ASTRAL DOORS: Interview mit Joachim Nordlund

26.10.2024 | 21:15

Zehn Alben sind es bisher. Ob noch ein elftes dazukommt, dürfte bei dem Titel "The End Of It All" doch fraglich sein. Nichtsdestotrotz oder gerade deshalb sprüht das neue ASTRAL DOORS-Album auch vor Vitalität und Stärke – so wie der Drache auf dem Artwork. Klar, dass uns sehr viele Fragen ob des neuen Melodienbollwerks unter den Fingernägel brennen und wir daher Gitarrist und Gründungsmitglied Joachim Nordlund auf den Zahn fühlten.

Hallo Joachim, wie geht es dir? Wie ist die Stimmung bei ASTRAL DOORS?
Uns geht es gut, danke der Nachfrage. Vor ein paar Tagen hatten wir eine kleine Party hier in Borlänge, um die Veröffentlichung unseres zehnten Albums zu feiern. Es war ein ziemlicher Erfolg, muss ich sagen, der Laden war voll und alle hatten eine tolle Zeit. Wir haben auch ein kurzes Akustik-Set gespielt und das kam sehr gut an.

Fünfeinhalb lange Jahre sind seit "Worshop Or Die" vergangen, aber jetzt seid ihr wieder am Start - endlich! Was hat sich in dieser langen Zeit für ASTRAL DOORS getan? War die Pandemie der einzige Grund, warum es mit neuer Musik etwas länger gedauert hat?
Ich glaube nicht, dass die Pandemie irgendetwas damit zu tun hatte. Wir bekamen ein Angebot, direkt nach der Veröffentlichung für ein paar Shows nach Spanien zu gehen, aber wir wollten es einfach nicht tun. Dann wurde uns klar, dass wir für eine Weile eine Pause einlegen mussten. Ich konnte mein Soloalbum fertigstellen, das 2020 veröffentlicht wurde, Johan hatte sein Projekt FREAKS AND CLOWNS, ich und Johan machten ein Projekt namens DRIVE AT NIGHT mit melodischem Rock, das 2022 veröffentlicht wurde. Patrik hat seine Solosachen am Laufen, also waren wir in den letzten fünf Jahren nicht faul.

Euer zehntes Album steht in den Startlöchern - und der Titel hat mir Angst bereitet. Ich hoffe, das Album bedeutet nicht das Ende von ASTRAL DOORS. Kannst du meine Befürchtungen widerlegen?
Der Titel spiegelt wider, wie die Welt heute ist, man kann ihn als Frage formulieren, wenn man so will. Ich meine, schau dir die Welt von heute an. Wir haben mehrere große Kriege und einen verrückten Führer, der hin und wieder mit Atombomben droht. Wenn das Realität wird, denke ich, dass es das Ende von allem sein wird.

Ist es deiner Meinung nach wirklich so schlimm um Mutter Erde bestellt? Was glaubst du, wie spät es auf der Weltuntergangsuhr ist?
Vielleicht ist es ein wenig übertrieben, um es etwas dramatischer zu machen, aber der Welt geht es im Moment nicht so gut. Jeden Tag liest man in den Nachrichten von Wetterextremen, Krieg und Elend, da fällt es schwer, optimistisch zu sein. Ich glaube wirklich, dass wir die Dinge ändern können, aber wie viel Zeit haben wir?

Gute Frage, vielleicht weiß es der Drache auf dem Cover. Das Artwork des neuen Albums ist jedenfalls fantastisch. Ist das eure Vorstellung vom Ende, dass ein großer Drache auftaucht und die Welt mit seinem Feuerspucken zerstört? Oder wie genau stellt ihr euch das Ende vor?
Es war die Idee des Sängers Patriks mit dem Drachen über der Skyline von New York. Ich denke, man kann ihn als Angriff auf die freie Welt und die Freiheit oder so ähnlich sehen. Nun, wir sind nicht die Leute, die in die Zukunft schauen können, aber warum nicht, vielleicht wird alles so enden?

Musikalisch seid ihr eurem Stil treu geblieben und habt wunderbare Ohrwürmer par excellence am Start. Trotzdem fand ich das vorherige Album etwas düsterer - diesmal sind die Melodien etwas harmonischer geworden. Oder was denkst du, sind die Unterschiede zu "Worship Or Die"?
Ich denke, dass dieses Album ein bisschen düsterer ist, nicht nur wegen der Texte, sondern ich denke, dass es insgesamt ein dunkleres Gefühl hat. Aber es ist schwer für mich, das objektiv zu sehen, aber letztendlich ist es nicht so wichtig, wir sind sehr zufrieden mit dem Album, und ich hoffe wirklich, dass unsere Fans es genauso mögen wie wir. Ich habe eine Menge wirklich guter Kritiken darüber gelesen, also müssen wir etwas richtig gemacht haben.

