BURNING WITCHES: Interview mit Larissa Ernst und Jeanine Grob
21.06.2021 | 13:23Die Band BURNING WITCHES hat den Turbo eingeschaltet. Kaum ist das letzte Album "Dance With The Devil" verklungen, steht schon der Nachfolger "The Witch Of The North" bereit. Wir wagten uns mal hinaus ans Feuer und sprachen mit den beiden Hexen... pardon, Musikerinnen Larissa Ernst (Gitarre) und Jeanine Grob (Bass).
Hallo ihr Zwei. "The Witch Of The North" heißt das neue Album. Was ist die Geschichte dahinter? Die Schweiz ist ja nicht das typische nordische Land...
Jeanine: Eigentlich war zunächst der Albumtitel da, ein Konzept als solches hatten wir vorher nicht.
Larissa: Unsere Sängerin Laura hat sich dann intensiv mit dem Thema beschäftigt, das ist genau ihr Ding. Sie hat viele Bücher und Gedichte gelesen und daraufhin die Texte geschrieben.
Das Album ist abwechslungsreich und dennoch so strukturiert, dass der old-school-Metaller das bekommt, was er möchte. Einfache Songs, die auf den Punkt komponiert sind. Habt ihr euch vorher Gedanken gemacht, dass das Album exakt so klingen muss oder sind die Ideen nach und nach eingeflossen?
Jeanine: Eigentlich ist alles Stück für Stück entstanden. Romana und Lala liefern mit der Gitarre und den Drums das Grundgerüst, bevor der Bass und die zweite Gitarre dann hinzukommen. Wir nehmen das dann auf und senden es Laura zu, die daheim in ihrem Studio ihre Gesangsideen draufsingt. Das ist die Art und Weise, wie unsere Songs entstehen.
Eines der Highlights ist für mich 'Lady Of The Woods'. Das ist die Sorte Songs, die ich persönlich sehr mag. Lieder, die sich zum Ende hin episch aufbauen.
Jeanine: Das Tolle an diesem Song ist, dass der Vater von Romana einen Part einsingt. Er ist Opernsänger und es war immer Romanas Traum, einmal einen Song gemeinsam mit ihrem Vater singen zu können.
Etwas aus der Reihe tanzt 'Thrall', wie ich finde. Ein sehr sperriger und schwer zugänglicher Track. Worum geht es bei dem Song?
Larissa: Laura hat mal recherchiert, ob es in der nordischen Mythologie so etwas wie Sklaven gab. Genau das hat sie dann in diese Geschichte eingebunden. Es geht in dem Song also darum, wie Sklaven versuchen, sich aus der Gefangenschaft zu befreien.
Beim Opener und Titeltrack kommt ein wenig AMON AMARTH durch. Kann man das so sagen?
Jeanine: Ja, es ist ein wenig AMON AMARTH drin. Aber man hört eben auch IRON MAIDEN und JUDAS PRIEST. Das ist die Musik, die wir nun mal gern hören, insofern sind das schon unsere Vorbilder.
Wer hat das Album produziert? Und ist die Produktion so vonstatten gegangen, wie ihr euch das vorgestellt habt? In Zeiten der Pandemie dürfte auch das bestimmt etwas schwierig gewesen sein.
Jeanine: Doch, es war für uns eigentlich kein Problem, das Album aufzunehmen. Wir sind zum Pulver’s Little Creek Studio gefahren, dort wurde bisher jedes unserer Alben aufgenommen. Unser Freund Schmier (DESTRUCTION) war auch stets dabei. Normalerweise sind wir alle gemeinsam im Studio, das war aber dieses Mal leider nicht möglich. Daher mussten wir alle nacheinander ins Studio und unsere Sachen einzeln aufnehmen. Da die Corona-Beschränkungen zu der Zeit noch nicht ganz so streng waren, konnte auch Laura aus den Niederlanden zu uns in die Schweiz kommen.
Ein paar Worte zum Albumcover. Es ist ziemlich farbenfroh ausgefallen. Ist es generell so, dass das Albumartwork im Heavy Metal heutzutage wieder bunt und lebendig ausfallen darf? Sind grafisch anspruchsvoll gestaltete Albumcover überhaupt wichtig in Zeiten von Spotify und Co., wo die Leute sich wahrscheinlich eher nicht für ein kunstvolles Cover interessieren?
