DEAD ALONE: Interview mit Flo und Beni
16.02.2018 | 00:00DEAD ALONE - ein Bandname, der eigentlich schon viel über die gespielte Musik aussagt. Richtig, es wird tödlich und düster. Und mit "Serum" haben die Black'n'Deather aus München ihr bis dato fraglos bestes Album abgeliefert. Und wenn man bereits vier Alben auf der Habenseite hat, ist dies schon eine sehr gute Leistung. Darum baten wir die sympathischen Herren einmal zum Gespräch und quetschten Fronter Flo und Neu-Drummer Beni für euch ein wenig aus. Welche wirklich interessante Geschichte sich hinter dem Album verbirgt, lest ihr hier.
Jungs, bevor es ans Eingemachte geht, lasst mich kurz wissen, wie es euch geht und wie die Stimmung bei DEAD ALONE momentan ist.
Flo: Hallo Marcel! Vielen Dank für das fantastische Review und das Interview! Bei uns ist die Stimmung gerade super. Wir bereiten uns auf den Release von "Serum" vor und sind wahnsinnig gespannt, wie das Album ankommen wird.
Seit eurem letzten Album sind einige Monate ins Land gezogen. Gebt mir doch ein kleines Update, was in den letzten drei Jahren bei euch so passiert ist und wie die Fans das letzte Album "Nemesis" so aufnahmen.
Flo: Die vergangenen Jahre waren für uns durchaus turbulent, wenn auch nur im Hintergrund. Wir hatten diverse Besetzungswechsel und mussten erst mal unseren Kurs überdenken und uns neu definieren. Ich denke, das hört man dem Album auch an, da die Songs eben in diesen verschiedenen Phasen entstanden. Deshalb war es auch live recht ruhig um uns. Allerdings hatte diese Zeit ihre Vorteile und gerade mit dem Einstieg von Beni ging es wieder steil bergauf. Er ist ein wahnsinnig guter Drummer und hat auch frischen Wind und eine Menge gute Ideen mit eingebracht.
"Nemesis" wurde extrem gut aufgenommen, weshalb wir es auch ein wenig bedauern, die Songs live nicht so oft präsentiert zu haben wie wir es gern gewollt hätten. Aber so ist das Leben, jetzt sind wir wieder am Start und werden unser Bestes geben, dass sich das ändert.
Ich kam 2016 zu DEAD ALONE. Damals standen bereits die meisten Riffs, und ich wusste sofort, dass ich bei dieser Scheibe mitwirken will. 2017 sind wir dann ins Studio gegangen und haben uns im Grunde das ganze Jahr mit der Fertigstellung und Veröffentlichung von "Serum" befasst. "Serum" ist das erste DEAD ALONE-Album, das von Alex Ecker (Pearlsound Studios) produziert wurde und wir haben den ganzen Entstehungsprozess über ziemlich eng mit ihm zusammengearbeitet.
Bei "Serum" sticht mir sofort das mächtige Artwork ins Auge. In welchem Kontext steht das Cover mit den Songs?
Flo: Das Artwork des Albums ist eine Art Erweiterung oder Ergänzung der Musik und der Lyrics. Von Anfang an war es für uns extrem wichtig, dass die Texte, die Musik und die Artworks Hand in Hand gehen, um als Einheit gesehen zu werden. Der Hintergrund ist einfach, dass wir einerseits nicht bloß ein Album mit elf Songs abliefern wollten und andererseits auch eine der Kernaussagen, dass Synergien und Zusammenhalt in unserer Welt extrem wichtig sind, damit untermauern möchten.
Als ich 2014/15 mit den ersten Entwürfen begann, hatte ich die Idee eines schlafenden Körpers umgeben von einer kalten, dunklen und abgewrackten Welt in meinem Kopf. Ich brachte viele Elemente wie Stein und Asche-ähnliche Strukturen mit ein. Somit wandelte sich die Idee langsam in einen wie schlafenden, aber toten Körper. In Kombination mit einem anderen Bild im Booklet ergibt sich dabei auch wieder eine Art Beziehung. Eine Art Kreislauf des Lebens...
Mit welcher Zielsetzung habt ihr euch damals an die Arbeiten an der neuen Platte gemacht?
Flo: Bereits vor dem Komponieren der Songs habe ich die ersten Entwürfe des Artworks den anderen Jungs gezeigt. Diese nutzten wir als Inspiration. Mit der Zeit spielte sich diese Arbeitsweise dann ganz gut ein, wobei es über die vergangenen drei Jahre immer schwerer wurde, alle Ideen, Eindrücke und Emotionen unter einen Hut zu bekommen, ohne das Konzept aus den Augen zu verlieren, hehe.
Wenn ihr "Serum" mit dem Vorgänger "Nemesis" vergleicht, worin liegen die musikalischen Unterschiede zwischen beiden Alben?
Flo: Ich sehe "Nemesis" definitiv als das leichter zugängliche und "poppigere" Album an. "Serum" ist im Gegensatz dazu fieser, düsterer und auf alle Fälle menschlicher. Es ist ein sehr erwachsenes Album und zeigt auch musikalisch, dass nicht alles immer nur schön sein kann. Allerdings ist "Serum" auch offener, mutiger und unvorhersehbar - wie das Leben selbst...
Allerdings wäre "Serum" ohne "Nemesis" gar nicht möglich gewesen. Gerade in Bezug auf die Orchestrierungen oder die Studioarbeit war “Nemesis“ eine lehrreiche Erfahrung für uns.
