CHAOS PATH: Interview mit Ancient Weapon

02.09.2024 | 21:15

"The Last Sign Of Eden" verspricht ein richtig starkes Scheibchen zu werden und dem melodischen Düstermix aus Black und Death ein kleines Highlight zu schenken. Die Hessen haben sich seit dem letzten "Downfall"-Brecher und der "Rise Of The Apocalypse"-Compilation nochmals steigern können, was wir zum Anlass nahmen, mit Ancient Weapon, Sprachrohr und Vokalist, ein paar Worte zu wechseln.

Grüß dich, Dirk. Erst einmal vielen Dank, dass ich dir im Zuge der kommenden CHAOS PATH-Veröffentlichung einige Fragen stellen kann. Wie geht es dir und der Mannschaft denn?
Moin Marcel und Danke fürs erneute Interesse an unserer Band CHAOS PATH. Uns geht es bestens, in Kürze kommt unser neues Album "The Last Sign Of Eden" über Golden Core Records/Zyx auf den Markt und wir sind mitten in den Vorbereitungen für die Veröffentlichung und für unsere Release Show am 7. September auf der Freilichtbühne in Hann, Münden.

Mit "Rise Of The Apocalypse" habt ihr im vergangenen Jahr frühere Songs inkl. neuem Artwork auf CD gebannt. Warum wurden denn "Downfall" und die "The Awakening"-EP nicht direkt als CD veröffentlicht?
Eigentlich war nicht geplant die beiden ersten Releases von uns nochmal auf CD zu veröffentlichen, da wir mit "The Awakening" (2018) und "Downfall" (2019) zwei sehr erfolgreiche Vinyl-Eigenpressungen gemacht und uns damals bewusst auch nur für das Medium Vinyl entschieden hatten. Als wir jedoch mit Golden Core Records für das neue Album und einen Labeldeal in Kontakt kamen, entstand die Idee vor dem ersten quasi neuen Release bei ihnen, beide früheren Scheiben zusammen auf einer CD wiederzuveröffentlichen, um mit größerer Verbreitung auch neuen Hörern die Gelegenheit zu geben, unsere alten Songs kennenzulernen. Um den Release der Kompilation noch attraktiver zu machen, haben wir sie dann mit einem komplett neuen Artwork veredelt und auch noch drei frische Live-Bonustracks aus dem Jahre 2022 mit drauf gepackt. Übrigens sind diese in einer Besetzung eingespielt worden, die es nicht mehr geben wird - somit ist die Aufnahme etwas ganz besonderes. Mit rund 70 Minuten ist auf der CD viel Material zu hören und die Rezensionen und Kommentare zur CD waren fast durchweg positiv.

Seit eurem letzten Album "Downfall" ist einiges bei euch passiert. Wie konnten sich denn die neuen Gesichter am Schlagzeug (Soul Obliterator), Bass (The Doom Lord) und der Gitarre (Nocturnal Reaper) ins Bandgefüge integrieren und an den Arbeiten zum neuen Album beteiligen?
Ja, da hast du Recht, das Personalkarussell hat sich in den letzten vier Jahren mehr als einmal gedreht, so dass vom "Downfall" Line-up auf "The Last Sign Of Eden" nur noch Richy Backfire (jetzt Gitarre) und ich geblieben sind. Bereits Mitte 2020 hatten wir mit dem Ausscheiden von Viides Ratsastaja (g.) und Chaosblaster (dr.) zwei offene Posten im Line-up, der erste "Neue" war dann Drummer Soul Obliterator, der im September 2020 die Stöcke in die Hände nahm. Dazu wechselte etwa zur selben Zeit Richy Backfire vom Bass an die Gitarre. Diese ist eigentlich sein Stamminstrument, welches er bereits in der Zeit vor CHAOS PATH bei diversen Berliner Bands bedient hat. Da jedoch 2016 bei seinem Einstieg in die Band nur der Bassisten-Posten frei war, wechselte er für uns an den Bass. Nun ist er aber wieder voller Eifer Gitarrist. 2021 zog Gitarrist God Of Carnage nach Leipzig, blieb aber trotzdem in der Band. Als Live-Ersatz für ihn zockte damals Nocturnal Reaper erst einmal alle Shows nach der Pandemie mit uns. Im Laufe des Jahres 2022 merkte man, dass bei God Of Carnage die Zeichen auf Abschied standen und da Nocturnal Reaper sich durch seine Livepräsenz bestens in die Band integriert hatte, konnten wir hier schnell die Lücke schließen.

