CHIODOS: Interview mit Craig Owens
27.04.2014 | 15:50Die Reunion der Post-Hardcore-Helden CHIODOS war vor zwei Jahren eine Sensation. Powermetal.de unterhielt sich mit dem zurückgekehrten Sänger Craig Owens über das neue Album "Devil" und wie es ist wieder mit seinen alten Freunden auf einer Bühne zu stehen.
THE USED, MY CHEMICAL ROMANCE, SENSES FAIL, SILVERSTEIN, FUNERAL FOR A FRIEND, HAWTHORNE HEIGHTS, ALEXISONFIRE, TAKING BACK SUNDAY, AIDEN, FROM FIRST TO LAST. In diese Liste von Emo-Bands um 2004, muss man natürlich auch CHIODOS setzen. Auch wenn diese Truppe musikalisch anders war (und auch 2014 noch ist) als jede andere Band der Szene. Erst durch die Anreicherung von klassischen Elementen bekam CHIODOS seine Einzigartigkeit. Zwar war bereits das Debüt "All's Well That Ends Well" eine enorme Bereicherung der damaligen Emo/Screamo-Szene, jedoch etablierte erst der Nachfolger "Bone Palace Ballat" die Gruppe um Frontsirene Craig Owens. Nicht umsonst konnte man davon weit über 200.000 Einheiten alleine in den USA verkaufen.
Nach viel Lärm um Nichts und dem Rausschmiss von Owens folgte "Illuminaudio", das dritte Werk von CHIODOS, bei welchem Brandon Bolmer am Mikro stand. Kommerziell konnte das Album den alten Erfolgen nicht einmal annähernd das Wasser reichen. Heute spricht die Band nur selten über das Album. "Ich habe es nie gehört", gesteht ein gut gelaunter Craig Owens. "Das wäre so, als ob man sich das Facebook-Profil seiner Ex angucken würde, haha. Vielleicht spielen wir irgendwann Songs von der Platte, aber dazu bin ich im Moment noch nicht bereit." Dafür freut sich der bunt tattoowierte Sänger umso mehr die alten CHIODOS-Songs zu spielen, besonders ein Stück bereitet ihm dabei große Freude: "'Lexington', weil als ich in DESTROY REBUILD UNTIL GOD SHOWS (Owens' Nachfolgeband zu CHIODOS, mittlerweile liegt die Truppe auf Eis. SB) aktiv war, fehlte mir manchmal diese Vielseitigkeit. Der Song beweist wie vielseitig CHIODOS hingegen ist, schon weil er sehr Piano-lastig ist. Ich finde, dass es einer unserer besten Songs ist."
Doch wie kam es eigentlich zu der Reunion, die die Band urplötzlich mit einem Video ankündigte, in dem Owens an die Tür von Keyboarder Bradley Bell klopft? Hintergrund war dazu laut dem Frontmann ein Scherz, den er gegenüber seinem Management machte. Doch steckte hinter dieser Äußerung mehr. "Meine Managerin fragte mich, was für ein Album ich gerne als nächstes machen würde und ich antwortete ihr, dass es ein neues CHIODOS-Album wäre. Und auf einmal haben wir tatsächlich wieder Shows zusammen gespielt." Für ihn selber war die Reunion allerdings nichts womit er gerechnet habe. Die Zeit ohne die Gruppe bezeichnet er als "dark moments". "Wenn ein Freund dir etwas antut oder du deinem Freund, dann denkst du nicht unbedingt 'Das wird schon wieder.', sondern bist sauer und denkst dir 'Leck mich!'", lacht er heute. Die Trennung der beiden Parteien dauerte mehr als drei Jahre. Neben Owens kehrt auch Drummer Derrick Frost zurück, der zur gleichen Zeit wie der Sänger das Handtuch warf. Neu an Bord von CHIODOS ist Thomas Erak, der früher mit seinem Gitarrenspiel und Gesang bei THE FALL OF TROY zu hören war. Erak war für die Band anscheinend ein Wunschkandidat: "Ich habe nie einen talentierteren Gitarristen erlebt. Er ist so ziemlich der einzige Kerl mit dem ich auf Tour war und nach dem ich nicht die Bühne betreten wollte."
