ADRAMELCH: Interview mit Vittorio Ballerio

18.12.2005 | 17:26

Muss ich auf diese Band überhaupt lange eingehen? Wenn es eine Band gibt, auf die der Begriff Kult zutrifft, dann wohl auf unsere italienischen Freunde von ADRAMELCH. Über 15 Jahre haben sie uns auf die Folter gespannt, aber seit ein paar Monaten ist endlich der Nachfolger zum epochalen Meisterwerk "Irae Melanox" erschienen. Auch mit etwas Abstand ist besagter Nachfolger von annähernd adäquater Qualität. Fast möchte ich meinen, mein Review wäre nicht positiv genug ausgefallen, so gut gefallen mir die neuen Nummern. Es war also keine Frage, der gute Vittorio, seines Zeichens Frontmann und Sänger der Band, musste sich dem Fragenkatalog des extrem neugierigen Schreiberlings stellen. Er hat es mit Bravour gemeistert.


Holger:
Vittorio, vielleicht starten wir mit den Anfängen von ADRAMELCH. Am besten du erzählst uns erst mal, wer zu Beginn in der Band war und wie alles angefangen hat.

Vittorio:
Das allererste Line-Up sah etwas anders aus als das, was ihr vom Album her kennt. Gianluca Corona saß nämlich hinterm Schlagzeug (heute ist er Gitarrist und Hauptsongwriter der Band – der Verf.). Außerdem waren Sandro Fremiot (gt.), Lorenzo Marinoni (gt.) und Franco Avalli (bs.) mit dabei. Ich stieß erst später dazu. Wenn ich mich recht entsinne, wohnten die Vier alle im gleichen Viertel. Irgendwann rief mich Gianluca an, da wir uns aus der Schule kannten.

Holger:
War ADRAMELCH deine erste Band?

Vittorio:
Definitiv nicht! Gianluca kannte mich als denjenigen, der die Schulwände mit Postern seiner Band PHOENIX tapezierte. Das war aber eine normale Hard-Rock-Band, die viele Konzerte in der Umgebung von Mailand gespielt hat. Das war damals noch recht einfach.

Holger:
Habt ihr mit Coverversionen angefangen? Und wenn ja, welche habt ihr denn gespielt?

Vittorio:
Ja, das waren unsere Anfänge. Wir haben MAIDEN, QUEENSRYCHE ('Queen Of The Reich') und auch BLACK SABBATH nachgespielt. Dann kam aber der Tag, an dem ich sagte: "Hey Jungs, ihr seid nett, aber ich möchte meine Zeit nicht länger mit dem Nachspielen anderer Größen verplempern." Daraufhin schnappte sich Gianluca seine Klampfe und schrieb den Song 'Adramelch'.

Holger:
Ein Klassiker! Was waren denn eure Einflüsse? Ich denke, man kann Bands wie QUENNSRYCHE, FATES WARNING, aber auch MERCYFUL FATE und WARLORD aus euren Nummern heraus hören.

Vittorio:
Als erstes muss ich immer BLACK SABBATH mit Ozzy nennen. Aber natürlich auch QUEENSRYCHE, MERCYFUL FATE, IRON MAIDEN und die fantastischen WARLORD. Viele andere auch, da wir immer sehr viel Musik gehört haben. Von Metal bis hin zu Klassik und da in erster Linie Barock.

Holger:
Gibt es Aufnahmen von euch vor dem Album?

Vittorio:
Ja, ein Demo mit dem Titel "Irae Melanox", das folgende sechs Titel beinhaltet: 1. Portals (Intro), 2. Adramelch, 3. Fearful Visions, 4. Dreams Of A Jester, 5. Was Called Empire (first version), 6. Irae Melanox

Holger:
Wie habt ihr euch denn den Deal für das Album gesichert?

Vittorio:
Wir haben das Demo an diverse Labels geschickt und Metal Masters sagten zu.

Holger:
Wie oft hattet ihr denn bis dahin live gespielt?

