ENDONOMOS: Frontmann Lukas plaudert über das neue Album

23.11.2024 | 00:23

Was es Wissenswertes zum Zweitwerk der Doom/Death-Band aus Österreich zu berichten gibt, erzählt uns Frontmann Lukas im Interview.

Erst einmal gratuliere ich an dieser Stelle zur Fertigstellung des zweiten Albums. Was genau sind eure Ansprüche und Erwartungen an "Enlightenment"?
Unsere Ansprüche waren ein besseres Album zu machen, als das Debüt es war, unseren Stil tiefer zu erforschen und die bestmöglichen Songs zu schreiben und sie im bestmöglichen Soundgewand zu präsentieren.

Direkt beim ersten Durchhören sind mir die üblichen Verdächtigen im finsteren Doom in Erinnerung gekommen, und es ist wohl kaum anzuzweifeln, dass die alten Scheiben von KATATONIA und MY DYING BRIDE eine wichtige Rolle spielen. Sind diese Vergleiche für euch soweit in Ordnung, oder ist es eher störend, da womöglich in einen großen Topf geworfen zu werden?
Vergleiche sind sinnvoll und wichtig, um jemandem, dem die Band noch unbekannt ist, eine grobe Vorstellung von der Musik zu geben. MY DYING BRIDE ist tatsächlich eigentlich gar kein Einfluss auf das Songwriting, und von KATATONIA bin ich zwar ein großer Fan, aber eher von den mittleren Alben. Generell kommen meine Einflüsse in Sachen Songwriting eher aus dem klassischen Doom, Epic Doom einerseits und aus dem Death Metal andererseits. In der Mischung kommt dann folgerichtig Death/Doom heraus, aber ich höre persönlich aus dieser Stilrichtung eigentlich nur eine Handvoll Bands regelmäßig.

Da ich mich in den letzten Monaten mit einer Vielzahl frischer Platten beschäftigt haben, ist mir schon ganz deutlich aufgefallen, dass exakt diese genannte Mischung aus Doom und Death Metal wieder eine extrem große Popularität genießt, nachdem die Szene eigentlich lange Zeit - zumindest gefühlt - kaum mehr wirklich existent schien. Warum glaubst du, findet dieser Sound aktuell wieder eine echte Renaissance?
Woran das liegt, ist schwer zu sagen, generell unterliegen solche Entwicklungen immer einer Wellenbewegung. Was andere, neuere Death/Doom-Bands angeht, sind die meisten meiner Meinung jedoch deutlich mehr auf der Death-Metal-Seite, während bei uns Melodien eine wichtigere Rolle spielen.

Die Ursprünge dieser Szene gehen auf die frühen 90er zurück, liegen also schon eine ganze Weile in die Vergangenheit. Wie genau seid ihr zu dem Sound gekommen, den ihr letztlich bei ENDONOMOS pflegt?
Vor allem durch die Liebe zu den großen Melodien der Classic/Epic-Doom-Bands wie CANDLEMASS, SOLITUDE AETURNUS, den zwingenden Riffs von Bands wie REVEREND BIZARRE und meinem jahrzehntelangen Death-Metal-Background.

Und wie glaubst du kann es euch gelingen, das Ganze auch langfristig spannend zu halten?
Nun, ich werde weiterhin versuchen möglichst gute Songs zu schreiben, ob mir das gelingt, entscheidet der Hörer.

In meiner Rezension zu eurer neuen Scheibe habe ich betont, dass handwerklich alles extrem stark ist, mir in den einzelnen Nummern aber ab und an die Abwechslung fehlt. Mir ist bewusst, dass Kritik natürlich immer blöd ist, wenn man so viel Herzblut in eine Produktion steckt, aber ich mag euch hier mit meiner ehrlichen Meinung konfrontieren. Wie stehst du zu dieser Anmerkung?
Musik ist eine derart subjektive Erfahrung, insofern stehe ich solchen Einschätzungen relativ stoisch gegenüber. Darüber hinaus ist Doom für den Durchschnitts-Metaller ob seiner Behäbigkeit und Simplizität ohnehin oft schwer zugänglich. Es ist ein acquired taste, wie jedes extreme Metal-Genre.

