Diskografie-Check: SAXON - Teil 1 | Platz 22 - 15

20.09.2021 | 11:17

Wir feiern am 29. September 40 Jahre "Denim And Leather" und fanden es an der Zeit, einmal einen Blick auf das Gesamtwerk der Band zu werfen. Das umfasst immerhin 22 Alben, aber eines gleich vorweg: Tatsächlich gibt es darunter keinen Totalausfall.

Wie könnte man also dieses Album am besten würdigen? Wir dachten uns, indem wir versuchen, herauszufinden, ob es tatsächlich das beste SAXON-Album ist. Daraus entstand natürlich gleich ein kompletter Diskographie-Check der Briten und so arbeiteten sich zehn Mitarbeiter durch das musikalische Schaffen der NWoBHM-Recken und stöhnten und schwitzten, um die hochwertigen Alben in eine Reihenfolge zu bringen. Hier ist das Resultat. Vielleicht wäre es das Beste, wenn du die Alben mal in dieser Reihenfolge mithörst und uns dann im Forum sagst, wo wir recht hatten und wo wir deiner Ansicht nach falsch lagen. Wir sind gespannt, wie du die Alben einordnest, denn wir waren uns in vielen Fällen uneinig.

 

Platz 22: Into The Labyrinth (2009)

Ich höre schon die ersten Rufe: "Was, dieses Album soll das schwächste SAXON-Werk sein?", aber wartet ab, das wird noch schlimmer werden im Laufe dieses Diskographie-Checks. Ich stimme in diesem Fall auch zu, meiner Ansicht nach ist es das achtzehnte Studioalbum, das die Band im Studio der deutschen Metaller BLIND GUARDIAN aufgenommen hat, nämlich auch nicht. Ja, es ist nicht einmal das schlechteste Album für irgendeinen der zehn Diskographie-Checker, aber es hat den niedrigsten Durchschnitt von allen 22 Alben und bekommt deshalb die rote Laterne. Was aber ist denn nun das Problem des Albums? Wahrscheinlich einfach, dass die Band es nicht geschafft hat, mehr echte Hits zu komponieren, sondern einfach nur ein gutes, solides SAXON-Album abgeliefert hat. Man scheitert also an seinen eigenen, sonst so überragenden Fähigkeiten. Dabei sind das intensive 'Battalions Of Steel', 'Valley Of The Kings' und das fetzige 'Demon Sweeney Todd' wahrlich keine Leichtgewichte, aber das Album insgesamt ist wohl einfach zu wenig herausragend. Rüdiger und Mahoni strafen es mit dem vorletzten Platz ab, am höchsten rangiert es tatsächlich bei mir mit Platz 16 in der Gesamtbetrachtung. Ich mag es, aber es gibt eben kein schlechtes SAXON-Album. Vielleicht sind es ja die ungewöhnlichen Songs wie das bluesrockige 'Slow Lane Blues' und das von "Killing Ground" recycelte, aber mit Slide-Gitarre versehene 'Coming Home' als "Bottleneck-Version", die den SAXON-Freund nicht abholen? Oder ist es die Ballade 'Voice', die nicht so gut ist wie vergleichbare Stücke auf anderen Alben, oder die simple Single 'Live To Rock', die nicht allen mundet? Apropos Single, für SAXON-Komplettisten sei gesagt, dass die besagte Kleinausgabe auf CD oder 12" neben einer gekürzten Version von 'Live To Rock' auch eine scheußliche "Rock-Clubversion" enthält, die man als Sammler ins Regal stellen kann, aber besser nicht anhört. Von "Into The Labyrinth" gibt es aber auch eine limitierte CD-Ausgabe mit Bonus-DVD, die für Fans wirklich sehenswert ist, denn neben einem Musikvideo und einem Interview mit Sänger Biff befindet sich darauf auch der zwanzigminütige Kurzfilm "Parceval", in dem Biff König Arthur spielt. Einen Japan-Bonustrack gibt es auch, aber auch der ist verzichtbar, denn es handelt sich um besagte Single-Version von 'Live To Rock'. Sogar in die Charts kam "Into The Labyrinth" in verschiedenen Ländern, darunter war es vier Wochen in den deutschen Albumcharts mit einem 23. Platz als Höhepunkt. Kann es denn da wirklich das schwächste Album sein?


