DEVILDRIVER: Interview mit Dez Fafara

21.07.2022 | 17:31

Dez Fafara hat sich vor knapp 20 Jahren von COAL CHAMBER verabschiedet, um mit DEVILDRIVER eine neue, hungrige Band ins Leben zu rufen. Wie hungrig die Kalifornier zu Werke gehen, kann man gut an der "Clouds Over California"-Box-Rückschau betrachten. Im Zuge dessen baten wir den DEVILDRIVER-Kopf um ein kurzes Gespräch, in dem wir die Zeit vom selbstbetitelten Debüt bis zum letzten, bestialischen Rundling dieses Sets ein wenig anreißen, um dann auf das kommende Jahr 2023 vorzubereiten. 

Hallo Dez, zunächst einmal vielen Dank, dass ich dir ein paar Fragen zur kommenden DEVILDRIVER-Version stellen darf. Bevor wir loslegen, wie geht es dir? Wie ist die aktuelle Stimmung bei DEVILDRIVER?
Mir geht es gut und die Band ist bereit, im Jahr 2023 wieder auf Tour zu gehen und Band zwei von "Dealing With Demons" zu veröffentlichen!

Verheißungsvolle News. Euer letztes Album "Dealing With Demons I" ist fast zwei Jahre alt. Würdest du mir gerne ein kleines Update geben, was in den letzten 24 Monaten mit DEVILDRIVER passiert ist?
Nun, die Platte wurde gut aufgenommen und hatte sehr gute Noten von der Presse und den Fans, wofür ich dankbar bin. Wir hatten die Nummer 3 Metal-Platte in den USA und auch dafür bin ich sehr dankbar. Danach nahmen wir uns eine Auszeit, sind durch die Covid-Periode gegangen wie der Rest der Welt und haben beschlossen, 2022 aus verschiedenen persönlichen Gründen einen Zwischenstop einzulegen und den ganzen Verkehr zu vermeiden, der 2022 ist, um dann 2023 unsere neue Platte zu veröffentlichen und zu touren.

Mit dem Boxset "Clouds Over California" steht eine besondere Veröffentlichung an. Was sind deine Beweggründe, deine Karriere mit Roadrunner Records zum jetzigen Zeitpunkt Revue passieren zu lassen?
Als BMG mich wegen des Boxsets kontaktierte, schien es einfach ein großartiges Timing zu sein, dies in diesem Jahr zu tun, da es Raum für ein weiteres Boxset der folgenden Platten lässt. Roadrunner gab mir meinen Start und so verselbstständigte es sich.

Dem Titel nach zu urteilen, muss eure Heimat Kalifornien einen wichtigen Einfluss auf euch gehabt haben? Inwieweit beeinflussen die Wolken über Kalifornien eure Persönlichkeit, die Band und die Musik?
Kalifornien ist ein Geisteszustand. Wenn man hier geboren ist, versteht man das. Es spielt in alles in unserem Leben hinein, das Wetter, die Orte, die man besuchen kann, all das verbindet sich mit dem, was DEVILDRIVER ist, eine "California Groove Metal"-Band!

Du hast vor dem "DevilDriver"-Debüt auch Alben mit COAL CHAMBER veröffentlicht. Aber wie hat es sich vor 19 Jahren angefühlt, das erste Album von DEVILDRIVER in den Händen zu halten? Kannst du dich noch daran erinnern?
Neue Kapitel, neue Anfänge sind immer gut und ich verließ COAL CHAMBER, um eine weitere Karriere mit DEVILDRIVER zu verfolgen und wenn ich jetzt zurückblicke, war es eine fantastische Fahrt und ich bin jeden Tag dankbar und demütig, dass Metal-Fans auf der ganzen Welt beide Bands, bei denen ich mitgewirkt habe, umarmt und lieben gelernt haben, wobei DEVILDRIVER natürlich härter, dunkler, schneller ausgefallen ist.

Gibt es aus heutiger Sicht etwas, was du am Debüt gerne geändert hättest oder bist du nach all den Jahren immer noch so zufrieden wie am ersten Tag?
Nein, ich würde gar nichts ändern!

