CIRCLE II CIRCLE: Interview mit Zachary Stevens

23.04.2008 | 10:41

Nach dem Konzeptalbum "Burden Of Truth" rocken CIRCLE II CIRCLE, die Band um Ex- (und im Herzen offenbar immer noch) SAVATAGE-Sänger Zachary Stevens, auf dem vierten Studio-Output eher frei von der Leber weg drauflos - und das ist auch gut so, denn dieser Faktor macht "Delusions Of Grandeur" zu einem rundherum kurzweiligen Werk, das geradezu nach einer Live-Umsetzung verlangt. Im folgenden Gespräch plaudert ein gut aufgelegter Zak über die bisherige Entwicklung von CIRCLE II CIRCLE, das TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA, KISS-Karaoke und eine mögliche SAVATAGE-Reunion.

Elke:
Da dies hier das erste Interview für POWERMETAL.de ist, lass uns zunächst einen kurzen Blick zurück werfen, bevor wir auf das vierte CIRCLE II CIRCLE-Album "Delusions Of Grandeur" zu sprechen kommen

Zak:
Okay, schieß los.

Elke:
Man könnte sagen, dass CIRCLE II CIRCLE (fortan kurz CIIC) heute nicht existieren würden, wenn du im Jahre 2000 nicht beschlossen hättest, eine kurze Auszeit von SAVATAGE zu nehmen, worauf diese nach der mit Jon Oliva am Mikro veröffentlichten Scheibe "Poets And Madmen" eine sehr lange Pause einlegten, die bis heute anhält.

Zak:
Gewissermaßen hast du recht. Natürlich spielten noch andere Faktoren eine Rolle, die letzten beiden SAVATAGE-Alben wurden wegen anderweitiger Verpflichtungen ja in einem sehr großen Abstand voneinander veröffentlicht. Und ich musste mich damals um ein paar persönliche Dinge kümmern, für die ich wenigstens ein paar Monate benötigte, um sie zu regeln. Diese beiden Aspekte kamen also zusammen. Aber in der Tat könnte man sagen, dass CIIC heute ohne meine Pause nicht existieren würden. Denn als ich wieder soweit war, Musik zu machen, waren die anderen mit dem TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA beschäftigt und ich suchte nach einer neuen Form der Betätigung. Wenn SAVATAGE weiterhin Album für Album herausgebracht hätten, würde es sicher keine CIIC-Platte geben. Aber solche Gedankenspiele bringen wenig, es ist einfach so, wie es ist.

Elke:
Hast du dich nie gefragt, was aus SAVATAGE geworden wäre, wenn du nicht kurzzeitig ausgestiegen wärst?

Zak:
Nicht wirklich. Es ist ja auch ehrlich gesagt seitdem nicht viel bei SAVATAGE passiert. Sie haben ein Album veröffentlicht, das ist alles. Und ich denke nicht, dass das einzig und allein darauf zurückzuführen ist, dass ich ausgestiegen bin. Ich denke, der Hauptgrund für diese sehr lange Pause bei SAVATAGE ist der steigende Erfolg des TRANS-SIBERIAN ORCHESTRAs, das aus der Band hervorgegangen ist und sehr viel Zeit in Anspruch nimmt.

Elke:
Trotzdem seid ihr immer noch in vielerlei Hinsicht miteinander verbunden. So hat zum Beispiel Jon Oliva deine komplette Besetzung des ersten Albums "Watching In Silence" für sein eigenes Projekt JON OLIVA'S PAIN beschlagnahmt. Wie ist das passiert?

Zak:
Er hat sie mir nicht wirklich weggenommen. Ich wollte zu diese Zeit einige Veränderungen vornehmen, es gab auch ein paar Missverständnisse, doch wir hatten vor allem Probleme mit dem alten CIIC-Management, mit dem wir nicht sehr glücklich waren. Während ich also einen Vertrag mit einem neuen Management anstrebte, hat Jon sechs oder acht Monate später einfach die Gelegenheit ergriffen, das komplette Line-Up zu engagieren, das leider wegen der Querelen gerade zur Verfügung stand. Ich hatte bereits eine neue Besetzung zusammengestellt, die inzwischen seit drei Alben konstant geblieben ist, und ich denke, das wird sich auch in Zukunft nicht ändern, denn wir kommen prächtig miteinander aus.