Vittorio:
Nicht sehr oft, vier oder fünf Mal. Und das beinhaltet den Auftritt auf einer Hochzeit mit Covertunes von MAIDEN und SABS. ;)

Holger:
Habt ihr euch der damaligen italienischen Szene zugehörig gefühlt, in der sich Kapellen wie BULLDOZER, ELEKTRADRIVE, DEATH SS, PAUL CHAIN, NECRODEATH und ASTAROTH tummelten?

Vittorio:
Hey, du bist gut vorbereitet! (Nein, bloß alt. - der Verf.) Nein, damals nicht. Wir wurden nicht wahrgenommen von den einheimischen Medien und Metal-Stationen. Aber wenn ich heute auf den Erfolg von "Irae Melanox" zurückblicke, sehe ich das anders.

Holger:
Habt ihr den Song 'Adramelch' damals eigentlich zeitgleich mit dem restlichen Album aufgenommen?

Vittorio:
Nein, schon früher. Er war ja auf dem ersten italienischen Metal-Sampler namens "Heavy Metal Rendez Vous" drauf, auf dem andere interessante Bands wie CREEPIN DEATH, DRUNKARDS und MOON OF STEEL vertreten waren.

Holger:
Gerade MOON OF STEEL sind ja nun auch wirklich klasse, aber das ist ein anderes Thema. Warum habt ihr die Nummer eigentlich nicht später noch mal verwendet?

Vittorio:
Es gehörte irgendwie zu einem anderen musikalischen Kapitel und außerdem auch einem anderen Label. ;)

Holger:
Das erklärt es natürlich. Mit dem Erscheinen des Albums konntet ihr quasi sofortigen Kult-Status erlangen. Ward ihr euch darüber eigentlich bewusst?

Vittorio:
Absolut nicht! Von diesem mysteriösen Status haben wir erst viel später erfahren. Irgendwann fanden wir dann auch heraus, dass jemand aus dem Norden Deutschlands ein Bootleg von der LP gezogen hatte. Darüber waren wir natürlich nicht wirklich froh. Auf der anderen Seite, gab das vielen Leuten die Möglichkeit unsere Musik zu entdecken, denen das Album sonst viel zu teuer gewesen wäre. Das Original hatte ja schon Preise bis zu 200€ erzielt. Insofern hat uns der Bootleg geholfen, bekannt zu werden. Es ist unglaublich, welch langen, beschwerlichen Weg das Album gehen musste - in totaler Einsamkeit! Die Band hatte sich ja einige Monate nach den Aufnahmen bereits aufgelöst.

Holger:
Es war in der Zwischenzeit sehr schwer überhaupt mit euch in Kontakt zu treten. Wolltet ihr ganz bewusst dieses Image aufbauen?

Vittorio:
Haha! Überhaupt nicht! Wir lösten uns einfach auf und es gab noch nicht die Vorteile des weltweiten Webs.

Holger:
Warum gab es keine Auftritte nach dem Album. Das war doch die Hochzeit des Heavy Metal...

Vittorio:
Der Ruhm in Deutschland kam lange bevor wir es überhaupt merkten... aber lange nachdem es uns schon nicht mehr gab!

Holger:
Das Leben kann hart ein. Gibt es denn Bands, mit denen ihr gerne mal spielen würdet?

Vittorio:
Wir haben einen wichtigen Gig in Aussicht: am 13.01.2006 werden wir mit BATTLEROAR und AIRGED L’AHM in Würzburg spielen und am Tag darauf mit MURDER SHE WROTE und IVORY KNIGHT in Kaiserslautern. Außerdem sind einige Auftritte in Norditalien geplant. Wir stehen in Kontakt mit BATTLEROAR und versuchen mit ihnen in Griechenland zu spielen. Das wäre klasse!
Mit wem würde ich gern mal zusammen spielen? Hm, du meinst wohl eher die großen Bands (nö – der Verf.), da gibt es zu viele. Da wir aber so häufig bei euch spielen, da gäbe es drei tolle Bands: SIEGES EVEN, DISILLUSION und DARK SUNS. (Der Mann hat Geschmack! - der Verf.)

