BROTHER FIRETRIBE: Interview mit Pekka

09.10.2006 | 15:02

Ein 80er-Revival ist ja nicht unbedingt das neuste, und sogar Bands wie THE DARKNESS, die am Anfang erst ganz groß durchstarteten, sind heute schon wieder so gut wie in der Versenkung verschwunden. BROTHER FIRETRIBE kümmert das wenig und machen ihr Ding: Glam Rock mit mehr als nur einer Prise 80er-Nostalgie. Quasi eine Hommage an die wilden Jahre, die auf dem Debüt-Album "False Metal" mit Enthusiasmus in Ton umgesetzt wurde. Warum die Band eigentlich nur ein Spaßprojekt werden sollte und wie es dann doch zu mehr kam, erzählt Sänger Pekka im Interview.

Ricarda:
Ok, vielleicht könntest du zuerst was über deine musikalische Laufbahn erzählen, wann du angefangen hast zu singen und so.

Pekka:
Ok, ich habe bereits mit 12 angefangen zu singen, weil ich seit meinem siebten Lebensjahr total musikverrückt war. Das erste, was mich wirklich beeindrucht hat, war HANOI ROCKS, und besonders Mike Monroe. So hat es für mich angefangen. Und als ich 12 oder 13 war, haben wir ein wenig angefangen, eine Band zu gründen. Wir hatten keine Ahnung, wie man irgendetwas spielt, aber wir wollten die Instrumente haben (lacht). Und dann die erste richtige Band in der ich war, hieß CASHMIR, und unser Keyboarder Tomppa war auch dabei. Das erste Album haben wir in 1997 herausgebraucht. Mit CASHMIR haben wir insgesamt etwa zehn Jahre Musik gemacht.

Ricarda:
Wow, das ist ziemlich lange. Hattet ihr jemals einen Plattenvertrag?

Pekka:
Ja, wir haben ein Album offiziell rausgebracht und ein weiteres aufgenommen, doch das wurde nie veröffentlicht. Wir waren bei einem sehr kleinen Label, und gerade als wir fertig aufgenommen hatten, ist es bankrott gegangen. Das war's dann. Danach ist die Band langsam gestorben, weil einfach nichts mehr passiert ist, und irgendwann sich jeder anderen Projekten widmete.

Ricarda:
Hattest du jemals Gesangsunterricht?

Pekka:
Nein, niemals. Wie gesagt, singe ich seitdem ich 12 bin, also habe ich aus vielen Fehlern gelernt (lacht).

Ricarda:
Spielst du auch ein Instrument?

Pekka:
Ja, ich spiele Gitarre, aber nicht in dieser Band, denn wir haben diesen Typen mit Namen Emppu Vuorinen.

Ricarda:
Ja, der ist ziemlich gut (lacht).

Pekka:
Ja, der ist wirklich ziemlich gut. Wenn er einen guten Tag hat (lacht).

Ricarda:
Wann hast du realisiert, dass Musik wirklich eine Karriere für dich sein könnte? Ich denke mal, es war dann schon ein Kindheitstraum?

Pekka:
Hm, eigentlich war es nie eine Karriere, weil es echt hart ist, von der Musik leben zu können. Du musst ziemlich groß rauskommen, vor allem in Finnland. Oder du musst halt jeden Tag touren, um Geld zu verdienen. Das ist unmöglich, also habe ich noch einen anderen Job.

Ricarda:
Ah, ok. Verrätst du, was du machst?

Pekka:
Es ist in einer Produktionsfirma. Wir machen Radio- und TV-Werbung und so.

Ricarda:
Cool. Wie hast du die anderen Jungs von BROTHER FIRETRIBE gefunden?

Pekka:
Nun, Tomppa kannte ich ja schon von CASHMIR, wir sind zusammen zur Schule gegangen. Jason habe ich in der Armee in 1998 kennengelernt. Und Emppu ist in das Projekt reingestolpert, als er nach Kerava gezogen ist. Ich bin dort aufgewachsen, wohne jetzt aber in Helsinki. Aber alle anderen wohnen noch in Kerava.

Ricarda:
War es hart, einen Plattenvertrag mit BROTHER FIRETRIBE zu bekommen?