Beni: "Serum" ist auf jeden Fall sperriger und düsterer als "Nemesis", und für mich das komplexeste DEAD ALONE-Album bis dato. Wir haben uns beim Songwriting darauf konzentriert, eine breite Spanne an Stimmungen und Tempi auszuschöpfen, um das thematische Konzept der Scheibe musikalisch auf den Punkt zu bringen.
Steckt eigentlich ein näheres oder entferntes Konzept hinter "Serum" oder den einzelnen Songs auf dem Album?
Flo: Ganz kurz gesagt ist das Konzept hinter "Serum" der ewige Kampf des Menschen mit sich selbst und wo wir in dieser chaotischen Welt voller Irrwege, Versuchungen, Täuschungen stehen.
Umspannt wird das Ganze in einer kryptischen Story, in der die Menschheit im Grunde die eigene Apokalypse verschuldet hat. Wir Menschen halten uns in unserer Arroganz zu oft für die Krone der Schöpfung und vergessen dabei, dass wir im Grunde alle zusammen nur diesen einen Planeten haben. Was bringt es uns also uns aus Gier, Hass oder Intoleranz gegenseitig oder eben auch die Natur zu vernichten? Mir war es extrem wichtig, in keinerlei Weise irgendwie religiös oder politisch motiviert zu wirken, sondern dem Thema auf persönlicher und emotionaler Ebene zu begegnen. Wir waren noch nie eine Band, die provozieren wollte oder jemandem eine Meinung diktieren möchte. "Serum" ist eine künstlerische und auch persönliche Reflexion realer Themen wie Rassismus, Umweltverschmutzung und eben auch religiöse, politische und gesellschaftliche Manipulation oder Ausgrenzung. Wohin führt das alles und was richtet das mit uns oder auch in uns an? Jeder kennt diese ureigenen Ängste, Kämpfe und Ungewissheiten und gerade in so schockierenden und ereignisreichen Zeiten wie den vergangenen Jahren, ist es vielleicht ganz gut, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen.
Wie vorhin schon angesprochen, geht es halt immer um eine gewisse Art von Synergien, Zusammenhängen und Gegensätzen. Glaube und Hoffnung zum Beispiel liegen für mich sehr dicht zusammen und beides ist für uns als Menschen extrem wichtig und notwendig. Menschen werden durch Hoffnung und Glaube zu Höchstleistungen angespornt und schaffen es zum Beispiel, Krankheiten zu besiegen oder zeigen uns, wie viel Gutes in uns Menschen doch eigentlich steckt. Im Gegensatz dazu muss man auch sagen, dass fehlgeleiteter Glaube eine extreme und unter Umständen negative Wirkung haben kann. Das kann in den falschen Händen eine starke Waffe sein. Und genau diese unterschiedlichen Ansätze und Zusammenhänge sollte auch das Album und der Titel widerspiegeln. Das Wort Serum kann sowohl für einen bestimmten Teil im Blut des Menschen, als auch als Heilung stehen. Und genauso verhält es sich auch mit uns Menschen: All unsere Schattenseiten wie Wut, Gier, Hass und Intoleranz sind tief in uns verankert. Aber ebenso können wir selbst das Heilmittel für unsere Probleme sein. Wir müssen nur endlich mal anfangen, über den Tellerrand zu blicken und lernen, was wirkliche Toleranz und Gleichberechtigung bedeutet.
Ihr habt mit 'Four Prophets' ein ansprechendes Video veröffentlicht. Inwiefern repräsentiert dieser eine Song das gesamte "Serum"-Album und sind noch weitere Videoclips geplant?
Beni: In der Tat haben wir schon vor 'Four Prophets' einen weiteren Song aus dem Album mit einem Video veröffentlicht, nämlich 'The Fall'. Beide Songs könnt ihr auf YouTube finden.
Zurück zu deiner Frage: 'Four Prophets' ist einer der gradlinigeren Songs auf der Scheibe, für unsere Verhältnisse ein klassischer Death-Metal-Brecher. Ich denke, es gibt keinen einzelnen Song, der das ganze Album repräsentiert, weil wir auf "Serum" mit den unterschiedlichsten Stimmungen spielen. Natürlich klingt das etwas klischeebehaftet, aber für mich ist "Serum" tatsächlich eines der Alben, das am besten am Stück funktioniert.
Apropos Planung: Sind Auftritte - eventuell sogar in ganz Deutschland - geplant oder was wird 2018 für DEAD ALONE noch parat halten?
Beni: Am 24. Februar spielen wir erst einmal die Release Show für das Album. Das wird das erste Konzert, bei dem wir mehrere Songs von der neuen Platte live präsentieren und wir sind wahnsinnig gespannt, wie die Lieder live ankommen. Das restliche Jahr werden wir dann keine Gelegenheit auslassen, "Serum" live unters Volk zu bringen, aber eine größere Tour ist momentan noch nicht geplant. Schaut ab und zu auf unserer Webseite unter dead-alone.de vorbei, dort findet ihr alle anstehenden Konzerttermine!
Ihr beiden, damit wäre ich auch mit meinen Fragen am Ende. Die Platte ist echt eine Wucht und ich wünsche euch mit dieser viel Erfolg! Die berühmt berüchtigten, letzten Worte gebühren euch, was möchtet ihr noch loswerden?
Flo: Vielen Dank für die netten Worte. Viel Spaß mit "Serum"! Es war für uns eine herausfordernde, aber auch spannende Reise. Ich hoffe, ihr könnt das auch heraushören. Ansonsten passt auf euch auf, seid tolerant und versucht, Rücksicht aufeinander zu nehmen.
- Redakteur:
- Marcel Rapp