ENSIFERUM: Interview mit Sami

22.08.2009 | 21:08

In wenigen Wochen werden ENSIFERUM ihren Triumphzug mit ihrem neuen Album "From Afar" endlich fortsetzen. Ein guter Grund, um mit Sami über die neue Scheibe und steinkalten Metal zu plaudern.

Enrico:
Hallo Sami, zunächst muss ich euch für euer grandioses neues Album beglückwünschen. Eine tolle Scheibe.

Sami:
Vielen Dank.

Enrico:
Ihr seid bestimmt jetzt glücklich, dass das Werk im Kasten ist?

Sami:
Auf jeden Fall. Es war zwar eine sehr angenehme und erfolgreiche Studiosession, aber gleichzeitig war es sehr hart, weil wir an den neuen Songs wirklich 24/7 arbeiteten, bevor wir direkt für sechs Wochen ins Studio gingen. Und danach ging es sofort ans Mixen und Mastern. Daher sind wir alle sehr platt, aber auch glücklich. Zum Glück schloss sich direkt die Summer Slaughter Tour an, sodass wir für einige Wochen etwas Abstand bekommen können.

Enrico:
Hoffentlich sind eure Fans damit zufrieden?

Sami:
Das hoffen wir auch. Aber das Wichtigste für uns ist, dass wir 100 Prozent hinter jedem Song stehen und mit dem Album als Ganzes zufrieden sind. Wir glauben, dass wir mit "From Afar" den nächsten Schritt gegangen sind und uns als Komponisten und Band weiterentwickelt haben.



Enrico:
Wann habt ihr mit dem Album überhaupt begonnen?

Sami:
Markus hat viele Riffs und Melodien schon letztes Jahr geschrieben. Und wir haben fast jeden Tag während der Tour mit AMON AMARTH komponiert. An und für sich haben wir direkt nach der "Victory Songs"-Session mit den neuen Songs begonnen. Aber auf "From Afar" sind auch einige Melodien und Riffs, die wir zu 90% schon vor "Victory Songs" fertig hatten. Aber eben nur zu 90%, daher haben wir sie damals nicht genommen. Nun haben wir die 100% mit ihnen erreicht und sie genutzt.

Enrico;
Ihr müsstet ja erst vor kurzem damit fertig geworden sein, oder?

Sami:
Ja klar. Das Mastering war kurz bevor wir zur Summer Slaughter-Tour aufgebrochen sind erst fertig. Das Booklet und das Artwork haben wir erst jetzt auf Tour beendet.



Enrico:
Das so schnell nach "Victory Songs" ein neues Album kommt, hätte ich niemals erwartet.

Sami:
Das lag einfach daran, dass wir für "Victory Songs" so viel Material hatten, was wir nicht benutzten, dass wir danach jede frei Minute nutzten, an den Songs zu feilen. Wir sind auch sehr glücklich darüber, dass wir schon zwei Songs für das nächste Album fertig haben. Wir waren echt produktiv in letzter Zeit.

Enrico:
Wie findet man nur auf Tour die Zeit, sich um neue Songs zu kümmern? Vor allem weil ich das Gefühl hatte, dass ihr im letzten Jahr andauernd auf Tour wart.

Sami:
Hehe, das ist wahr. Zwischen dem Release von "Victory Songs" und dem Beginn des neuen Jahres haben wir 154 Shows gespielt, darunter drei Europa-Tourneen, drei Nordamerika-Tournee und etlichen Festivals. Aber die Shows strengen uns nicht an, weil wir alle die Live-Auftritte total lieben. Wie bereits gesagt, haben wir dazwischen immer an den Songs gearbeitet und irgendwann mal die Gesamtminuten gezählt. Wir waren total überrascht, dass wir auf über 80 Minuten kamen. Daher haben wir einfach uns zwei Songs für das nächste Album aufgespart.

Enrico:
Die Eröffnung 'By The Dividing Stream' ist wieder einmal ein typisches ENSIFERUM-Intro. Hattet ihr keinen Mut mal was Neues zu probieren oder stellt es einfach eine Art Trademark für die Band dar?

Sami:
Keinen Mut? Das auf keinen Fall. Wir müssen niemanden den Hintern küssen. Wir machen Musik, die wir mögen - mehr nicht. 'By The Dividing Stream' ist ein wunderschönes Intro, welches den Hörer in die richtige Stimmung für das Album bringt. Und wenn die letzten akustischen Töne laufen und kurz danach der erste Song reinknallt, dann ist es außer Frage, dass dieses Album tierisch in den Arsch tritt. Ich bekomme jedes Mal Gänsehaut, wenn ich das höre. Wenn du mir aber nur die beiden Optionen gibst, dann muss ich wohl die Trademark-Geschichte nehmen, hehe.