Pekka:
Um ehrlich zu sein, nein. Es war so, dass BROTHER FIRETRIBE am Anfang nur eine Entschuldigung dafür war, mit den Jungs rumzuhängen und Bier zu trinken (lacht). Einfach um Spaß zu haben. Dann haben wir irgendwann angefangen, die Lieder zu schreiben und plötzlich haben wir gemerkt "Hey, wir haben ja fast ein Album zusammen." Und dann wollte jemand ein Album mit uns machen, und wir sagten: "Klar, warum nicht." Die meisten Songs auf dem Album enthalten noch Teile der Gesangsaufnahmen von unserem ersten Demo, also von 2001.

Ricarda:
Also habt ihr das Projekt bereits 2001 angefangen?

Pekka:
Ja, genau. Und es war ein Projekt, wir haben keine Band gegründet.

Ricarda:
War es eine Art Plan, dass ihr diesen 80's Glam-Rock spielen würdet oder ist es einfach passiert?

Pekka:
Nein, es kam ganz natürlich. Das war uns allen auch sehr wichtig, dass wir nicht versuchen, es in irgendeine Richtung zu lenken.

Ricarda:
Wie entwickeln sich die Lieder in der Band? Ist es demokratisch oder schreibst du die Lieder?

Pekka:
Ich schreibe die Texte, und der Songwriting-Prozess für "False Metal" war ziemlich schnell. Ich glaube, alle Songs wurden jeweils in 30 Minuten geschrieben (lacht). So ja, es war ziemlich spontan, und ich finde, so sollte es auch sein. Meistens fängt es damit an, dass Tomppa mit einem Keyboard-Riff ankommt. Dann fragt er mich, was ich davon halte, und wenn ich es mag, baue ich die Melodie darum herum. Das ist quasi die Grundstruktur. Und dann kommen die anderen Jungs noch hinzu und machen ihre Sache.

Ricarda:
Vorher nimmst du deine Inspiration für die Texte?

Pekka:
Nun ja, es ist ziemlich klar, dass unsere Texte nicht die philosophischsten sind (lacht). Spaß ist bei dem Projekt wirlich der Schlüsselbegriff. Es soll Spaß machen, da ist keine Ideologie hinter der Band, wir sind keine politische Band oder so. Aber ich nehme Inspiration eigentlich von überall her. Ich bin ein totaler Film-Freak, ein riesiger Musikfan und so sammele ich einfach irgendwelche Sätze, die mir gefallen. Ich versuche meistens, einfach ein paar nett klingende Worte zu finden, diese zu kombinieren und daraus eine Geschichte zu bauen.

Ricarda:
Schreibst du auch Texte in Finnisch?

Pekka:
Nein, das habe ich niemals.

Ricarda:
Kannst du erklären, warum?

Pekka:
Ich weiss es gar nicht so genau. Ich habe nie wirklich finnische Musik gehört. Englisch war für mich einfach irgendwie natürlich, wenn es um Songs geht.

Ricarda:
Ja, das sagen viele. Und ich habe schon mehrmals gehört, dass Finnisch in finnischen Ohren sich recht schnell kitschig anhören kann.

Pekka:
Ja, das stimmt. Du musst wirklich sehr gut sein, um einen Text in finnisch zu schreiben, der sich gut anhört. Ich bin dafür viel zu faul (lacht) und wahrscheinlich auch viel zu ängstlich, um es überhaupt einmal zu versuchen.

Ricarda:
Zu eurer Musik passt Englisch aber wahrscheinlich auch am besten.

Pekka:
Ja, das sehe ich auch so.

Ricarda:
Was für Bands inspirieren dich? Du hast bereits HANOI ROCKS erwähnt, ich sehe, du hast einen Aufnäher von VAN HALEN...

Pekka:
Ja, VAN HALEN sind toll. Da gibt es so viele Bands. Für mich sind VAN HALEN eine der besten. JOURNEY ist auch ein großer Einfluss, Steve Perry ist Gott für mich, was das Singen angeht. Dann auch FOREIGNER, und auf der anderen Seite bin ich auch ein großer Fan von FRANK SINATRA, TOM WAITS und so. NIGHT RANGER und diese ganzen alten 80's Bands. Und ein Schlüssenerlebnis hatte ich, als "Slippery When Wet" 1986 veröffentlicht wurde. Ich weiss noch genau, wie ich die Single 'You Give Love A Bad Name', die vor dem Album herauskam, im Radio hörte. BON JOVI sind toll.

