CATBREATH: Interview mit Phil und Tank

04.02.2025 | 19:47

In Sachen Thrash aus deutschen Landen ist die Band CATBREATH eines der ganz heißen Eisen. Geschuldet der Tatsache, dass wir hier neben sensationell mitreißendem Thrash auch noch Texte serviert bekommen, bei denen man gerne zustimmend mit dem Kopf nickt, läuft "Slice 'Em All" hier während der letzten Monate relativ regelmäßig. Abnutzungserscheinungen sind bisher nicht auszumachen.

Mit "Slice 'Em All" hat es ein Album in meine Perlen-Liste des gerade ausgelaufenen Jahres geschafft, welches mich wirklich komplett begeistern kann. Dazu addiert sich dann noch eine absolut sensationelle Liveumsetzung, als die Band zusammen mit PHANTOM CORPORATION, KNIFE und FATAL COLLAPSE im Bambi alles in Schutt und Asche gelegt hat. Die Rede ist von CATBREATH, einer norddeutschen Thrash-Kapelle mir Philipp Wolter am Mikrophon. Diesen liebenswerten Maniac kennt jeder, der sich ein bisschen länger in der Stromgitarren-Szene aufhält, ist er doch unter anderem auch verantwortlich für unterhaltsamstes Frontacting bei VLADIMIR HARKONNEN. Die Mitstreiter an den Saiten sind noch bei ASH RETURN und da man in der Pandemie-Phase etwas Zeit hatte, ist eben CATBREATH entstanden. Eine Band, die als Sprachrohr der nazi-hassenden Katze Fred Freddie dient. Ein sehr cooles Konzept, welches von ebenso cooler Musik unterlegt ist. Da blieb mir wenig anderes übrig, als mit Philipp und Bassist Tank, dessen Name bei mir zehn weitere Bonuspunkte erzeugt, einen kleinen Plausch zu halten. Lest selbst, was die Katzen-Thrasher zu erzählen haben:

Erstmal natürlich herzlichen Glückwunsch zu "Slice 'Em All". Läuft hier rauf und runter. Wobei ich sagen muss, ohne die Beteiligung von Phil hätte ich da wahrscheinlich vorurteilsbehaftet gar nicht reingehört, weil ich auf "Fun-Projekte" in der Regel nicht stehe. Weil Metal und lustig geht halt nicht. Jetzt finde ich dieses Gesamtkonzept aber ganz großartig! Wer kam denn auf die Idee mit den Katzen?

Tank: Besten Dank! Das geht gut runter. Das Grundkonzept ist auf meinem Mist gewachsen. Ich bin wohl der "Diehard-Katzennerd" bei uns. Ich habe zu Beginn der Corona-Pandemie mal ein Cartoon-Bild mit einer Bulldogge gesehen, die eine tote Ratte hochhält. Erster Gedanke war, das müsste doch eigentlich ein abgefuckter Kater sein. Das Bild hat sich dann gedanklich im Hinterkopf eingebrannt.

Philipp: Danke, das freut mich! Ich kann das auch nachvollziehen, dass zu alberne Sachen abtörnen.

Eigentlich sollte man ja vorn beginnen. Wie ist diese ganze Idee überhaupt entstanden. Ist ja nicht so als hättet ihr musikalische Langeweile…

Tank: Corona sei Dank! Exakt, musikalische Langeweile gibt es bei uns in der Regel eigentlich überhaupt nicht. Die Pandemie hat dann ja so ziemlich alles auf links gekrempelt. Im Normalfall kommt man ja gerne mit irgendwelchen Gedankengängen wie "...sowas müssten wir auch noch mal machen..." um die Ecke, die dann normalerweise aus Zeitmangel nie realisiert werden. Gefühlt gab es dann während der Pandemie Zeit im Überfluss. Timo (dr.), Kniffel (gt.) & ich haben uns während der Pandemie alle zwei Wochen getroffen und Musik gemacht. Da kam dann ganz viel Verschiedenes bei raus. Ich glaube, keiner von uns war je produktiver, als in der Zeit.

Ich vergleiche das gern mal mit SOD. Darf ich das?

Tank: Absolut!

Philipp: Yeah!

Der sozialkritische/politische Einfluss darf natürlich nicht fehlen. War das von Beginn an klar?

