DOMINE: Interview mit Enrico Paoli

01.01.1970 | 01:00

Die Italiener von DOMINE haben mit "Stormbringer Ruler - The Legend Of The Power Supreme" ein sehr ordentliches Album veröffentlicht, an dem sich beispielsweise ihre bekannteren Landsleute von RHAPSODY oder LABYRINTH erst einmal messen lassen müssen. Ich habe deshalb beim Gitarristen und Mastermind der Band, Enrico Paoli, nachgehakt...

Martin:
Die Band DOMINE gibt es ja schon relativ lange. Kannst du mir in ein paar Worten etwas zur Band-Geschichte sagen?

Enrico:
DOMINE ist keine neue Band in der italienischen Heavy Metal-Szene. Wir sind schon eine ziemlich lange Zeit dabei. Die allererste Besetzung der Band entstand 1983. Wir waren nur ein paar Kids, die Heavy Metal spielten und Spaß dabei hatten. In dieser Zeit war es sehr schwierig, in Italien Metal zu spielen. Es gab hier nicht sehr viele Musiker und nur sehr wenige Möglichkeiten live zu spielen oder Songs aufzunehmen. Im Laufe der Jahre haben wir vier Demo-Tapes aufgenommen, das erste 1986, das zweite 1989, das dritte 1991 und das vierte 1994, wir spielten auch einige Konzerte in unserer Gegend und bekamen Reviews in den italienischen Magazinen und in den meisten True Metal-Fanzines auf der ganzen Welt. Diese Tapes brachten uns in die Underground-Szene, und wie schon gesagt hatten wir viele Reviews und Interviews in den Fanzines. Doch die Dinge änderten sich grundlegend, als wir uns zu der Besetzung zusammengefunden haben, die dann unser Debüt-Album "Champion Eternal" aufgenommen hat. Dies geschah 1995 und das war für uns der wirkliche Beginn der Band. Das "Champion Eternal"-Line-up bestand aus mir, Enrico Paoli, an der Gitarre, Morby am Gesang, Riccardo Paoli am Bass und Mimmo Palmiotta am Schlagzeug. Morby und Mimmo sind beides "Veteranen" der italienischen Metal-Szene. Sie sind auch schon seit den frühen Achtzigern dabei gewesen. Wir haben unser ersten Album selbst produziert und haben es mit einem 16-Tracks-Home-Studio in unserem Proberaum aufgenommen. Wir haben es dann in einem richtigen Aufnahmestudio in wenigen Tagen abgemischt. Dann haben wir uns auf die Suche gemacht, um ein Label zu finden, das interessiert war, das Album zu veröffentlichen. Das war 1996, als es kein besonders großes Interesse am klassischen Metal bzw. Power Metal gab, du weißt schon, vor HAMMERFALL, RHAPSODY und dem großen Durchbruch von STRATOVARIUS. Wir haben zwei Angebote von italienischen Labels bekommen, aber wir haben uns entschieden, es über Dragonheart zu veröffentlichen, das in diesen Tagen gerade begonnen hatte. Wir sind deren meistverkaufte Band und haben somit höchste Priorität. Wir haben überall sehr gute Reviews für "Champion Eternal" bekommen, besonders in Italien, Griechenland und Deutschland. Die Band wurde in allen italienischen Magazinen unter die besten italienischen Bands und unter die besten Newcomers gewählt und kam in der Leserumfrage des griechischen Metal Hammer bei den neuen Bands auf Platz drei (gleich hinter HAMMERFALL und RHAPSODY). Wir fingen an, einige Konzerte zu spielen, wie das italienische Gods Of Metal-Festival, das sehr erfolgreich war und uns viel gute Presse einbrachte. Wir wurden von den meisten Magazinen sogar zu einer der besten Bands des Tages gewählt. Wir spielten dann einige Club-Gigs in Italien mit anderen italienischen Acts wie DRAKKAR und MACBETH. Wir spielten noch auf weiteren kleinen Festivals wie das Psycho-Festival mit SENTENCED und anderen italienischen Bands. Wir spielten auch als Support-Band bei den italienischen Konzerten von GRAVE DIGGER und RAGE. Wir nahmen noch ein fünftes Mitglied hinzu, Riccardo Iacono, der Keyboard spielt. Morby tourte mit HAMMERFALL als ein Mitglied von LABYRINTH durch Europa und kam rechtzeitig zurück, um mit