Larissa: Nun, wir sind selbst alle Riesenfans von CDs und Schallplatten und lieben es einfach, ein Cover oder Booklet mit tollen Bildern in der Hand zu halten. Wir sind unheimlich stolz darauf, dass wir Claudio Bergamin für die Gestaltung unseres Artworks gewinnen konnten.
Jeanine: Es ist aber schon so, dass viele unserer Fans noch richtige CDs kaufen. Und wenn du ein besonderes Cover hast, was aus der Masse heraussticht, dann werden die Leute doch schon eher darauf aufmerksam.
Eine Frage mal konkret an Larissa. Du bist ja erst kürzlich zur Band gekommen. Die Umstände sind ja durch die Einschränkungen bezüglich der Corona-Pandemie alles andere als optimal. Konntest du dich trotzdem gut in die Band einfügen, auch was zum Beispiel das Songwriting angeht?
Larissa: Es war sehr gut, dass wir zuvor noch eine Mini-Tour mit DESTRUCTION zusammen machen konnten. Insofern konnte ich immerhin fünf Shows zusammen mit meinen neuen Girls spielen. Das war super und ich kann es eigentlich gar nicht abwarten, wieder loszulegen, sobald Live-Shows wieder möglich sind. Es ist auf der einen Seite natürlich schade, dass da momentan nichts geht. Auf der anderen Seite hatten wir umso mehr Zeit, das Album zu produzieren und uns auch menschlich besser kennenzulernen. Das Gute an dieser Band ist zudem, dass wir alle (außer Laura) aus demselben Ort kommen und ziemlich dicht zusammen wohnen. Sofern es Corona-bedingt möglich ist, machen wir auch sonst viele Dinge gemeinsam, auch außerhalb der Musik. Essen und Trinken gehen, shoppen und so weiter eben.
Eure musikalischen Wurzeln sind ja definitiv die 80er Jahre. Glaubt ihr, dass dieser klassische Heavy Metal wieder die jungen Leute erreicht, quasi die neue Generation des Metals?
Larissa: Wir haben ja selber diese Zeit gar nicht persönlich miterlebt, sind aber trotzdem Riesenfans dieser Ära des Heavy Metal. Es ist ja der Ursprung dieser Musik, damals hat alles angefangen.
Jeanine: Es gibt viele Eltern, die auf unsere Konzerte kommen und ihre Kids mitnehmen. Ich denke, auch durch die Eltern, die das damals miterlebt haben, kommen die Jüngeren jetzt zu dieser Musik. Ich denke schon, dass die jungen Leute diese Musik auch in Zukunft hören werden.
Letzte Frage: Ist eurer Meinung nach der Heavy Metal in der Mitte der Gesellschaft angekommen? Wie kommt man als junger Mensch heutzutage dazu, in einer Heavy-Metal-Band zu spielen?
Jeanine: Es begann eigentlich damit, dass Romana irgendwann mit Gitarrenunterricht angefangen hat und in einigen anderen Bands erste Erfahrungen sammeln konnte. Lala spielt auch schon lange Schlagzeug und hatte bereits einige Bands auf den Philippinen. Ich bin eigentlich so etwas wie der Neuling. Ich habe irgendwann auf einer Party Romana kennengelernt und bin eigentlich aus Spaß zu ihr in die Musikschule zum Gitarrenunterricht mitgekommen. Irgendwann drückte sie mir den Bass in die Hand und hat mich gefragt, wie ich damit klarkomme. Es gefiel mir tatsächlich besser als die Gitarre. Sie wollte dann unbedingt eine reine Frauenband gründen und hat mich gefragt, ob ich dabei sein möchte, so bin ich in die Band reingerutscht. Romana ist so etwas wie der Spaßfaktor. Sie hat die Band nicht gegründet, um berühmt zu werden oder so etwas. Sie möchte einfach Spaß an der Sache haben und schauen, wie eine Band, die nur aus Frauen besteht, funktioniert. Für mich war das super. Ich konnte mit meiner besten Freundin zusammen auf der Bühne stehen und headbangen. Habe nie gedacht, dass sich das soweit mit der Band entwickeln würde. Wie war das bei dir, Larissa?
Larissa: Lustige Geschichte. Ich war ja schon mit Romana im selben Kinderchor. Über die Jahre haben wir uns dann etwas aus den Augen verloren, wie das immer so ist. Jetzt haben wir uns wiedergefunden. Auch deshalb, weil wir beide dieselbe musikalische Entwicklung in den Jugendjahren durchgemacht haben - nämlich die Liebe zum Heavy Metal und zu E-Gitarren entdeckt.
- Redakteur:
- Frank Wilkens