BALANCE OF POWER: Interview mit Peter Southern

01.01.1970 | 01:00

Wenn ich ehrlich bin, dann muß ich wohl zugeben kein allzu großer Liebhaber von Melodic Metal zu sein. Warum? Vieles klingt einfach nur noch abgedroschen, ist schlicht zu schwülstig oder aber nur schlecht. Gott sei Dank gibt es aber immer wieder Licht am Ende des Tunnels und diesen Funken Hoffnung versprüht derzeit die englisch/amerikanische Combo BALANCE OF POWER mit ihrem vierten Studiolangeisen "Perfect Balance".

Oliver: Peter, wie muß ich den Albumtitel denn verstehen? Haben die Songs auf dem neuen Album die perfekte Balance … zwischen was auch immer … und wie sieht es vergleichsweise mit den Vorgängeralben aus? Fehlt diesen etwas zum ultimativen Gleichgewicht?

Peter: Das neue Album ist kein Konzept- oder Themen-Album in der Art wie es "Book Of Secrets" war. Jeder Song hat seine eigene Message. Eines der Dinge, die wir erreichen wollten war, daß alle Songs live gespielt werden können ohne sich groß von der Studio Version zu unterscheiden. Deshalb haben wir auch auf übermäßiges Overdubbing verzichtet. Die anderen Alben wiederum sind auf ihre eigene spezielle Art im Gleichgewicht. "Book Of Secrets" wurde von dem Buch "The Bible Code" von Michael Drosnin inspiriert, bei dem es um versteckte Bedeutungen und Nachrichten in den Bibel geht. "Ten More Tales" hingegen war mehr wie ein Buch voller Kurzgeschichten, jede davon ein eigenes Kapitel bzw. eine Erzählung.

Oliver: Sind die Reaktionen auf "Perfect Balance" denn bis dato zu eurer Zufriedenheit ausgefallen?

Peter: Die Reaktion bis dato sind sehr positiv. Es gab gute Reviews und das Album wurde jetzt auch weltweit veröffentlicht. Besonders im japanischen BURRN Magazin sind wir sehr gut weggekommen.

Oliver: Dann könnt ihr auch kritikmäßig ja nicht beschweren. Wie gehst du eigentlich mit Kritik um? Wann ist für dich der Bogen kritikmäßig überspannt?

Peter: Kritiken sind ein Teil des Biz. Mit konstruktiver Kritik habe ich persönlich kein Problem. Zudem versuche ich mir immer vor Augen zu halten, daß dies nur die Meinung einer einzelnen Person ist. Manchmal jedoch kotzt es mich an, wenn ich sehe wie ein Magazin wie z. B. das KERRANG, das mit Rock-Musik, die nicht ihren Idealen und Trends entspricht, Bands runtermacht ohne sich überhaupt mit den Songs, der Performance und auch der Produktion zu beschäftigen.

Oliver: Dennis Ward, seines Zeichens Bassist von PINK CREAM 69 hat euer neues Album gemischt und gemastert. Ist das ein Ergebnis der gemeinsamen Tour vom letzten Jahr oder habt ihr euch schon vorher gekannt?

Peter: Eigentlich wurde das Album in Minneapolis in den ORFIN STUDIOS gemischt und gemastert. Wir haben darüber geredet den Mix zusammen mit Dennis in Deutschland zu machen, aber sein Terminkalender hat dies nicht zugelassen. Er hat das U.S.M. PROJECT gemischt, deren Scheibe letztes Jahr veröffentlicht wurde. Dabei handelt es sich um Songs, die von Tony geschrieben wurden und sich vom BALANCE OF POWER Material unterscheiden.

Oliver: Ich hab das Thema Tour zusammen mit PC 69 und AXXIS im letzten Jahr ja schon angesprochen. Erzähl uns doch mal deine persönlichen Eindrücke dieser "Gastspielreise" …

Peter: Die Tour war eine große Erfahrung für uns. Wir kamen mit den anderen Bands prima aus und wir wurden in Anbetracht der Opener-Position gut behandelt. Es gab natürlich einige Einschränkungen wie Spielzeit und Bühnenplatz, aber jeder auf der Tour hat uns geholfen, damit wir jeden Tag eine perfekte Show spielen können. Ich bin ein Fan von PINK CREAM 69 und hatte somit jeden Abend die Möglichkeit die Jungs live zu sehen … they kicked ass every night!
Die Zuschauerreaktionen in ganz Deutschland waren ebenfalls fantastisch, vor allem in Karlsruhe, der Heimatstadt der Pinkies, sowie am letzten Abend der Tour in Trossingen.

Oliver: In der Vergangenheit hat euer ehemaliger Sänger Tony Ritchie vom Mikro an den Bass gewechselt. Warum das? Ist euer neuer Sänger Lance King mit ein Grund warum ihr inzwischen so "perfekt ausbalanciert" seit?

Peter: Lance King ist ein unglaublicher Sänger und es ist zudem sehr einfach mit ihm zu arbeiten. Trotz der logistischen Probleme, die es zwangsläufig gibt, da er in den USA lebt hat er sehr viel fürs Songwriting zu den letzten beiden Scheiben beigetragen. Auf der Tour im letzten Jahr war er einfach unglaublich und ich kann mit Sicherheit behaupten, wir können froh sein ihn gefunden und ihn in der Band zu haben.