Platz 21: Killing Ground (2001)

Ich kann sicher bei diesem und bei allen folgenden Alben davon ausgehen, dass es zahlreiche abweichende Meinungen geben wird, und in diesem Fall gehöre ich wieder dazu. "Killing Ground" ist für mich hier ganz sicher unterbewertet! Okay, zugegeben, das Cover von Album Nummer 15 ist schon abschreckend hässlich, aber ansonsten präsentiert sich eine Band, die klassischen Heavy Metal zelebriert, ohne sich anzubiedern oder zu verbiegen. Zwar war es eventuell nicht der cleverste Schachzug, die Coverversion des KING CRIMSON-Klassikers 'The Court Of The Crimson King' mit seinen sechs Minuten direkt nach dem tollen, titelgebenden Opener als zweiten Song zu setzen, aber ich empfinde ihn tatsächlich als äußerst gelungen. Dass man insgesamt in weniger brachialen Gewässern segelt als im mittleren Part der CD, wo sich mit 'Dragon's Lair' noch ein Kleinod verbirgt, und einige eher experimentelle Ansätze versucht, wie beispielsweise in 'Shadows On The Wall', empfinde ich als gelungen. Hier denkt die Band an ihre Ursprünge zurück und versucht nicht, sich dem Zeitgeist des neuen Jahrtausends anzubiedern, und hat dennoch ein Auge auf die Zukunft. Das ist meiner Ansicht nach eine Stärke! Allerdings stehe ich damit und mit meinem zwölften Rang recht einsam da, vor allem Tobias, Jonathan, Tommy und Walter sehen das Album unter den letzten dreien. Die limitierte CD-Version enhält eine Bonus-CD mit acht neu eingespielten Klassikern von 'Wheels Of Steel' bis 'Crusader', die später in der Best-Of-Scheibe "Heavy Metal Thunder" enthalten, aber ursprünglich nur als Bonus für "Killing Ground" gedacht waren[1], und der Japan-Bonus ist eine andere Version von 'Backs To The Wall', die ich noch nicht gehört habe. Das klingt in meinen Ohren aber nicht essentiell, es sei denn für echte Sammler. Ach ja, Platz 26 in den deutschen Albumcharts und erstmals auch in Frankreich in den Toplisten. So gesehen war auch dieses Album sicher nicht erfolglos, was auch Doug Scarrat damals in unserem Interview bestätigte. In diesem Jahr geschah übrigens noch etwas Wichtiges in der Bandhistorie: Für den Auftritt auf dem Wacken Open Air wurde der Adler als Bühnenshow wieder reanimiert[2].

[1], [2] Byford, Biff, Tucker, John (2007): Never Surrender (Or Just Good Looking), Iron Pages, Berlin


Platz 20: Metalhead (1999)

Der Vorgänger von "Killing Ground" kommt nur unwesentlich besser weg. Für "Metalhead" dürfte im Prinzip das gleiche gelten wie für "Killing Ground", es fehlen die Speed-Brecher, aber dennoch unterscheidet es sich drastisch vom eher retrogewandten Nachfolger, denn hier regiert heftig der Metal. Das Eröffnungsdrittel bestehend aus dem Titelsong, 'Are We Travellers In Time' und 'Conquistador' ist einfach mächtig, genauso toll ist das spätere 'All Guns Blazing', und mit dem brillanten 'Sea Of Life' enthält das Album den besten SAXON-Song der Neunziger! Alte SAXON-Freunde dürften ansonsten auf diesem Album gelegentlich ein wenig an die "Crusader"-Zeit erinnert sein. Vor "Metalhead" hatte sich das Besetzungsrädchen gedreht und der gebürtige Braunschweiger Fritz Randow, der vor allem für seine Arbeit mit ELOY und VICTORY bekannt ist, wechselte von SINNER auf den Schlagzeugstuhl der Sachsen. Der Grund war, dass Schlagzeuger Nigel Glockler aufgrund von Nackenproblemen nicht spielen konnte und sich über mehrere Jahre einer Behandlung unterziehen musste. Auch war es das erste Album, für das SAXON mit Charlie Bauerfeind arbeitete. Sänger Biff nennt das Album aufgrund der melancholischen Songs und Texte und der polierten, vollkommen digitalen Aufnahmetechnik Bauerfeinds einen "großen, schwarzen Mercedes"[1].
So richtig überzeugt war man in Bezug auf den zu erwartenden Erfolg aber wohl nicht, auf eine Singleauskoppelung wurde verzichtet, einen Japan-Track gibt es auch nicht und die limitierte CD-Ausgabe hatte nur einen Pappschuber mit Logo als Zusatz. Verzichtbarer Schnickschnack. Aber das kann es nicht gewesen sein, was Walter dazu brachte, "Metalhead" auf den letzten Platz zu wählen und auch Chris, Tobias und Jonathan verorten das Werk unter den schlechtesten der Gesamthistorie. Dass es dennoch nicht ganz abfällt, liegt an den Plätzen im Mittelfeld, die die anderen vergeben, und meiner Wenigkeit, der die Scheibe mit Platz 9 deutlich höher schätzt. Das Album sollte das bestverkaufte Werk der Zeit bei dem Label SPV für die Band sein[2], aber bei uns reicht es dennoch nur für einen Blick von unten auf das Gros des Feldes.

