ELVELLON: Interview mit der Band
30.07.2018 | 21:56Die Niederrheiner von ELVELLON sind ein aufstrebender Stern am glorreichen Symphonic-Metal-Himmel und dürften spätestens nach ihrem Debüt "Until Dawn" in aller Munde sein. Wir sprachen mit fast der kompletten Band - also mit Pascal, Nele, Maddin und Gilbert - über dieses durch und durch tolle Album, die Zukunftspläne und die Geschichte hinter "Until Dawn". So viel vorab: Ein schönes Interview ist es am Ende geworden.
Schön, dass es mit dem Interview klappt. Wie geht es euch denn? Wie ist die derzeitige Stimmung im ELVELLON-Lager?
Pascal: Immer gerne! Die Stimmung könnte gar nicht besser sein! Wir bekommen bis heute noch, nach dem Album-Release, so viele positive Reaktionen, was einfach unglaublich ist. Dabei kann man sich ja nur super fühlen.
Da es womöglich einige Leser geben könnte, die bisher noch nicht viel von ELVELLON mitbekommen haben, mögt ihr euch und euren bisherigen musikalischen Werdegang kurz vorstellen?
Nele: Zunächst einmal haben wir im Jahr 2010 ELVELLON gegründet. Da kamen wir alle so zusammen, wie man uns in unserer heutigen Konstellation findet. Von da an haben wir stetig an unserem musikalischen "Vorankommen" gearbeitet. Das bedeutet, wir haben einfach sehr intensiv daran gearbeitet, unseren eigenen Sound und die musikalische Richtung, in die wir gehen woll(t)en, immer weiter zu entwickeln. Drei Jahre später kam es dann zu unserem ersten Konzert als ELVELLON, hier in unserer Heimatstadt Moers am Niederrhein. Dort war die Resonanz so positiv und hat uns einen solchen Motivationsschub verpasst, dass wir im Jahr 2015, nach den ersten beiden Single-Veröffentlichungen schließlich unsere EP "Spellbound" veröffentlichen konnten. Nebst kleinerer Konzerte, die uns immer riesigen Spaß bereitet haben, kamen dann die ersten Möglichkeiten, uns auf größeren Festivalbühnen mit unseren eigenen Songs zu präsentieren. Mit dabei waren z.B. das Dong Open Air oder auch das M'era Luna, bei welchem wir den Newcomer Video Contest 2016 gewonnen haben. Auf den Kanälen der sozialen Netzwerke erreichten wir stetig neue, von uns begeisterte Menschen, die uns unglaublich supporten. So auch, als es im Winter 2016 dann an die Crowdfunding-Kampagne für unser Album auf StartNext ging. Mit unseren tollen Fans haben wir fast das Doppelte unseres Crowdfunding-Ziels erreicht und konnten so in die Entwicklung und Produktion unseres Debütalbums starten. Währenddessen waren wir immer wieder live unterwegs und konnten im Februar 2018 auf dem Wacken Winter Nights ein Konzert geben, was uns allen noch lange in Erinnerung bleiben wird. Kurz danach haben wir bei dem besten Label der Welt unseren ersten Plattenvertrag unterschrieben - bei Reaper Entertainment Europe. Auch das ist ein zufälliges Resultat unserer Arbeit für die Musik, worüber wir allerdings nicht glücklicher sein könnten. Und nun stehen wir in den Startlöchern, um weitere große Festivals und die Musikwelt zu erobern.
Ihr macht schon seit vielen Jahren gemeinsam Musik. Lasst mich doch kurz wissen, warum es dann doch etwas länger als gedacht gedauert hat, bis nun euer full-length-Debüt "Until Dawn" das Licht der Welt erblickt hat.
