ELDRITCH: Interview mit Terence Holler
25.05.2007 | 16:59Mit "Blackenday" ist ELDRITCH eine weiteres Mal eine hörenswerte Langrille geglückt, die uns satten Power Metal mit treibenden, Thrash-lastigen Riffs und einem progressiven Einschlag bietet. Ich plauschte mit Terence Holler, seines Zeichens Gesangsakrobat bei ELDRITCH, ein wenig über die neue Scheibe.
Martin:
Servus Terence, alles klar bei dir?
Terence Holler:
Hi! Mir geht es ziemlich gut, aber ich habe verdammt viele Interviews um die Ohren!
Martin:
Ich habe eure neue Scheibe "Blackenday" schon etliche Male gehört und ich würde sagen, dass das Vorgängeralbum "Neighbourhell" heftiger klingt als eure neue Scheibe. Wobei allerdings die Atmosphäre auf "Blackenday" düsterer ist. Würdest du mir da zustimmen?
Terence Holler:
Yep, ich bin ganz deiner Meinung! Das neue Album ist recht düster und auch traurig in seiner Grundstimmung. Vielleicht auch weniger aggressiv. Aber ich ziehe "Blackenday" im Endeffekt allen anderen ELDRITCH-Alben vor. Ich denke, dass es unser bisher stärkstes Album ist. Wir haben an unserem technisch orientierten Stil in Bezug auf die Riffs festgehalten, aber der Gesang wurde etwas in den Hintergrund gerückt und er klingt auch nicht ganz so aggressiv. Aber das Endergebnis klingt doch verdammt eingängig!
Martin:
Worin bestehen denn für dich die Unterschiede zwischen "Neighbourhell" und "Blackenday"?
Terence Holler:
Wie ich schon gesagt habe liegen die Unterschiede hauptsächlich in der Atmosphäre des Gesangs. Wir klingen jetzt noch viel melodischer. Das heißt aber nicht, dass wir jetzt Pussies sind! Unser thrashlastiges Riffing steht immer im Vordergrund und einige der Lieder sind sehr schnell geworden. Wir wollten für das neue Album eine ausgewogene Stimmung zwischen der Musik und den Texten geben.
Martin:
"Blackenday" ist nun schon das dritte Album, das von eurem Gitarristen Eugene Simone produziert wurde. Habt ihr nicht mal daran gedacht, einen externen Produzenten zu gewinnen, der vielleicht einen anderen Ansatz in Bezug auf die Produktion verfolgt? Ich meine: Die Produktion geht in Ordnung, aber ich bin sicher, dass da eine bessere drin gewesen wäre.
Terence Holler:
Nun, wir dachten immer, dass jemand von außen ein guter Produzent hätte sein können. Aber als wir diverse Produzenten fragten, ob sie uns produzieren möchten, wollten die einfach, dass wir zu viele Dinge an unserem Sound verändern! Die wollten uns in ein bestimmtes Metalgenre hineinpressen. Aber damit waren wir nicht einverstanden. Wir lieben es, dass unsere Musik unvorhersehbar und originell klingt! Eugene ist ein großartiger Musiker, Songwriter und auch Produzent und wir vertrauen ihm und seiner Arbeitsweise voll und ganz. Ich denke, dass allenfalls Bob Rock eine bessere Produktion hinbekommen hätte.
Martin:
Deine Texte klingen sehr persönlich und sind wirklich toll! Woher nimmst du die Inspiration für deine Texte?
Terence Holler:
Die Inspiration für die Texte stammen aus meinem Leben. Alles, was ich niederschreibe ist absolut wahr. Das bin ich, Terence Holler. Mein Leben ist wie ein Film und es gab und gibt so viel Mist um mich herum. Ich könnte noch mehr Alben über meine persönliche Lebensituation und meine Gefühle schreiben. Das tut mir für den Zuhörer jedoch leid... Denn ich kann textlich nicht über andere Dinge singen, wie Fantasy-Texte, sozialkritischen Kram oder politische Dinge. Ich kenne mich selbst sehr gut. Von daher kann niemand irgendetwas über meinen Lebensstil oder meine persönlichen Meinungen sagen. Aber meine Texte passen natürlich auch zu vielen anderen Menschen und die sagen mir, dass es ihnen so vorkommt, als sei das, was ich in meinen Texten erzähle, ihr Leben!
