AFTERWORLD: Interview mit Mika Kuokannen
01.01.1970 | 01:00Metal-Kapitol im Dunklen
Nach ihrem sehr positiv aufgenommenen Debut hatten die Finnen ein wenig Pech: Die Power Metal-Truppe sollte auf Tour gehen, aber der Headliner cancelte. Naja, soll passieren. Sänger Mika Kuokannen sieht´s auch nicht weiter tragisch. Ganz in der Hoffnung, mit den neuen Brecher »Connecting Animals« dürfte das alles ein bißchen einfacher laufen. Neben Tourplänen wollen die Jungs auch einen Video-Clip zu einem der neuen Songs an den Start bekommen. Und außerdem ist man superstolz auf den Zweitling. Auch wenn man das bei Finnen nicht immer so ganz merkt, weil sie halt, von einigen Ausnahmen abgesehen, einfach nicht die weltgrößten Plappermäuler sind. Dafür gibt es ja die Bayern. Ein paar Kommentare läßt sich Mika aber doch aus der Nase kitzeln.
„Die Balance aus düsterer Atmosphäre und Power haben wir diesmal besser hinbekommen. Die anfangs gezogenen Vergleiche zu Rage fallen auch nicht mehr so häufig. Anscheinend sind wir auf dem richtigen Weg, unseren eigenen Stil so richtig zu entfalten. Bei den Lyrics waren wir beim ersten Album auch sehr schwermütig und pessimistisch unterwegs. Das habe ich diesmal geändert. Ich hatte einfach die Schnauze voll, nur ständig düstere Texte zu verfassen“, kommen doch gleich recht viele Wörter aus Mika´s Mund. Auch studiumstechnisch sehr an Philosophie interessiert, gibt er in dieser Hinsicht auch einiges zu bedenken: „In der Philosophie wird man zumeist mit Phrasen konfrontiert, denen man keinen einzige Richtigkeit zuschreiben kann. Es gibt nicht diesen einen Weg, solche Sätze und Thesen zu verstehen. Man muß ein Gespür dafür entwickeln und sich seinen eigenen Reim darauf machen. Irgendwie habe ich die Texte diesmal auch so gestaltet. Es stecken sicher eigene Erfahrungen dahinter, doch kann sich im Endeffekt jeder seine eigene kleine Geschichte daraus basteln. Die Lyrics, die mir am meisten bedeuten, sind die zu »Behind Your Eyes«. Dahinter steckt eine Menge von dem, was ich in letzter Zeit so vom Leben abbekommen hab`.“ Aber eigentlich wäre es doch für die Nordlichter vollkommen gerechtfertigt, weiter die Schwarzmaler zu spielen. Die Entschuldigung ‚Bei uns ist das ganze Jahr Winter‘ hat man für depressive Songs und Texte nicht nur einmal gehört. „Das stimmt schon. Bei uns ist einen Monat im Jahr Sommer. Aber das ist mir egal. Erstens sind wir es ja gewöhnt und außerdem liebe ich meine Heimatstadt. Von hier kommen recht viele Metal-Bands, Sentenced zum Beispiel. Für mich ist es sowas wie der Metal-Dreh- und Angelpunkt in Finnland. Aber es wäre auch cool, in Los Angeles zu leben.“ Welch Vergleich. Autsch. Aber mit diesem Satz vernimmt auch mal einen Kickerer von Mika. „Vielleicht können wir ja dort unsere dritte Scheibe produzieren lassen. Aber ich glaube, das könnte dann doch ein wenig teuer werden.“ Nö, bestimmt nicht.
Jetzt aber mal zum Cover-Artwork der neuen Platte: Selbiges ist vielleicht nicht wunderschön, aber man könnte aus den diversen, zusammengeschmolzenen Gesichtern doch sowas wie die Beschreibung eines Kerubim erkennen. So dieses Engerl mit den vier Gesichtern (Stier, Löwe, Mensch und Adler). Dazu kann Mika allerdings nicht viel sagen, außer: „Wir wollten eine ähnliche Cover-Gestaltung wie das letzte Mal und haben auch den gleichen Künstler damit beauftragt. Es ist sein Idee und Umsetzung der Musik und des Titels. Was er mit dem Bild genau ausdrücken wollte, weiß ich auch nicht so ganz. Der Titel »Connecting Animals« soll von unserer Seite aus bedeuten, daß sich die meisten Menschen nicht mehr human sondern wie Tiere in der Gesellschaft verhalten. Die eigene Identität geht oftmals verloren, die Leute sind oder fühlen sich nicht frei genug. Dabei hängt es von jedem selbst ab, was er aus seinem Leben macht. Ich hoffe, daß vielleicht ein paar Fans aus meinen Texten etwas für sich herausholen können, und selbst, wenn es nur eine Person ist, finde ich das toll. Das Gefühl ist hierbei wichtiger als die perfekte Formulierung, finde ich. Wofür soll man Lyrics für Songs schreiben, wenn man nichts mitteilen möchte?“
Eva-Maria Übelhack
- Redakteur:
- Gastautor