[1], [2] Byford, Biff, Tucker, John (2007): Never Surrender (Or Just Good Looking), Iron Pages, Berlin


Platz 19: Call To Arms (2011)

Auch der Nachfolger zu "Into The Labyrinth", das neunzehnte Studioalbum mit dem Titel "Call To Arms", findet sich in den Niederungen der Tabelle wieder. Tatsächlich ist das im Kontext nicht unverständlich, wenn man weiß, dass SAXON in der gesamten Karriere niemals einen abrupten Stilwechsel durchgemacht hat. So ist es naheliegend, dass Alben aus einer ähnlichen Phase auch vergleichbar bewertet werden. Was bringt also "Call To Arms"? Die Rückkehr zu unaufgeregten, klassischen Sounds und Songstrukturen, gerne mal mit Rock- und Blues-Einflüssen statt schwerem Metall, wird fortgeführt und mündet, das ist der Grund, warum "Call To Arms" den Vorgänger "Into The Labyrinth" Staub schlucken lässt, in ein kongruenteres Songwriting. Man könnte beinahe behaupten, es wäre einfach das bessere "Into The Labyrinth" und würde damit nicht falsch liegen. Dass es auf Nummer 19 keinen absoluten Überflieger gibt, wird dadurch ausgeglichen, dass es eben auch keinen schwachen Song gibt und deswegen "Call To Arms" durchgehend Spaß macht. Als dennoch leicht herausragend entpuppen sich der Opener 'Hammer Of The Gods', das oldschoolige, gemächliche 'Back In 79', bei dem Fans ins Studio geladen wurden, um den Begleitgesang zu übernehmen, und die kraftvollen 'Afterburner' und 'Surviving Against The Odds', während vor allem in 'When Doomsday Comes (Hybrid Theory)' Abwechslung herrscht, was das Stück nach einigen Durchgängen zu einem echten Höhepunkt des Albums macht. Auf der limitierten CD-Ausgabe gibt es, neben einer zusätzlichen Live-CD des Donington-Auftritts 1980, den Titelsong noch einmal in einer bombastischen Orchesterform, die dem Lied gut zu Gesicht steht. Als weitaus weniger gelungen empfinde ich die Tatsache, dass es mit dem Lied 'Dirty Double Dealer' einen exklusiven digitalen Song gab, der einen gewissen AC/DC-Touch nicht verleugnen kann, aber eben auf keiner physischen Version zu finden ist. Diesen Quatsch hat das Label glücklicherweise nur ein weiteres Mal gemacht. Aber das dürfte die Notenabgabe der Redakteure sicher nicht beeinflusst haben, von denen Rüdiger und Jonathan "Call To Arms" sogar auf den letzten Platz wählten, während Chris und ich die Scheibe mit Platz 10 sogar in die obere Hälfte votierten. Mit der Geldbörse votierten auch die deutschen Fans und hievten das Album auf Platz 18 der deutschen Albumcharts.


