BURNING SAVIOURS: Interview mit Mikael Marjanen & Martin Wijkström

21.06.2005 | 18:08

Nachdem mich die junge schwedische Band BURNING SAVIOURS sowohl live beim Doom Shall Rise III, als auch auf ihrem völlig genialen selbstbetitelten Debütalbum hundertprozentig mit ihrem tief im psychedelischen Rock der Siebziger verwurzelten Sound überzeugen konnte, war es natürlich selbstverständlich, Kontakt mit den Jungs aufzunehmen und sie unter anderem darüber auszufragen, wie sie das Doom Shall Rise erlebt haben, und wie sie als neue Band so authentisch nach der ganz alten Schule klingen können. Gitarrist Mikael Marjanen (vorne links) und Schlagzeuger Martin Wijkström (hinten rechts) standen Rede und Antwort.

Rüdiger:
Welche Eindrücke habt ihr vom Doom Shall Rise und eurem Trip nach Süddeutschland mit nach Hause genommen?

Mikael:
Wow, das DSR III war beeindruckend. Deutschland ist ein tolles Land und es war bei euch schon im frühen April Sommer, was auch recht nett war, hehehe... Der Auftritt selbst lief klasse, was für ein Publikum! Überall bangten die Leute ihre Köpfe.

Martin:
Der erste Eindruck, dass es viel besseres und wärmeres Wetter war. Die Reise verlief locker und es war verdammt schön vor so vielen Leuten spielen zu können.

Rüdiger:
Welche der anderen Bands haben euch am besten gefallen?

Mikael:
PLACE OF SKULLS, PALE DIVINE und ISOLE waren super.

Martin:
Ich mochte ISOLE und PLACE OF SKULLS wirklich gerne.

Rüdiger:
Findet ihr auch, dass dieses Festival wunderbar belegt, wie vielfältig die Doomszene heute ist?

Mikael:
Hmm. Um ehrlich zu sein bin ich kein riesiger Doomfan. Ich mag die alten Bands, bevor es zu metallisch wurde. Dennoch gibt es Unmengen an guten Doombands da draußen, wie zum Beispiel ISOLE oder auch CANDLEMASS.

Martin:
Ich höre nicht so viel Doom, aber aus dem Epic-Doom-Bereich mag auch ich ISOLE und CANDLEMASS.

Rüdiger:
Wie fühlte sich der Flug an? Für einige von euch der erste, wie ich gelesen habe.

Mikael:
(lacht) Nun, Andrei und ich sind schon ein paar Mal geflogen. Für Fredrik und Martin war es allerdings das erste Mal. Alles lief großartig, aber Martin war ein wenig sauer, dass das Essen und Trinken im Flugzeug so unheimlich teuer war.

Martin:
Ja, für mich und Fredrik war es der erste Flug. Es war gar nicht so furchterregend, wenn man mal drin war. Der Start war toll, aber oben in der Luft wurde es schnell langweilig. (lacht)

Rüdiger:
Wie alt seid ihr denn eigentlich? Viele der Zuschauer beim DSR meinten, dass ihr verdammt jung ausseht.

Beide:
Oh Gott, schon wieder...

Mikael:
Ich bin 25, Fredrik ist 27, Martin ist 28 und Andrei ist 16. Das Alter hat aber nichts mit dem Stil zu tun, den man spielt. Schau, wir lieben den Heavy Rock der 60er und 70er, also spielen wir den Stil und versuchen, das so authentisch wie möglich zu betreiben, solange die Band existiert.

Rüdiger:
Hattet ihr vor BURNING SAVIOURS irgendwelche Bands, die es Wert wären, erwähnt zu werden?

Mikael:
Nein! (lacht)

Martin:
Ich trommelte in einigen Punkbands. Nichts Berühmtes...

Rüdiger:
Woher kommt euer großes Interesse am 70er-Rock, das in diesem Ausmaß für euer Semester doch eher ungewöhnlich ist?

Mikael:
Ich liebe die Kleider, die Musik und den Lifestyle jener Epoche, bin aber trotzdem ziemlich froh, in der Gegenwart zu leben.

Martin:
Ich mochte Hard Rock, seit ich ca. sieben Jahre alt war. Sowohl 70er als auch 80er, also ist das alles für mich ganz selbstverständlich.

Rüdiger:
Ihr klingt definitiv traditionell. Aber für mich klingt euer Album nicht nach einem erzwungenen Retrotouch wie es bei vielen modernen Bands, besonders Stoner-Rockern, oft der Fall ist, sondern wie eine komplett authentische Band. Ihr klingt nicht als würdet ihr die alte Zeit kopieren, sondern eher so, als wärt ihr eine frische, neue Kapelle aus jener Zeit. Das hat ein echtes Zeitmaschinengefühl. Wie kriegt ihr das auf so einzigartige Weise hin?

Mikael:
Danke! Endlich jemand, der uns versteht. Wir sind in Wirklichkeit Zeitreisende aus den Siebzigern, die mal schauen wollen, was heute so geht. Nein, im Ernst, wir mögen analoge Sounds, die einen authentischeren Klang und einfach mehr Seele haben als die heutigen Produktionen. Wir arbeiten sehr hart daran, sowohl live als auch im Studio nach den Siebzigern zu klingen.

Martin:
Danke, Mann! Andrei und Mikael gehen oft den ersten Schritt bei der Erschaffung eines Liedes. Dann bringen sie es mit in den Proberaum und Fredrik und ich bringen unsere Seele mit ein. Und dann zaubern wir eben...