uns an den Arbeiten an unserem zweiten Album "Dragonlord - Tales Of The Noble Steel" zu beginnen. "Dragonlord" bekam enthusiastische Reviews in den meisten wichtigen Magazinen, es war das Top-Metal-Album in den meisten italienischen Magazinen wie Metal Hammer, es gab Titelseiten bei Power Zone, Metal Invader und Flash Mags, und es war in den Top 10 von Rock Hard, Heavy Oder Was!? und den Mindview-Soundchecks und anderen Magazinen. Wir unterschrieben für die Veröffentlichung von "Dragonlord" in den USA einen Vertrag bei der prestigeträchtigen amerikanischen Plattenfirma Metal Blade. "Dragonlord" wurde auch in Brasilien durch Rock Brigade veröffentlicht, der führenden Platten- und Promotionfirma auf dem brasilianischen Markt, die auch das Recht erworben hat, "Champion Eternal" nochmals zu veröffentlichen. "Dragonlord" wurde darüber hinaus auch in Japan durch Soundholic veröffentlicht, und zwar mit einer Cover-Version von QUEENSRYCHE´s "Queen Of The Reich" als exklusiven Bonus-Track. Das Album wurde auch in Taiwan veröffentlicht und wird bald auch als limitierte Doppel-Picture-LP erscheinen. Danach verließ Mimmo die Band. Mimmo hat uns gesagt, dass er nach den Aufnahmen zu "Dragonlord" aussteigen würde, so dass wir uns umsahen, um einen ordentlichen Ersatz für ihn zu finden. Stefano Bonini war der zweite Schlagzeuger, den wir ausprobiert haben, und er war großartig. Er hat zuvor bei einer Band namens NECROMASS gespielt, einer Metal-Band der extremeren Art, die zwei Alben veröffentlichte und eine Tour mit DARK FUNERAL absolvierte. Er lernte alle Songs und spielte sein allererstes Konzert mit DOMINE in Athen, Griechenland. Es war eine richtige Feuertaufe! Wir spielten noch ein paar mehr Konzerte, angefangen in Griechenland, das für uns eine Art zweite Heimat ist, da es dort sehr viele, wahre Heavy Metal-Fans gibt, die uns schon seit unseren frühen Demos unterstützen. Wir spielten u.a. ein ausverkauftes Konzert in Athen. Dann hatten wir die Möglichkeit, unsere erste Europa-Tour mit RIOT, ANVIL und AGENT STEEL zu machen. Die Tour lief unter dem Namen "Metallic Movement 2000" und führte durch die Niederlande, Belgien, Deutschland, Österreich, Slowenien, Italien, Schweiz, Frankreich und Spanien. Wir hatten auch einige Auftritte in Italien, wie zum Beispiel beim Speed Up Your Head-Festival in Mailand als Headliner. Dann konnten wir auch noch die wundervolle Erfahrung machen, als Teil des Billings auf dem Gods Of Metal-Festival 2000 in Monza zu spielen, dem wichtigsten Metal-Event des Jahres in Italien. Das Billing an diesem Tag bestand aus IRON MAIDEN, DEMONS AND WIZARDS, DARK TRANQUILLITY, SENTENCED, EDGUY, DOMINE und weiteren Bands. Wir spielten vor 23.000 Leuten und bekamen unglaubliche Reaktionen vom Publikum. DOMINE wurden wie eine der besten Bands des Tages begrüßt, der Auftritt wurde sogar im nationalen Fernsehen übertragen und die Band wurde auch interviewt. Der nächste große Auftritt war auf dem Powermad-Festival 2000 mit RUNNING WILD, GRAVE DIGGER und MOON OF STEEL; das Festival fand in einer alten Burg in Vigevano statt, und es war wirklich cool, in einer solchen wundervollen Umgebung zu spielen - sehr episch! Und wieder waren die Leute auf unserer Seite. Wir spielten noch mehr Gigs, wie zum Beispiel auf dem Agglutination-Festival in Chiaromonte mit VISION DIVINE und dem Metal Gladiators-Festival 2000 in Bologna mit GAMMA RAY, FREEDOM CALL und LABYRINTH. Dann folgten noch mehr Auftritte mit anderen italienischen Acts wie DRAKKAR, BEHOLDER, MORGANA und ein Support-Gig mit RAGE. Danach fingen wir an, an unserem dritten Album zu arbeiten, das inzwischen erschienen ist. Es heißt "Stormbringer Ruler - The Legend Of The Power Supreme". Und da wären wir nun, nach gerade ein paar Worten...

