COAN TEEN: Interview mit Bastian Ulrich

01.01.1970 | 01:00

„Wir sind Kumpels, die alle Mucke machen und sich mögen. Daraus entstand dann irgendwann COAN TEEN. Ich (Basti, der Bassist) habe sowohl mit Dennis schon vorher gemuckt, als auch mit Phil und wieder in einer anderen Band kurze Zeit mit Sänger Christian. Eins führte zum anderen und dann brauchten wir nach einer Weile mehr Gitarrendruck, so kam dann Bryan dazu, der auch schon ewig unser Kumpel ist ...“. … soweit die kurze Antwort von Bastian Ulrich nach der Frage bezüglich Bandhistory von COAN TEEN. Zur Vervollständigung sei gesagt, das Quintett wurde 1999 gegründet, veröffentlichte im Mai letzten Jahres die EP „Fluids“ und ist seit ein paar Tagen mit „Daily Soap Engineers“ erstmals auch an der Longplayer-Front vertreten. Wenn das mal kein Grund ist sich näher mit den 5 Niedersachsen zu beschäftigen …

Oliver: Basti, wer oder was ist eigentlich ein "Daily Soap Engineer", damit das wenigstens mal geklärt ist?

Basti: Ein „D.S.E.“ ist genau das, was die direkte Übersetzung besagt. Nämlich derjenige, der für den Inhalt der täglich ausgestrahlten Seifenopern zuständig ist. Die wollen dem Zuschauer eine Welt vorgaukeln, die einerseits himmelhoch jauchzend gut und gerecht und andererseits zu Tode betrübt schlimm und gemein ist … bla bla bla ... Wenn man mich bitten würde eine Botschaft mit dem Albumtitel in Verbindung zu setzen, so wäre das die: Glaubt nicht den Scheiß, den Euch andere auftischen, sondern macht die Augen auf und seht selbst, was Sache ist. „Daily Soap Engineers“ gibt es in allem Bereichen des Lebens. Nicht nur im Fernsehen, also aufgepasst und lasst euch nicht verarschen!!!

Oliver: Wie sind denn die Reaktionen bis dato auf "Daily Soap Engineers" so ausgefallen?

Basti: Es gab gemischte Reaktionen. Manche total gut, andere schlechter. Wie das halt immer so ist. Die Reviews sind stets sehr stark von der persönlichen Meinung dessen abhängig, der sie schreibt, hab ich das Gefühl. Deshalb kommen teilweise die gegensätzlichsten Reaktionen vor. Alles in allem fiel das was ich bisher gelesen hab recht gut aus. Mal sehen, was noch kommt ...

Oliver: Als ich mir Eure Scheibe zum ersten Mal angehört habe, war das genau an dem Tag als der Krieg losging. Irgendwie empfand ich Euren düsteren und schweren Sound - in dem Moment zumindest - als passende Hintergrundmusik für dieses Ereignis. Kannst Du das irgendwie nachvollziehen?

Basti: Na ja, schon ein wenig richtig, was Du da sagst. Das liegt wahrscheinlich daran, dass Krieg etwas ist, das sehr traurig und schwermütig macht. Und eben diese Gefühle löst manchmal unsere Musik aus. Diese Parallele sehe ich auch! Und doch passt SLAYER vielleicht eher zu diesem ganzen brutalen Kriegsmist, der da so stattfindet. Übrigens passt der Albumtitel auch auf die Kriegsberichterstattung. Diese ist nämlich scheinbar auch von „Daily Soap Engineers“ verzapft ...

Oliver: Wo wir schon beim Thema Krieg sind: Wie ich Eurer Homepage entnehmen konnte, seid Ihr inzwischen auch Opfer der Ereignisse im Irak, für die wohl außer Bush & Co. kein normaler Mensch Verständnis hat. Seit Ihr politisch interessiert und wie äußert sich das in der Band? Wie glaubst Du wird sich der Krieg im Irak entwickeln … hypothetisch gefragt?

Basti: Einzeln sind wir vielleicht politisch. Jeder wie er mag. Als Band haben wir mit Politik nicht viel am Hut. Es ist nicht in unserem Sinne, mit der Musik Politik zu betreiben. Das sollen andere machen, die sich dazu berufen fühlen. Und doch war es natürlich Scheiße, dass die BLINDSIDE-Tour ausgefallen ist....
Und doch ist eins gewiss: COAN TEEN finden geschlossen den schwulen Bush-Typen und seine kriegstreibenden Neandertaler-Horden ebenso behindert wie diesen Sadam-Wichser!!! Entschuldige bitte die Wahl meiner Worte, aber das lässt sich eben nicht harmloser ausdrücken … finde ich!