Der Posten des Bassisten wurde bei den Konzerten in 2022 von Session-Musiker Gahmor ausgefüllt, dieser wollte aber nicht fest in die Band einsteigen. Er ist übrigens auf den Live-Aufnahmen auf "Rise Of The Apocalypse" zu hören. Ende 2022 fragten wir einen alten Freund der Band, den Doom Lord, ob er sich vorstellen könne, langfristig bei uns einzusteigen, da wir den Bassisten-Posten wieder gefüllt haben wollten. Nach einigen Proben und zwei starken Konzerten mit CARPATHIAN FOREST und VISEGARD im Dezember 2022 wurde er dann fester Bassist von CHAOS PATH. Alle unsere Neuzugänge haben sich seitdem bestens integriert und wir haben mit diesem Line-up tatsächlich die musikalisch stärkste Besetzung ever. Dies konnten wir bereits 2023/24 auf dem Taunus Metal, Metal Bash und Protzen Open Air beweisen und eure Leser werden dies auch beim Hören der neuen Songs feststellen. Hier zeigt sich, dass die Band auch im Songwriting zusammengewachsen ist und mit dem neuen Album den stärksten Output seit der Gründung aufgenommen hat.

Ich hab es schon erwähnt, mit "The Last Sign Of Eden" habt ihr eine neue Platte am Start. Mit welcher Zielsetzung seid ihr daran getreten und wie lange habt ihr effektiv an ihr gearbeitet?
Ohne Pandemie und die vielen Besetzungswechsel vorauszuahnen, war der Plan bis Ende 2021 mit dem neuen Album fertig zu sein. Wir begannen im Frühjahr 2020 an der dritten Scheibe zu arbeiten und im Januar 2022 wurde die Digital EP "Dark Times" als Appetizer veröffentlicht. Kurz darauf - so etwa im Spätsommer 2022 - hatten wir dann tatsächlich die kompletten Demoaufnahmen der Scheibe "ready to record". Als jedoch kurz darauf unser Gitarrist und damaliger Hauptsongwriter God Of Carnage die Band verließ und Richy Backfire und Nocturnal Reaper - die anderen beiden Gitarristen - seinen Part übernahmen, änderte das die Situation. Beide hatten unglaublich viele neue, deutlich zwingendere Songs geschrieben und so haben wir das neue Album fast komplett neu konzipiert und viele neue Stücke geschrieben, so dass am Ende nur die beiden EP-Songs und der Song 'None Shall Survive' noch aus den ersten Demosessions übrig geblieben sind. Diese drei waren stark genug im Kontext der Platte zu bestehen.

Ich finde, dass ihr euer Black'n'Death-Gebräu mit Thrash-Elementen noch bissiger und zielgerichteter an den Mann bringt. Worin liegen deiner Meinung nach die musikalischen Unterschiede zu "Downfall" – auch im Hinblick auf die neue Besetzung?
Ich glaube, der wichtigste Unterschied zu "Downfall" ist, dass wir von Anfang an fokussierter und radikaler ans Songwriting gegangen sind. Und dass wir trotzdem, wie ich schon erwähnte, fast eine komplette Platte im Demostadium wieder aussortiert und uns stattdessen aufs Schreiben von noch stärkere Songs konzentriert haben. Um dies zu erreichen hat jeder von uns sein Bestes gegeben und nur so konnte "The Last Sign Of Eden" die Qualität erreichen, die das Album besitzt. Außerdem hat uns unser "sechstes" Bandmitglied Andor "Farago" Arnhold während des kompletten Recording-Prozesses immer wieder zu Höchstleistungen angetrieben, damit die Scheibe so klingt, wie sie nun am 6. September in die Läden kommt. Für uns ist es der Black/Thrash, wie wir ihn zelebrieren wollen.

Was hat es denn mit dem Titel "The Last Sign Of Eden" auf sich? Wie sah eurer Meinung nach das Paradies denn aus und was ist davon heutzutage noch übrig? Kann man in dem Zusammenhang – und nimmt man "Downfall" und "The Awakening" dazu – "The Last Sign Of Eden" als Konzeptalbum über die Apokalypse betrachten? Magst du uns etwas zur Geschichte erzählen?
"The Last Sign Of Eden" ist der dritte Teil unserer Trilogie, die wir textlich auf "The Awakening" begonnen und mit "Downfall" fortgesetzt haben. In der Trilogie geht es tatsächlich um die kommende Apokalypse, um eine von Menschen ermöglichte Katastrophe, die durch die Anrufung bzw. Erweckung eines außerirdischen Wesens ausgelöst wird, dessen Ziel es ist, die Erde zu erobern und die Menschheit zu versklaven bzw. zu vernichten. Auf "The Last Sign Of Eden" sind wir in der letzten Phase eines wenig aussichtsreichen Kampfes gegen die dämonische, alienartige Macht und bewegen uns auf das Ende der Welt zu, in der wir leben. Wie das Ganze ausgeht und wo die Reise hinführt, hört ihr auf unserer neuen Platte.

