DARK FORTRESS: Interview mit Morean (Teil I)

23.10.2014 | 08:00

Jüngst hat DARK FORTRESS mit dem neuen Opus "Venereal Dawn" wieder einmal die Messlatte für (avantgardistischen) Black Metal verdammt hoch angelegt, weswegen ein Gespräch mit Sänger Morean unabdingbar war. Lest also des Interviews ersten Teil, in welchem es um alte Ideen in neuem Gewand, die Magie der Sprache, auf welche Weise man von ihr Gebrauch machen kann und einiges mehr geht.

Servus Morean und herzlichen Glückwunsch erstmal zu eurem neuen Album! Ich hab mir das stilistisch schon in etwa die Richtung vorgestellt, aber es ist ja immer etwas anders, das dann auch wirklich zu hören.

Ja, vielen herzlichen Dank! Das freut uns natürlich zu hören.

"Ylem" war ja vom Inhaltlichen her etwas offener, aber generell sind Konzepte ja nichts neues für euch. Woher kam die Idee, auf "Venereal Dawn" wirklich mit einer ganzen Geschichte in die Vollen zu gehen?

Das hat sich nach "Ylem" schon abgezeichnet, weil wir auf "Ylem" probieren wollten, wie es ist, wenn man Songs zusammenschmeißt, die gar nichts miteinander zu tun haben. V. Santura (Gitarre, kompositorischer Hauptmann der Band und Knöpfchendreher der Woodshed-Studios – CS.) hatte dazu irgendwie das Bedürfnis und es kam einfach so. Jedoch habe ich, als ich die Texte und den Gesang für "Ylem" gemacht habe, schon gemerkt, dass ich lieber ein Konzept gehabt hätte, dann hast du immer die Übersicht über das Ganze. Ich meine, ein Album ist ja immer ein Gesamtkunstwerk, ob man es so plant oder nicht, es wird ja trotzdem als eine Einheit wahrgenommen und mit einem Konzept kann man diese Einheit sehr viel gründlicher ausarbeiten.
Das Konzept selber kam eigentlich sehr spontan zu mir. Ich war in Mexiko und eines Nachmittags völlig erschlagen von dem unglaublich genialen Himmel, wo sensationelle Lichtspiele zwischen den Wolken mich einfach umgeblasen haben. Und irgendwie hat das etwas in mir ausgelöst, wodurch die ersten Visionen kamen, sogar Musik, Textfetzen und das Cover und so weiter. Das war also ein recht deutlicher Moment für mich, worauf es dann leider noch Jahre gedauert hat, bis die Musik dann da war (lacht). Für mein Gefühl bin ich mit dem Konzept zwei Jahre schwanger rumgelaufen und hab gehofft, dass es zur Musik passen würde. Ich wusste also genau, wo es anfängt, aber nicht wirklich wo es hingeht und wir wussten natürlich auch nicht, wie die Musik so werden würde. Es gab sogar mal den Plan, ein Album mit eher kompakten Songs zu machen, aber das ging total in die Hose. (lacht) Letztlich ist es natürlich genau das Gegenteil geworden. DARK FORTRESS-Songs waren ja schon immer "zu lang" und jetzt sind sie noch länger und epischer geworden. Musikalisch bestand das Bedürfnis, jedem Track und jedem Teil genug Platz zum Atmen zu geben, dass er sich genug etablieren kann. Deswegen musste ich konzeptuell auch von dem eher Horror-mäßigen Ausgangs-Szenario weggehen, weswegen ich dann auf die Idee von Wesen kam, die einen Körper aus Licht haben, aber ansonsten intelligente Kreaturen, aber halt was völlig anderes, als wir Menschen sind. Was dann in der Geschichte passiert, ist, dass sich ein Mensch, der diesen Wesen geopfert wird, sich in eines dieser Wesen verwandelt. Es ist also eine Gesichte von Tod und Wiedergeburt, auf einer anderen, spirituellen Ebene. Da kamen Text und Musik dann gut zusammen.