Platz 18: Battering Ram (2015)

Hatten wir durchaus bereits Kontroversen in unseren Bewertungen, schießt "Battering Ram" diesbezüglich bislang den Vogel ab. Während Chris es auf Platz 8 sieht, zeigt Tobias dem Album die rote Karte und verweist es auf Platz 22 - Schlusslicht! Der Rest pendelt zwischen Platz 13 und 19. Wie kann das sein? Zur Wahrheit gehört, dass die Diskographie einfach bärenstark ist. Selbst bei zehn beteiligten Notengebern entscheiden oft Nuancen über die Platzierung und Alben, die einige Plätze auseinander stehen, sind qualitativ durchaus vergleichbar. Aber werfen wir doch mal einen genaueren Blick auf "Battering Ram" und versuchen wir mal zu ergründen, wo diese unterschiedliche Sichtweite herrühren kann. Das Album folgt auf das tolle "Sacrifice", das für Viele kompositorisch knapp die Nase vorn hat. Dabei beginnt "Battering Ram" wie die besagte Scheibe, das Titellied und das mit einem vertrackten Riff veredelte 'The Devil's Footprint' beginnen auf höchstem Niveau, mit 'Queen Of Hearts' wird der Fuß vom Gas genommen, 'Destroyer' klingt recht modern und dann... ja, dann kommen einige gute, aber eben nicht herausragende Lieder, bis der Hörer mit dem absolut brillanten 'Kingdom Of The Cross' entschädigt wird. Das Lied ist episch und atmosphärisch, reduziert auf Bass, Keyboards und zwei Männer am Mikrophon, David Bower von HELL spricht die Verse und Biff singt den Refrain. Allein wegen dieses Stücks sollte ein SAXON-Fan das Album besitzen. Auf der limitierten CD-Ausgabe gibt es einen Bonussong, wobei ich bisher noch keine CD-Ausgabe gesehen habe, auf der dieser fehlen würde, so ist es wohl eher ein CD-Bonus, der nur auf der Vinyl-Ausgabe fehlt. Das Lied 'Three Sheets To The Wind (The Drinking Song)' ist ein netter Song, der sich aber nach 'Kingdom Of The Cross' etwas deplatziert anfühlt. In jedem Fall waren die SAXON-Fans zufrieden und belohnten die Band mit einem 12. Platz in den Albumcharts. Insgesamt macht "Battering Ram" einen recht homogenen Eindruck, es fehlen zwar Experimente, aber dafür bekommt man eine durch und durch funktionierende SAXON-Platte ohne Tiefen, leider aber auch ohne die ganz großen Hits. Bei dieser Band bedeutet "gut" eben leider gleich einen Platz im letzten Viertel des Feldes.


Platz 17: Destiny (1988)