Holger:
Hast du eine leise Ahnung, wie viele Einheiten ihr von "Irae Melanox" verkauft habt?

Vittorio:
Zuerst war die Rede von 3000 Einheiten, dann sogar von 5000 und dann hieß es, das Label hätte viele zerstört, da wir deutlich unter den Erwartungen geblieben waren. Wer weiß...

Holger:
Dann kam es zu der langen Stille. Wann genau seid ihr auseinander gebrochen?

Vittorio:
Ich denke, Anfang 1989.

Holger:
Versuch doch mal die Gründe zu erläutern.

Vittorio:
Die üblichen Sachen innerhalb einer Band. Die Ausrichtung des neuen Materials, das Desinteresse um uns herum. Es gab absolut kein Interesse an ADRAMELCH außer ein paar guter Reviews. Eines davon übrigens im Kerrang!. Wir bekamen vier von fünf möglichen Punkten und sind damit eine der ganz wenigen italienischen Bands, die dort gut abgeschnitten haben.

Holger:
Viele deutsche Magazine versuchten in der Zwischenzeit mit euch Kontakt aufzunehmen. Es gelang hingegen lediglich THAT's METAL unter Zuhilfenahme von Sandro Buti (ital. Schreiber und Undergroundler – der Verf.) Sehr schräg, oder?

Vittorio:
Schräg schon, aber es gab uns ja auch nicht mehr, und auch kein Internet!

Holger:
Habt ihr denn nicht verfolgt, dass ihr immer populärer wurdet?

Vittorio:
Wie schon gesagt, das bemerkten wir erst so um 1995 herum. Aber wir hatten keine Ahnung von den Reaktionen, die uns beim HOA und beim KIT erwarten würden.

Holger:
Das war ja auch legendär! Ganz was anderes: Was dachtest du, als du das erste Mal das blaue Coverartwork der CD gesehen hast? Ich finde, es zerstört die Atmosphäre des schwarz-weißen Originals völlig.

Vittorio:
Es ist einfach scheußlich. Und wir gaben dem Label ein Original, damit sie das bestmögliche Ergebnis erzielen konnten.

Holger:
Ohne Worte. Gibt es denn Pläne, "Irae Melanox" noch mal zu veröffentlichen?

Vittorio:
Unser jetziges Label Underground Symphony haben die Rechte erworben. Es wird also eine Deluxe Edition geben. Und hoffentlich noch im Jahre 2006.

Holger:
Da werden nicht wenige begeistert sein. In der ADRAMELCH-losen Phase hattet ihr ein Projekt namens ZEFIRO. Erzähl doch mal davon.

Vittorio:
Es war der Versuch, etwas die Band zu erneuern. Mit an Bord waren Gianluca, Franco und ich, sowie der Drummer von NOTREDAME, ein Keyboardplayer und eine Sängerin. Es war nicht der erste und blieb auch nicht der letzte Versuch … aber wir mussten bis 2003 warten, um die wahre Reunion zu erleben!

Holger:
Soweit ich weiß, war das auch eher Musical-artig mit Bühnenbild und so, oder?

Vittorio:
Es war eine gute Rockband. Wir hatten italienisch Texte und es war gar nicht soweit von ADRAMELCH entfernt. Wir spielten frühe Versionen von 'Darts Of Wind','Broken History' und 'Beloved Jerusalem'.

Holger:
Gibt es da Aufnahmen von?

Vittorio:
Es existiert ein 4-Track-Demo - vergiss es bitte! Schlechter Sound, wenige Stunden Arbeit, das Ergebnis ist nicht spannend.

Holger:
Kann ich mir kaum vorstellen. Wann kam denn nun der Gedanke, die Band wieder aufleben zu lassen?