Elke:
Einige der jetzigen Mitglieder scheinen genau wie du große KISS-Fans zu sein. War das eine der Einstellungsvoraussetzungen?

Zak:
Nein (lacht). Es hat sich einfach so ergeben.

Elke:
Auf den ersten beiden CIIC-Alben haben Jon Oliva und Chris Caffery auch einen Großteil des Songwritings übernommen. Erst bei dem dritten Album "Burden Of Truth" habt ihr das als Band selbst in die Hand genommen. Warum hat es so lange gedauert, sich gewissermaßen von dem Einfluss der beiden zu befreien?

Zak:
Jon und Chris zu beteiligen war meine eigene Entscheidung - ich hätte schon für das erste CIIC-Album ohne ihre Hilfe Songs schreiben können. Am Anfang sahen wir CIIC als ein Ventil, auf eine individuelle Weise miteinander zu arbeiten, die bei SAVATAGE nie möglich gewesen wäre. Wir dachten, es sei eine tolle Möglichkeit, gemeinsam weiterzumachen und für CIIC großartige Musik zu schreiben. Durchgezogen haben wir das bis zum zweiten Album "Middle Of Nowhere", und auch wenn es auf einer etwas niedrigeren Skala als bisher stattfand, so war es wunderbar, mit Jon und Chris wie in alten Zeiten zu kooperieren. Bei "The Burden Of Truth" haben wir dann beschlossen, einen Schritt weiter zu gehen. Das Line-up war seit drei oder vier Jahren stabil, also wollte ich endlich das kompositorische Talent der Jungs herausfordern und sie am Songwriting beteiligen, wie jetzt auch wieder für "Delusions Of Grandeur". Wie gesagt, ich hätte vom ersten Tag an meine eigenen Songs schreiben können, aber ich arbeite einfach gerne mit Menschen, die mich inspirieren, und letztendlich geht es auch hauptsächlich um das musikalische Ergebnis. Jon und Chris haben stets ihr Bestes gegeben. Doch bei den letzten beiden Alben fühlte es sich richtig an, den kreativen Prozess innerhalb der Band zu halten und diese Talente sich entwickeln zu lassen.

Elke
Ich kann mir vorstellen, dass du stolz darauf bist, dass "The Burden Of Truth" - vor allem im Vergleich zum nicht ganz so wohl gelittenen Vorgänger - von Presse und Fans sehr gut aufgenommen wurde, gerade vor dem Hintergrund, dass es wie gesagt das erste Album ist, dass ihr in Eigenregie geschrieben habt. Wie wichtig ist es für dich, nicht nur als Sänger, sondern auch als Songwriter anerkannt zu werden?

Zak:
Das bedeutet mir eine ganze Menge. Wobei ich mein Talent in jedem Bereich verbessern möchte, sei es als Produzent, Sänger, Songwriter oder Musiker. Es ist nicht anders wie in einem normalen Beruf, wo man jeden Tag auf's Neue sein Bestes geben will, um den Laden am Laufen zu halten. Genauso ist es schön zu sehen, dass wir als Band mit unserer Musik Erfolg haben. Das ist mir nicht unwichtig, aber es ist sicher nicht das Wichtigste auf der Welt.

Elke:
Du hast gerade dein Talent als Produzent angesprochen. Wenn ich mich nicht irre, hast du bisher alle CIIC-Alben produziert, stimmt das?

Zak:
Das stimmt, wobei ich mir den Job für "Delusions Of Grandeur" mit unserem Bassisten Paul Michael Stuart geteilt habe. Ich war glücklich, ihn als Co-Produzenten dabei gehabt zu haben, zumal er hat sich richtig den Arsch dafür aufgerissen hat.

Elke:
Hattest du bereits Erfahrungen als Produzent sammeln können, bevor du diesen Job für CIIC übernommen hast?

Zak:
Nein. Ich habe mir das im Wesentlichen bei SAVATAGE abgeschaut und bei CIIC in die Praxis umgesetzt.

Elke:
Produzierst du auch schon Alben für andere Bands?

Zak:
Bisher nicht. Ich habe auch noch nie ein Album vom ersten Arbeitsschritt bis hin zum letzten Handgriff alleine produziert. Der Zeitfaktor ist einfach enorm. Aber ich könnte mir das für die Zukunft sehr gut vorstellen.

