COMEBACK KID: Interview mit Kyle Profeta
03.01.2011 | 22:19Die kanadische Hardcore-Band COMEBACK KID ist mit ihrem vierten Album "Symptoms + Curses" wieder zurück. Auf der Never Say Die!-Tour wird es höchste Zeit, Drummer Kyle Profeta ein paar Fragen zu stellen.
COMEBACK KID hatten einen rasanten Aufstieg in der Hardcore-Szene. Bereits ihr zweites Album "Wake The Dead" bescherte ihnen den Durchbruch. Allein der Titelsong ist eine Hymne des modernen Hardcores. 2006 verabschiedete sich zwar Sänger Scott Wade und der damalige Gitarrist Andrew Neufeld rückte ans Mikro vor und präsentierte sich erstmal auf dem 2007er Album "Broadcasting...", dem düstersten Album der Band. "Das liegt, denke ich daran, dass es damals eine komische Zeit für uns als Band war", sagt Drummer Kyle Profeta in ihrem Backstageraum in der Oberhausener Turbinenhalle. "Es hat war eine ungewisse Phase für uns, trotzdem hat es sich nicht vollkommen neu angefühlt mit Andrew am Mikrofon, da er eh unser Hauptsongschreiber ist und auch mit Scott an den Texten gearbeitet hat."
Eben dieser Hauptsongwriter tobte sich letztes Jahr mit seinem wesentlich melodischeren Post-Hardcore-Projekt SIGHTS & SOUNDS, bei dem Bruder Joel Neufeld an den Drums sitzt, aus. New School Hardcore hörte man auf dem Debütalbum "Monolith" keinen. Dafür präsentierte sich Neufeld als gereifter Songwriter, der mal lieber singt als schreit und ruhigere Töne anschlägt. Für die wären bei COMEBACK KID in dem Ausmaß kein Platz. "Ich mag SIGHTS & SOUNDS. Aber Andrew trennt die beiden Bands von einander. Es sind zwei verschiedene Arten Songs. Auf dem Album hört man also COMEBACK KID und nicht SIGHTS & SOUNDS."
Nach den zahlreichen Touren, die die kanadische Band um die ganze Welt brachte, ist das jetzige Line-Up stabiler als je zuvor und man begann mit den Arbeiten am vierten Album "Symptoms + Curses", welches sich sehr vom Vorgänger unterscheidet, wie auch Kyle zugibt: "Die neue Platte ist roher und härter. Wir wollten direktere Songs schreiben, die wir live gut umsetzen können. Der Sound von "Broadcasting..." war manchmal schwer auf eine Live-Show zu übertragen und ihn zu reproduzieren. Genau das wollten wir ändern. Direkte, simple Songs mit viel Energie." Dieses Ziel hat die Band bestens umgesetzt, wenn man sich nur den nach vorne peitschenden, fast schon punkigen Opener 'Do Yourself A Favor' anhört. COMEBACK KID klingen rauer als je zuvor und erinnern wieder mehr an ihr Debütalbum "Turn It Around", haben sich dennoch auf die Ausrichtung des Vorgängers berufen, der ebenso gut ankam wie jedes Werk der Band. "Druck verspühren wir keinen. Wir müssen nicht nochmal einen Song wie 'Wake The Dead' schreiben auf, den die Kids voll abfahren. Natürlich wäre es schön, ähnliche Hits zu schreiben, aber wir verbiegen uns dafür nicht. Bei uns muss sich ein Song richtig anfühlen."
Allerdings wäre es fraglich, ob ein zweites "Wake The Dead" heute überhaupt noch funktionieren würde. Die Szene mit der COMEBACK KID damals aufgestiegen sind hat sich sehr gewandelt, und neue Trends zogen in die Musiklandschaft. Waren damals Bands wie UNEARTH oder AS I LAY DYING die Bands der Stunde, sind es heute BRING ME THE HORIZON, PARKWAY DRIVE oder die aufstrebenen YOUR DEMISE, auf die die jungen Fans abfahren. "Oh Mann, da sagst du was. Die ganze Szene hat sich die letzten Jahre sehr geändert. Es sind so viele neue Bands gekommen und es wird immer einfacher, neue Bands zu entdecken. Als wir uns gegründet haben war Myspace noch nicht so verbreitet wie heute. Wir haben viel mehr spielen müssen als es manche Gruppen heute machen müssen." Beklagen können sie sich trotzdem nicht. Heute sind gut 3000 Fans in der Halle und fast alle werden den Auftritt der Kanadier sehen und die Band abfeiern. "Es ist cool in so einer großen Halle zu spielen. Da draußen stehen gut 3000 Kids. Das überrascht mich, denn eigentlich ist das hier eine Hardcore-Show mit einem abwechslungsreichen Line-Up. Es spielen Metal-Bands wie PARKWAY DRIVE aber auch Hardcore-Gruppen wie wir oder YOUR DEMISE. Den Leuten wird ein gutes Programm geboten, finde ich", sagt Profeta. Zumal man in Kanada bereits in ähnlich großen Hallen spielt wie heute abend, macht sich auch keine Nervosität breit.
"Das Peinlichste was mir jemals bei einem Konzert passiert ist? Haha, das war vor ein paar Jahren. Wir waren auf Tour und eines Abends weiß ich mitten im Song einfach nicht mehr was kommt und höre auf zu spielen. Ich war wie weggetreten, ich konnte mich einfach in dem Moment nicht erinnern, was ich spielen muss oder wie es weitergeht. Die Jungs haben mich natürlich ordentlich ausgelacht und wir haben das Lied dann noch mal von vorne angefangen und es klappte dann", erzählt ein lachender Profeta über sein Leben als tourender Musiker. "Ich mag es am meisten in Deutschland zu spielen - im Ernst! Hier werden wir immer sehr warm empfangen und die Kids kennen die Songs und lassen richtig die Sau raus. In den USA ist das ganz anders. Da ist Hardcore nicht so beliebt wie bei euch und das Publikum verhält sich ganz anders. In Süd-Amerika rasten die Leute sowieso komplett aus, da nicht so viele ausländische Bands zu ihnen kommen."
Es geht COMEBACK KID also alles andere als schlecht. Und so wird das nächste Jahr wieder gefüllt sein mit Touren rund um den Globus.
- Redakteur:
- Sebastian Berning