Vittorio:
Mitte 2003. Ich bekam ein Tape von Gianluca mit einigen Songs, die ich bereits kannte und einer klaren Anweisung: "Ich werde dafür keine Texte schreiben, ich fühle nicht den richtigen Puls dafür. Mach du das oder die Songs werden weiter schlafen." Und so kam es im Sommer zu dem neuen Konzept und zu ADRAMELCH.

Holger:
Wie war denn das Feeling beim ersten Treffen? Oder hattet ihr alle Kontakt über die Jahre hinweg?

Vittorio:
Wie gesagt, wir standen in Kontakt und versuchten über die Jahre (wenn ich darüber nachdenke, merke ich erst WIE lange das war) immer wieder die Band zu reformieren.

Holger:
Habt ihr denn sofort neues Material geschrieben?

Vittorio:
Nein. Die Entstehung des Albums ist wirklich seltsam. Einige Nummern sind fast 17 Jahre alt und stammen aus der Zeit direkt nach "Irae Melanox", andere sind wesentlich neuer. Wenn du dir überlegst, welcher Zeitraum zwischen den Songs liegt, dass wir in der Zwischenzeit Veränderungen in der Besetzung hatten und dass andere Musiker und auch andere Zeiten einen anderen Ansatz und andere Interpretationen mit sich bringen, ist es erstaunlich, wie groß das ADRAMELCH-Trademark ist.

Holger:
Warum musste es ein Konzept-Album sein?

Vittorio:
Es war ein Bedürfnis! Auf der einen Seite war das der Weg für die Band sich weiter zu entwickeln. Auf der anderen Seite war das ein Thema über das ich schon immer schreiben wollte. Kreuzzüge sind ein sehr typisches episches Thema. Aber die Abhandlungen gefallen mir nie. Kreuzritter werden als Befreier und Retter dargestellt, der Kreuzzug als Mission das Heilige Land zu befreien. Wir wissen alle, dass Geschichte immer vom Gewinner geschrieben wird, aber wenn wir das akzeptieren wie eine unabwendbare Verzerrung der Geschichte, dann trinken wir tausende Liter von Lügen. Die Kreuzzüge sind das dunkle Kapitel der Europäischen Geschichte - Abschlachten und unnütze Gewalt - daher auch der Ritter auf dem Cover. Außerdem soll er die Verbindung zum Heavy Metal darstellen.

Holger:
Themenwechsel: Als ihr die neuen Songs auf dem HOA-Festival gespielt habt, erschienen sie mir auf's erste Ohr etwas hektisch. Auf dem Album kann ich das überhaupt nicht mehr nachvollziehen. Habt ihr die Nummern nochmals überarbeitet?

Vittorio:
Weißt du, es gab Line-Up-Wechsel. Natürlich veränderten sich auch die Songs mit anderen Musikern. Unser Keyboarder verließ uns zwei Wochen vor dem Auftritt und wir mussten Andrea, unseren Aushilfsgitarristen erst einarbeiten. Dabei haben wir auch einige Passagen umarrangiert.

Holger:
Bleiben wir bei dem Konzert. Es gab einige Fans, die etwas enttäuscht von der Songauswahl waren. Sie mussten so lange auf ein Konzertereignis mit euch warten und dann spielt ihr so wenig bekanntes Material. Kannst du sie verstehen und magst du erklären, warum ihr euch für diese Setlist entschieden habt?

Vittorio:
Ich habe vollstes Verständnis dafür. Aber wir waren ja immer noch im Prozess der Wiedergeburt der Band und wir waren so wahnsinnig stolz auf die neuen Songs. Außerdem gab es zwei neue Mitglieder in der Band und selbst für die drei alten war es nicht gerade einfach, Songs zu spielen, die sie seit 15 Jahren nicht mehr gespielt hatten.

Holger:
Verstehe. Habt ihr denn einen starken Druck gespürt, während ihr das neue Material komponiert habt?

Vittorio:
Nein, kann ich nicht sagen. Wir fühlten uns immer frei. Wir wären natürlich traurig gewesen, wenn unsere Fans das neue Material nicht gemocht hätten, aber wir hätten auch nichts daran ändern können. Unsere Musik ist nicht "geplant". Was du hörst, ist was wir mögen. Wir können gar keine Musik schreiben, um andere Geschmäcker zu befriedigen.