Tank: Ja, dass es sich bei Fat Freddys bevorzugten Opfern um Naziratten handelt, war von Anfang an gesetzt. Als wir angefangen haben über Gesang nachzudenken und wer da als Sänger infrage kommen würde, kamen wir recht schnell auf Philipp. Auf der einen Seite sollte das Ganze etwas Humor haben und nicht stocksteif/bierernst sein, auf der anderen Seite sollte es natürlich auch keinen Zweifel an einer antifaschistischen Grundausrichtung geben. Philipp war witzigerweise der Erste und Einzige, den wir gefragt haben. Am Anfang hatte ich allerdings ehrlich gesagt schon noch Zweifel, ob die ganze Nummer nicht vielleicht doch zu bekloppt ist.

Philipp: Timo, Kniffel und Tank haben damit natürlich bei mir offene Türen eingerannt. Diese Balance aus ernsthaften oder hintergründigen Themen und einer bekloppten Präsentation ist voll mein Ding. So etwas fand ich schon in den Achtzigern bei Bands wie ANTHRAX super.

Ich finde so etwas ja gut, aber es gibt natürlich ausreichend Stimmen, die Musik eskapistisch betrachten und von daher entweder auf Text nicht achten oder so etwas ablehnen. Meinungen dazu?

Philipp: Das muss natürlich jede:r selbst wissen, aber ich persönlich finde es schade, wenn Leute sich eine gesamte Ebene der geliebten Musik entgehen lassen. Es ist auch etwas widersprüchlich: Auf der einen Seite wird Heavy Metal kultisch verehrt, auf der anderen sollen dann die Texte egal sein?

Tank: Jeder wie er mag. Von Amerikanern hört man das ja oft, dass dort gerne nicht auf Texte geachtet wird. Gut, als Deutscher kann ich da vielleicht auch gut drüber weg hören, wenn ich möchte, aber wenn die Songs in Muttersprache sind, stell ich mir das sehr schwierig vor. Für mich persönlich müssen es nicht zwingend besonders anspruchsvolle Texte sein (by the way, das schreibt der Verfasser von 'Blood, Spill, Claw, Kill'), aber wenn ich da Sachen lese, mit denen ich nicht klar komme, kann ich das Ganze nicht mehr ernst nehmen. 'Pleasure Slave' z. B. - unterirdisch! Ich höre zwar schon noch MANOWAR, aber schon mit anderen Augen.

Gerade in der heutigen Zeit finde ich es wichtig auch Mal klar Stellung zu beziehen. Habt ihr darauf Reaktionen geerntet?

Tank: Nur positives Feedback bislang. Es gab zwei Reviews, denen das zu lustig war, aber sonst nur positive Resonanzen.

Philipp: Da gebe ich dir vollständig Recht. In den letzten zwanzig, ja zehn Jahren haben sich die diesbezüglichen Parameter noch mal verschoben. Wer hätte sich einen populären Musiker wie Jon Schaffer beim Angriff auf eine demokratische Einrichtung vorstellen können? Und im Black Metal konnten wir ja gut beobachten, wozu eine undifferenzierte Haltung und eine fehlende Abgrenzung nach rechts führen können.

Manchmal bin ich allerdings auch froh, nicht in die Köpfe von Musikern schauen zu können, denn mir fällt es manchmal schwer die Musik noch unvoreingenommen genießen zu können, wenn der Musiker dahinter wahlweise im Interview mit mir oder sonstwo in der Öffentlich herumschwurbelt oder sonstwie negativ auffällt. Geht euch das auch so?

Tank: Wenn da eine Grenze überschritten wurde, kann ich persönlich nur noch schwer die Musik vom Künstler trennen. Teilweise ist das dann für mich auch versaut, bzw. höre ich Scheiben, die ich mal abgefeiert habe, kaum noch bis gar nicht mehr. Geht aber auch andersrum. CARNIVORE z.B., da war ich Diehard-Fan der ersten Scheibe. Als die zweite Scheibe dann rauskam, gingen Sachen wie "Don’t call me your brother..." natürlich gar nicht. Damals als 15-Jähriger mit Schulenglisch-Kenntnissen hat man das natürlich auch nur eins zu eins übersetzt und das war dann die ganze Wahrheit. Heute sehe ich das schon etwas differenzierter.

