DREAD SOVEREIGN: Interview mit Alan Averill
20.03.2014 | 22:05"Lieber 1982 als 2012, oder?". Mastermind Alan Averill über den perfekten Drumsound, seine neue Band und die ewig gleichen Fragen der Schreiberlinge.
Mit PRIMORDIAL und TWILIGHT OF THE GODS hat Alan Averill alias Nemtheanga eine hochwertige Vita in der Metalszene vorzuweisen. Doch der Querdenker und Vollblutmusiker steh auch auf knarzige Gitarren und kauzigen Doom. Das neue Kind trägt den Namen DREAD SOVEREIGN und ist bei Ván Records unter Vertrag. Höchste Zeit also für ein paar Fragen an den Sänger und Bassisten.
Nils: Alan, es sind drei Jahre seit dem letzten PRIMORDIAL-Album vergangen und seitdem hast du zwei neue Projekte am Start. Wie lange wüten die Ideen schon in deinem Kopf?
Alan: Einige Riffs habe ich schon seit fast zehn Jahren im Sinn, aber in letzter Zeit wurde mir bewusst, dass ich daraus auch endlich etwas Ernsthaftes machen muss. Dazu kommt, dass sich bei PRIMORDIAL viele Freiräume in letzter Zeit ergeben haben, da wir alle ziemlich weit auseinander wohnen.
Untypisch für das Musikbusiness ist die Produktion: roh, urtümlich, aber sehr gut zur Musik passend. So etwas hört man nicht jede Woche. Würdest du so einen Sound auch von anderen Bands gerne öfter hören?
Ich mag die alten Platten, die so klingen als hätte man sie live aufgenommen. Mir liegt überhaupt nichts an den ganzen modernen Pro Tools, Copy&Paste bei Tonspuren oder irgendwelchen Triggern auf den Drums. Den Sound von DREAD SOVEREIGN hatte ich schon lange genau so im Kopf! Besser es klingt nach 1982 als nach 2012, zumindest wenn du mich fragst. Die verlorene Kunst des richtigen Drumsounds, wie wäre es damit?
Der Promozettel sagt, ihr spielt "Evil Doom". Ist "normaler" Doom euch zu harmlos gewesen?
Ach weißt du, es geht bloß darum, uns von den ganzen Hippie-Bands zu distanzieren, die zurzeit in aller Munde sind. Wir sind mehr von Bands wie CIRITH UNGOL und VENOM inspiriert als vom Psychedelic Rock der 70er. Man sollte da nicht zu viel hineininterpretieren.
Wer sind denn die "Hell's Martyrs"?
Der Titel kommt vom letzten Song und letztlich basiert er darauf, dass wir uns manchmal durch Märtyrer definieren lassen, durch sie leben und den Symbolismus oder ihre Taten auf uns übertragen. Was man auf dem Cover sieht, ist die Häutung des St. Bartholomäus.
Gibt es also eine direkte Botschaft hinter dem Album?
Nicht im Sinne einer Botschaft, die wir dem Hörer präsentieren wollen. Aber natürlich haben die Songtexte einen Bedeutungskern, der etwas unterhalb der Oberfläche liegt. Wenn man denn danach buddeln möchte. Auf den ersten Blick mögen die Texte sehr blasphemisch wirken und sich typischer Klischees des Metal bedienen. Aber es existiert ein historischer Kontext, in den die Songs eingebettet sind. Nämlich der Albigenserkreuzzug im Frankreich des 13. Jahrhunderts. Dort findet man sehr viel religiöses Märtyrertum und den Symbolismus, den ich gerade angesprochen habe. Natürlich geht es auch um tatsächliche Blasphemie und die Kreuzigung aus der Sicht eines römischen Soldaten. Nachdem ich lange Zeit im Kontext des Okkulten Texte geschrieben habe, war einfach die Zeit reif für eine neue Blickrichtung. Ich habe ja schon viele Texte verfasst, aber noch nie in der Art wie bei DREAD SOVEREIGN.
Mich erinnert eure Musik vor allem an THE RUINS OF BEVERAST, die ja auch bei Ván unter Vertrag stehen. Zumindest von der Atmosphäre her lassen sich beide Bands gut miteinander vergleichen, findest du nicht?
Ich schätze die Bands sehr, denn ich komme ja aus diesem Black/Doom-Background. Aber ja, die Ähnlichkeiten kann man schon sehen. Bei Ván Records hat man scheinbar Geschmack, oder?
Deine Bands sind ja alle auf unterschiedlichen Labeln unterwegs. Hat sich das so ergeben oder gibt es bestimmte Gründe dafür?
Nein, nicht wirklich. Die geschäftlichen Dinge bei TWILIGHT OF THE GODS liegen alle bei Rune (Eriksen, ehemals Gitarrist bei MAYHEM - NM), da wollte ich ihm also nicht reinreden. Für eine Band wie DREAD SOVEREIGN ist Ván Records einfach viel passender. Darüber hinaus kann es sehr gut sein, mit verschiedenen Leuten zu arbeiten und so verschiedene Perspektiven kennenzulernen. Für mich stand das Album außerdem ganz im Mittelpunkt, was die Welt aus anderen Aspekten macht, ist mir letztlich ziemlich egal. Falls sich überhaupt jemand dafür interessiert, was wir so treiben. Ich erwarte auch kein überwältigendes Echo, mir gefällt der aktuelle Stand der Dinge einfach.
Du wird in Interviews oft zum Thema Szene befragt, oft sind dabei recht kantige Aussagen herausgekommen. Ist mit dem Metal etwas nicht in Ordnung?
Wirklich jetzt? Die Leute fragen mich viel zu häufig danach und ehrlich gesagt habe ich es auch ein bisschen satt. Ich meine, schau dir einfach an, was aus Kunst geworden ist: ein Gebrauchsprodukt, das jedes Jahr weniger wert ist. Metal ist heutzutage halt anders.
Was für eine musikalische Richtung wirst du wohl demnächst einschlagen?
Wer weiß das schon? 80er Synthie-Pop vielleicht? Ich bin in einem Alter, in dem ich mich Herausforderungen stellen will. Das Leben ist kurz. Man muss die Kontrolle haben und kreativ sein, darauf läuft es letztlich hinaus.
DREAD SOVEREIGN konnte man live bereits auf dem Roadburn Festival sehen. Nur ein Projekt oder eine richtige Band?
Warum nicht? Wir werden schon noch weitere Gigs spielen, wo wir können. Die Maschine läuft und läuft und läuft …
- Redakteur:
- Nils Macher