V. Santura hat also erstmal die Sachen im stillen Kämmerlein für sich geschrieben und das hat dann später eine Einheit ergeben…

Ja, schon. Wir hatten ja auch in den Jahren vorher neue Songs geschrieben, aber die waren, obwohl sie gut waren, vom Gefühl her nie so, dass wir dachten: "Das ist jetzt die neue Platte." Ein Song macht noch keine Platte und da hat es wirklich ein paar Anläufe gebraucht, dass genug neue Songs da waren, die uns echt voll gekickt haben, so dass wir wussten, "das ist es, in die Richtung geht es" und so weiter, und dann haben wir es zusammen ausgearbeitet. Wir hatten aber coolerweise dieses Mal auch ein paar Momente, bevor die Songs wirklich fertig waren, wo wir es ausjammen konnten. Auch wenn die meisten Riffs zwar von Santura kommen, hatte dieses Mal vor allem unser Schlagzeuger Seraph eine sehr wichtige Rolle, weil fast alle Drumparts aus dem Zusammenspiel im Proberaum kommen und nicht von einem Gitarristen, der sie per Drumcomputer vorprogrammiert, um es scharf zu sagen, denn ich bin ja selbst so ein Gitarrist. (lacht) Und ich glaube, das hört man einfach. Das wird auch zum tragenden Element für alles auf der Platte, also Musik, Artwork und Sound. Wir wollten, dass alles sehr echt ist, dass man hört, dass da tatsächlich Musiker spielen, dass es einen Künstler gibt, der ein echtes Gemälde als Cover macht und so weiter. Ein bisschen als Gegenentwurf zu so vielen Alben, die nur aus Computertricks bestehen und wenn man es live hört, ist es was vollkommen anderes. Da wollten wir gerne ein Zeichen setzen.

Zwei Songs stechen für mich auf ihre jeweils eigene Art heraus. Zum einen erinnert mich 'Lloigor' etwas an alte OPETH in Black-Metal-Form...

(lacht) Ja, das stimmt. Es ist ja nicht mein Song, deswegen könnte Santura da wahrscheinlich mehr dazu sagen. Ich fass es mal so: Ich weiß, dass OPETH durchaus ein Einfluss war. Das wäre jetzt auch etwas blödsinnig von der Hand zu weisen. Wir versuchen nie wie jemand zu klingen und wollen immer nach DARK FOTRESS klingen. Aber grad der Song hat ein bisschen diese proggige Seite, von der wir uns dachten: warum eigentlich nicht, wenn’s uns musikalisch kickt, dann ist es uns im Moment ziemlich egal, ob es noch als Black Metal oder eben nicht mehr als solcher wahrgenommen wir. Man ist ja auch immer angewiesen auf die Ideen, die man als Musiker hat und dieses Mal war es halt so.

Selbstverständlich, dass war auch eher als Kompliment gedacht. Heutzutage ist ja sowieso vielleicht jeder froh, wenn er etwas OPETH-artiges hören kann, das nach extremen Metal klingt.

Ja, das ist ja auch keine Schande. Ist ja auch immer noch eine der besten Bands, die es überhaupt gibt.

Immer noch, muss man dazu wirklich sagen.

Ja, immer noch. Sie haben sich auch wieder gefangen, auf den letzten Konzerten, wo ich sie so gesehen habe. Zwischendurch hatte ich meine Befürchtungen, aber sie haben sich wieder gefangen. Die neue Platte habe ich noch nicht gehört, leider.

Die finde ich sehr gut.

Bis auf die "Heritage" und die "Damnation" teilweise, gefällt mir eigentlich alles andere von OPETH auch. Ich habe keinen Zweifel, dass die nach wie vor noch geil sind.

Ok, wenn du mit der "Heritage" nicht so sehr klar gekommen bist, ist das natürlich dann nach wie vor ein Experiment. Aber du kannst dich ja überraschen lassen.