Ricarda:
Ich war mit einer Freundin bei eurem ersten Gig im "On The Rocks"...

Pekka:
Oh, echt? Cool. Hat es euch gefallen?

Ricarda:
Ja, auf alle Fälle. Und wir beide meinten: "Der mag bestimmt SKID ROW und besonders SEBASTIAN BACH!" (lacht). Da lagen wir wohl etwas daneben.

Pekka:
Nein, nein, SKID ROW sind super. Und Sebastian ist einer der besten Hard-Rock-Sänger, die es gibt, finde ich. Also danke für das Kompliment (lacht).

Ricarda:
Ok. Was routiert zur Zeit in deinem CD-Spieler?

Pekka:
Hm, ich habe einen iPod, da sind 60GB Musik drauf, also ist das etwas hart zu beantworten (lacht). Aber im Auto höre ich im Moment das Album von MICHAEL BUBLE, kennst du den? So modernes, Big Band-mäßiges Zeug, echt toll.

Ricarda:
Ja, hab ich von gehört.

Pekka:
Aber ich komme auch immer wieder zu meinen alten Lieblings-Scheiben zurück und zieh mir häufig "Escape" von JOURNEY rein oder so.

Ricarda:
Kannst du ein wenig mehr über die Aufnahmen zu "False Metal" erzählen? Wo ihr aufgenommen habt und wie lange es gedauert hat?

Pekka:
Wie bereits gesagt, gibt es auf dem Album ein paar Elemente, die bereits 2001 aufgenommen wurden. Im Grunde hat das Ganze also fünf Jahre gedauert (lacht), aber wir haben nie wirklich an einem Album gearbeitet, wir haben nur so zum Spaß aufgenommen. Und als wir dann Gelegenheit für das Album bekamen, haben wir die Songs etwas aufpoliert. Wir hatten einen Mixer, von dem du bestimmt schon gehört hast: T.T. Oksala, er ist eine Legende als Produzent. Und er hat das Album gemischt.

Ricarda:
Ja, den Namen muss man hier kennen. Habt ihr das Album in Helsinki aufgenommen?

Pekka:
Ja, und Emppu hat seine Gitarren-Parts in seinem Haus aufgenommen. Er hatte damals ein kleines Home-Studio. Nun gibt es ein größeres Studio, wo er die Sachen für NIGHTWISH aufnimmt.

Ricarda:
Du singst auch noch in einer anderen Band mit dem Namen LEVERAGE. Auch mit denen hast du nun ein Debüt-Album herausgebracht. Was sind die größten Unterschiede für dich zwischen BROTHER FIRETRIBE und LEVERAGE?

Pekka:
Es ist definitiv sehr unterschiedlich, auch wenn beide sehr melodiös sind. LEVERAGE ist viel härter, glaube ich. Es ist gitarrenlastiger, und es sind auch ein paar winzige progressive Elemente zu finden, von denen BROTHER FIRETRIBE nicht die leiseste Idee hat (lacht). BROTHER FIRETRIBE macht die Songs eher in einem Fingerschnipp, und in LEVERAGE schreibt Tuoppi Heikkinen, unser Gitarrist, alle Lieder. Und es ist mehr wie Komponieren, während wir in BROTHER FIRETRIBE drei Akkorde haben und einfach loslegen.

Ricarda:
BROTHER FIRETRIBE ist also spontaner.

Pekka:
Ja, kann man so sagen. Aber ich mag beide Bands sehr gerne.

Ricarda:
Siehst du BROTHER FIRETRIBE noch immer mehr als ein Spaß-Projekt, oder habt Ihr durch den Erfolg jetzt größere Ambitionen bekommen?

Pekka:
Nein, es ein Spaß-Projekt. Wenn der Spaß aufhört, hört das Projekt auf, so sehe ich das. Aber wir haben natürlich im Moment nicht vor aufzuhören. Ich liebe die Jungs und mit ihnen abzuhängen, und egal was passiert, ob wir ein weiteres Album herausbringen oder nicht, wir werden sicher noch zusammen Songs schreiben und Musik machen.

Ricarda:
Aber es ist definitiv möglich, dass ein weiteres Album kommt?

Pekka:
Ja, auf alle Fälle!!! Wir haben bereits fünf neue Lieder.

Ricarda:
Ok, cool. Ihr habt auch ein Video zu eurer Single 'One Single Breath' gedreht und dafür Fans eingeladen. Kannst du ein wenig mehr erzählen?