Elke:
Es war keine große Überraschung, dass ihr mit "Burden Of Truth" ein Konzeptalbum veröffentlicht habt, denn bereits SAVATAGE haben einige davon im Repertoire. Aber was macht dir eigentlich mehr Spaß - ein Album mit einer in sich geschlossenen Geschichte oder eines, wo jedes Lied für sich selbst steht?

Zak:
Ich habe da keine bestimmte Präferenz - bei beiden macht die Arbeit Spaß. Konzeptalben sind gut, weil du eine Geschichte hast, die das Komponieren insofern erleichtert, weil man weiß, dass dieser Song eben zu diesem Teil der Geschichte passen muss, wie bei einem Puzzle, wo man die Stücke nach und nach zusammenfügt. Das ist ein sehr produktiver Ansatz, der mir gefällt. Auf der anderen Seite kannst du eine Platte wie "Delusions Of Grandeur" machen, wo du kein vorgegebenes Konzept hast und einfach frei Schnauze drauflos schreibst. Was nichts taugt, wird zur Seite gelegt oder verworfen. Mir gefallen beide Arbeitsweisen, denn sobald du einmal angefangen hast, ist es bei beiden ein klar vorgegebener Prozess.

Elke:
Zur Veröffentlichung von "Burden Of Truth" gab es auf eurer Webseite einen Wettbewerb, wo ihr die Fans aufgefordert habt, ein Geheimnis zu lüften, das sich im Cover verstecken soll. Ich habe das leider nicht weiter verfolgt, aber vielleicht kannst du mich aufklären, um was für ein Geheimnis es sich handelte?

Zak:
Klar, das war höchst interessant. Ein Mädchen aus Florida hat übrigens den Hauptpreis - eine signierte Gitarre - gewonnen, die wir ihr im Rahmen einer Show hier vor Ort überreicht haben. Der Schlüssel zu diesem Rätsel war, dass unsere ersten drei Alben stark miteinander verbunden waren. In allen ging es irgendwie um diese "Da Vinci Code"-Sache. Wenn man sich die Texte also ganz genau anschaut, findet man häufig diesen zentralen Charakter, der sich auf Jesus bezieht, den Retter der Welt, oder die Suche nach dieser einen Person, oder das Streben, stets das Richtige im Leben zu tun und anderen zu helfen. Und obwohl dieser Aspekt sich durch alle drei Alben zog, haben wir nur das dritte als Konzeptalbum bezeichnet, obwohl es in Wirklichkeit fast eine Triologie war. Auch im Artwork der drei Alben findet man immer eine Art Pentagramm, was sich stets auf diese "Da Vinci Code"-Geschichte bezog. Das alles zusammen zu zählen war gar nicht so einfach. Eine Person kam der Lösung sehr nahe, also haben wir sie als Gewinnerin erklärt.

Elke:
Das neue Album hat mit dem "Da Vinci Code" offenbar nichts mehr zu tun. Stehen die Texte trotzdem in einem inhaltlichen Zusammenhang?

Zak:
Nein, nicht wirklich. Es geht um Themen des täglichen Lebens oder wie die Welt um uns herum derzeit aussieht oder persönliche Dinge. Wir haben dann Witze gemacht, dass wir ja einfach ein paar Songs zusammenstellen könnten, in denen es um "Delusions Of Grandeur" [auf Deutsch: Größenwahn - d. Verf.] geht, ohne einen gleichnamigen Titeltrack zu haben. Und genauso ist es auch passiert.

Elke:
Stilistisch wird "Delusions Of Grandeur" als das härteste Album in der Geschichte von CIIC bezeichnet. Wie kam das zustande? Habt ihr euch in den Proberaum gestellt und deklariert: "Okay Jungs, es ist Zeit zu rocken"?

Zak:
(lacht) Nein, nicht wirklich. Wir sind nicht anders an das Album herangegangen als an "Burden Of Truth", außer dass wir dieses Mal kein Konzept vorliegen hatten. Es gab keine bestimmten Vorgaben, wir haben sehr spontan gearbeitet. Beeinflusst hat uns - neben unseren allgemeinen musikalischen Einflüssen - sicherlich, was wir uns kürzlich an neuer Musik angehört haben. Wir fangen immer erst in unserem Heim-Studio an, nehmen ein paar Demos auf, bevor wir ins eigentliche Studio gehen. Aber es war nie die Rede davon, dass die Songs dieses Mal härter werden müssen, es ist einfach ganz natürlich passiert. Möglicherweise wird das nächste Album noch aggressiver, wer weiß. Wir folgen da keinen bestimmten Vorgaben.