Naja, also das mit dem Experiment hat mich gar nicht gestört. Der Sound ist echt Hammer und da haben sie auch irgendwie etwas Neues geleistet. Es war halt nur das Songwriting auf der "Heritage" scheiße, das hat es mir dann ein bisschen versaut.

Immerhin finden es viele ja etwas stringenter auf der "Pale Communion". Nun denn, apropos Genre-Sprengen – um mal wieder auf "Venereal Dawn" zu kommen – da hätte wir noch 'The Deep', der ja wohl von dir ist. Wie entschiedet ihr euch dafür, so etwas auf das Album zu nehmen?

Ich hatte die Idee schon vor langer Zeit. Ich weiß nicht, ob du die "Mad Butcher"-EP von DESTRUCTION kennst. Jedenfalls ist da ein Track drauf namens 'The Last Judgement', der nur aus E-Gitarren besteht. Ich fand den immer sehr geil, ich meine DESTRUCTION hatte ja wirklich teilweise eine atemberaubende Gitarrenarbeit. Es gibt halt ab und zu so einen Track, wo man irgendwas aus der klassischen Metal-Instrumentierung weglässt und es trotzdem noch Metal ist, aber eben weil man etwas weglässt, es etwas Besonderes ist. Deswegen war für mich die Frage, oder das Experiment, wenn man so will: "Ist es möglich, ohne Schlagzeug und mit Akustik-Gitarren Metal zu machen?" Das ist dann in eine Aufnahme-Session gemündet, in der ich mich selber tausendmal overdubbt habe. Als die Songs geschrieben wurden, hatte ich schon eine Skizze dafür gemacht. Wir hatten aber viel zu viel Material. Wir haben auch mehr Songs aufgenommen, als jetzt auf dem Album sind. Erst kam jahrelang nichts und dann weiß man plötzlich gar nicht mehr wohin damit. Eigentlich dachten wir also, wir brauchen das gar nicht mehr, weil wir eh schon zu viel haben. Aber dann haben wir doch gemerkt, es ist vielleicht nicht schlecht, dass man da ein bisschen zum Verschnaufen kommt zwischendrin, gerade weil die anderen Songs so lang sind. Ich hab‘s dann Santura geschickt und der fand es völlig geil und meinte, dass das da doch Platz drauf hätte. Naja und dann haben wir ihn ausgearbeitet, was mich natürlich sehr gefreut hat.

Der einzige Text, der nicht von dir ist, ist, wenn ich das richtig sehe, 'I am The Jigsaw Of A Mad God' von Paul March. Wie kam es dazu?

Paul ist der Chef bei drei englischen Bands. Eine davon heißt PHLEFONYAAR und mit diesen waren wir 2012 auf Tour mit NACHTMYSTIUM, da haben wir uns kennen gelernt. Wir hatten da ein großes Glück, er und ich. Er ist auch der völlige Fan von Weltraummonstern, krassen Texten und Visionen und so weiter, obwohl es ein absolut bescheidener und wahnsinnig netter Kerl ist. Aber in unserer Vorliebe für spezifische Perversionen haben wir uns wirklich gefunden. Für mich ist er der Typ, der die besten Texte und Titel bringt. Ein Song, den sie damals gespielt haben, hieß zum Beispiel: 'Beneath The Graveyards Of The Jackal-Folk Something That Once Slumbered, Now Stirs' Das ist dann so ein Titel, den iTunes dann irgendwie nicht mehr erkennt. (lacht) Also, er schafft es quasi schon im Titel eine Geschichte zu erzählen und da lag es dann auch nahe, dass ich den irgendwann mal frag, ob wir mal was miteinander machen sollen. Nicht aus dem Grund, das mir nichts mehr eingefallen wäre, sondern wirklich, weil ich ihn einfach so bewundere und sein genie-empfinden für wirklich kranke, krasse Worte und Geschichten. Und er hat es dann auch wirklich geschafft, den Text stilistisch so zu halten, dass er zum Rest passt und sich auch an die sehr strengen rhythmischen Vorgaben gehalten. Das hätte man nicht besser machen können.  

