CHILDREN OF BODOM: Interview mit Henkka Blacksmith

25.02.2011 | 14:53

Die Welt von CHILDREN OF BODOM muss vor allen Dingen Spaß machen. Und man sollte nicht über alles so furchtbar tiefsinnig nachdenken. Das nehme ich mit nach meinem Austausch mit Henkka Blacksmith, der sich angesichts des zu erwartenden neuen Albums der Finnen-Combo etwas Zeit für meine Fragen genommen hat.

Über die Frage, mit welchem Album CHILDREN OF BODOM den Anschluss an ihre ersten Erfolgsscheiben verloren haben, ließe sich sicher abendfüllend streiten. Für mich jedenfalls war"Hatecrew Deathroll" der letzte Knaller vor einer längeren Sendepause. Die scheint jetzt ein Ende zu haben. In den Startlöchern steht "Relentless Restless Forever", ein 35-minütiger Wurf, der mit seinen neun Tracks für mein Empfinden an die guten Zeiten anknüpft und ein paar rotzende Ohrwürmer zu bieten hat. Im Dialog mit Bassist Henkka interessiert mich daher, was die Truppe diesmal anders gemacht hat, als bei den letzten Vorgängeralben. Die Antwort ist verblüffend einfach:



"Wir haben alles gemacht wie immer, nämlich einfach versucht, gute Musik zu machen, die uns überrascht und die uns anmacht! Und wir sind froh, dass das gelungen ist. Es scheint ja so, dass das auch andere so sehen."

In der Begeisterung über ein neues Album bin ich manchmal geneigt zu sagen, das ist das Beste von allen bisherigen einer Band. Sieht die Hatecrew das bei ihrem neuen Werk genauso?
"Ja", räumt Henkka ein, " ungefähr ein Jahr lang. Dann fangen wir an, es mit anderem Material zu vergleichen".

Ich möchte einen genaueren Blick auf die neuen Songs und das, was bisher dazu kommentiert wurde, werfen. So ist allenthalben zu lesen, dass Alexi Laiho die Singleauskopplung 'Was It Worth It?' als Partysong bezeichnet, der nicht im typischen BODOM-Stil verfasst sei. Dem kann ich so gar nicht folgen. Für mich scheint da alles wie immer.

Henkka glaubt nach kurzem Zögern: "Der Song ist irgendwie leichter und etwas simpler als die anderen. Das ist es, was diese Partystimmung ausmacht. Und der Refrain ist simple und eingängig." Aber eigentlich ist ihm das auch egal. "Nenn ihn, wie du willst", meint er gleichmütig.


Partysong hin oder her, was mich mehr interessiert ist, warum es diesmal nicht den traditionellen Song gibt, der sich um das Wörtchen Bodom rankt. Das gehört doch irgendwie dazu, aber diesmal fehlt er. Hatten die Jungs keine passende Idee? Tatsächlich.
"Ich vermute, es kam einfach nichts", bestätigt Henkka. "Wir wollten nichts erzwingen. Wenn uns 'was einfällt… Diesmal gibt's halt keinen 'Bodom'-Song.

Es ist wie es ist.
Statt der Bodom-Geschichte dürfen sich die Fans ja diesmal mit der Skateboard-Szene auseinandersetzen. Der bereits erwähnte Partysong wird von einem Videoclip flankiert, den die Band mit einigen namhaften Helden aus der Skateboard-Szene, Chris Cole, Jamie Thomas und Tom Asta gedreht hat. Wie kommt es zu dieser Verbindung? Waren die Melodic-Death-Metaller früher selbst Teil dieser Szene?
Henkka bestätigt: "Alexi war früher ein begeisterter Skater, aber als er angefangen hat, Gitarre zu spielen, hat er damit aufgehört, weil es zu gefährlich ist. Er hat sich ja ein paar Mal die Knochen gebrochen. Skateboard fahren macht Riesenspaß und es macht einfach Spaß, diesen Leuten zuzuschauen."


Ich wittere eine Verbindung zwischen der Vorliebe der Bodom-Jungs für das Skaten und ihrem Klamottenlabel Wildchild Industries. Für meine Begriffe passen die Shirts ganz gut auf die Skater Pipe.  Gibt es aus der Sicht der Shirt-Designer eine Verbindung zwischen Metal und der Skateboard-Szene?
"Ehrlich gesagt,  haben die Klamotten mit der Skateboard-Szene nichts zu tun. Das sind einfach Shirts, die Alexi und mir gefallen. Wir beide haben sie mit einem Freund zusammen entworfen. Das ist nur ein ganz kleines Geschäft, aber es macht Spaß. Über eine Verbindung zwischen den Szenen habe ich noch nicht nachgedacht."

Etwas mehr nachgedacht hat Henkka offenbar darüber, welchen Nutzen der Band die Arbeit mit Produzent Matt Hyde gebracht hat.
"Es war großartig", begeistert er sich, "wir haben uns wirklich gut verstanden. Er hat ein paar Wochen an unseren Proben teilgenommen und kannte die Songs dann auswendig als wir ins Studio gegangen sind. Das war anders als sonst. Er hat als Außenstehender ein paar kleine Veränderungen an den Songs vorgenommen, ein neuer Mix, ein anderes Mastering, eine ganz andere Klangwelt!"

Davon können sich die Fans ab März dann selbst überzeugen, wenn das Album herauskommt und CHILDREN OF BODOM auch wieder ausführlich auf Tour gehen. Für 2011 sind bereits wieder über 40 Gigs bestätigt. Ich frage mich, wie man so ein intensives belastendes Tourleben aushält. Bleibt da überhaupt noch Zeit für Privates? Wie erhält Henkka sich das, was man in anderen Jobs Work-Life-Balance nennt?

"Live zu spielen ist das Beste an der ganzen Sache. Wir haben aber auch genug Zeit außerhalb des Tourens. So wie jetzt zum Beispiel zwischen November und März. Das reicht an Balance, finde ich."

Vielleicht ist es gut, wenn man sich über solche Dinge nicht allzu viele Gedanken macht. Ebenso wie über das Thema Konkurrenz. Auf der kommenden Tour werden CHILDREN OF BODOM nämlich von ENSIFERUM begleitet. Und ich finde, die haben den Bodom-Kindern in den letzten Jahren ganz schon den Rang abgelaufen.
Henkka sieht das nicht so.
"Hm, nö, keine Rivalität. Es ist einfach cool, so eine gute finnische Band dabei zu haben. Ich finde es gut, dass sie so populär sind. Die sind cool!"

Das klingt ja alles sehr unkompliziert. Sehr erfreulich.
Zum Schluss möchte ich noch wissen, was die Hatecrew sich nach all den Jahren im Musikbusiness und auf der Bühne für ihre Zukunft wünscht. Gibt es noch Träume?

"Einmal für METALLICAs Welttournee eröffnen", scherzt Henkka.
"Ansonsten wünsche ich mir, dass wir das weitermachen können, was wir tun: Dass wir die Musik genießen, uns davon ernähren können und weiterhin so angeregt davon sind, dass wir auf die Bühne wollen und neue Alben machen. Wenn das so weitergeht wie bisher, will ich es für immer tun. Wenn es allerdings langweilig wird, dann wird es ein harter Job…."

In diesem Sinne werden wir ja sehen, wie feurig die Hatecrew auf ihrer Frühjahrstour zu Werke geht.

Redakteur:
Erika Becker

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