Elke:
Ich würde gleichzeitig sagen, dass "Delusions Of Grandeur" das vielschichtigste Album eurer bisherigen Karriere darstellt. Auf der einen Seite stehen relativ harte Songs wie 'Fatal Warning' oder 'Waiting', auf der anderen diese Power-Balladen wie 'Echoes' oder das dramatische 'Every Last Thing', und natürlich gibt es auch Stücke, die ein bisschen von allem beinhalten. Würdest du mir zustimmen?

Zak:
Definitiv. Irgendjemand sagte mal, wenn man die beiden härteren Songs von "Burden Of Truth" nimmt und sie mit Steroiden behandelt, erhält man "Delusions Of Grandeur". Man kann in Alben immer viel herein interpretieren, aber ich denke, es ist sehr abwechslungsreich, und dieser Fakt verdeutlicht, wie wir heutzutage komponieren und uns weiterentwickelt haben. Und das gefällt mir, ich reize gerne unsere musikalischen Grenzen aus.

Elke:
Mich hat der zweite Track 'Dead Of Dawn' spontan für sich eingenommen, weil er für mich alles enthält, was CIIC ausmacht: Tolle Gesangs- und Gitarrenharmonien und eine Menge Power. Wenn du einen einzigen Song von diesem Album auswählen müsstest, um jemandem, der die Band nicht kennt, ein Bild von eurer Musik zu vermitteln, welcher wäre es?

Zak:
Ich mag 'Dead Of Dawn' auch, aber (überlegt lange) ich würde mich für den Opener 'Fatal Warning' entscheiden.

Elke:
Das ist einer der schnelleren Tracks.

Zak:
Die Leute bezeichnen ihn als "schnell", aber es ist nicht der schnellste Song auf der Welt. Ich meine, wenn jemand "schnell" sagt, denke ich an sehr schnell (lacht). Das hier ist eher Midtempo für mich. Ich denke, er hat schöne Gesangslinien, ist ein wenig aggressiv und enthält eine gute Gitarrenarbeit. Ich habe ihn tatsächlich kürzlich als Anspieltipp verwendet, um Leuten CIIC vorzustellen, und sie waren schwer beeindruckt.

Elke:
Du hast gerade die Gitarrenarbeit von 'Fatal Warning' erwähnt. Ich finde überhaupt, dass man auf "Delusions Of Grandeur" viel bessere Riffs und Soli findet als jemals zuvor. Habt ihr dieses Mal eine besondere Gewichtung auf die Gitarren gelegt?

Zak:
Was das Songwriting betrifft nicht wirklich. Natürlich berücksichtige ich die Wünsche der Gitarristen. Wenn Andy (Lee, git.) sagt: "Hey, für dieses Solo bräuchte ich etwas mehr Zeit", dann bekommt er sie meistens auch. Die Art, wie er seine Soli schreibt, macht sie zu einem Song innerhalb eines Songs, was mir gefällt. Denn er erschafft einen sehr lebendigen Moment innerhalb eines Stücks. Was den technischen Aspekt betrifft, so haben wir dieses Mal in einem anderen Studio aufgenommen. Die ersten drei Alben sind im Morrisound entstanden, aber ich fand, es sei Zeit für eine Veränderung, damit wir nicht auf der Stelle treten. Das Studio hat nun mal einen großen Einfluss auf den Sound. Dieses Mal haben wir in einem Studio in Orlando namens J. Stanley Productions aufgenommen, wo kurz zuvor die neue SEVENDUST eingespielt wurde. Auch ALTER BRIDGE und CREED waren dort schon. Wir dachten: "Wow, jetzt arbeiten CIIC also mit den Typen, der diese ganzen Hits produziert - wir sind mal gespannt, wo uns das hinführt" - wenn das keine Form von Größenwahn ist (lacht). Jay, der für Technik und Mix verantwortlich war, liebt es, Gitarren aufzunehmen, denn er ist selbst Gitarrist. Das war im Morrisound zwar nicht viel anders, denn auch Jim Morris ist Gitarrist. Aber dieses Mal haben wir die Tracks für die Rhythmus-Gitarre verdoppelt, weil Jay das normalerweise so tut. Und wir kucken uns auch gerne neue Studio-Tricks ab. Von daher ist es lustig, dass du diese Frage gestellt hast, denn ja, technisch gesehen sind wir bei den Gitarren dieses Mal anders vorgegangen. Und Jay hat möglicherweise auch stärkeres Gewicht auf dieses Instrument gelegt. Was wiederum für mich eine Herausforderung war, als es an den Mix der Gesangsspuren ging, denn bei so vielen Gitarrenspuren funktionierte es nicht auf die bisherige Weise. Jay hat uns in gewisser Weise beigebracht, offen für neue technische Möglichkeiten zu sein und unseren Sound auf den neuesten Stand zu bringen.

