CIRCLES: Interview mit Ted und Dave

27.11.2013 | 20:34

"Wir wollen auf jeden Fall nicht nur Leute ansprechen, die Musiker sind, sondern einfach Leute, die Musik genießen." Wir sprachen mit Ted (Gitarre) und Dave (Schlagzeug) von CIRCLES kurz vor ihrer Show auf dem Euroblast-Festival über ihr Album, Eingängigkeit und Australien.

Hi Ted und Dave, schön euch zu treffen! Es ist das erste Mal für euch in Europa, Deutschland und natürlich dem Euroblast-Festival zu spielen. Seid ihr schon gespannt auf die Show?

Ted: Wir sind mega gespannt! Wir wollten schon auf dem Euroblast seit unserer EP ["The Compass", 2011] spielen und hatten auch schon die Einladung, aber es war noch nicht die richtige Zeit und nicht die richtige Tour, aber jetzt stimmt alles und wir sind super gespannt!

Oh ja, ich auch! Ihr habt ja gerade "Infintas" veröffentlicht. Ich mag das Album nicht nur, ich liebe es! Wie lange hat es gedauert, es zu schreiben und aufzunehmen?

Ted: Der Schreibprozess startete sogar vor "The Compass", es gibt ein paar Riffs und Songs auf dem Album, die ich schon seit Jahren im Gepäck habe, aber es hat ungefähr zwei Jahre gedauert, das Album zu schreiben. Sobald "The Compass" fertig war, haben wir uns hingesetzt und am Album geschrieben. Als wir dann aufgenommen haben, kam alles zusammen. Der Aufnahme- und Produktionsprozess hat vier Monate gedauert, das habe ich alles selbst gemacht. Wir haben alle Vollzeitjobs, es war also ziemlich schwierig mit den Bandkollegen Termine zu vereinbaren. Wenn jemand frei hatte, fragte ich gleich an, ob er Zeit zum Beispiel für den Gesang oder Bass-Aufnahmen hat. Ich hatte für vier Monate kein Leben, ich kam nach meinem Vollzeitjob um 17:30 zu Hause an, habe an dem Album gearbeitet, bin um sechs Uhr wieder los zur Arbeit und dass an sieben Tagen in der Woche für vier Monate.

Dave: Genau, darum hat es etwas länger gedauert.

Ich finde, dass das Album ein großes Ausrufezeichen in der Djent-Szene ist, denn es gibt große Melodien, eingängige Refrains und rekonstruierbare Songstrukturen. Was ist euer musikalischer Hintergrund? ich meine, wenn man Djent hört, ist es oftmals sehr nerdig und man muss ziemlich freakig sein, um es zu mögen beziehungsweise ein Musiker. Und das ist meiner Ansicht nach anders bei CIRCLES.

Dave: Ja, ich denke, das war auch das Ziel. Wir haben das Ganze nicht als strikte Djent-Band aufgezogen, wir selbst hören auch eine große Bandbreite an Musik und das reflektiert sich auch in der Musik. Ted hört auch viel Pop-Musik, ich höre viel Akustikmusik, es ist also nicht nur Metal und das überträgt sich auch auf die Musik bei CIRCLES. Ich habe auch schon mit Ted eben darüber gesprochen: Wenn man aus nur einem Musik-Genre oder -Stil seinen Einfluss zieht, wird man auch nur etwas ähnlich reproduzieren, wenn man eine breiten Umfang an Einflüssen hat, hat man mehr Möglichkeiten etwas neues und frisches zu schaffen. Und das ist es, was wir versuchen. Wir wollen auf jeden Fall nicht nur Leute ansprechen, die Musiker sind, sondern einfach Leute, die Musik genießen. Das ist das Ziel. Wenn man mit einem soliden Groove, eingängigen Melodien und relativ gradlinigen Songstrukturen arbeitet, die nach dem Schema Strophe, Refrain, Strophe, Refrain ablaufen, erkenne ich da nichts Falsches dran. Musik wird so seit Jahren geschrieben und es hat immer funktioniert.

Und zur gleichen Zeit ist das Album aber auch sehr "djentig", also, ja, das klappt!

Dave: Perry [Gesang] hört George Michael! Er liebt ihn! Als musikalisch (alle lachen).

Mit 'Another Me' und 'Responses' habt ihr bereits zwei Videos zum Album veröffentlicht. Wird es noch ein drittes geben?

