DRAGONFORCE: Interview mit Sam Totman
02.06.2017 | 13:05Sieben Alben und kein bisschen leise. Im Gegenteil, die Multi-Kulti-Schnellmetaller von DRAGONFORCE haben ein enorm heißes Eisen geschmiedet und sich mit "Reaching Into Infinity" noch einmal selbst übertroffen. Flexiblere Songs, bis dato unerforschte Genre-Sphären und ein Sänger wohl auf dem Zenit seines Schaffens.
Wir baten Meister Klampfe Sam Totman zum Gespräch und fragten ihn erst einmal, was es bei der Band so Neues gibt. "Abgesehen vom dem üblichen Alltag daheim und privat, sind wir mit neuen Songs und einem neuen Album am Start! Ansonsten muss ich ehrlich sagen, dass es wenig Neues oder Aufregendes zu berichten gibt."
Ein cooles Artwork, ein passender Titel - die Kreativität bei DRAGONFORCE kommt auch im siebten Anlauf nicht zu kurz. Was hat es denn eigentlich mit dem Titel auf sich, Sam? "Ich bin mir nicht sicher, wie wir auf den Titel kamen. Da müsstest du schon Marc fragen, der kam auf die Idee, haha. Ich dachte damals nur, dass er ziemlich cool klingen und sehr gut zum Artwork passen würde. Und um zu den Songs zu kommen: Ich denke, wir haben für unsere neue Scheibe schon die besten herausgesucht. Die passen ziemlich gut zusammen."
Doch auch ein Blick hinter die Fassade lohnt sich sehr und lässt Fans aufhorchen. Es wird nicht nur schnell, sondern auch brutal und aggressiv. Und Sam findet auch deutliche Worte zu Frontmann Marc: "Ja, da hast du auf jeden Fall Recht, auf der Scheibe sind schon einige richtig brutale Parts gelandet. Genauso wie einige Ideen, die wir auf den Alben zuvor auch noch nicht hatten. Aber eigentlich versuchen wir immer ein paar Neuigkeiten miteinzubringen. Das haben wir uns seit der "Inhuman Rampage"-Scheibe auf die Fahne geschrieben, sodass es keine sonderlich große Überraschung ist, sowas von den Fans zu hören. Ich denke, dass die offensichtlichste Neuerung die Härte in Marcs Vocals ist, durch die die eh schon brutalen Parts noch brutaler rüberkommen. Wir haben auch nicht erwartet, dass er in der Lage ist, so zu singen."
Also alles andere als Stagnation bei den Jungs? "Richtig, wir versuchen stets neue Elemente in jedes neue Album zu bringen, Weißt du, wir lieben immer noch die schnellen, rasanten Power-Metal-Songs, aber es ist schon hart, sieben Alben nach nur diesem Schema zu erstellen und ich denke, dass sich die Leute dann auch nach und nach langweilen würden. Natürlich zeigte sich das auf unseren ersten beiden Alben noch nicht so deutlich wie jetzt, da wir ja nur zwei Alben hatten und noch viele Ideen für schnelle Songs hatten. So wollten wir damals auch jeden Song so schnell wie möglich gestalten."
Wir schauen kurz auf die Trackliste. Man könnte glatt meinen, dass die momentane Welt- und Gesellschaftssituation auch vor DRAGONFORCE nicht Halt machte. Wir bohrten bei Sam nach. "Nun, die einzigen Lyrics, die ich beisteuerte, waren zu 'Judgement Day' und 'Hatred And Revenge" und für mich gab es keine versteckten Bedeutungen oder dergleichen. Grundsätzlich bin ich eher ein Freund davon, Lyrics zu schreiben, die gut klingen und den Stil der Musik betonen. Ich weiß aber, dass 'Curse Of Darkness' auf dem Videospiel "Symphony Of The Night" basiert und Fred es ziemlich mag. Und in 'WAR!', also einem ziemlich aggressiven Song, geht es um eine Person, die man nicht sonderlich gut leiden kann, haha. Da haben wir uns ein wenig in den Thrash Metal vorgewagt und im Grunde genommen war es ziemlich spaßig, mal etwas anderes zu probieren."