Elke:
Die Keyboards hingegen haben das gleiche Flair wie zu alten SAVATAGE-Zeiten. Magst du Jons Stil immer noch so gerne?

Zak:
Natürlich. Mitch [Paul Michael Stewart, hauptamtlich Bassist der Band, aber auch für die Keyboards verantwortlich - d. Verf.] ist ein großer Fan von Jon, wie wir alle, obwohl er auch ganz andere Musik mag. Doch den Kommentar höre ich öfters, dass dieses und jenes auch gut zu einer SAVATAGE-Platte gepasst hätte.

Elke:
Ich mag Konzeptalben sehr gerne und fand auch "Burden Of Truth" sehr gelungen. Aber "Delusions Of Grandeur" ist auf eine erfrischende Art bodenständiger und livetauglicher ausgefallen. Ich könnte mir aufgrund der Anordnung der Songs sogar vorstellen, das Album vom ersten bis zum letzten Track live hören zu wollen. Es gibt einen schnellen, mitreißenden Opener, die Balladen sind an der richtigen Stelle, die meisten Songs sind sehr dynamisch, und mit 'Every Last Thing' gibt es ein wundervoll dramatisches Ende. Wie viele von den Stücken wollt ihr auf der nächsten Tour spielen?

Zak:
So viele wie möglich! Darüber diskutieren wir übrigens gerade. Der Schwerpunkt wird definitiv auf "Delusions Of Grandeur" liegen, und natürlich spielen wir 'Watching In Silence' und ein paar Sachen von "Burden Of Truth", die uns auf der letzten Tour sehr viel Spaß gemacht haben. Aber im Grunde hast du recht, man könnte das komplette Album durchspielen, was uns auch schon aufgefallen ist. Ich denke nicht, dass wir so weit gehen werden, aber die Songs auf dem neuen Album sind alle sehr lebendig und livetauglich. Trotzdem müssen wir auch wieder ein paar SAVATAGE-Sachen unterbringen.

Elke:
Es wird also so schnell keine CIIC-Show ohne SAVATAGE-Einlagen geben?

Zak:
Keine Ahnung, aber ich denke, wir werden immer ein paar im Set haben. Die Leute fragen auch ständig danach. Und unser jüngeres Publikum weiß noch nicht einmal, dass ich vor CIIC bei SAVATAGE gespielt habe, was mir seltsam erscheint. Deshalb spielen wir manchmal diese Stücke als eine Art Lehrstunde darüber, wo wir hergekommen sind (lacht). Vielleicht werden wir irgendwann einmal ein reines CIIC-Set spielen, aber im Moment noch nicht.

Elke:
Eure letzte Europatour sollte u. a. mit SAVAGE CIRCUS als Support stattfinden, aber leider mussten sie die meisten Termine absagen, da deren Bassist Yenz Leonhard an einer Schulterverletzung litt, die es ihm unmöglich machte aufzutreten. Lief die Tour trotzdem gut für euch?

Zak:
Es war okay. Einige Dinge hätten sicher besser laufen können, aber so ist das heutzutage nun mal mit Tourneen. Im Moment arbeiten wir an einem guten Deal für Europa, um einen Support-Slot auf einer großen Tour zu ergattern, was uns für die Bewerbung dieses Albums wichtig erscheint. Im Juni spielen wir fünf Shows in Brasilien. Ich war seit zehn Jahren nicht mehr dort und noch nie mit CIIC, also freue ich mich sehr darauf. Wir werden auch ein paar Gigs in Japan spielen, wo wir einen neuen Plattenvertrag haben, der gut läuft, und wo wir auch noch niemals waren. Dann haben wir eine US-Tour mit JON OLIVA'S PAIN geplant, wo die Fans Jons und meine neuen Songs hören können und wir auch ein paar SAVATAGE-Sachen zusammen zocken werden. Das kommt einer Welttournee näher, als wir jemals gekommen sind, und ich denke, wir haben die richtige Platte dafür am Start.

