszenierte mehrere Edgar-Wallace-Streifen, verhalf Groschenromanheld Jerry Cotton auf die Leinwand, nahm sich Dr. Mabuse an und ließ Hansi Kraus als Pepe Nietnagel ungestraft Unterschenkelklopferwitze in u. a. "Pepe, der Paukerschreck" machen. Am bekanntesten dürften aber nach wie vor seine zahlreichen Karl-May-Adaptionen sein, die einen Film wie "Der Schuh des Manitu" möglich machten, was allerdings im Nachhinein ein zentnerschweres Argument gegen Winnetou, Old Shatterhand und Konsorten ist.
Nach einer ganzen Batterie Heimatfilme während der fünfziger Jahre und kurz bevor die erwähnten Projekte realisiert wurden, inszenierte Reinl das, was jeder Regisseur dieser Zeit, der mit dabei sein wollte, abdrehen musste: Kriegsfilme. 1958 nahm sich der Österreicher aus diesem Grund des Marineoffiziers Günther Prien an, der im Zweiten Weltkrieg das Kommando über das U-Boot U 47 hatte und sich durch einen Einsatz in die Geschichtsbücher eingetragen hat. 1939 gelang es ihm, mit seinem Boot in die Scapa Flow einzudringen, wo sich der scharf bewachte Heimathafen der britischen Flotte befand, die "Royal Oak", ein imposantes Schlachtschiff, zu versenken und lebend wieder aus der Bucht zu entkommen. Eine filmreife Geschichte, weshalb es nicht verwundert, dass "U 47 – Kapitänleutnant Prien" auch dieses Ereignis rekonstruiert.
Reinls Vorliebe für die triviale Aufbereitung eines Stoffs, der sich mehr oder weniger durch seine gesamte Karriere zog, ist auch im vorliegenden Streifen zu beobachten und ließ ihn darüber hinaus das unentschlossene Drehbuch in Kauf nehmen. Die Geschichte um Günther Prien bleibt insgesamt oberflächlich, die Figuren sind mit allerlei Stichworten und Phrasen bedacht worden, die sie sich gegenseitig routiniert zuspielen, und Konflikte werden lediglich angedeutet. "Verschenktes Potenzial!", möchte man ausrufen, zumal die ganze Angelegenheit aufgrund des wahren Hintergrunds im Vorfeld schon gut portioniert auf dem Silbertablett serviert wurde.
Unwichtige Aspekte werden hervorgehoben, während Interessantes zumeist beiläufig abgehandelt wird, wie u. a. der Zwiespalt, in dem sich Prien nach dem erfolgreichen Abschluss der Scapa-Flow-Mission befindet. Als gefeierter Kriegsheld und gefragter Offizier steht er fortan zwischen soldatischer Pflichterfüllung und seiner Familie. Eigentlich die ideale Ausgangssituation für dramatische Dialoge und Szenen, allerdings bleibt nur Zeit für Banalitäten auf "Schatz, geh nicht!"- oder "Ich kann meine Mannschaft nicht im Stich lassen"-Niveau, die die Emotionalität eines einfahrenden Bummelzugs auf Gleis drei transportieren. Dementsprechend teilnahmslos agieren auch die Schauspieler. Das ist viel zu wenig und bremst die Geschichte aus, anstatt ihr neue Schübe zu geben.
Übrig bleiben die U-Boot-Einsatzfahrten und die dazugehörigen Kampfsequenzen (allesamt Archivmaterial), die auch nicht wirklich fesseln, selbst wenn man das Entstehungsjahr ein- und Wolfgang Petersens "Das Boot" gerechterweise ausblendet. Das tragische (mit völlig unpassender Musik unterlegte) Ende, das allerdings aus heiterem Himmel hereinbricht, soll scheinbar in fünf Minuten all das nachholen, was in den vorhergehenden achtzig Minuten verpasst wurde. Viel bringt diese Maßnahme nicht mehr.
"U 47 – Kapitänleutnant Prien" ist letztlich allenfalls eine Fußnote in der deutschen Filmgeschichte, die sich Nostalgiker oder Fans von Harald Juhnke und Joachim Fuchsberger einmal betrachten können, aber keineswegs müssen!
- Redakteur:
- Oliver Schneider