Wie heutzutage ein Paradies aussähe, ist mit wenigen Worten schwer zu beschreiben, aber wenn man sich die aktuelle Weltlage so ansieht, dann sind wir sicher sehr weit von paradiesischen Zuständen entfernt. Es regieren Macht und Geld, Großkonzerne verfolgen ihre territorialen Interessen, der Klimawandel wird langsam auch für jeden spürbarer und Diktatoren und zweifelhafte Regime unterdrücken die Bevölkerung. Leidtragende sind die Erde, die Tiere auf ihr und natürlich auch die Menschen, die nur in Ruhe und Frieden leben wollen. Allerdings ist das Problem hausgemacht, denn des Menschen Drang sich auf Kosten anderer zu bereichern, ist eine der Wurzeln des Übels. Wenn man so drüber nachdenkt, sind wir von "unserer" Apokalypse nicht wirklich weit entfernt. In einem Paradies gäbe es wohl keinen Neid, jeder wäre mit der Natur und den Tieren in Einklang und würde sich selbst nicht so wichtig nehmen, sondern eine Gemeinschaft und ein Miteinander anstreben. Aber das sind alles wenig realistische Wünsche in einer Ellenbogen-Gesellschaft, in der viele, wenn nicht die meisten, nur an sich denken.

Ob nun 'Of Fury And Wrath', 'Night Of The Blade' oder 'Dark Times' – euch gelingt ein spannender Spagat aus melodischem Black Metal, deutschem Thrash und hymnischem Schwermetall. Welche Bands haben euch in eurer Phase am meisten geprägt? Hier kommt schließlich einiges zusammen, welche Größen haben euch inspiriert?
Tatsächlich haben wir uns 2016 zusammengefunden, um melodischem Black Metal ein neues Gesicht zu geben. Doch wie es oft so ist, änderte sich schon mit dem Schreiben des ersten Stücks (dem Song 'Doom') der Fokus und wir haben die Elemente in die Musik gebracht, die uns ausmachen: unsere Nähe zum deutschen Thrash, düsterer Musik und der Black-Metal-Attitüde. Dies wurde in den Jahren dann mit den sich ändernden Besetzungen weiterentwickelt und heute stehen wir bei unserem Black/Thrash, verfeinert mit der Hymnenhaftigkeit des Heavy Metal. Jeder von uns hat tatsächlich unterschiedlichste Einflüsse, doch Bands wie MAYHEM, KREATOR, SODOM, BEHEMOTH, VENOM, SATYRICON, IRON MAIDEN und DARKTHRONE sind Bands, die uns alle begeistern.

Mich überrascht auch der druckvolle und klare Klang. Wer war denn für den Sound zuständig und konnte er eure Vision eures eigenen Sounds vollends zufrieden stimmen?
Vielen Dank für deine Einschätzung. Tatsächlich arbeiten wir seit dem ersten Release ("The Awakening"/2018) mit Andor "Farago" Arnhold zusammen, der in den 90er Jahren als Gitarrist mit mir zusammen bei ANCIENT WARGOD gespielt hat. Mit ihm zusammen haben wir über die letzten Jahre die Vision entwickelt und konkretisiert, wie der Sound von CHAOS PATH klingen muss. Seine Arbeit als quasi "sechstem" Bandmitglied ist von unschätzbarem Wert für uns und unsere Entwicklung. Er hat das Beste aus uns herausgekitzelt und deswegen klingt die neue Scheibe auch genauso druckvoll und auf den Punkt gezockt, wie es unsere Idee ist.

Ihr bringt hiermit eure erste, neue Veröffentlichung bei Golden Core heraus. Welche Möglichkeiten, die ihr womöglich vorher nicht hattet, ergeben sich durch die Kollaboration?
Vor unserer Zusammenarbeit mit Golden Core haben wir mit unseren Eigenproduktionen natürlich bereits im Underground stattgefunden und durch meine Kontakte die Band gut in Deutschland und teilweise schon in den angrenzenden Ländern platzieren können. Gemeinsam mit Golden Core und dem Vertrieb über Zyx Music ist dies nun auch weltweit möglich und so kann die Band viele neue Territorien erschließen. Da Zyx auch große Kompetenz im Bereich digitaler Plattformen hat, werden wir auch bei Spotify, iTunes etc. nun angemessen stattfinden und damit hoffentlich viel neues Interesse an der Band generieren, um diese voranzubringen. Ein externer Booker oder eine Agentur wäre noch eine wünschenswerte Option, mal sehen, was da mit der neuen Platte zusammen möglich wird.