Martin:
Wie kam es denn zu dem Namen DOMINE?

Enrico:
Am Anfang haben wir ein paar Namen ausprobiert, wie DESTROYER und BLOOD LUST. Wir benannten uns dann in DOMINE um, als wir begannen, unsere eigenen Songs zu schreiben. Wir brauchten etwas Episches, wir schrieben eine Liste von Wörtern und Namen auf und wählten schließlich DOMINE aus. DOMINE bedeutet in der alten lateinischen Sprache so viel wie Meister.

Martin:
Mit "Stormbringer Ruler - The Legend Of The Power Supreme" habt ihr vor kurzem euer drittes Album veröffentlicht. Wie waren denn darauf die Reaktionen in der Presse?

Enrico:
Großartige Reaktionen. Wir sind gerade erst dabei, die Reviews zu lesen, aber es scheint so, dass das Album ein hervorragendes Feedback bekommt, jeder scheint es zu lieben. Es gab einige Erwartungen an dieses Album, aber wir haben schon vor der Veröffentlichung der Platte sehr gute Studio-Reports erhalten. Hier in Italien ist die CD in fast allen Heavy Metal-Magazinen Album des Monats, und wir werden auch auf zwei Titelseiten erscheinen. In Deutschland wurde die Platte Album des Monats im Metal Heart, im Rock Hard-Soundcheck kam sie auf Platz 11 und im Heavy Oder Was!?-Soundcheck auf Platz 9. Sie hat auch im Aardshock in Holland (Platz 10) ein gutes Review bekommen, ebenso im Burrn in Japan, wo das Album am 24. Oktober erschienen ist. Jeder denkt, dass es nach unserem vorherigen Album "Dragonlord - Tales Of The Noble Steel" ein großer Schritt nach vorne ist, und sämtliche Magazine und auch die Kids unterstützen uns. Wir hoffen natürlich, dass das mit diesen gewaltigen Reviews so weitergeht. Wir haben hier in Italien auch ein paar Konzerte gespielt, und die Fans liebten die neuen Songs in der Tat.

Martin:
Wie geht ihr denn grundsätzlich mit Kritik um?

Enrico:
Nun, wir wurden eigentlich von den meisten Magazinen und auch Heavy Metal-Fans mit Respekt behandelt. Ich glaube, dass wir als ehrliche Band gesehen werden, und wir haben auch wirklich hart dafür gearbeitet, einen Platz in der Metal-Szene zu bekommen. Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, mit unserer Musik weiterzumachen ohne zu viel darauf zu achten, was andere Leute sagen, besonders wenn sie unseren Stil nicht mögen oder in einer anderen Band spielen. Doch in erster Linie sind wir wirklich hart zu uns selbst, du weißt doch, manchmal bist du dein schlimmster Kritiker! Wir wissen nämlich ganz genau, was wir auf unseren Platten wollen. Und dann bist du natürlich sehr glücklich, wenn du ein gutes Review liest, und du bist niedergeschlagen, wenn du ein schlechtes liest, aber ein Review bleibt dir gerade ein paar Minuten im Kopf, während die eigene Zufriedenheit ewig andauern kann. Um ehrlich zu sein, ich kann mich nicht über die Kritiken beschweren, wir werden ziemlich gut behandelt. Ich hatte auch viel Spaß bei den vielen Interviews, die ich Leuten auf der ganzen Welt gegeben habe.

Martin:
Und wie seid ihr selber mit "Stormbringer Ruler - The Legend Of The Power Supreme" zufrieden?