Rüdiger:
Ihr habt schon öfters Roky Erickson als einen eurer Haupteinflüsse genannt. Vielen Metalheads dürfte er eher unbekannt sein. Wie wär's mit einer kleinen Einführung in sein Schaffen?

Mikael:
Roky Erickson war der Leadsänger einer der ersten psychedelischen Rockbands der Welt namens 13TH FLOOR ELEVATORS. Später begann Roky solo mit einer Begleitband namens THE ALIENS zu arbeiten. ROKY ERICKSON AND THE ALIENS waren eine Rockband mit Texten über Geister, Zombies und Vampire. Vielleicht kennst du 'Night Of The Vampire'. Das Lied ist von Roky Erickson.

Rüdiger:
Ja, das Stück ist bekannt, vor allem von dem Cover, das ENTOMBED gemacht haben. Die Labelinfo vergleicht Andreis Gesang mit einer Mischung aus Bobby Liebling (PENTAGRAM) und Zeeb Parkes (WITCHFINDER GENERAL), die beide wahre Ikonen der Doomszene sind. Freut sich Andrei über den Vergleich?

Mikael:
Andrei ist gerade auf einem großen Festival hier in Schweden und kann dazu jetzt leider nichts sagen. Er hat eine beeindruckende Stimme und ich glaube schon, dass er sich über den Vergleich freut. Ich weiß, dass er PENTAGRAM liebt, und WITCHFINDER ist auch eine coole Band.

Rüdiger:
Was haltet ihr von der neuen PENTAGRAM, nun nachdem Joe Hasselvander nicht mehr dabei ist?

Mikael:
Bäh, ich mochte das letzte Album nicht. Sehr langweilig anzuhören. :(

Rüdiger:
Die Show von Victor Griffins PLACE OF SKULLS in Göppingen hat dir aber gut gefallen, wie du bereits angedeutet hast.

Mikael:
Der Auftritt von PLACE OF SKULLS in Göppingen war absolut unglaublich!

Rüdiger:
Was habt ihr sonst noch so für Einflüsse? Ein wenig JETHRO TULL schimmert bei 'Spread Your Wings' und 'Trees And Stone' durch, richtig?

Mikael und Martin:
Wenn wir unsere Songs schreiben, sagen wir nicht, dass dieses nach JETHRO klingen sollte. Wir machen einfach die Lieder und nachher kann man wahrscheinlich ein wenig JETHRO und PENTAGRAM raushören, aber beabsichtigt ist das nicht.

Rüdiger:
Manchmal meinen meine wirren Sinne auch ein wenig RUSH aufzuschnappen. Wahnvorstellungen oder sind da wirklich Spuren der Kanadier vorhanden?

Mikael:
Wer sind denn RUSH? (lacht) Ich habe immer nur alte Männer mit langen Haaren und einer kahlen Stelle vor Augen, die RUSH-Shirts tragen. Das ist alles, was ich über RUSH weiß. :)

Martin:
Natürlich habe ich RUSH gehört, und ich kann deine Gedanken auch nachvollziehen ;), aber ein direkter Einfluss sind sie nicht.

Rüdiger:
Wie habt ihr euch über die Demophase seit Februar 2004 hin zu eurem Debütalbum entwickelt?

Mikael:
Die ersten zwei Demos sind Müll, und das dritte ist mehr wie das Album. Die Entwicklung ist enorm, wenn man das mit dem alten Zeug vergleicht.

Martin:
Die drei Demos waren Entwicklungsstadien, um herauszufinden, wie wir klingen wollen. Als wir das dritte aufgenommen hatten, waren wir langsam zufrieden.

Rüdiger:
Ist auf das Album auch was vom Demomaterial gekommen, oder sind das alles ganz neue Stücke?

Mikael und Martin:
Alles neu, keine Demostücke auf dem Album.

Rüdiger:
Sind die Demos noch erhältlich, oder sollen sie ggf. neu aufgelegt werden?

Mikael:
Nur das letzte Demo.

Martin:
Erhältlich sind sie momentan nicht, aber man kann nie wissen. Vielleicht gibt's mal irgendwann eine Zusammenstellung. :)

Rüdiger:
Pläne für die Zukunft?

Mikael:
Wir würden wirklich gerne touren, aber wir tun uns schwer, jemanden zu finden, der das für uns klarmacht. Die Arbeit am nächsten Album hat bereits begonnen.

Martin:
Liveauftritte sind nicht geplant, aber wir haben schon damit angefangen, das Material für das kommende Album zu schreiben. Das wird wirklich groovy, so wie sich das bisher anhört.

Rüdiger:
Gebt uns Metallern noch ein wenig Nachhilfe in Sachen Psychedelic Rock! Welche Bands und Alben der 60er und 70er sind absolut Pflicht?

Mikael:
BLUE CHEER, 13TH FLOOR ELEVATORS "Bull In The Woods", JETHRO TULL "Aqualung", alles von THREE MAN ARMY, NOVEMBER "Första November", MC5 etc.

Rüdiger:
So, das war's! Vielen Dank, dass ihr euch Zeit für uns genommen habt. Wollt ihr noch was loswerden?

Mikael:
Haltet die Flamme des 70er Heavy Rock am Brennen! Und kauft unser Album... und ein T-Shirt! :)

Martin:
Haltet Ausschau! Wir werden euch mit RIESIGEN Schritten einholen!

Redakteur:
Rüdiger Stehle

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