Mir wäre auf jeden Fall nicht ohne die Credits aufgefallen, dass der Text nicht von dir ist, das passt also. Ein vollkommen neues Element für euren Band-Sound sind ja diese Kultisten-Chöre. Woher kam dafür die Idee?

Das war eigentlich auch eine alte Idee. Ich weiß noch, dass wir, kurz nachdem "Ylem" fertig war, zusammensaßen und Santura damals gesagt hat, ob es nicht eine Idee wäre, für die nächste Platte eine völlig verdrehte, schwarze Messe zu machen. Also auch ein Konzept-Album, aber mit diesem "sakralen" Charme, wenn auch völlig morbide gleichzeitig. Und ich hatte auch schon länger den Wunsch, etwas mit Chor zu machen, weil ich finde, dass der Sound unheimlich gut zu den Atmosphären passt, grad im Black Metal. Auch, weil er der Musik sofort eine Tiefe verleiht und auch ein gewisses Strahlen. Und obwohl wir die Idee von der Messe letztendlich nicht ausgeführt hatten, schwebte immer noch diese Idee im Raum und als es dann daran ging, das alles zu arrangieren und zu finalisieren, habe ich natürlich dann gerne Gebrauch von ihr gemacht. Dann kann man natürlich auch mit dem Gesang viel mehr machen und das bringt auch wieder Kontraste rein. Ich habe sogar selber einige Chöre eingesungen, was ein relativ großer Schritt ist für mich. Ich glaube alles in allem ist das wirklich gut, weil wir wollten, dass jeder Song ein eigenes Gesicht hat. Und auch, wenn die Chöre nicht überall sind, so kommen sie immer wieder zurück, so dass man gleichzeitig gewisse Teile noch ganz anders hervorheben kann, wie z.B. den Schlussteil vom ersten Song oder von 'Betrayal And Vengeance', da passiert dann auch in der Geschichte wieder was, wenn der Chor daherkommt. Mir gefiel das bei EMPEROR auch immer, wenn da unter dem ganzen Geflatter und brutalen Geklapper dann auf einmal cleane Stimmen eine hehre Linie singen, da geht der Himmel auf. Hoffentlich hören die Leute es bei uns auch so, dass es einen ähnlichen Effekt hat.

Ja, ich höre es auf jeden Fall so und erwarte dann natürlich Doppelchor-Arrangements für euer nächstes Album.

(lacht) Ja, es wird nur Doppelfugen geben.

Ich meine, du hast natürlich Recht, dass der Chor noch unglaubliches Potential für Black Metal birgt, auch atmosphärisch. Man denkt ja erstmal "Iieh, Klargesang, das whimpt dann alles total aus und keiner will‘s hören", aber wenn man das richtig anpackt, dann kann das noch unglaubliche Tiefe in die Musik bringen.

Dem stimme ich vollkommen zu. Es ist ja auch immer die Frage, was man damit macht. Das ist ja genau das gleiche wie die Geschichte "Metal-Bands mit Orchester". Es gibt eine klischeehafte und platte Art und Weise das zu tun, aber mit dem Medium an sich kann man ja viel mehr machen. Auch da haben wir uns bemüht, auch wenn die Chöre jetzt nicht super-avantgardistisch sind, einen etwas anderen Sound zusammen zu bringen, als auf irgendwelchen Power-Metal-Platten. Wir haben uns auch bewusst nur für ein paar Stimmen entschieden und ich habe mir dann entsprechend die harmonische Freiheit genommen, die in den gleichen Abgrund zu ziehen, in dem die andere Musik auch ist und nicht irgendwelche Standard-tralala-Chorscheiße darüber zu klatschen. Dann wäre es wirklich ein Problem geworden. Nach all den Jahren und Alben ist es ja nicht leicht, sich immer wieder was Neues auszudenken, ohne sich im Kreis zu drehen. Wir versuchen immer die Essenz des Black Metal zu erhalten, denn egal, wie ruhig ein Part ist, es gibt immer diese Düsternis drin und der Abgrund ist immer da. Aber wir erlauben uns schon, immer neue Ausdrucksformen zu finden für diese Essenz. Und da ist es eben sehr spannend zu schauen, ob das auch ohne Schlagzeug geht, oder mit Clean-Gesang oder wenn das eigentlich ein Prog-Song oder Doom-Song ist. Also, gelingt es quasi, die Essenz des Black Metal zu übersetzen in  etwas, was anders ist, als die immer gleichen zwei Riffs.