Pekka:
Es war echt cool. Um ehrlich zu sein, war es das erste Mal, dass wir Jungs alle zusammen auf einer Bühne waren (lacht). Es hat Spaß gemacht. Es kamen zwar nicht so viele Leute, weil BROTHER FIRETRIBE damals noch sehr unbekannt war, aber es war trotzdem eine schöne Erfahrung. Wir haben es an einem Tag im Nosturi in Helsinki gefilmt, und wir hatten ein wenig Pyro und so. Es war ziemlich cool.

Ricarda:
Ja, eine Freundin von mir war da und hat auch erzählt, dass nur wenige Leute da waren. Aber im Video sieht es dann doch ziemlich gut aus.

Pekka:
Ja, ich weiß. Ist alles mit Spiegeln gemacht (lacht).

Ricarda:
Ahh, da liegt der Trick. Was für Reaktionen habt ihr bisher auf das Debütalbum bekommen?

Pekka:
Überwältigende Reaktionen eigentlich. Ich glaube, ich habe nur eine schlechte Kritik gelesen. Ach nein, warte, ich glaube, es waren zwei. Die erste Review war richtig schlecht, der Typ hat überhaupt nicht verstanden, worum es geht (lacht). Aber insgesamt gab es wirklich nur zwei schlechte Reviews, die ich gelesen habe. Aber gut, egal, es ist halt die Meinung einer Person.

Ricarda:
Man kann ja auch nicht von jedem geliebt werden.

Pekka:
Eben. So sollte das auch sein.

Ricarda:
Ich habt kürzlich auch ein paar Konzerte mit W.A.S.P. gespielt. Wie war das?

Pekka:
Das war richtig cool. Ich erinnere mich noch daran, wie mein Kumpel und ich uns daheim reingeschlichen haben, als das Debütalbum von W.A.S.P. in 1984 rauskam. Wir hatten es unter unseren Shirts versteckt, weil wir das Cover so schlimm fanden und nicht wollten, dass unsere Eltern es sehen (lacht). Das Album hat mir damals sehr viel bedeutet und tut es auch heute noch.

Ricarda:
Habt ihr die Band auch getroffen?

Pekka:
Nur kurz. Der Gitarrist und der Bassist waren richtig cool und haben sich auch unser Set angeschaut und so. Aber Mr. Lawless hat nur ganz kurz Hallo gesagt.

Ricarda:
Oh. Aber naja, ich bin trotzdem neidisch. Als ich 8 war, war ich total in Blackie verliebt (lacht).

Pekka:
Echt? Du bist ja komisch! (lacht) Ist aber cool irgendwie.

Ricarda:
Ja, ich weiß auch nicht. Ok, genug davon. Habt ihr auch Pläne für Konzerte außerhalb Finnlands?

Pekka:
Ja, irgendwann bestimmt. Das Album wird in Japan veröffentlicht, ich glaube am 27.Oktober oder so.

Ricarda:
Oh, die Japaner finden euch bestimmt super, die stehen ja auch so auf HANOI ROCKS und diese ganzen Bands.

Pekka:
Ja, vielleicht. Mal sehen.

Ricarda:
Ok, dann die letzte Frage, meine persönliche Lieblingsfrage: Wen wolltest du als Kind heiraten?

Pekka:
(überlegt) Hm, ich glaube, ich wollte nie irgendwen heiraten. Das ist doch eher so 'ne Girlie-Sache.

Ricarda:
Gar nicht!

Pekka:
Doch, auf alle Fälle (lacht)! Ich war ein großer Fan von Marilyn Monroe als ich ein Kind war, aber ich wollte sie nicht heiraten.

Ricarda:
Aber du warst ein wenig verschossen in sie?

Pekka:
Das schon, ja. Definitiv.

Ricarda:
Ok, lass ich auch gelten.

Pekka:
Schön (lacht).

Ricarda:
Das wäre dann auch alles.

Pekka:
Ach, war's das schon?

Ricarda:
Ja, das war's. Vielen Dank für deine Zeit und viel Glück für euer Konzert heute Abend.

Pekka:
Danke für das Interview und die Wünsche, die kann ich gut gebrauchen (lacht). Wir sehen uns dann heute Abend.

Redakteur:
Ricarda Schwoebel

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