Enrico:
Ja, wir sind wirklich glücklich mit dem Album. Sogar wenn ich einen Monat lang jede Sekunde diese Songs gehört habe, so macht es mir immer noch Spaß, sie zu Hause zu hören. Es ist in der Tat eine natürliche Weiterentwicklung von "Dragonlord". Das Album ist viel abwechslungsreicher und kann aus verschiedenen Blickwinkeln gesehen werden. Wir wollten ein Album machen, das sämtliche Elemente beinhaltet, die wir lieben, und diese wollten wir verstärken. Wir wollten unserem persönlichen Stil und unseren Heavy Metal-Wurzeln treu bleiben, aber wir wollten auch ein paar neue Ideen verwirklichen. Wir wollten keine Kopie von "Dragonlord" machen, aber gleichzeitig wollten wir unserem Epic Power Metal-Stil treu bleiben. Als wir anfingen, über ein neues Album nachzudenken, haben wir als Bandmitglieder sehr viel untereinander gesprochen, um alle unsere Ideen herauszubekommen, alles, was wir schon immer einmal mit der Band musikalisch ausprobieren wollten, unsere Träume und Erwartungen, alles, was wir liebten und noch nie versucht hatten. Zu allererst wollten wir einen besseren Sound, und dank einiger neuer Aufnahmegeräte im New Sin-Studio und eines viel stärkeren Bandzusammenhalts ist uns das auch gelungen. Das New Sin Audio Design-Studio ist inzwischen mit einem modernsten Hard Disk-Recorder ausgestattet, einem der besten in Europa. Und DOMINE´s Line-up ist jetzt wirklich stabil, es ist das selbe seit inzwischen über zwei Jahren und wir haben viele Konzerte zusammen gespielt, und ich denke, dass man diese Einheit auf dem Album auch hören kann. Wir wollten einen Sound, der etwas aggressiver, melodischer und epischer sein sollte. Wir verstärkten alle die Elemente, die unseren Stil ausmachen, und nahmen Dinge hinzu, die wir auch auf unseren nächsten Alben verwenden wollen. Ich wollte viele keltische Harmonien verwenden, irgendwo zwischen THIN LIZZY, GARY MOORE und Irish Folk-Sachen wie PLANXTY und CHIEFTAINS. Ich wollte ein paar Teile mit weiblichem Gesang dazunehmen, denn ich bin ein großer Fan von Kate Bush, Loreena McKennitt, ATARAXIA und DEAD CAN DANCE. Ich wollte einigen meiner Lieblingskünstler Tribut zollen: QUEEN und Richard Wagner. Ich wollte mehr Akkustikteile, einige Klavierteile und mehr Chöre verwenden. Morby wollte eine Power-Ballade machen, er wollte einen opernhaften Stil verwenden und melodischer zu Werke gehen. Stefano wollte ein paar sehr schnelle Songs machen. Und so arbeiteten wir an allen diesen Ideen, sodass wir nun die schnellsten und härteren Stücke wie "The Hurricane Master" und "True Leader Of Men" haben, aber auch melodischere Songs wie die Power-Ballade im QUEEN-Stil mit dem Titel "For Evermore". Es gibt aber auch unsere gewohnten kraftvollen Epic Metal-Stücke wie "The Ride Of The Valkyries", "The Bearer Of The Black Sword" und "Dawn Of A New Day", drei der epischsten Stücke, die ich jemals geschrieben habe. Und es gibt auch klassische Heavy Metal-Songs wie "The Fall Of The Spiral Tower" und "Horn Of Fate". Am Ende haben wir nun ein sehr viel interessanteres Album. Wir sind wirklich sehr glücklich darüber.

Martin:
Auf dem Album sind vier Songs zu finden, die inhaltlich zusammengehören. Was kannst du mir über "The Chronicles Of The Black Sword - The End Of An Era" erzählen?