Philipp: Gutes Beispiel. Mit Pete Steeles Provokationen habe ich lange gehadert. Heute kann ich die Musik richtig genießen und sehe speziell diesen Menschen als Opfer verschiedenster Süchte und Veranlagungen. Hilft vielleicht auch, dass man Jahre nach seinem Tod milder auf ihn blickt. Aber bei Jon Schaffer oder Phil Anselmo fällt mir das schwer. Ich hab die alten Platten hier noch stehen, aber seit den jeweiligen Vorfällen nicht mehr angerührt.   

Was ist für euch einfacher: Ein toller Text in einem "schlechten" Song oder ein schlimmer Text in tolle Musik gebettet? Das heißt: Gibt es Bands/Interpreten, die ihr vorwiegend wegen der textlichen Inhalte toll findet?

Tank: Das Leben ist zu kurz für schlechte Songs. Idealerweise pusht ein guter Text den Song noch nach vorn. Aber ich würde jetzt keine Songs hören, die mich musikalisch nicht anmachen, nur weil der Text geil ist. Irgendwer hat früher (90er) mal gesagt: "CRASS hört man nicht, CRASS liest man", haha.

Philipp: Haha, geile Frage! Ich stimme letztlich zu, dass ich mir nichts anhören könnte, was ich musikalisch schlimm, aber textlich gut fände. Es soll ja mittlerweile viele gelungene Texte im Hip Hop / Rap geben, aber da finde ich null Anschluss. Mir fällt aber gerade ein Beispiel ein: Ich finde einige Texte und Titel von TOCOTRONIC ziemlich geil und bin tatsächlich mal hingegangen, als sie bei mir auf der Ecke gespielt haben.   

Ihr seid ja auch live mächtig aktiv. Wie sind da eure bisherigen Erfahrungen?

Philipp: Richtig geil! Das hat gleich beim ersten Gig geknallt. Irgendwas funktioniert da einfach richtig gut. Wir waren vor der Platte gespannt, ob die Katzenthematik noch ohne Visualisierung verstanden wird, und das haute auch sofort hin. Ich laber natürlich auch gern auf der Bühne und versuche das ein wenig mit Leben zu füllen, haha! Mir macht das richtig Spaß, und ich kann jetzt ALICE COOPER besser verstehen, wenn er von einem Bühnen-Alter-Ego spricht.  

Tank: Ja, wir sind ziemlich von den Socken, wie gut das ankommt. Gleich die ersten beiden Shows beim "Mosh im Mai" und "Wilwarin" waren schon super! Die Show als EXODUS-Support war dann schon ein fettes Highlight. Als Opener erwartet man da ja erstmal nichts. Die Shows mit KNIFE und PHANTOM CORPORATION in Essen, Hamburg & Osnabrück waren auch richtig fett. Auf jeden Fall freuen wir uns schon auf die nächsten Festival in 2025 (H.O.A. anyone?).

Wenn ich mir eure anderen Bands anschaue, bin ich schon leicht verwundert, wie positiv die Reaktionen auf diese Scheibe sind. Wie geht es euch damit?

Tank: Hahaha, du meinst, weil wir sonst nur Schrott produzieren? :-)
Ich glaube, die Leute merken schon, dass die Wurzeln da sind. Die Reaktionen hauen uns schon aus den Socken. Ich sehe uns aber eigentlich erst am Anfang.

Philipp: Ja, ich glaube, dass MIOZÄN, BONEHOUSE und VLADIMIR HARKONNEN vielleicht im Metal noch nicht so wahrgenommen wurden. Obwohl da immer viel (Thrash) Metal drin war bzw. ist, fand das eher im Hardcore/Punk-Underground statt. Von daher ist es neu für uns, dass jetzt auch Interviews im DEAF FOREVER, LEGACY und POWERMETAL.DE sind. Ich finde das natürlich super.

Wie sieht denn die Zukunft für CATBREATH aus?

Tank: Blutig, hahaha! Fat Freddy hat auf jeden Fall noch einiges vor. Die ersten Shows für 2025 sind gebucht und die ersten Riffs für die zweite Scheibe laufen uns auch gerade zu.