Bei diesen Chören verwendest du eine von dir erdachte Kunstsprache…

Ähm, nein, das sind alles echte Sprachen. Möchtest du trotzdem, dass ich was dazu erzähle?

Selbstverständlich.

Okay, das kann ich natürlich sehr gern machen, wie lang hast du Zeit? (lacht) Das ist ja auch etwas, was nicht alltäglich ist, wenn man vom Englischen abweicht. Und obwohl ich Englisch immer die geilste Sprache für Metal finden werde und auch am liebsten auf Englisch schreibe, ist es schon so, eben wiederum weil es so viele Bands ihre Songs mit "evil" und "Satan" drin schreiben, dass es wirklich schwierig ist, noch was neues zu machen. Also auch mit Texten zu kommen, die nicht vollkommen abgedroschen sind. Man ist ja auch ein Stück weit limitiert mit seinen Inhalten, weil die ja auch zur Musik passen müssen, die ja immer superfinster ist. Man braucht da nicht anfangen, irgendwelche Kochrezepte zu erzählen. Was weiß ich, vielleicht klänge das ja sogar geil und mir würde das sogar gefallen (An dieser Stelle hätte ich ihn mal nach seiner Meinung zum Vegan Black Metal Chef fragen sollen – CS). Aber du weißt, was ich meine. Man tendiert automatisch zu einem gewissen Wortschatz hin. Ich sehe mich auch als echten Weltbürger, bin viel unterwegs, habe Freunde auf der ganzen Welt und mich haben andere Sprachen und Kulturen immer schon fasziniert. Gerade auch musikalisch ist das immer etwas sehr erfrischendes, wenn man die Klanglichkeiten anderer Sprachen benutzen kann. Die haben einen anderen Geschmack, eine neue Farbe in dem ganzen drin und deswegen habe ich mir an bestimmten Stellen die Sprachen rausgesucht, die mir klanglich am besten gefallen und das waren Spanisch, Rumänisch und Arabisch. Jedes Mal wenn ich z.B. rumänisch höre, läuft es mir – keine Ahnung, warum – immer kalt den Buckel runter. Dann haben wir versucht, das irgendwie umzusetzen, was sehr viel Arbeit war, weil wir natürlich auch Übersetzungen bekommen mussten und so weiter. Natürlich kann keiner von uns rumänisch, lauter Niederbayern, die versuchen, korrektes rumänisch zu singen war eine Herausforderung für sich.
Was jetzt die Story betrifft, ist es ja so, dass die Welt natürlich wieder mal von einer globalen Katastrophe befallen ist und für meine Gefühl helfen diese Stellen in anderen Sprachen ein Gefühl dafür zu transportieren, dass das wirklich eine globale Katastrophe ist, die alle betrifft. Eins will ich noch dazu sagen und zwar, dass die Leute nicht meinen, nur weil wir irgendwas auf Spanisch oder Nahuátl, was die Sprache der Maya und Azteken war, singen, oder rumänisch oder arabisch da drauf haben, dass wir irgendwelche politischen oder historischen Aussagen treffen wollen. Es ist eine relativ blutrünstige Geschichte und dass dann grade die Rumänen und Mexikaner da reingezogen werden, hat nichts damit zu tun, dass wir einen Kommentar auf die Geschichte dieser Völker oder irgendeine Vampir-Scheiße liefern wollen. Das war vermutlich auch der Grund deines Missverständnisses (so in etwa, Ursache war eine Zeile in den Liner-Notes, die wohl in die gleiche Richtung abzielte – CS). Es hatte nur klangliche Gründe und außerhalb von unserer eigenen Geschichte keine Bedeutung.  