Enrico:
Ich bin ein großer Fan von Sword ’n’ Sorcery- und Heroic Fantasy-Romanen und von alter Geschichte. Hinter DOMINE steckt ja ansich auch ein Konzept, das aus Epic Metal, Sword ’n’ Sorcery-Literatur, epischen Stimmungen, erzählerischen Teilen, Soundeffekten und Fantasy-Illustrationen besteht. Ich habe unzählige großartige Bücher gelesen. Ich schreibe Songs, indem ich versuche, das Gefühl und die Atmosphäre dieser epischen und majestätischen Romane einzufangen. Mein allerliebster Schriftsteller ist ein englischer Schriftsteller mit dem Namen Michael Moorcock. Er ist mein leitendes Licht. Er ist der Schöpfer der wunderbaren Geschichte von Elric von Melniboné, dessen Figur auf allen unseren Album-Covern ist. In der Vergangenheit hat Moorcock schon Songs für HAWKWIND und BLUE OYSTER CULT geschrieben, und Bands wie CIRITH UNGOL haben die Figur von Elric für ihre Cover benutzt. Ich war für ein paar Jahre geradezu hypnotisiert, in denen ich ausschließlich Bücher von Michael Moorcock lesen konnte, und ich bin noch begeistert von diesen Büchern. Songs wie "Stormbringer", "Dragonlord", "Last Of the Dragonlords", "Bearer Of The Black Sword", "Horn Of Fate", "The Eternal Champion" sind durch Moorcocks Romane inspiriert. "Horn Of Fate" ist zum Beispiel Teil eines Mini-Konzeptes mit dem Titel "The Chronicles Of The Black Sword - The End Of An Era", das aus vier Songs besteht. Dieses Mini-Konzept basiert auf dem letzten Teil der Geschichte von Elric von Melniboné, und es erzählt die Geschichte des letzten Schicksals von Elric von Melniboné, dem König der Dracheninsel und dem Träger des schwarzen Schwertes Sturmbringer. Elric ist eine der vielen Verkörperungen des Ewigen Helden, einem Unsterblichen, dessen Schicksal es ist, in vielen Helden wiedergeboren zu werden und für immer zu kämpfen. Das Schicksal der Verkörperung Elric ist es, der Verkünder der letzten Schlacht zwischen dem Chaos und der Ordnung der Welt zu sein. Diese Figur ist tragisch und komplex, sie ist kein Held in der Art eines Schwarzenegger, der jeden tötet und am Ende siegreich ist. Sie ist sehr viel düsterer und interessanter. Das ist es, das so fasziniert. Ich mag aber auch andere Schriftsteller wie Frank Herbert, John Ronald Reuel Tolkien, Ron H. Howard, Clive Barker, Howard Phillips Lovecraft, Marion Zimmer Bradley und viele andere.

Martin:
Der Song "The Ride Of The Valkyries" ist ein Tribut an Richard Wagner. Wie kam es denn zu dieser Idee?

Enrico:
"The Ride Of The Valkyries" ist unsere Huldigung an Richard Wagner und an die Oper "Die Walküre". Es beginnt mit einem opernhaften Teil, bei dem Morby wie ein Operntenor singt, doch dann geht der Song richtig los und ist schließlich einer der epischsten Midtempo-Songs, die wir jemals gemacht haben. Im Mittelteil spielen wir ein Arrangement des Walküren-Themas von Wagner und im letzten Teil kommen Akkustikgitarren und eine Sängerin, Leanan Sidhe von der Band BEHOLDER, zum Zuge. Wagner war der erste Musiker, der mythologische Texte mit kraftvoller Musik verbunden hat, und deshalb mussten wir ihm einfach Tribut zollen. Meiner Meinung nach ist es unmöglich, über Musik und Mythologie zu sprechen, ohne an Wagner zu denken. Wir sind eine ehrliche Band und haben großen Respekt vor unseren Einflüssen. Das Walküren-Themas ist eines der gewaltigsten Themen, die jemals geschrieben wurden, und wir lieben es so sehr! Ich denke, es beinhaltet das Wesentliche der epischen Kunst.

Martin:
Gibt es bestimmte musikalische Einflüsse, die sich auf euer Songwriting auswirken?