Oliver: In meinem Review hab ich Euch in als "Alternative Metal" katalogisiert kategorisiert und Euch mit GODSMACK verglichen. Könnt Ihr mit dieser Einordnung bzw. dem Vergleich leben?

Basti: Die Einordnung ist okay. Es ist ja sowieso ziemlich schwer, COAN TEEN einzuordnen, finde ich. Das liegt wahrscheinlich an der Masse der verschiedenen Einflüsse, denen unsere Musik unterliegt ... ein bisschen hiervon, ein wenig davon, eine Prise dies, eine Messerspitze das ...

Oliver: Worum geht es in dem Song "Big Five" … Texte liegen mir ja leider nicht vor?

Basti: Einer von uns war fünf Jahre lang mit seiner Freundin zusammen, bis es dann aus war. Dann entstand dieser Song. Der Text ist schon einige Jahre alt, wie auch der Song an sich. Im Studio haben wir dann zwar noch ein paar Änderungen vorgenommen, aber „Big 5“ und somit der Anlass für dieses Lied sind schon länger Vergangenheit ...

Oliver: Als Ihr Euch 1999 zusammengefunden habt, war es da nicht ziemlich schwer sich auf eine Musikrichtung zu konzentrieren? Ihr kamt zwar alle aus der harten Ecke, aber doch irgendwie aus anderen Richtungen. Kann mir gut vorstellen, dass es da anfänglich sicher zu Schwierigkeiten innerhalb der Band kam!?

Basti: Nee, Schwierigkeiten gab es zu Anfang gar keine. Die Vielfalt unserer musikalischen Früherfahrungen war eher sehr stark förderlich für die Schaffung neuer Stücke als „COAN TEEN“. Ich finde das macht heute noch die Musik aus, die wir da so zu Recht schustern. Ich persönlich freue mich mit der Aufnahme von Bryan zusätzlich noch dem Hardcore Tür und Tor geöffnet zu haben. Wir mucken einfach drauf los und dann kommt mal so ein und mal so ein Stück heraus. Mal Metal, mal Grunge, mal Hardcore. Was dann allen gefällt, wird verfeinert und erhält automatisch noch von jedem der Bandmitglieder ein kleines Bisschen eigene Note und fertig.

Oliver: Wen Ihr im Info von "… Songs noch weiter perfektioniert …" sprecht, wie weit soll diese Perfektion gehen? Was ist für Dich der perfekte Song?

Basti: Ein perfekter Song ist gerade der Song, den man nie schreiben kann. An ihm orientiert man sich und versucht ihn zu erreichen. Aber es liegt, meiner Meinung nach in der Natur des perfekten Songs, dass man ihn nicht schreiben kann. Und doch sind wir fast immer bemüht, so perfekt wie möglich zu komponieren. Manchmal schneidern wir ziemlich lange an einem eigentlich schon fertigen Lied rum, bis es uns gefällt. Manchmal, aber zugegebener Maßen recht selten, sind wir sehr schnell zufrieden und ändern nix mehr ...

Oliver: Wenn Du "Daily Soap Engineers" einem bestimmten Film bzw. Filmgenre als Soundtrack zuordnen müsstet, wohin würdet Ihr das Album stecken? Oder doch besser als Titelstück für eine Soap?

Basti: Ich glaub es gibt keine Soap, zu der unsere Mucke passen würde ... Als Filmsoundtrack passt „D.S.E.“ wohl am ehesten zu einem Actionfilm (oder Horror??), die Idee gefällt mir allerdings auch nicht so recht. Wenn mal jemand aus der Filmbranche fragen sollte, dann schauen wir mal ...

Oliver: Was ist eigentlich Deine Lieblings-Soap oder schaust Du Dir so was gar nicht an?

Basti: Soaps laufen dann, wenn ich zum Glück nicht gucken kann. Das ist nix für mich. Früher, zu deren Anfang, hab ich mal eine Weile GZSZ geguckt, aber das war Anfang der Neunziger und da war Gerner noch richtig fies!