Für mich bildet ihr immer noch eine sehr gelungene Brücke zwischen modernem, melodischem Power Metal und klassischeren Klängen wie RAINBOW, DIO und BLACK SABBATH. Würdet ihr mir da zustimmen? Welche Bedeutung haben diese Bands aktuell für die Ausrichtung von ASTRAL DOORS?
Wir sind alle in den 80er Jahren aufgewachsen und haben viele Bands aus dieser Zeit gehört, und als wir ASTRAL DOORS gründeten, wollten wir wie eine Mischung aus DIO, BLACK SABBATH, RAINBOW und einem Hauch von ACCEPT klingen. Und es ist ganz natürlich für uns, in diesem Stil zu schreiben, wir haben es sozusagen in unserer DNA. Aber heutzutage höre ich nicht mehr so viel Metal-Musik, für mich ist es eher melodischer Rock. Ich kann kaum eine moderne Metalband außer SABATON nennen, haha! Aber es macht mir wirklich Spaß, Metal zu spielen, das ist sicher.

Worauf genau spielt ihr mit 'A Night In Berlin' an? Was assoziiert ihr mit der deutschen Hauptstadt oder mit Deutschland im allgemeinen?
Nun, das ist eine ziemlich lustige Geschichte. Wir waren in Berlin, um eine Show zu spielen, und spät in der Nacht hatten wir alle Durst auf ein Bier, also machten wir uns auf die Suche nach einer offenen Bar. Ich glaube, wir suchten etwa eine Stunde lang und fanden schließlich einen kleinen Laden, der geöffnet hatte. Wir gingen hinein und tranken ein Bier, aber irgendetwas war seltsam an dem Ort, es waren nur Männer drin und es gab nur eine Toilette mit Herren an der Tür. Unser Keyboarder musste den Barkeeper fragen: "Ist das vielleicht eine Schwulenbar?" Er lächelte und sagte: "Ja, ist es!" Wir haben unser Bier ausgetrunken und sind gegangen, haha! Und Deutschland ist das Land, in dem wir außerhalb Schwedens am meisten gespielt haben, und wir haben eine Menge deutscher Fans, also ist es wohl ein ziemlich wichtiges Land für uns.

'Vikings Rise' ist ein fantastischer, epischer Song, der sofort ins Ohr geht. Vermittelt er euch das Gefühl der Wikingerzeit? Wie identifiziert ihr euch mit dem wilden, ungestümen, aber auch majestätischen Charakter eines Wikingers?
Es ist unser Sänger Patrik, der alle Texte schreibt, und ich denke, es war einfach ein tolles Thema für einen Song. Ich glaube nicht, dass es komplizierter ist als das. Wir hatten eine Menge Wikinger hier in Schweden und sie schienen ein paar gemeine Bastarde zu sein. Ich kann nicht sagen, dass ich mich wie ein Wikinger fühle, aber es sind coole Charaktere, über die man schreiben kann.

Was werden die nächsten Monate für ASTRAL DOORS noch bringen? Gibt es irgendwelche Pläne, das europäische Festland zu erobern? Ich hoffe, wir sehen euch bald live...
Im Moment haben wir noch nichts geplant. Aber ich glaube nicht, dass wir auf Tour gehen werden, aber ein paar Festivals wären schön gewesen, zumindest wenn du mich fragst. Aber wir haben noch nicht so viel darüber gesprochen. Ich denke, wir müssen ein Treffen oder so abhalten, um zu klären, wo wir in dieser Frage stehen.

Schweden ist, wie Finnland, eine Brutstätte für melodischen Power Metal höchster Qualität. Woran liegt das deiner Meinung nach, was genau ist das Geheimnis der schwedischen Heavy-Metal-Bands?
Ich weiß es wirklich nicht, aber ich glaube, wir haben einen Sinn für gute Melodien. Und vielleicht kommt das von unserer Tradition mit unserer Volksmusik, sie hat viele schöne Melodien in sich. Und ich glaube, wir sind ein hart arbeitendes Volk, wir werden immer unser Bestes geben. Schau dir nur die Musikindustrie im allgemeinen an, es gibt so viele talentierte schwedische Songschreiber, die die Charts auf der ganzen Welt anführen.

Ich wünsche euch jedenfalls alles Gute mit "The End Of It All"! Joachim, was möchtest du deinen Fans und unseren POWERMETAL.de-Lesern noch sagen?
Danke für die Einladung, es war mir ein Vergnügen! Ich hoffe euch gefällt unser neues Album und vergesst nicht, Metal zu bleiben!!!


Fotocredits: Band



Redakteur:
Marcel Rapp

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