Gilbert: Es stimmt zwar, dass wir seit einigen Jahren zusammen Musik machen, aber man darf auch nicht vergessen, dass ein Großteil der Band in 2010, also quasi mit Gründung der Band, gerade erst mit ihrem jeweiligen Instrument anfing. Auch ich hatte, glaube ich, erst ein Jahr zuvor meine erste E-Gitarre erstanden. Da braucht es schon mal ein paar Jahre bis man da auf ein fortgeschrittenes Niveau kommt. Zudem gingen und gehen wir auch immer noch mit einem hohen Anspruch an unsere Songs und deren Aufnahmen. Wir wollten nie etwas unbedacht veröffentlichen, was nach einem Proberaummitschnitt oder einer rohen Demo klingt. So hat es eben etwas länger gedauert, dafür habe wir jetzt ein Debütalbum, welches im Vergleich zu vielen anderen eine hohe Qualität aufweist.
Wie wichtig ist für euch persönlich die musikalische Abwechslung? Songs wie 'Oraculum', 'Born From Hope' oder 'King Of Thieves' haben zwar allesamt einen roten Faden, sind aber herrlich unterschiedlich.
Maddin: Ich freue mich jedes Mal wenn ich höre/lese, dass die Idee hinter dem Album so aufgeht, wie du es gerade beschrieben hast. Schön also, dass du es erwähnst. Abwechslung ist uns insgesamt eine sehr wichtige Sache. Allerdings kommt diese bei uns nicht durch einen dauernden Gedanken wie "Bloß abwechslungsreiche Songs schreiben!" oder so etwas, sondern sie entwickelt sich mit den Stadien der einzelnen Songs mit. Am Anfang bauen wir immer eine Grundkonstruktion des jeweiligen Songs, bevor wir uns dann daran machen uns weiter hinein zu fühlen und selbst immer wieder neu zu erfinden. Das ist ein ganz wichtiger Prozess. Gerade deshalb, weil wir immer die Dinge thematisieren, die für uns persönlich eine große Bedeutung haben. Sozusagen aus dem Leben gegriffene Erinnerungen. Und das Leben ist doch schließlich abwechslungsreicher als alles andere.
Welche Songs haben für euch eine tiefe persönliche Bedeutung und weshalb?
Maddin: Nach so langer Zeit und so vielen neuen Erfahrungen, ist natürlich jeder Song wie ein eigenes Baby für uns alle. Aber auch, wenn in jede Zeile und jede Note all unser Herzblut geflossen ist, gibt es natürlich immer ein, zwei Favoriten. Für mich sind das 'Shore To Aeon' und 'Until Dawn'. Aber ich merke auch jetzt wieder, dass mir diese Entscheidung wirklich schwer fällt. An jeder einzelnen Sekunde hängen wirklich ganz viele Erinnerungen, die eigentlich alle Songs für mich zu Favoriten erklären müssten. Aber ich bleibe dennoch bei den gerade erwähnten. 'Shore To Aeon' steht in direkter Verbindung zu einem Traum, den ich als kleiner Junge mal geträumt habe. Dieser Traum ist für mich noch heute eine meiner schönsten und wundersamsten Erinnerungen. Den Track 'Until Dawn' verbinde ich am allermeisten mit meinem inneren Kind und mit dem täglichen Erwachsensein. Ich liebe diesen teils sehr sanften, aber auch teilweise druckvollen Hang zur Dramatik, den der Song in sich trägt. 'Until Dawn' passt einfach sozusagen sehr gut in mein bisheriges Leben.
Steckt ein bestimmtes Konzept hinter "Until Dawn"? Welche Geschichte erzählt euer Debütalbum?
Maddin: Wir alle kamen in unserem Leben wahrscheinlich schon an dem Moment vorbei, in dem wir unser kindliches Denken unterdrücken oder sogar gleich beenden mussten, um in der "Welt der Erwachsenen" anzukommen. Also kommt es leider bei vielen Menschen vor, dass die Verbindung zu ihrem inneren Kind nur noch ganz selten oder gar nicht mehr aufflackert. "Until Dawn" erzählt von einer Reise, die unser inneres Kind durch eine schier unendliche Nacht bestreiten muss. Voll von Sehnsucht und leidenschaftlichem Drang die Verbindung zu seinem wahren Ich wiederzufinden, durchlebt dieser kindliche Teil von uns unter anderem auch jene Dinge, welchen wir als "Erwachsene" meist nur mit selbstschützender Härte, vernünftigem Denken oder einfach nur sehr reserviert entgegentreten konnten. Der Titel "Until Dawn" steht also ganz und gar für sich selbst: das Ende dieser ewigen Nacht, die so sehr von Leid und Einsamkeit geprägt war. Der Punkt dieser Reise, an dem unser inneres Kind endlich wieder mit uns gleichauf sein wird. Ab dann erst wird jeder Schritt, den wir gehen, wieder der einer vollkommeneren Seele sein.