Wo siehst du denn umgekehrt die großen Stärken eurer neuen Scheibe?
Das aus der Eigenperspektive einzuschätzen, fällt mir äußerst schwer. Aber ich finde die Spannungsbögen sind gut gelungen und es ist eine schöne Mischung aus melodischen und fiesen Parts gegeben.

Und worin genau siehst du die Entwicklung, die ihr seit dem Debüt "Endonomos" genommen habt?
Es ist definitiv eklektischer als auf dem Debüt, die Grenzen unseres Stils fransen zusehends aus, und ich denke, das wird sich auch fortsetzen.

In den letzten Wochen habe ich diverse Acts aus Österreich für mich neu entdecken können - ihr seid eine dieser Bands. Wie ist es deiner Meinung nach denn um die Szene in der Heimat bestellt? Ich erlebe für mich gerade, dass sich wieder ordentlich etwas tut?
Die österreichische Szene hat einige starke Bands, traditionell in erster Linie im Black-Metal-Genre, das seit jeher bei uns gut gedeiht. Die bekanntesten Namen wären da wohl HARAKIRI FOR THE SKY oder ELLENDE, aber auch meine Freunde von THEOTOXIN, bei denen ich ab und zu aushelfe, sind auf dem Sprung in die erste Liga. Außerhalb des Black Metals ist es jedoch sehr überschaubar bei uns.

Und was kannst du mir über die lokale Szene in eurer direkten Wohnumgebung sagen? Was kannst du empfehlen, was geschieht gerade?
Jeder von uns wohnt woanders, ich persönlich bin in einer recht ländlichen Gegend zuhause, viel passiert dort nicht. Unsere Gitarristen sind in Salzburg und der Linzer Gegend daheim, dort sind die Szenen seit einigen Jahren wiedererstarkt und machen auch international von sich hören. In Salzburg sitzt der Puls im Rockhouse und in Linz in der Kapu, beide glänzen mit hervorragenden Veranstaltungen, die man sich bei einem Besuch dieser Städte zu Gemüte führen sollte.

Die Festivalsaison ist mittlerweile auf ihr Ende zugesteuert, so dass gerade zum Release eures neuen Albums die Saison der Clubshows wieder beginnt. Habt ihr hier bereits etwas vorbereitet?
Ja, es stehen noch einige Clubshows für dieses Jahr an, natürlich auch mit einigen Songs vom neuen Album im Gepäck.

Für eine noch relativ unbekannte Band mag es heute schwieriger denn je sein, auf eine internationale Tour aufzuspringen. Könntet ihr das denn logistisch (Familie, Jobs etc.) bewältigen, oder käme das für euch aktuell gar nicht in Frage?
Das wäre für uns logistisch gar kein Problem, ich habe auch mit meinen anderen Bands oder als Sessionmusiker schon zahlreiche Tourneen auf dem Buckel, allerdings hast du recht, dass es für eine neue Band immer schwerer wird, in ein Tourpackage reinzukommen. Selbst die buy-ons werden mittlerweile ja schon innerhalb des Roosters der jeweiligen Agentur vergeben. Aber ergäbe sich die Chance, würden wir nicht zögern. Ansonsten bleibt es wie bisher bei Minitouren und Weekendern.

Welche Ziele habt ihr euch für das restliche Jahr sowie das kommende gesteckt?
So viele coole Shows zu spielen wie möglich, und dabei so gut zu spielen wie wir können.

Ich hoffe, ich war nicht zu kritisch mit meinen Fragen und freue mich jedenfalls sehr, dass ihr euch die Zeit genommen habt, dieses Interview möglich zu machen. Ich wünsche mit dem neuen Album viel Erfolg, viele neue Hörer und hoffentlich auch einen lukrativen Tour-Slot! Last words?
Ich bedanke mich für die Gelegenheit, und hoffe ebenso auf besagten Tour-Slot. Lukrativ wäre tatsächlich nachrangig, Hauptsache mit guten Bands, netten Leuten und vor gut gelauntem Publikum, damit wir die Chance haben ihnen die Laune mit unserem deprimierenden Lärm zu versauen.

Redakteur:
Björn Backes

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