Ted: Ja, ich denke schon, wir haben aber noch nicht über die dritte Single nachgedacht. Wie du wahrscheinlich gemerkt hast, erzählen wir gerne seltsame, wirre Geschichten in den Videos, auch um die Musik zu reflektieren. Wenn die Musik etwas anders, gewagter ist, dann sollte ein Video das widerspiegeln. Es gibt also noch keine konkreten Pläne, aber es wird definitiv ein weiteres Video geben. Mit Bikini-Mädels, wie in einem Hip-Hop-Clip (lacht).

Dave: Perry wollte auch schon immer ein Video mit autowaschenden Frauen, und so weiter.

Das solltet ihr unbedingt machen!

Ted: Hast du schon mal ein Metalvideo mit leicht bekleideten Frauen, die Autos waschen gesehen? Das wurde noch nicht gemacht.

Das stimmt und ihr werdet sicherlich viele Klicks dafür bekommen.

Ted: Ja, von mir (lacht).

Ihr habt ja gerade die Tour mit THE DILLINGER ESCAPE PLAN beendet? Wie lief die Tour und wie war die Reaktion der Leute vor Ort? Denn THE DILLINGER ESCAPE PLAN ist Chaos und Wahnsinn und CIRCLES ist im Vergleich eine andere Welt.

Ted: Ja, es ist eine andere Welt, aber wir haben sehr schnell gemerkt, dass wir die THE DILLINGER ESCAPE PLAN-Fans nicht gewinnen können. Wir müssen unser eigenes Ding durchziehen und respektieren, wie es angenommen wird. Aber wir haben sehr gutes Feedback bekommen und haben gemerkt, dass nach dem ersten Song einige Leute applaudieren am Ende des Sets klatscht der ganze Raum Beifall. Es gab zwar kein Crowdsurfing oder so, aber das passt auch nicht zu uns. Die Leute nicken mit ihren Köpfen, was wiederum für uns heißt, dass sie mit der Musik warm werden. Sie sind auch alle im Raum geblieben, was eine gute Reaktion ist. Und mit THE DILLINGER ESCAPE PLAN zu touren war eine tolle Erfahrung für uns. Die sind nicht menschlich. Die hängen sich von der Bühne runter, springen auf die Köpfe der Leute und das machen sie jede Nacht! Das ist verrückt.

Was sind die Zukunftspläne für euch? Ist eine größere Tour geplant, kommt ihr auch mal wieder nach Deutschland?

Dave: Nach dem Euroblast fahren wir nach England, dort haben wir fünf Headline-Shows, dann fahren wir nach Hause und machen eine Australien-Tour. Anschließend ist noch nichts geplant, aber wir würden auch gerne in die USA fahren und natürlich auch wieder nach Europa. Wir würden sehr gerne eine Headliner-Tour machen. Diese erste Tour war gut, damit wir die Grenzen von uns austesten können und ich glaube, dass wir ein paar neue Fans gewonnen haben und ganz gut abgeschnitten haben. Und mal sehen, wie sich das Album verkaufen wird, aber wir wollen auf jeden Fall wiederkommen. Über Weihnachten machen wir Pause und schreiben dann am zweiten Album.

Wenn man sich mal das Line Up auf dem Euroblast-Festival anguckt, fällt auf, dass mit CIRCLES, DEAD LETTER CIRCUS und TWELVE FOOT NINJA einige interessante Bands aus Australien kommen. Was könnt ihr zu der Szene vor Ort sagen?

Ted: Ja, es kommen viele Bands aus einem Land. Es ist ziemlich seltsam, denn wir kommen aus dieser Szene und kennen die Bands auch alle, TWELVE FOOT NINJA aus Melbourne sehe ich fast jede Woche.

Kim [Gesang] von TWELVE FOOT NINJA hat ja auch ein Gastbeitrag auf eurem Album.

Ted: Das stimmt, wir sind also eng befreundet. Aber die Auffassung, die man über uns hat, dass die australische Szene im Moment explodiert, kann ich nicht nachvollziehen. Aber wir kommen ja auch von der anderen Seite des Zaunes, wir sehen uns nicht so, wie ihr uns seht. Aber es ist bemerkbar, dass Metal populärer wird in Australien. Bands wie THY ART IS MURDER, NORTHLANE und natürlich PARKWAY DRIVE sprießen aus dem Boden und gehen auf Tour auf Übersee. Was großartig ist, auch für uns, denn wenn eine Band gut ankommt, wird sich darüber informiert wer außerdem aus Australien kommt. Wir sind also sehr froh für jede australische Band, die auf Tour geht, denn es hilft auch uns.

Besten Dank, ich bin durch mit meinen Fragen. Noch letzte Worte?

Ted: Vielen Dank für das Interview!

Redakteur:
Jakob Ehmke

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