Philipp: Ich sehe da noch ganz viele Möglichkeiten. Im Vordergrund stehen natürlich Konzerte und die nächste Platte. Aber wir überlegen schon, ob wir Fat Freddy nicht irgendwann auf die Bühne holen könnten. Wäre das zu albern? Auf der anderen Seite: Wer findet Eddie albern? Und Fat Freddy könnte natürlich auch herrlich in Comicform auftauchen oder in einem Rattennazi-Splatter-Video!

Und als Coverversion 'Thommy The Cat' von PRIMUS covern? (Viel Spaß an den Bassisten!)

Tank: Tja! Den Song kenn ich nicht, aber aus dem Stehgreif würde ich mal behaupten, dass meine technischen Fähigkeiten dafür absolut nicht ausreichen.

Philipp: Geiler Song! Ich bin Fan und habe PRIMUS mehrfach live gesehen.

Große Bühnenshow mit Katzenvideos oder gar einem walking act im Katzenkostüm?

Tank: Hier gilt das alte Swinger-Club-Motto: "Alles kann, nix muss"!

Ihr habt als Support von EXODUS gespielt. Erzählt doch mal!

Philipp: Das hat jegliche Erwartungen übertroffen. Es war ein total heißer Tag und es hätte gut sein können, dass bei der Vorgruppe viele Leute draußen abhängen. Es war aber knüppelvoll und auch die Leute von dem Venue waren begeistert und meinten, dass alle drin waren und Bock hatten! Du musst dir das vorstellen: Wir gehen auf die Bühne, die Leuten stehen bis zur Absperrung, wir spielen unsere ersten Riffs und die Fäuste gehen im Takt mit. Das war der Hammer! Danach mussten wir zu viert am Merch regelrecht kämpfen und schwitzten einfach weiter. Der EXODUS-Abriss war dann auch phänomenal. Tank und ich sahen EXODUS ja schon 1985 in der Markthalle, entsprechend emotional war das.

Tank: Ja, einfach Killer! EXODUS mit VENOM & ATOMKRAFT war mein zweites Konzert in der Martkhalle als Kiddie. Es gibt nur ganz wenige Bands, die mich so geprägt haben. Dann für mich ja noch "Survivor-Treffen" mit Tom Hunting. Das war wirklich sehr emotional.  

Ihr wart auf Tour mit PHANTOM CORPORATION und KNIFE. Ziemlich geiles Paket. Wie lief das für euch?

Philipp: Perfektes Paket! Da war auch einfach nicht ein Arsch dabei. Ich muss besonders Leif [Sänger von PHANTOM CORPORATION - der Verf.] echt loben, wie der immer mit Ruhe und Übersicht alles im Blick hatte. Auch da waren die Reaktionen durchweg herrlich. In Essen stand ein Typ mitten im Mob und hat vermeintlich etwas in ein Buch "geschrieben". Ich dachte zuerst, der ist vielleicht von einem Fanzine und macht sich Notizen. Doch der hat in Echtzeit Zeichnungen von uns (und den anderen Bands) erstellt, voll gut (Christoph Heuer heißt der). Ich hab übrigens erst auf der Rückfahrt von Osnabrück gerafft, dass Jerome (Aushilfsdrummer bei PHANTOM CORPORATION) der Sohn von Ventor ist, haha. Gut so, sonst hätte ich den nur mit KREATOR-Nerdtalk genervt, haha! Ich hatte jedenfalls selbst total viel Spaß auf der Bühne und habe mir sowohl von KNIFE als auch von PHANTOM CORPORATION so viel wie möglich angeguckt. Zwei absolute Killerbands! Danke an alle!

Tank: Ja, da hat einfach alles gepasst! Danke an alle Beteiligten, dass wir dabei sein durften!

Was gibt es sonst noch zu erzählen?

Philipp: Der Atem einer Katze riecht nach Katze.

Tank: Vielen Dank für das Interview und dein Interesse an CATBREATH.
2025 geht das weiter! BLOOD – SPILL – CLAW – KILL.

 

Photocredits:

Bandphoto: Tilman Köneke
1. Livepic: Stefan Peperkorn
2. Livepic: Christian Zimmermann

 


Redakteur:
Holger Andrae

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