Frischer Wind also. Inwiefern ist denn der neue Mann an der Schießbude dafür zuständig? "Gee hat sich am Schlagzeug wunderbar integriert. Wir gaben ihm ein Rough-Demo mit einigen Tracks und er hat seinen eigenen Stil miteingebracht. Und die Endergebnisse können sich hören lassen. Wir sind also sehr zufrieden mit ihm und seinem Drum-Spiel."
Und noch eine Personalie ist bei Fans immer noch im Gespräch. Obwohl "Reaching Into Infinity" bereits das dritte Album mit Marc am Mikro ist, bleibt ZP bei einigen Fans nicht vergessen. Doch nach und nach etablierte sich Marc und wusste sich zu behaupten. "Nun, ich denke, unseren Fans bleibt nix anderes übrig als ihn zu akzeptieren, haha. Aber ja, ich denke, dass die, die sich am Anfang noch nicht so ganz mit seiner Stimme anfreunden konnten - das ist durchaus möglich - sich nun doch ziemlich gut damit arrangieren können und denken, dass er doch nun sehr gut zu uns passt. Und irgendwann wird auch der Tag kommen, an dem er genauso lange in der Band sein wird wie unser vorheriger Sänger ZP."
Kommen wir noch zu zwei denkwürdigen Gigs in der jüngsten Band-Vergangenheit. Zum einen war DRAGONFORCE zum Heimspiel im Londoner Black Heart eingeladen. Sam erinnert sich. "Richtig, der Gig im Black Heart in London war ein großer Spaß. Es ist immer toll dort zu spielen, schließlich ist es eine Art Heimspiel für uns. Und dass, obwohl keiner von uns dort noch lebt. Es ist ein ziemlich kleiner Club, in dem es immer Bock macht zu spielen - speziell wenn man noch am Anfang steht und dann du die gesamte Energie von den Leuten vor der Bühne bekommst. Und ich denke, unseren Fans hat es dort auch gefallen, die neuen Songs zu hören."
Zum anderen waren die Jungs auf dem berühmten Woodstock-Festival. Und diejenigen, die nicht teilnehmen konnten, dürfen sich zumindest an der Bonus-DVD zum neuen Album freuen. Warum war das für Sam eigentlich solch eine Besonderheit? "Woodstock? Das war eins meiner Lieblings-Festival-Erinnerungen und ich meine, wir haben in den letzten 15 Jahren eine enorme Menge an Festivals bespielt. Die Atmosphäre war cool und das Ding, was es für mich so besonders gemacht hat, war die Tatsache, dass es keine Barrieren in den Zuschauerrängen gab, sodass jeder so nah wie möglich an die Bühne kommen konnte - es hat sich eben so angefühlt wie damals in den 1960er oder 70er-Jahren, in denen dies noch normal war. Das war für mich komplett neu, eine tolle Erfahrung und genau darum war es so cool und musste einfach auf unsere Bonus-DVD zur neuen Scheibe."
Wir fassen zusammen: grandioses Album, cooles Cover, Musiker auf Top-Niveau, Songs zum Fingerlecken und Abwechslung in Hülle und Fülle. "Reaching Into Infinity" hält das, was es verspricht. Und so wünschen wir Sam und den weiteren Drachentötern auf ihrer Reise alles Gute und gewähren dem Flitzefinger die letzten Worte. "Wenn das Album draußen ist, geht es an die Vorbereitungen für unsere Welttournee im Juni. Und natürlich werden wir auch nach Deutschland kommen, vom 23. Oktober bis 2. November sind wir bei euch. Schaut für genauere Termine einfach auf unsere Homepage. Wir hoffen euch natürlich alle dort zu sehen!"
- Redakteur:
- Marcel Rapp