Holger:
schon klar. Aber irgendwie erwartete doch jeder etwas ähnlich Geniales wie "Irae Melanox". Es ist aber unmöglich, die Zeit zurück zu drehen. Demnach haben Erwartungshaltungen immer zwei Seiten, denn ohne sie kann man auch nicht enttäuscht werden.

Vittorio:
Da hast du natürlich recht. Wir wussten, dass unsere Fans riesige Erwartungen an uns haben würden und wir haben uns gefragt, was sie wohl zu einem Song wie 'Heap Of Bones' sagen würden. ;) Die Reaktionen waren völlig unerwartet! Es scheint einer der Favoriten zu werden. Du siehst also, Spontaneität zahlt sich aus.

Holger:
Zu welchem Zeitpunkt trat denn Jürgen Hegewald auf den Plan?

Vittorio:
Jürgen ist, so viel ich weiß, der Hauptvertreiber in Deutschland. Er mag unsere Musik schon seit langer Zeit und hat uns über Warlord Records, die den Re-Release von "Irae Melanox" gemacht haben, eingeladen auf dem HOA zu spielen.

Holger:
Gibt es denn nun endlich auch Pläne für eine richtige Tour?

Vittorio:
Nein, noch nicht. Momentan ist es zu früh zu sagen, ob wir Zeit haben werden, mehr als einzelne Gigs zu spielen. Außerdem ist unser Label, das uns großartig bei der Produktion unseres Albums unterstützt hat, klein und nicht involviert in Promotion und Tour.

Holger:
Hast du die Metal-Szene über die Jahre hinweg verfolgt?

Vittorio:
Nicht konstant. Ich habe immer Metal gehört (zusammen mit anderen Sachen wie Jazz, Prog, Klassik und Ethno), aber für eine lange Zeit habe ich aufgehört, mich für neue Bands zu interessieren. Es schien mir, dass nichts wirklich Neues mehr erscheinen würde. Weißt du, ich bin nicht an großartigen Musikern interessiert. Die Musik selbst muss mich fesseln. Du kannst die besten Musiker und den genialsten Sänger in einer Band spielen lassen, solange sie keine tollen Songs komponieren, geht es an mir vorbei. Das ist auch der Grund, warum ich Gianluca für den wahren Helden unserer Band halte!

Holger:
Wie denkst du über die Entwicklung der alten Größen wie QUEENSRYCHE, MERCYFUL FATE und FATES WARNING?

Vittorio:
Ich denke, dass von diesen Dreien FATES WARNING heutzutage die interessantesten Sachen veröffentlichen, obwohl "Tribe" auch nicht schlecht war und Geoff Tate immer noch Geoff Tate ist!

Holger:
Nun ja, das ist sehr freundlich formuliert. Aber lassen wir das. Was hälst du von der heutigen Szene in Italien mit Bands wie RHAPSODY?

Vittorio:
Ich denke, dass sie, wie auch LACUNA COIL, der italienischen Szene sehr viel Aufmerksamkeit eingebracht haben. Für mich ist das zu sehr Hollywood-Metal. Not my cup of tea (wie ein guter Freund aus Deutschland zu sagen pflegt), aber sehr professionell gemacht. LACUNA COIL hingegen finde ich sehr spannend und emotional.

Holger:
Ich nehme mal an, dass ihr nicht von der genialen Musik leben könnt. Was macht ihr also nebenbei? ;)

Vittorio:
Hahaha. Herzlichen Dank. Ich habe einen ganz normalen Job. ADRAMELCH zahlt sich durch Gefühle, Befriedigung und Freundschaft aus, aber leider nicht finanziell. Nur Gianluca kann von seiner Kunst leben. Er ist ein anerkannter Maler.

Holger:
Ihr bewegt euch in einer Szene voller Klischees. Was denkst du über sie?