Gleich nach der Veröffentlichung verließ Evan Pitts die Band. Habt ihr noch Kontakt zu ihm? Was waren damals seine Beweggründe?
Oh ja, wir reden immer noch, er ist ein toller Typ. Evan hat unsere erste Tour gemacht und danach konnte man es in seinen Augen sehen, dass er der Herausforderung des Tourens nicht gewachsen war. Er ist ein häuslicher Mensch, der gerne zu Hause ist und das Touren war nicht das Leben, das er führen wollte, also war es schwer, aber ich verstand ihn, dass er zu Hause sein wollte. Er ist ein sehr spiritueller Typ, der Banzai-Bäume usw. macht, also konnte ich mir nicht vorstellen, dass er so tourt wie wir und dieses Piratenleben lebt. Ich liebe ihn, er ist ein toller Kerl.

Für mich klingt der Nachfolger ein bisschen weniger aggressiv und geradliniger, die Songs sind noch prägnanter. Würdest du mir da zustimmen? Wie weit hat sich die Band vom Debüt zu "The Fury Of Our Maker's Hand" entwickelt?
Ich stimme dir da nicht zu, "Fury" war sehr aggressiv, aber wir hatten gelernt, unsere Songs zu "gestalten" und das war ein guter Schritt nach vorne. Diese Platte ist ein Fan-Favorit.

Lustigerweise gibt es auf beiden Alben Songs, die man auch in der Serie "Scrubs" hören kann. Wie kam es dazu?
Unser Gitarrist Jeff traf den Produzenten in einem Nachtclub in LA und erwähnte ihm gegenüber DEVILDRIVER, der Rest ist Geschichte!

Ihr seid im Guinness Buch der Rekorde für den größten Circle Pit gelandet. Aber es gibt noch Raum für Verbesserungen, nicht wahr?
Solange ich nicht auf der Bühne stehe, habe ich kein Ego, aber wenn DEVILDRIVER "on" ist, macht es Spaß, uns auf der Bühne zu folgen, denn unser Publikum ist engagiert und bis heute brandgefährlich, Wir haben ein bisschen Punkrock in uns und das überträgt sich auch auf das Publikum. Es macht immer Spaß, eine Masse auf einem großen Festival zu beobachten, die uns folgt.

"The Last Kind Words" war mein erster Kontakt mit DEVILDRIVER. Wenn du an das Album zurückdenkst, was ist das erste, das dir in den Sinn kommt?
Heavy, auslöschend, roh, im Moment, wir wollten an die Gurgel gehen und genau das haben wir auf dieser Platte getan. Die Sessions wurden mit hartem Schnaps und gutem Kraut angeheizt und wir waren alle in Topform.

Meine Lieblingsplatte ist immer noch "Pray For Villains", weil ihr abwechslungsreicher und rockiger seid. Bist du da mit mir einer Meinung?
Jon Miller, unser ehemaliger Bassist, hat viel auf dieser Platte geschrieben, mir persönlich ist sie etwas zu grün, aber es war die Abwechslung, die wohl vielen Leuten gefallen hat, denn das Album ist ein weiterer Fan-Favorit.

Die letzte LP in der Box und die letzte Veröffentlichung auf Roadrunner Records ist "Beast" aus dem Jahr 2011. Was denkst du ist das Bestialische an diesem Album? Was macht "Beast" zu einem Biest?
Dieses Album ist voller unglaublicher Riffs und harter Songs mit seltsamen, unverschämten Strukturen und wir sind ein Risiko eingegangen, indem wir "Beast" veröffentlicht haben, ganz sicher. Die Platte hat einige verrückte Momente, sowohl musikalisch als auch gesanglich. Ich persönlich war in einem abgefuckten Zustand und das kann man im Gesang hören. Aber ich denke, das ist es, was gute Kunst ausmacht.

Ich persönlich habe die Box in einer sehr guten Vinyl-Version. Welchen Stellenwert hat Vinyl für dich? Bist du selbst ein Sammler?
Ich liebe Vinyl und sammle natürlich auch. Ich habe selbst über 400 Platten und ein Voyage 1973 Panasonic System. Also ja, Vinyl ist wichtig, es ist das einzige Medium, das man signieren und an die Wand hängen kann, auch wenn man keinen Player hat.

Gibt es generell noch etwas, was du zu "Clouds Over California" oder euren Fans sagen willst?
Ich schätze meine Zeit in der Heavy-Metal-Welt sehr und bin dankbar für jeden, der mich über die Jahre unterstützt hat und freue mich auf weitere Platten und Shows, bevor ich mich irgendwann vom Touren und Musikmachen verabschiede.

Danke dir, Dez!

Redakteur:
Marcel Rapp

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