Enrico:
Es gibt viele Künstler, die ich liebe und bewundere. Ich mag (in keiner bestimmten Reihenfolge) Queen, Michael Moorcock, Thin Lizzy, Kansas, Ritchie Blackmore, Howard Phillips Lovecraft, Kate Bush, Michael Whelan, Wolfgang Amadeus Mozart, Stanley Kubrick, Clive Barker, Jethro Tull, Gary Moore, Ludwig van Beethoven, J.C. Debussy, Chris Achilleos, Frank Frazetta, Kiss, John Ronald Reuel Tolkien, Ron H. Howard, Dario Argento, Glenn Hughes, Manowar, Warlord, Genesis, Robert De Niro, Nicolas Cage, Jenna Jameson, Steven Spielberg, Randy Rhoads, Ken Russell, Black Sabbath, George Lucas, Styx, Journey, David Lynch, Iron Maiden, H.R. Giger, Stevie Wonder, Ridley Scott, Aaron Copland, Planxty, Rennaissance, Anglagard, Yes, Gentle Giant, John Elefante, Stephen King, Frank Herbert, Spike Lee, Dead Can Dance - um nur einige Künstler zu nennen, die diese Welt lebenswert machen. Nicht alle von diesen sind wichtige Einflüsse, aber mir gefallen eben ihre Arbeiten.

Martin:
Wie muss man sich bei euch denn allgemein die Entstehung eines Songs vorstellen?

Enrico:
Ich schreibe alle Songs und alle Texte für die Band. Ich arbeite mit einem alten Tascam 4-Tracks-Recorder auf Band. Ich lege die grundlegenden Spuren der Songs fest, aber auch die Riffs und die Melodien. Danach arbeitet dann die komplette Band an den Songs und wir machen gemeinsam die gesamten Arrangements. Gewöhnlich bin ich also der Ausgangspunkt von allen Songs und der Rest der Band stellt diese dann fertig. Meine Inspiration kommt eigentlich von sehr vielen Dingen. Gewöhnlich schalte ich in eine Art "Schreib"-Modus, wenn es an der Zeit ist, an neuen Songs zu arbeiten; ich habe unzählige Bänder mit Riffs, die ich jedesmal aufnehme, wenn ich Gitarre spiele. Ich halte dann Ausschau nach einer Stimmung, nach einem Titel, nach einem Thema, nach einer Art Ausgangspunkt, und darauf baue ich schließlich auf. Ich arbeite mit den grundlegenden Spuren, Riffs und auch den wichtigsten Melodien, und mache dann Bänder für die anderen Jungs. Jeder arbeitet an seinen eigenen Teilen und dann proben wir zusammen, wir arbeiten an den Arrangments und fügen Ideen hinzu, die uns gefallen, und lassen Teile weg, die uns nicht gefallen. Das gleiche gilt dann auch für die Texte. Am Ende ist es doch eine Gemeinschaftsarbeit.

Martin:
Es gibt von euch auch einige Cover-Versionen (z.B. "Stargazers" von RAINBOW). Nach welchen Kriterien wählt ihr diese aus? Und wird es auch in Zukunft solche Songs von euch geben?

Enrico:
Wir haben einen Vertrag mit unserem japanischen Label, dass wir ihnen einen Bonus-Track liefern müssen. Wir wollten jedoch nie einen der Original-Songs dafür opfern oder aber einen schlechten Song schreiben, den nur die japanischen Fans bekommen. Deshalb haben wir beschlossen, dass wir QUEENSRYCHE´s "Queen Of The Reich" für "Dragonlord" und RAINBOW´s "Stargazer" für "Stormbringer Ruler" aufnehmen. Es hat ungefähr fünf Sekunden gedauert um zu entscheiden, welche Songs wir covern wollen. Es sind Songs, die wir eben lieben. "Stargazer" ist meiner Meinung nach der allererste Epic Metal-Song, der von unglaublichen Musikern wie Ritchie Blackmore, Ronnie James Dio und Cozy Powell geschrieben wurde. Dies sind unsere Wurzeln. Das war einer der ersten Songs, die ich lernte, als ich mit dem Gitarre spielen angefangen habe. Ich weiß allerdings nicht, ob wir in Zukunft noch ein paar weitere Cover-Versionen von Bands, die wir mögen, machen werden.

Martin:
In den letzten Jahren gab es in Italien einen regelrechten Metal-Boom. Kannst du dir dieses Phänomen erklären? Und wie siehst du im Moment die Metal-Szene in Italien?