Mit dem neuen Album "Devil" meldet sich die Band eindrucksvoll zurück. Wie Owens bestätigt, beinhalten die zwölf neuen Kompositionen alle Trademarks der Szene-Helden. Er beschreibt die Platte als einen Mix der ersten beiden Releases, doch seien die neuen Nummern weniger "spastisch", dafür wesentlich mehr auf richtige Songs fokussiert. So verspricht er nicht nur Old-School-mäßiges Material, sondern auch gute Rocksongs. Zum Zeitpunkt des Interviews war das Datum der Veröffentlichung noch nicht sicher, doch scheint der Sänger mehr als gespannt zu sein, was die Fans vom neuen Release halten. "Ich denke, dass die Platte im März erscheinen wird", so Owens. "Aber ich versuche alles, damit das Album eher erscheint. Ich kann es nicht mehr abwarten das Album zu veröffentlichen."
Der Workaholic scheint sich derzeit nur auf CHIODOS konzentrieren zu wollen: DESTROY REBUILD UNTIL GOD SHOWS existiert scheinbar nicht mehr. "Schwer zu sagen, aber technisch haben wir uns aufgelöst", sagt er über den aktuellen Stand von D.R.U.G.S. aus. "Als ich die Shows mit CHIODOS vereinbart habe, erzählte ich den Jungs davon. An dem Tag als die Konzertdaten bekannt gemacht wurden, war ich im Studio, um an ein paar Akustiksongs von uns zu arbeiten. Ich erhielt einen Anruf und die anderen sagten mir, dass sie aufhören würden. Ich denke, dass sie nicht daran glaubten, dass beide Bands koexistieren könnten. Ich bin der Meinung, dass dies möglich gewesen wäre." Eine Reunion mit dieser Band in ferner Zukunft mag Owens allerdings nicht ausschließen, allerdings müsste man dazu erst die Wogen glätten, die entstanden als die Musiker schlecht über Owens sprachen.
Eine Veröffentlichung als Solo-Singer/Songwriter sei auch nicht geplant. "Im Moment nicht, aber ich arbeite immer an Songs. Sollte ich wieder Lust darauf bekommen, dann wird da auch etwas kommen. Ich bin ein Künstler, dem es egal ist, wie viele Platten er verkauft. Ich will einfach nur Musik machen und ich habe ab und an Lust Folk-Songs zu schreiben. Das ist ein Teil von mir, weil ich so Musik gerne höre." Ein anderes Projekt des Sängers war ISLES & GLACIERS, ein Post-Hardcore-Allstar-Projekt mit Mitgliedern von PIERCE THE VEIL, THE RECEIVING END OF SIRENS, EMAROSA, CINEMATIC SUNRISE und THE SOUND OF ANIMAL FIGHTING. Auch von CINEMATIC SUNRISE hat man seit der einzigen Veröffentlichung 2008 nichts mehr gehört. Doch habe er im Moment nicht vor diese beiden Projekte aktiv zu betreiben, denn obwohl er neues CINEMATIC SUNRISE-Material aufgenommen habe, mag er dieses zur Zeit nicht veröffentlichen. Viel lieber möchte er im vernachlässigten Europa intensiver touren. Schon diesen Sommer sollen nach einer kurzen Visite im letzten Herbst neue Daten folgen. "Es ist uns wichtig, dass wir endlich mal mehr hier in Europa spielen. Besonders in Deutschland, weil die Shows hier verrückter waren als zum Beispiel im UK, wo die Kids oft nur rumstehen." Na, da darf man sich doch freuen!
- Redakteur:
- Sebastian Berning