Man könnte fast den Eindruck haben, SAXON wäre im neuen Jahrtausend schwächer geworden, finden sich doch im unteren Tabellendrittel bis auf wenige Ausnahmen nur neuere Alben. Dieses hier allerdings reiht sich hinten ein, aber das dürfte für Kenner der Bandhistorie keine Überraschung sein. "Destiny" beendet die Achtziger für SAXON und mehr: Hiermit endet auch die wirklich poppig-kommerzielle Phase; es endet der Deal mit der EMI; es ist das einzige Album mit Nigel Durham am Schlagzeug, der Nigel Glockler für eine kurze Zeit ersetzte; es war bei weitem nicht so erfolgreich wie die Alben zuvor, die Tour bestand aus kleineren Hallen und es sollte zu einem Umbruch führen. Doch zuvor erschien "Destiny", das Album mit den letzten UK-Chartsingles der Band, 'Ride Like The Wind' und 'I Can't Wait Anymore', beide auf der Rückseite mit neuen Live-Aufnahmen angereichert. Musikalisch kehrte man wieder zu einer größeren Produktion zurück, die Sänger Biff Byford als "Musical-Produktion"[1] bezeichnet und die er auf den Produzenten Stephan Galfas zurückführt, der mit Chören, Keyboards und vollständig getriggerten Drums einen für SAXON untypischen Sound zauberte. Dazu kam der Druck der Plattenfirma und die Tatsache, dass Heavy Metal in einer Krise steckte und zahlreiche Bands kreativ nach Lösungen suchten, und es ist nicht verwunderlich, dass das Resultat eher gemischte Gefühle hervorruft. Die Tatsache, dass der Opener eine Coverversion ist, zeugt auch von einer gewissen Ziellosigkeit, in der die Band versuchte, Lieder zu schreiben, von denen sie meinte, dass sie den Leuten gefallen würden, denn Heavy Metal war an einem Tiefpunkt[2]. Aber die Coverversion selbst ist absolut gelungen, die Band hat die Melodie des CHRISTOPHER CROSS-Klassikers hervorragend herausgearbeitet und verstärkt, doch setzt man den Ton für den Rest des Albums, so dass auch tolle Lieder wie 'S.O.S.', 'Calm Before The Storm' oder 'Red Alert' nicht wirklich glänzen können. Der Rest ist eher eine gemischte Angelegenheit, die nicht unbedingt schrecklich ist, nur: Das ist einfach nicht SAXON - zu dieser Zeit eher ein Spielball des Musikgeschäfts als eine funktionierende Band, die im Rückblick die Zeit als schlecht für die Band bezeichnet[3]. Das finden auch Chris, Stefan und ich und machen "Destiny" zu dem Album, das als einziges gleich dreimal den letzten Platz einheimsen kann und von Timo obendrein noch einen vorletzten verpasst bekommt. Aber wieso ist es dann auf Platz 17? Tja, das muss man wohl die Kollegen Tobias, Jonathan, Tommy und Mahoni fragen, die das Album alle auf Platz 9 oder 10 wählten.
Übrigens war "Destiny" das letzte Album, mit dem SAXON in ihrer Heimat in die Singlecharts gelangte. Die erste Single, 'Ride Like The Wind', die mit 'Red Alert' als B-Seite veröffentlicht wurde, erreichte Platz 52, und 'I Can't Wait Anymore' Platz 71. Letztere Single hat übrigens eine Live-Aufnahme von 'Broken Heroes' aufgenommen in Madrid als B-Seite und auf der 12" zusätzlich noch 'Gonna Shout' vom gleichen Konzert. Es war zudem für eine Weile das letzte Album der Band, das die UK-Albumcharts erreichte (Platz 49), nur die deutschen Fans sollten SAXON immer so treu bleiben, dass alle Alben ab 1981 in den Ranglisten auftauchten, in diesem Fall auf Platz 45.

[1] Byford, Biff, Tucker, John (2007): Never Surrender (Or Just Good Looking), Iron Pages, Berlin
[2] Jerry Ewing (2010): Booklet zum 2010er Re-Release auf EMI Records



Platz 16: The Inner Sanctum (2007)

Es war ja fast zu erwarten, dass noch eine Scheibe aus dem neuen Jahrtausend folgen würde. Mit "The Inner Sanctum" sind wir aber bereits in Gefilden, die bei anderen Bands möglicherweise als Höhepunkte der Bandgeschichte durchgehen würden. Zuerst einmal muss erwähnt werden, dass Nigel Glockler wieder am Schlagzeug sitzt und damit die Band irgendwie auch wieder vervollständigt, auch wenn sich das im Sound nicht hörbar niederschlägt. Während der einfache Opener 'State Of Grace' noch eher unscheinbar daherkommt, haut die Band anschließend gleich zwei Speedhämmer raus, als ob man zeigen wollte, dass man wirklich Metal ist. Aber wie es sich gehört, regiert anschließend wieder Melodie und Abwechslung und die typischen SAXON-Stampfer sind natürlich auch vorhanden und zum Abschluss auch wieder ein epischer Höhepunkt. 'Atilla The Hun' zeigt das Händchen für die großen Momente der Briten, wobei diese Nummer ausgesprochen abwechslungsreich geraten ist. Vielleicht sind einige der bandtypischen Songs nicht ganz so gelungen wie auf anderen Alben, jedenfalls bekommt "The Inner Sanctum" einige schlechte Wertungen bei uns, besonders von Walter, aber Timo, Stefan, Chris und ich geben eine Platzierung zwischen 9 und 7 ab und sorgen dafür, dass das Album die Nase knapp vor sechs anderen Alben hat.
Eine besondere Erwähnung ist das Lied 'If I Was You' wert, das als Single ausgekoppelt wurde. Zu dieser Zeit arbeitete SAXON mit einem Fernsehteam von Channel 4 im Vereinigten Königreich mit dem Ziel, die Band daheim bekannter zu machen, da man mittlerweile international erfolgreicher war als zu Hause. Das Ganze ergab eine größere PR-Kampagne und ein paar Auftritte und natürlich die besagte Fernsehshow, zu der Sänger Biff meint, man hätte ja nichts zu verlieren gehabt und er machte sich nichts daraus, sich mal ein bisschen zum Affen zu machen[1]. Immerhin reichte es, neben einem guten Platz 36 in den deutschen Charts, wieder dafür, SAXON in die britischen Albumcharts zu bekommen. Platz 102 war die erste Platzierung seit 1988! Vielleicht hat die Show ja doch etwas bewirkt.