Oliver: Wie würdest Du einem Metalhead, der noch nie etwas von Euch gehört hat, die erste Begegnung mit COAN TEEN schmackhaft machen?

Basti: Schwere Frage. Mmh, so vielleicht: Lieber Metalhead, stelle Dir vor, Dein Kopf nickt automatisch mit, während eine mächtige Gitarrenwand durch einen singenden Sänger (nicht Gruntzer) vorm Einsturz bewahrt wird. Schnall Dich an und reite mit auf der COAN TEEN Achterbahn durch Berg und Tal der Tempi und Stimmungen ... Ich weiß aber leider nicht sooo genau, was dem typischen Metalhead so schmeckt und ob er auch mal ein anderes Gericht zu probieren bereit ist ... Guten Appetit!

Oliver: Viele Bands nehmen in der heutigen Zeit im eigenen Studio. Dies (im eigenen Studio aufnehmen) scheint ein Trend zu sein, den ich in letzter Zeit häufiger beobachte. Was glaubst Du, ist durch die heutige moderne Technik, die es vielen Bands erlaubt im eigenen Proberaum zu recorden und dies mit sehr guten Ergebnissen, das Zeitalter der großen Studios und Studioproduktionen besiegelt? Habt Ihr Ambitionen in dieser Richtung?

Basti: Nun, ich erkenne diese Möglichkeit an und schlage jedem der mich danach fragt diesen Schritt auch gerne vor, habe aber jetzt gemerkt, dass ein professionell arbeitender Produzent in einem gut ausgerüsteten Studio niemals von einer Eigenproduktion zu toppen sein kann. Ob das Selbstrecorden gut ist oder nicht hängt von vielem ab. Haben denn wirklich sooo viele Bands das Equipment, um eine verkaufsfertige Scheibe aufzunehmen? Ist das Geld, welches dieses Equipment kostet nicht ebenso gut und viel effizienter in Studio-Produktionen angelegt? Da lässt sich so viel drüber sagen, dass damit der Rahmen dieses Interviews gesprengt würde. Nur eines noch dazu: Für Demos reichen die Möglichkeiten fast jeder Band aus. Da reicht auch oft schon ein knisternder Mitschnitt per Sechs-Spurrekorder (eigene Erfahrung). Für mehr ist jeder seines Glückes Schmied. Ich glaub nicht, dass wir noch mal irgendwann selbst aufnehmen, außer uns würde der Vertrag gekündigt und die Kohle würde fehlen ein Studio zu bezahlen ...

Oliver: Jede Band hat ja was das Songwriting angeht ihren eigenen Stil. Wie muss ich mir die Entstehung eines COAN TEEN Songs vorstellen?

Basti: Riff-Idee, Vorschlag, probieren, basteln, wegschmeißen, Wochen später wieder aufgreifen, weiter basteln, wieder wegschmeißen oder fertig machen.....wie schon gesagt, wir brauchen immer eine Weile, bis wir zufrieden sind!

Oliver: Was sind die 3 wichtigsten Scheiben in Deiner Plattensammlung?

Basti: Da spreche ich ausschließlich für mich! Nicht für die Bandkollegen, aber die sind ja grad auch nicht da! Nur drei Scheiben … dass ist fies! Aber ich versuch’s mal. Diese drei höre ich zumindest besonders oft: CROWBAR – „Odd Fellows Rest“; SOUNDGARDEN – „Superunknown“; PANTERA – „Far Beyond Driven“.

Oliver: Kommt eine neue Scheibe einer Band auf den Markt, wird diese von der Presse in den meisten Fällen mit dem/den Vorgänger(n) verglichen. Ist das in Eurem Falle o.k. für Dich oder ist es Dir lieber, wenn jede Eurer Scheiben als eigenständiges, einzelnes Produkt angesehen wird?

Basti: Eigentlich egal. Ich meine „D.S.E.“ taugt mehr als „Fluids“. Das liegt aber auch daran, dass wir jetzt viel mehr Zeit hatten, die Songs aufzunehmen als bei der EP. Vergleiche sind also erlaubt, wenn sie den wirklich für sinnvoll gehalten werden ...

Oliver: Wie viel Prozent der Fragen, die Ihr von der Presse gestellt bekommt haltet Ihr persönlich für Schrott?