Symphonic Metal erfreut sich seit Jahren wachsender Beliebtheit. Aus eurer Sicht, was unterscheidet euch grundlegend von Bands wie NIGHTWISH, XANDRIA, AFTER FOREVER oder EPICA?
Gilbert: Das ist eine sehr schwierige Frage. Vor allem da es uns sehr schwer fällt, unsere eigene Musik von außen zu betrachten, so wie wir es eben mit den Werken von den angesprochenen Bands tun. Ich denke, der größte Unterschied wird wohl in der Stimmung und den Songs selbst liegen. Wir wissen, dass wir mit den gleichen Zutaten kochen wie NIGHTWISH und Konsorten. Aber das heißt ja nicht, dass am Ende die Suppe genau so schmecken muss. Die Rezeptur, in unserem Falle das Songwriting, macht zu guter Letzt den entschiedenen Unterschied.
Das Cover ist wundervoll. Von wem stammt es und wie ist der Brückenschlag von Artwork zu Musik bzw. Titel des Albums?
Pascal: Das Artwork stammt von Pandemonium Arts, der unglaublich gut mit uns zusammen gearbeitet hat und auf unsere Wünsche eingegangen ist. Das Albumcover zeigt den erlösenden Moment, wenn der Junge es durch die einsame, dunkle Nacht geschafft hat. Immer noch den Traumfänger mit all der Hoffnung fest in der Hand. Dies steht symbolisch dafür, dass man zu seinem inneren Kind zurückgefunden hat, welches über geraume Zeit in Vergessenheit geraten ist (um es kurz zu halten). Dieser Moment ist jener, der auch im Song 'Until Dawn' besungen wird. Betrachtet man nun das gesamte Artwork, findet man viele Hinweise zu all unseren Song. Wie zum Beispiel die Trauerweide aus 'Shore To Aeon', den Turm aus 'Oraculum' und natürlich den Traumfänger aus 'Dreamcatcher'. Wir wollten alles irgendwie miteinander verbinden, es dabei aber auch nicht zu ernst nehmen. Alles stammt aus einer Welt. Aber es gibt genug Raum dazwischen, sodass sich jeder wiederfinden kann.
Wie geht es für ELVELLON im restlichen Jahr weiter? Welche Dates stehen auf dem Programm?
Pascal: Als nächstes stehen wir zusammen mit SNOW WHITE BLOOD und OVERSENSE am 08.09.2018 in Lorsch auf einer Bühne. Anschließend spielen wir beim "Neresheimer Lichternacht & Kneipenfest". Und im November sind wir auf dem "Metal Hammer Paradise" zu hören. Wir freuen uns schon sehr darauf, wieder mehr live zu spielen. Obwohl es bisher noch wenige Bekanntmachungen sind, planen wir noch fleißig für weitere Gigs. Welche wir dann natürlich per Social Media bekannt machen.
Freunde, damit wäre ich mit meinen Fragen auch soweit am Ende angelangt und möchte mich noch einmal vielmals bei euch bedanken. Euch gebühren die letzten Worte!
Nele: Wir wollen uns bei allen Leser/innen für euer Interesse an uns bedanken und freuen uns, ganz viele von euch bei unseren Konzerten zu sehen. Eine tolle Möglichkeit dafür gibt es z.B. dieses Jahr auf dem Metal Hammer Paradise, auf dem wir spielen werden. Auch freuen wir uns natürlich darüber, wenn man uns auf Facebook, Instagram oder auf unsere Homepage einen Besuch abstattet.
- Redakteur:
- Marcel Rapp