[1] Byford, Biff, Tucker, John (2007): Never Surrender (Or Just Good Looking), Iron Pages, Berlin



Platz 15: Rock The Nations (1986)

Album Nummer acht, oder auch Album Nummer drei der seichten Phase der Band, die den alten Fans Schwierigkeiten machte, aber tatsächlich die kommerziell erfolgreichste Zeit SAXONs war, ist das erste Album ohne den Original-Bassisten Steve Dawson, weswegen auf "Rock The Nations" Biff Byford am Bass zu hören ist, ohne explizit erwähnt zu werden[1]. Die Aufnahmen entstanden mit Gary Lyons in den Niederlanden, die Lieder waren zuvor in Wales komponiert worden und sahen SAXON bei dem Versuch, ein richtiges Rock 'n' Roll-Album zu schaffen. Wohlgemerkt, kein Metalalbum, aber das Budget war kleiner und die Produktion nach dem opulenten "Innocence Is No Excuse" rau und wenig kommerziell und sollte bewusst anders sein als die des Vorgängers[2]!

Mit dem Titelsong und 'Battle Cry' startet das Album mit den beiden besten Liedern auf "Rock The Nations" und auch das folgende 'Waiting For The Night' ist noch ganz gut, aber leider gibt es auch drei nur mittelmäßige Lieder, die direkt im Anschluss folgen. Erwähnenswert ist aber die Gasteinlage von Elton John am Piano auf dem witzigen 'Party Til You Puke' - Zitat: "These people are weird!" -, trotzdem gilt "Rock The Nations" als eines der schwächsten Alben SAXONs und ist dennoch hörenswert.

Kommerziell wiederum durchaus erfolgreich mit drei UK-Chartsingles, jedoch ohne besondere B-Seiten mit Ausnahme von 'Chase The Fade' auf der ersten Single, 'Waiting For The Night', und Albumchartplatzierungen von 44 in Deutschland und 34 im UK war das Album dennoch ein Rückschritt in den Verkaufszahlen. SAXON war Headliner auf dem Reading Festival, schloss eine erfolgreiche Tour an, aber trotzdem begannen sich Risse zu zeigen zwischen Band, Management und ihrem Label EMI und man hatte endgültig mit dem Versuch abgeschlossen, in den USA den Durchbruch zu schaffen[3]. So kommt es, dass es die Band als das rockigste Album der kommerziellen Phase empfindet [4], was man schwer bestreiten kann.
Rüdiger, Timo und ich empfinden dann auch die mittelmäßigen Songs als so schwach, dass wir das Album auf den drittletzten Platz wählen, während der Rest das Mittelfeld mit Platz 12 oder 13 als passend empfindet. Nur Chris hört das Album anders und lässt es durch seinen sechsten Platz an "The Inner Sanctum" um Haaresbreite vorbeiziehen. Komm Chris, das ist wegen der supercoolen Einlage von Elton John, stimmt's?

[1], [2], [3] Byford, Biff, Tucker, John (2007): Never Surrender (Or Just Good Looking), Iron Pages, Berlin
[4] Lawson, Dom (2010): Booklet zum 2010er Re-Release auf EMI Records


Hier geht es zum zweiten Teil des Diskographie-Checks!

Redakteur:
Frank Jaeger

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