Enrico:
Ich denke, dass Italien, Deutschland, Griechenland und Spanien Szenen haben, in denen der klassische Heavy Metal immer noch sehr stark vertreten ist und es noch von den Achtzigern her eine treue Fangemeinde gibt. Vielleicht sahen diese Länder IRON MAIDEN und viele andere Bands zu den größten Momenten ihrer Karriere auf Tour, und dies hatte großen Einfluss auf die jeweilige Szene. Ich weiß es nicht genau. Wie auch immer, jeder fragt mich nach der Szene in Italien, weil die Leute in den anderen Ländern eben dort viele Bands hervorkommen sehen. Die italienische Metal-Szene ist klein und es spielt sich alles im Untergrund ab. Viele Leute denken, dass es in Italien eine starke Metal-Szene gibt, aber das ist nicht wahr. Es ist aber wahr, dass dort ein paar sehr gute Bands aufgekommen sind, und das ist positiv für die Zukunft. Heavy Metal ist noch immer wirklicher Underground, und für Metal-Bands ist es immer noch ziemlich schwierig live zu spielen. Es gibt nur ein paar Clubs, in denen eine Heavy Metal-Band spielen kann, und auch nur ein paar Plattenfirmen, die Heavy Metal-Alben veröffentlichen. Sogar ausländische Bands spielen manchmal an schlechten Orten, wo du nichts hörst oder siehst. Damit du dir mal ein Bild machen kannst: "Dragonlord" ist auf Platz 98 in die italienischen Charts eingetreten und ist dort für gerade eine Woche geblieben, aber die einzigen anderen Heavy Metal-Veröffentlichungen in den Top 100 waren METALLICA und DREAM THEATER. Nur drei Metal-Veröffentlichungen aus 100! Die italienischen Charts bestehen nur aus Popmusik und berühmten internationalen Acts wie U2 oder BRITNEY SPEARS. Es gibt also noch viel zu tun, aber ich glaube ja, dass der Metal in Italien im Untergrund bleiben wird. Gott sei Dank sind aber die Kids und die Metal-Magazine sehr unterstützend. Und deshalb habe ich in Bezug auf die italienische Szene wirklich gemischte Gefühle. Es gibt dort nämlich auch einige gute Bands wie DOOMSWORD, MESMERIZE, BEHOLDER, DRAKKAR, POWER SYMPHONY, VISION DIVINE, LABYRINTH, RHAPSODY, CENTURION, und ich hoffe, dass das alles besser wird.

Martin:
Welche Rolle spielt für euch Deutschland und die deutsche Metal-Szene?

Enrico:
Deutschland ist sehr wichtig, weil es im Moment der größte Markt für Heavy Metal ist. In den Achtzigern kamen die meisten Metal-Bands aus England und den USA und daher war dieses Genre dort auch am erfolgreichsten. Zur Zeit scheint es so, als ob dort der Heavy Metal total tot ist und es nur noch den Underground gibt, und so wurde Deutschland zum Nummer-eins-Markt mit immer noch sehr vielen Fans, Labels, Mags und Festivals. Wir wollen nun auch erreichen, dass wir von den deutschen Fans anerkannt und geschätzt werden. Sie haben uns wirklich unterstützt, als wir dort gespielt haben und auch die Magazine respektieren uns sehr, auch wenn wir keine große Band sind. Ich habe dort auch ein paar sehr gute Freunde.

Martin:
Wie sehen denn eure Tourpläne aus? Wird man euch in absehbarer Zeit auch in Deutschland live sehen können?

Enrico:
Bisher gibt es keine Pläne. Tatsächlich prüfen wir die Möglichkeit, um auf eine gute Europa-Tour als Support-Band aufzuspringen, denn wir wollen auf alle Fälle nochmals diese großartige Erfahrung machen, wie wir sie mit RIOT, ANVIL und AGENT STEEL machen durften. Aber natürlich würden wir gerne überall spielen. Wir haben bisher fünf Konzerte in Deutschland während der Europa-Tour gespielt, wir spielten in Hamburg, München, Essen, Offenbach und Stuttgart. Wir würden gerne für eine richtig gute Heavy Metal-Band eröffnen. Und wir würden auch gerne auf ein paar Festivals spielen.

Martin:
Wie wird es mit DOMINE weitergehen? Mit welchen Erwartungen blickt ihr denn in die Zukunft?