Oliver: Musikmäßig kommt ihr sehr positiv rüber. Wie steht's in dieser Hinsicht mit den Lyrics? Worum geht es in euren Texten?

Peter: Unsere Texte vermitteln in jedem Fall positive bzw. aufbauende Inhalte. Ich mag es vor allem, wenn Leute unterschiedliche Dinge aus unseren Texten herauslesen bzw. Bilder in den Köpfen der Zuhörer entstehen. Ich habe auch kein Problem damit, wenn manche Leute meinen spirituelles aus den Lyrics herauszulesen. Tony, der die meisten unserer Texte verfaßt versucht die typischen Rock-Klischee Texte zu umgehen, auch wenn einige Fantasy-Elemente darin enthalten sind.

Oliver: Leider liegen mir keine Lyrics von der aktuellen Scheibe vor, aber vielleicht kannst du mir ja verraten was "Higher Than The Sun" liegt …. dem Opener der aktuellen Scheibe?

Peter: Der Song handelt davon unsere alltägliche Existenz über weltliche Dinge hinaus zu überschreiten. Für mich steht das als Symbol von Euphorie und der Suche nach einer Art Nirvana um so die "Perfect Balance" im Leben zu erreichen.

Oliver: Angenommen auf dem Cover der neuen Scheibe wäre kein nacktes Mädel sonder ein nackter Typ. Würde dies die "perfekte Balance" stören?

Peter: Eigentlich hat die US-Version von "Perfect Balance" ein anderes Cover, ohne die nackte Frau darauf. Die japanische Version wiederum zeigt das Abbild der Frau in einem Spiegel. Das 3-Cover-Konzept kommt von uns, nachdem uns Will Puttnam, der für die Cover verantwortlich ist, soviel gute Ideen unterbreitet hat. Da wir uns schlußendlich nicht entscheiden konnten haben wir uns im Endeffekt für alle Vorschläge entschieden.

Oliver: Im Oktober steht für BALANCE OF POWER eine Tour an. Was kannst du uns darüber erzählen?

Peter: Bis dato stehen einige Dates in Amerika an, unter anderem auf dem PROG-POWER-FESTIVAL in Atlanta mit Acts wie SYPHONY X, KAMELOT und VANDEN PLAS. Zudem warten wir auf die Bestätigung von Shows in Europa, die dann evtl. Anfang 2002 stattfinden werden. Natürlich hoffen wir auch auf dem ein oder anderen Sommer-Festival im nächsten Jahr mit dabei zu sein.

Oliver: Das Interview, das Du gerade beantwortest ist ja für ein Online-Metal-Mag. Welchen Stellenwert nehmen für Dich persönlich Online-Mags verglichen zu "herkömmlichen" gedruckten Magazinen ein?

Peter: Ich denke Online-Mags haben ihre Nische im Business, da sie in der Lage sind spezielle Musik-Märkte abzudecken, auf die der Mainstream nicht eingeht. In keinem Fall aber werden sie die gedruckten Blätter ablösen, vielmehr werden sie neben diesen bestehen und sich auch weiterentwickeln. Zudem haben sie den Vorteil, daß sie überall und zu jeder Zeit gelesen werden können, vorausgesetzt natürlich es besteht ein Web-Zugang, und sie bieten neuen Bands ein Forum in einem überfüllten Markt.

Oliver: Welche 3 Dinge würdest Du nicht mit auf eine einsame Insel nehmen?

Peter: Solltest Du eigentlich "würde mitnehmen" meinen, wäre es eine Gitarre, einen CD-Player plus 'ne Menge Batterien sowie diverse Bücher …. Wahrscheinlich "Lord Of The Rings" und eine Bibel (habe ich eigentlich nicht gemeint ... aber naja, es sei dir verziehen! - Anm. d. Red.).

Oliver: Hättest Du die Möglichkeit einen Tag lang eine andere Person zu sein, in welche Rolle würdest Du gerne schlüpfen und warum?

Peter: Yngwie Malmsteen (allerdings 'ne dünnere Version von ihm) … dann könnte ich endlich so spielen wie ich es gerne würde.

Oliver: Wir waren ja schon vorher bei dem Thema "Online". Wie stehst Du zu MP3-Files, Napster und dem Internet im Allgemeinen?

Peter: Ich habe Napster abgecheckt als es noch am Start war und habe dort auch viele BALANCE OF POWER Songs gefunden. Trotzdem hoffe ich, daß die Leute die Alben gekauft haben und anschließend MP3's davon in Netz gestellt haben, aber sicherlich wurden auch sehr viele davon einfach nur runtergeladen. Ich habe keine Problem damit, wenn man sich ein paar Songs runterzieht um eine Band abzuchecken und sich dann hinterher die Scheiben davon kauft. Keine Frage, das Internet hat viele Vorteile und bietet gerade für Bands wie uns eine große Plattform, vor allem wenn man bedenkt, daß große Major Firmen und auch die Presse besonders hier in England diese Stilrichtung mehr oder minder ignorieren.

Oliver: Peter, thanks fürs Interview. Dir gehören die letzten Worte!

Peter: Ich möchte mich bei allen bedanken, die BALANCE OF POWER unterstützen und sich für uns interessieren. An alle die wir auf Tour getroffen haben "Keep on rockin" … man sieht sich!

Redakteur:
Oliver Kast

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