Martin:
Ray Alder von FATES WARNING hat ja einige Gesangsspuren zum Track 'Broken Road' für eure neue Scheibe beigesteuert. Hast du ihn "eingeladen", etwas für das neue Album aufzunehmen?
Terence Holler:
Ja, unser Gitarrist Eugene fragte Ray Alder und Nick van Dyk von REDEMPTION. Gabe Palermo von TRAGEDIAN habe ich um einen Beitrag gebeten. Uns hat es sehr gefallen, einige unserer Freunde in unser neues Album mit einzubeziehen. Ich bin ein sehr großer Fan von Ray Alder und FATES WARNING seit den 80ern. Es ist ein tolles Gefühl, mich mit ihm gemeinsam singen zu hören auf einem meiner Songs! Nick und Gabe sind zwei talentierte Musiker, die wir unbedingt einmal auf einem unserer Alben hören wollten.
Martin:
"Blackenday" ist bereits euer siebter Streich. Wenn du zurückblickst: Welche Veröffentlichung von euch sagt dir im Nachhinein am wenigsten zu und warum?
Terence Holler:
Ich liebe alle meine Babies! Ich sag' mal, dass mir vielleicht "Portrait Of The Abyss Within" etwas weiter hinten liegt in meinen persönlichen Charts. Vielleicht auch wegen des Schlagzeug-Sounds. Ich bin mit diesem Album nicht 100 Prozent zufrieden. Aber, was den Rest anbetrifft: Ich denke, dass alle unsere Alben in der Metalgeschichte etwas zu sagen haben.
Martin:
Was bedeutet denn "Melodic Techno Thrash" für dich? Was verstehst du darunter?
Terence Holler:
Ha ha... Nun, unsere Musik beinhaltet viele Thrash-Riffs, aber der Gesang ist recht klar. Und die Rhythmussektion klingt sehr technisch und manchmal auch progressiv. Von daher denke ich, dass "Melodic Techno Thrash" unseren Stil ziemlich gut umreißen könnte.
Martin:
QUEENSRYCHE gehören ja zu deinen absoluten Lieblingsbands, wie ich gelesen habe. Hast du schon das aktuelle Album "Operation: Mindcrime II" gehört? Was denkst du über diese Scheibe im Vergleich zum ersten Teil aus dem Jahr 1988? Also ich persönlich war ziemlich enttäuscht von dieser "Fortsetzung".
Terence Holler:
Oh, ich auch! Ich meine, ich liebe QUEENSRYCHE, aber "Operation: Mindcrime" von 1988 ist ein für jedermann unantastbares Album! Es ist selbst für QUEENSRYCHE unmöglich, noch einmal ein solches Album aufzunehmen. Gleiches gilt zum Beispiel für METALLICA. Die können auch nix besseres mehr auffahren als in der Vergangenheit. Diese Bands haben die Geschichte des Heavy Metal geprägt. Aber heute haben sie vielleicht ein wenig ihre Inspiration verloren, die sie vor 20 Jahren noch hatten. Wie auch immer: Ich liebe die Musik von QUEENSRYCHE!
Martin:
Terence, du tourst ja relativ selten mit ELDRITCH. Oft spielt ihr auch nur einige Konzerte während einer Tour. Was ist der Grund hierfür? Macht dir das Touren eigentlich Spaß?
Terence Holler:
Manche Bandmitglieder von ELDRITCH haben eine Familie und wir wollen niemanden dazu zwingen, allzu lange von der Familie getrennt zu sein. Das ist unsere Politik und wir wollen, dass die Arbeit mit ELDRITCH allen weiterhin Spaß macht und nicht zu etwas wird, was zu persönlichen Problemen für die Bandmitglieder führt. Anyway, ich schwöre, dass wir dieses Jahr viel öfter zu sehen sein werden als in der Vergangenheit! Sieh dir mal die Tourdates auf unserer Website an und schau mal, ob du uns endlich mal live ansehen kannst.
Martin:
Mach ich! Besten Dank für das Interview, Terence! Welche Message möchtest du an unsere Leser sowie die ELDRITCH-Fans richten?
Terence Holler:
Danke nochmal für deine Zeit und danke an alle Leser von POWERMETAL.de und an unsere Fans! Wir hoffen, dass ihr "Blackenday" eine Chance gebt. Es ist ein großartiges "Omni"-Metal Album! Cheers!
- Redakteur:
- Martin Loga