Enrico:
Wir machen zur Zeit Werbung für das Album mit massenhaft Interviews und wir werden auch einige Konzerte spielen. Wir würden gerne überall spielen und eine Europa-Tour machen. Auch in Zukunft wollen wir so weitermachen wie bisher, wir wollen in unserer Stilrichtung eine respektierte Band werden und wir wollen in der Lage sein, Alben aufzunehmen und unter guten Bedingungen live zu spielen. Wir sind keine Rockstars. Wir wollen nur erfolgreich genug sein, um weiterhin unter ordentlichen Umständen zu spielen und um dem treu zu bleiben, was wir lieben. Wir sind eine ehrliche Band.

Martin:
Welchen Stellenwert haben bei dir Online-Magazine (wie Powermetal.de) im Vergleich zu den herkömmlichen Print-Magazinen?

Enrico:
Ich habe in Bezug auf Online-Magazine gemischte Gefühle. Einige sind wirklich gut, sie werden von wahren Fans gemacht, sie schreiben über unbekanntere und kleinere Bands, sie bieten offizielle MP3-Dateien an und sind immer auf dem neuesten Stand. Das Beste ist, dass sie über kleinere Bands berichten können, ohne an den nötigen Platz oder die Seitenzahl oder an Werbung denken zu müssen. Ich denke, das ist der Hauptvorteil. Ich finde es auch gut, wenn Websites über die gleiche Art von Musik durch Webrings miteinander verbunden sind. Man kann viele Sachen entdecken, wenn man über solche Seiten surft. Aber einige sind auch nur Seiten von jungen Kindern, die über ihre Lieblingsbands schreiben, und dabei wissen sie sehr wenig über die Geschichte des Metals. Einige italienische Online-Magazine sind schrecklich, es wimmelt dort nur von Leuten, die aus der Sicherheit ihres Schlafzimmers heraus andere beleidigen wollen. Manche Foren sind auch einfach nur dumm. Ich besuche verschiedenste Foren über Bücher und Filme, und ich finde viele Informationen und hilfsbereite, aber einige der italienischen Foren über Metal sind voll von Leuten, die sich nicht um den Geschmack der anderen kümmern und nur viele Beschimpfungen hineinschreiben. Ich nutze diese nie; um ehrlich zu sein, ich habe sie ein paar mal angeschaut und war wirklich enttäuscht. Print-Magazine sind immer noch wirklich gut, vor allem diejenigen, die sehr gute Journalisten und Fotografen haben. Einige Redakteure sind schon viele Jahre dabei und werden respektiert, und man kann sagen, dass das, was sie schreiben, einen Hintergrund hat. Ich liebe wirklich gedrucktes Papier, und ich glaube, dass ein Computerbildschirm nicht diese "Magie" haben kann.

Martin:
Wie ist denn deine grundsätzliche Einstellung zum Internet ganz allgemein und zu MP3 im besonderen?

Enrico:
Nun, ich denke, dass sie nützlich sind, um neue Bands kennenzulernen. Sie sind eine gute Werbemöglichkeit, damit sich eine neue Band oder ein neues Album herumsprechen kann. Wir haben zum Beispiel einigen Websites den Track "The Hurricane Master" zum kostenlosen Download angeboten. Wir waren auch in der ersten Woche die Nummer eins in einigen Download-Charts. Aber ich mag dieses Format nicht. Es ist wirklich zu komprimiert und es klingt nicht so wie die tatsächlichen Wave-Dateien. Ich bin also für das MP3-Sharing, wenn es für Werbung und Kommunikation verwendet wird. Ich hasse es jedoch, wenn komplette Alben, mit dem vollständigen Cover, ohne die Erlaubnis der Band oder der Plattenfirma kostenlos heruntergeladen werden können. Das wird sowohl Bands als auch Labels umbringen.

Martin:
Das war´s von meiner Seite. Wenn du noch etwas loswerden willst, dann hast du jetzt Gelegenheit dazu...

Enrico:
Ich möchte einfach dir danken, dass du dir die Zeit genommen hast, und außerdem möchte ich alle Heavy Metal-Fans einladen, sich doch mal unser neues Album "Stormbringer Ruler - The Legend Of The Power Supreme" anzuhören, und ich hoffe, dass es euch gefällt.
Vielen Dank!!!

Redakteur:
Martin Schaich

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