Elke:
Du hast schon länger darüber gesprochen, dass ihr gerne mit JON OLIVA'S PAIN auf Tour gehen möchtet. Warum hat es so lange gedauert, dies zu verwirklichen?

Zak:
Ich denke, der Zeitplan hat dieses Mal einfach gepasst. Jon war mit dem letzten Album nicht wirklich in den Staaten auf Tour, und wir haben beide gerade eine neue Platte draußen, so dass es sich einfach anbot. Wir denken sogar darüber nach, nach der Ostküsten-Tour auch noch zur Westseite der Staaten überzusetzen. Sobald man einen Anfang gefunden hat, kann man darauf aufbauen.

Elke:
Um noch einmal auf die letzte Europa-Tour zu sprechen zu kommen: Ich habe euren Gig in Berlin gesehen und kann mich noch gut daran erinnern, dass du häufig von der sehr niedrigen Bühne ins Publikum herunter stiegst, deinen Arm um ein hübsches Mädel in den ersten Reihen legtest und von dort aus weiter sangst. Du bist glücklich verheiratet und Vater zweier Töchter, aber trotzdem scheinst du noch gerne mit den weiblichen Fans zu flirten, oder?

Zak:
(lacht) Klar, warum nicht? Ich glaube auch nicht, dass das so eine schlechte Angewohnheit ist. Wenn ich auf einer so niedrigen Bühne stehe, springe ich immer gerne mal ins Publikum. Und dann weiß man nie was passiert.

Elke:
Du scheinst mit dem ProgPower Festival in Atlanta, Georgia, eng verbunden zu sein. CIIC haben dort bereits 2006 gespielt, dieses Jahr seid ihr am Mittwoch [dem Vor-Vor-Abend des eigentlichen Festivals, wo traditionell bereits besondere Konzerte stattfinden - ursprünglich war ein Akustik-Gig mit Zak und Mitch geplant, dann jedoch wurde die komplette Band für ein "normales" Set verpflichtet - d. Verf.] der Headliner. Letztes Jahr habe ich dich außerdem häufig betriebsam durch die Halle hetzen sehen, so als seist du in die Organisation eingebunden. Was genau hast du da gemacht?

Zak:
Mit der Organisation habe ich nichts zu tun. Unser Management Intromental veranstaltet das ProgPower Festival. Und eigentlich halten sie solche Sachen auch streng getrennt. Aber ich stand zur Verfügung, als sie mich fragten, ob ich ein wenig aushelfen könnte, weshalb ich in den Event jetzt ein wenig mehr involviert bin.

Elke:
Aber neben der Arbeit schienst du auch eine Menge Spaß an diesem "All Star Jam" gehabt zu haben, wo man dich mit Original KISS-Make-up auf der Bühne sah.

Zak:
Ja, das war großartig. Ich liebe solche Sachen. Das Make-up ließ sich übrigens nicht wieder abwaschen, ich trage es heute noch (lacht). Das war dieses permanente Zeugs (lacht noch mehr). Im Ernst: Als ich mich nach der Show versuchte abzuschminken, ging die schwarze Farbe einfach nicht runter. Es hat ungefähr eine Woche gedauert, bis alles weg war. Aber es hat wirklich sehr viel Spaß gemacht. Das Lustige ist, und das ist mir hinterher auf dem Video erst aufgefallen, dass ich wirklich fast wie Paul Stanley gesungen habe. Ich hätte nie erwartet, dass ich das drauf habe.

Elke:
Arbeitest du eigentlich immer noch für das TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA?

Zak:
Ein bisschen von Zeit zu Zeit. Ich helfe überwiegend bei den Demos. Sie haben ihre Alben bisher immer in Tampa aufgenommen [den Heimatort von Zak - d. Verf.], so dass ich jederzeit vorbeischauen kann, wenn sie Hilfe brauchen. Ich hätte auch fast bei der letzten Weihnachts-Tour mitgewirkt, aber wir haben am 10. Dezember mit den Aufnahmen für unser Album begonnen, was mich wieder aus den Rennen warf. Jon hat übrigens zur gleichen Zeit im Morrisound seine neue Platte eingespielt, es war also gut, dass wir diese Mal woanders hin wollten, denn sie hätten unmöglich Kapazitäten für zwei Bands gehabt.