Basti: Du fragst ja gar nicht so viel Müll, hehehe! Nun, im Ernst frag ich mich manchmal, warum die Leute so komische Dinge wissen wollen, wie z. B. meine Lieblings-Soap, aber ich antworte gern auf fast jede Frage!

Oliver: Thema "Frauen": wie würde die Entscheidung ausfallen, wenn Dich eine Frau vor die Wahl stellt "Ich oder Band!"? Standst Du schon jemals vor einer solchen Entscheidung?

Basti: Die Frage ist überflüssig im Sinne der vorherigen Frage. Wenn sich eine Frau in den Weg stellen würde, wenn ich erfolgreich sein kann oder will, oder sonst irgendwie aufmuckt weil ich Musik mache, dann ist sie garantiert nicht die richtige. Ich stand noch nie vor einer solchen Entscheidung und das werde ich hoffentlich auch nie, sonst müsste ich zu ihr sagen: „Pech gehabt! Rock’n’Roll gewinnt gegen zickende Menschen des anderen Geschlechts!“

Oliver: Wie gehst Du mit Kritik um? Wann ist für Dich der Bogen kritikmäßig überspannt?

Basti: Kritisiert wie ihr wollt, doch versucht objektiv zu bleiben, denke ich immer. Wenn mich einer persönlich beleidigt oder Unwahrheiten schreibt oder die CD, die er besprechen soll nicht mal anhört und gleich verreißt, so kann er mich da lecken, wo es bitter schmeckt, wenn du weißt, was ich meine! (Ich kann’s mir vorstellen ... Anm. d. Verf.)

Oliver: Welchen Stellenwert nehmen für Dich persönlich Online-Mags verglichen zu "herkömmlichen" gedruckten Magazinen ein?

Basti: Es wird, es wird! Ich hab mal eine Weile in der Internet-Promo Abteilung einer Promo-Agentur gearbeitet und weiß daher den Stellenwert solcher Mags einzuschätzen, glaub ich. Das Interesse an Online-Mags wächst und ich glaub, da entwickelt sich was Gutes!!!
Online-Mags können viel schneller sein, als Print-Mags. Diesen Vorteil gilt es zu nutzen! Leider sind die Plattenfirmen manchmal noch viel zu geizig, was die Bemusterung von Online-Mags angeht. Das muss sich noch ändern … (Wie wahr, wie wahr! Anm. d. Verf.)

Oliver: Gibt es eine Frage die Du gerne einmal in einem Interview gestellt bekommen möchtest? Wenn ja welche und wie sieht die Antwort dazu aus?

Basti: Meistens fehlt bei Interviews die Frage, wohin das Honorar überwiesen werden soll ... (was Dümmeres oder Besseres fiel mir grad nicht ein)!

Oliver: Hättest Du die Möglichkeit einen Tag lang eine andere Person zu sein, in welche Rolle würdest Du gerne schlüpfen und warum?

Basti: Ich würde gern mal einen Tag lang Kerry King sein. Einfach nur so, weil ich mal sooo hart sein will wie der. Oder ich wäre gern der schwule Bush, dann könnt ich mir den ganzen Tag selbst in die Fresse hauen, weil ich sooo blöd bin! Oh, da fällt’s mir ein. Ich will dann doch lieber Kerry King sein und dann Bush ein paar reinhauen!

Oliver: Kommen wir kurz vor knapp noch zu einer eher makaberen Frage: angenommen Du wärst tot, hättest aber davor noch die Möglichkeit gehabt, Deinen eigenen Nachruf zu verfassen. Was hättest Du geschrieben?

Basti: Heult was das Zeug hält, heut ist Basti verschieden! Ansonsten lasst mich in Ruhe!

Oliver: Was steht für Euch in nächster Zeit an? Touren? Festivals? .

Basti: Ich versuche grad eine Booking-Agentur zu finden, um die Live-Aktivitäten anzukurbeln. Wir hoffen ja noch, dass BLINDSIDE doch noch nach Deutschland kommen, so dass wir sie supporten können ... Sonst steht nicht viel an, ist alles gerade in Planung. Steht dann aber auf unserer Internetseite.

Oliver: Gut, dann machen wir mal hier Schicht im Schacht. Danke für die Antworten. Du hast das letzte Wort ... come on!

Basti: Hört mir mit dem scheiß Krieg auf und verliebt euch in COAN TEEN ... Vielen Dank, der Basti von COAN TEEN!






Redakteur:
Oliver Kast

Login

Neu registrieren