Was hält 2024 für CHAOS PATH noch bereit? Was steht nach dem Release Anfang September bei euch noch an?
Da nenne ich zuerst einmal unsere Release-Show, die in meiner Heimatstadt Hann, Münden stattfinden wird. Dort gibt es im Wald eine urige Freilichtbühne, auf der seit Sommer 2022 kultige Konzerte gespielt werden und auf der wir am 7. September viele Songs von der neuen Platte zum ersten Mal live zelebrieren und dazu eine große Anzahl classic CHAOS PATH-Tracks addieren werden. Als Special Guest sind übrigens die Jungs von BASTARD aus Hamburg dabei, eine brillante MOTÖRHEAD-Tribute-Band.

Desweiteren wird es zwei Musikvideos geben, wovon das erste zum Release der Platte und das zweite im Herbst erscheinen wird. Auch das Booking für Winter/Frühjahr und die Festivalsaison ist voll im Gange, zwei Festivals sind schon fix, aber noch nicht angekündigt. Zudem geht es in 2025 ins europäische Ausland: Tschechien, Niederlande und Norwegen sind drei Länder, wo die Dates in den nächsten Wochen bekannt gegeben werden. Nicht vergessen will ich, dass wir auch an neuem Material arbeiten, das nächste Release von uns soll in maximal zwei Jahren sein.

Ihr kommt aus Kassel und dank der "Masters Of Cassel"-Kompilation vor einiger Zeit durfte ich etwas tiefer in die musikalischen Gegebenheiten tauchen. Ihr wart ja auch mit 'Death King' vertreten. Wie betrachtest du persönlich die Kasseler Metalszene – auch im Vergleich zu anderen Regionen Deutschlands?
Wir haben eine sehr gesunde, produktive und vielseitige Metalszene in Kassel, die sehr viele Bands unterschiedlichster Stilrichtungen von Hard Rock über Metal, Hardcore, Thrash bis hin zum Black Metal hervorgebracht hat. Wer sich dafür interessiert, sollte unbedingt den Sampler "Masters Of Cassel Vol. II: Kassel - More Than 30 Years Of Metal", den es als limitierte Doppel-LP mit Doppel-CD und unglaublich viel Wissenswertem über die Szene gibt, bei den Masters Of Cassel bestellen. Hier bekommt man für vergleichsweise wenig Geld eine fantastische Möglichkeit sich tief in die Szene reinzuhören. Dort sind mit uns befreundete Bands wie die RYKER'S, BURDEN OF GRIEF, MORTAL TERROR, TOXIN, BURNING HELLMET, REAPER, VERDERBNIS, natürlich CHAOS PATH und viele mehr dabei, es gibt viel zu entdecken. Übrigens gibt es unseren Song 'Death King' auf der Compilation noch in der 2022er Version zu hören, der Song wurde für "The Last Sign Of Eden" neu aufgenommen.

Vergleiche mit anderen Regionen kann ich nicht wirklich ziehen, dafür bin ich thematisch nicht tief genug in anderen Städten drin. Was ich aber sagen kann, ist, dass Kassel und die Region es wert sind angecheckt zu werden, das Potenzial hier ist hoch.

Dirk, nochmals vielen Dank, dass du meinen Fragen Rede und Antwort standest. Dir und euch alles Gute mit "The Last Sign Of Eden"! Was möchtest du unseren Lesern und euren Fans noch mit auf den Weg geben?
Natürlich würden wir uns freuen, wenn das Interview dazu beiträgt, dass sich viele eurer Leser nun auch für uns interessieren und das neue Album sowie die "Rise Of The Apocalypse"-CD oder die beiden Vinyl-Alben anchecken. Wichtig ist aber auch der Tipp, dass ihr uns unbedingt live sehen solltet, hier entfachen wir nochmal eine ganz besondere Atmosphäre, die euch gefangen nehmen wird. Überhaupt ist es ein guter Hinweis, den Underground und die stattfindenden Livekonzerte zu supporten, denn alle kleinen Veranstalter und Clubs reißen sich seit Jahren für jede Art von Konzert den Allerwertesten auf und oft reicht es gerade so zum Überleben. Nur auf einem gesunden Underground kann die Metalszene überleben und neue Bands können wachsen und eines Tages eure neue Lieblingsband werden. Ohne Underground stirbt die Szene und das wollen wir nicht erleben. In diesem Sinne, let the Chaos flow into your life... und vielen Dank an dich für das Interview.

chaos-path.de
chaospath.bandcamp.com

 

Fotocredits: Waldschrat Pictures

Redakteur:
Marcel Rapp
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