Elke:
Wie kam es dazu, dass das TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA so groß geworden ist in den Staaten? Angefangen hat es ja mit diesen beiden Weihnachts-Alben.

Zak:
Richtig. Und auf dem ersten war der Song 'Sarajevo 12/24', der schon für SAVATAGE ein großer Hit war. Aber als "Dead Winter Dead" 1995 herauskam, war es den meisten nicht unbedingt bewusst, dass es sich um ein Weihnachtslied handelt - für sie war es Heavy Metal mit eben diesem einen Stück über das ehemalige Jugoslawien. Deshalb hatte Paul (O'Neill - git.) die Idee, ein ganzes Album nur mit Weihnachtsliedern aufzunehmen. Denn in diesem Zusammenhang würde dieses Lied ganz anders rüberkommen und man könnte es auch den Menschen näher bringen, die es im Kontext eines SAVATAGE-Albums nie verstanden hätten. So kam es zur Entstehung des TRANS-SIBERIAN ORCHESTRAs. Von der ersten Scheibe wurden alleine drei Millionen Exemplare verkauft. Ich selbst habe bereits ein paar Platin-Auszeichnungen an der Wand hängen, und es werden vermutlich noch mehr werden. Ein wichtiger Erfolgs-Aspekt war sicher das exzellente Marketing hier in den USA, und vermutlich wäre man in Europa genauso erfolgreich - es wurde nur noch nicht in Angriff genommen. Ich denke, das TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA wird mit dem nächsten Album auch Europa zu erobern versuchen. Inzwischen gibt es bereits zwei Aufnahmen ohne Weihnachts-Bezug, so dass sie auch außerhalb des Feiertags-Geschäfts auf Tour gehen können. Und dann werde ich vermutlich auch wieder stärker aktiv werden. Die Weihnachts-Tourneen werden weiterhin ohne mich stattfinden, aber eine "normale" Tour könnte ich mir gut vorstellen. Auch um mal andere Leute zu sehen und weg von dieser SAVATAGE-Schiene zu kommen. Die Leute fragen mich ständig: "Hey, wann gibt es die SAVATAGE-Reunion?". Und ich sage dann immer: "Wir haben schon Lust darauf (lacht), aber ich habe keine Ahnung, wie der Zeitplan von Jon und Paul diesbezüglich aussieht." Ich habe gerade erst mit Chris Caffery gesprochen und wir waren uns beide einig, dass eine Reunion eine großartige Sache wäre (lacht). Wir warten also mehr oder weniger nur auf unseren Einsatz.

Elke:
Also ist die SAVATAGE-Wiedervereinigung noch nicht endgültig vom Tisch?

Zak:
Nicht, wenn du mich fragst. Ich weiß, dass Jon es stets von sich weist, aber ich bin mir da nicht so sicher.

Elke:
Jon hat letztes Jahr ein ziemlich eindeutiges "Nein" von sich gegeben.

Zak:
Man sollte im Musikgeschäft nie "nie" sagen.

Elke:
Wann wäre denn das nächste SAVATAGE-Jubiläum?

Zak:
Gute Frage. Das 25. müsste dieses Jahr sein, oder? Mann, 1983 war zehn Jahre bevor ich dazu stieß. Wir könnten ja das 26 1/2 jährige Jubiläum nächstes Jahr feiern.

Elke:
Auf der kommenden US-Tour von CIIC und JON OLIVA'S PAIN gibt es immerhin schon eine kleine Reunion zwischen dir und Jon. Vielleicht ließe sich das in Zukunft ja noch weiter ausbauen.

Zak:
Das stimmt. Wenn wir jedes Mal eine weitere Person involvieren, kommen wir der Sache immer näher.

Elke:
Nächstes Mal bucht ihr z. B. CHRIS CAFFERY als Solokünstler dazu. Wer fehlt dann noch alles?

Zak:
Mit Jeff Plate (dr.) habe ich mal bei WICKED WITCH gespielt, die könnte man reaktivieren. Dann holen wir Al Pitrelli (git.) dazu und haben das "Dead Winter Dead"-Line-up. [John Middleton fehlt noch, aber wenn die anderen TSO-Mitglieder Zeit haben, kann er bestimmt auch. - d. Verf.] Und das war sowieso das Beste. Es sind also nur noch wenige Schritte bis dahin. Und ich weiß nicht, aber für mich macht das Sinn.

Redakteur:
Elke Huber

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