Du hast jetzt wunderbar des Rätsels Lösung geliefert, da ich mich schon etwas über Wörter, die ich problemlos übersetzen konnte gewundert hatte und mir dachte, "das ist doch keine richtige Kunstsprache."

Weißt du, was es auch ist? Man kann uns ja auch als eine „okkulte Band“ bezeichnen, weil uns diese spirituelle oder von mir aus auch magische Komponente uns sehr wichtig ist. Mir zumindest ist sie sehr wichtig und das war auch früher bei DARK FORTRESS so. Ein Album wie die "Séance" ist ja auch ein höchst spirituelles Werk. Eine Technik, wie man in eine gewisse Trance geraten kann, ist, dass man, das bewusste Denken versucht, zu umsegeln. Das funktioniert zum Beispiel, wenn man einen lateinischen Choral hört. Da hat man sofort das Gefühl "Oha, da wird irgendwas wichtiges gesagt", obwohl man es vielleicht gar nicht versteht. Und wenn man jetzt irgendeinen Song macht aus irgendwelche sumerischen Zaubersprüchen von vor 5000 Jahre, wie ich es auch schon gemacht habe und wie es viele Bands machen, dann ist es zwar geil, weil’s ein magischer Text ist, aber sehr oft ist das halt Fake, oder Bullshit und nicht mal die Band selber versteht, was sie da verzapft. Ich wollte dieses Mal gern vermeiden, dass das Zeug mystisch klingt, nur weil die Leute die Texte nicht verstehen. Deswegen auch die Entscheidung: Ich will echte Sprachen haben, ich will, dass da wirklich was gesagt wird und ich will, dass die Mystik aus dem Inhalt kommt und nicht nur, weil ich mir die Sprache aus den Fingern gesaugt habe oder mir irgendeinen Mist gedownloadet habe, der vorgibt, babylonisch zu sein oder so.

Wobei dieser Effekt ja nicht nur in einem religiösen Kontext greift, sondern schon ab dem Moment, wo du beispielsweise vorhin gesagt hast, dass Englisch die geilste Sprache für Metal ist. Weil man einfach, zumindest als Deutscher, auf Englisch alles sagen kann und es klingt an sich schon mal ganz geil zu einem Metal-Song.

Ja und das ist doch auch schwierig, oder? Ich weiß nicht, wie es dir geht und vielleicht bin da nur ich so, aber deutschsprachige Musik, die mir gefällt, kam eigentlich immer aus Österreich (lacht). Ich weiß nicht, warum, aber irgendwie funktioniert das Hochdeutsche nicht so. Außer der Text ist wirklich super-geil, wie bei den EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN. Aber was so die normale Metal-Band verzapft auf Deutsch zu singen, ist schrecklich, aus irgendeinem Grund.

Das kann ich nur zu gut verstehen, wobei ich dir da eine Empfehlung aussprechen kann, solltest du sie nicht kennen, und zwar HELRUNAR.

Aha, doch, die sind mir schon ein Begriff. Ich meine, man muss sich ja nur die expressionistischen Dichter durchlesen, oder Goethes "Faust", das ist der pure Metal. Schon allein rhythmisch und inhaltlich, das finde ich völlig hypnotisierend und abartig, was für geile Sachen, man mit unserer Sprache machen kann. Aber es ist halt schwierig, damit es halt nicht nach Nachrichten klingt (lacht).
...to be continued... In der Zwischenzeit empfehlen wir euch die gerade stattfindende Tour mit SCHAMMASCH und SECRETS OF THE MOON, die wir hier angekündigt haben.

Redakteur:
Christian Schwarzer

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