Vittorio:
Ich mag sie nicht. Das Konzept hinter den Texten von "Broken History" zielt auch etwas darauf ab. Deshalb habe ich auch den edlen Ritter für das Cover gewählt. Ich halte ihn für ein typisches Metal-Ikon und wollte damit dem Klischee die Krone aufsetzen.

Holger:
Gibt es eine spezielle Stimmung, in der eure Musik komponiert wird?

Vittorio:
Da bin ich natürlich der falsche Ansprechpartner. Wie gesagt, nichts ist geplant, alles entsteht ungezwungen und natürlich.

Holger:
Was ist das größte Kompliment, das an dir machen kann?

Vittorio:
Deine Musik ist originell! Deine Stimme ist einzigartig! Es gibt Dutzende von Bands mit cleanen Gitarren und großartigen Sängern da draußen, aber die persönliche Note macht den Unterschied, zumindest für mich.

Holger:
Kannst du dir ein Leben ohne Musik vorstellen?

Vittorio:
Hahaha. Absolut nicht! Was ist das für eine Frage??? Ich verbringe täglich Stunden mit Musik, Singen, Schreiben...

Holger:
Kann es einen guten Song mit schlechten Texten geben?

Vittorio:
Ja, für mich ist das möglich. Aber es ist eine Schande! Ein Song ist eine Chance, sich mitzuteilen. Ein Gefühl auszudrücken, eine Geschichte zu erzählen, eine Emotion zu teilen... Warum diese Möglichkeit mit sinnlosen Worten verschwenden? Nur um einen guten Reim zu haben? Ich könnte so etwas nicht singen.

Holger:
Gab es Angebote von anderen Bands für dich?

Vittorio:
Gab es und ich habe es ja auch angenommen. Ich habe bereits diverse Erfahrungen mit Jazz-Rock- und Prog-Bands gemacht.

Holger:
Wo habt ihr ein größeres Following: in Italien oder in Deutschland?

Vittorio:
Ich würde sagen in Deutschland. In Italien hat sich das Blatt für uns aber etwas gewendet, seit die Presse aus Deutschland und auch aus Griechenland über uns als Kultband berichtet hat. Heute gibt es ein gewisses Interesse an der Band auch in Italien. Obwohl es immer noch sehr schwer für uns ist, in der Umgebung von Mailand Auftritte zu buchen.

Holger:
Was sind denn deine persönlichen Aussichten und was ist für die Band geplant?

Vittorio:
Ich bin mit ADRAMELCH heute völlig zufrieden. Das konnte ich in den 80ern nicht behaupten. Das aktuelle Line-up ist gewillt mit der Band zu wachsen, neue Musik zu komponieren, mit den Klischees zu brechen und sich so weit wie möglich zu entwickeln. Wir sind nicht bloß eine Band, sondern auch Freunde. Sollte ich nach mehr fragen? JA! ;) Ich würde es gerne sehen, wenn die Qualität von "Broken History" – an die ich unbedingt glaube – von den alten und neuen Fans und der Presse anerkannt wird. Außerdem arbeite ich auch noch an einem persönlichen Projekt, das zu diesem Zeitpunkt aber nur 'a dream in the drawer' ist. Etwas völlig anderes als ADRAMELCH.

Holger:
Da darf man ja gespannt sein. Ich denke, wir haben soweit alles durch. Hier nun deine Chance etwas hinzuzufügen.

Vittorio:
Ja, eine Sache ist uns noch wichtig. Also vielen Dank für diese Möglichkeit: Wir möchten gern ein ganz GROSSES DANKE an unsere Fans aussprechen, die uns über die Jahre hinweg gefolgt sind und "Irae Melanox" lieben. Die unsere Auflösung durch gestanden haben und uns die Chance gegeben haben, uns zu reformieren. Und natürlich ein Dankeschön an dich für diese detaillierte Interview.

Holger:
Kein Problem. Ich habe zu danken für deine Zeit und für eure zeitlose Musik.

Redakteur:
Holger Andrae

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