Enrico:
Ich finde, dass "From Afar" wunderbar die alten Trademarks mit vielen neuen Einflüssen kombiniert. Der Titelsong ist dabei ein wunderbares Beispiel. Mit welchem Ziel seid ihr an die neuen Songs herangegangen?

Sami:
Es ist für eine Band ja ganz natürlich, sich zu entwickeln. Es gibt keinen Grund, das gleiche Album immer wieder aufzunehmen, auch wenn "Victory Songs" ein toller Erfolg war. Wir sind keine von den Bands, die schauen, welche Songs besonders gut ankommen, um dann genau die gleichen Tracks zu produzieren. Daher ist unser einziges Ziel, die Musik zu schreiben, die wir mögen und die wir immer wieder live spielen wollen.

Enrico:
Okay, wie würdest du das neue Album in wenigen Worten beschreiben?

Sami:
"From Afar" ist das beste und ambitionierteste Werk unserer Bandgeschichte. Bis jetzt...

Enrico:
Wo siehst du die größten Unterschiede zwischen "Victory Songs" und "From Afar"?

Sami:
Die Art und Weise des Komponierens hat sich fast gar nicht geändert. Markus kommt mit vielen Ideen, die wir dann gemeinsam im Proberaum durchspielen. Dann fügen Pete und ich noch was dazu - und fertig ist das Album. Der größe Unterschied zwischen den beiden Alben ist vor allem der Sound. "From Afar" klingt einfach viel größer und besser als "Victory Songs".

Enrico:
Ich war über den weiblichen Chor in 'Twilight Tavern' sehr überrascht. Wie kam es dazu?

Sami:
Du wirst es erst dann richtig verstehen, wenn du den Text dazu liest. An diesem Punkt kommt die Walküre, um den Helden, der in der Schlacht gefallen ist, in die Twilight Taverne zu bringen.

Enrico:
Ihr habt auch den orchestralen Part extrem ausgebaut.

Sami:
Ein echtes Orchester zu nutzen, war Markus' Traum schon vor dem allerersten Album. Dieses Mal sind wir echt nah daran gekommen. ENSIFERUM haben schon immer Hörner, Geigen oder Harfen im Sound gehabt, sodass es eigentlich gar nicht so neu ist. Es klingt diesmal einfach nur hundertmal besser.

Enrico:
Die orchestralen Passagen haben mich teilweise echt stark an eure Landsmänner von NIGHTWISH erinnert. Sicherlich Zufall, oder?

Sami:
Wie eben bereits gesagt, nutzten wir orchestrale Instrumente schon immer. Aber sie werden trotz allem immer noch per Keyboard gespielt, sodass gar keine Absicht entstehen konnte, wie NIGHTWISH zu klingen. Der Sound ist einfach viel besser und das kommt gerade den orchestralen Passagen zu Gute.

Enrico:
Welcher Song ist denn im Moment dein Liebling von "From Afar"?

Sami:
Eindeutig 'Heathen Throne'. Das ist einfach ein perfekter Song, voller Kraft, Dramatik und einer richtig starken Kombination aus Musik und Story.

Enrico:
Womit wir gleich beim Herz von "From Afar" angekommen sind. Warum habt ihr den Song eigentlich gesplittet?

Sami:
Wir hätten fast aus diesen beiden Songs einen langen und epischen Track gemacht, der weit über 20 Minuten gedauert hätte. Aber wir merkten schnell, dass sie als eigene Songs noch viel besser funktionieren. Für das Album als Ganzes ist dieser Split auch vom Vorteil.

Enrico:
Magst du persönlich denn lieber kurze oder lange Tracks?

Sami:
Das ist mir egal. Wenn ein Song gut ist, dann ist er eben gut.

Enrico:
Ein längerer Song gibt einem Musiker doch sicherlich mehr Möglichkeiten, sich kreativ auszutoben und wirklich was besonders zu kreieren?

Sami:
Das stimmt, aber es benötigt auch einer Leistung, die Dinge, die du sagen möchtest, in einen kurzen Song zu packen. Jeder Song sollte individuell betrachtet werden und nicht in irgendein Korsett gesteckt werden. 'Smoking Ruins' ist so ein Beispiel. Markus war sich 100% sicher, dass er weniger als vier Minuten lang werden würde. Zum Schluss steht er bei knapp sieben Minuten. Irgendwann bekommt ein Song ein Eigenleben und kann sich dann auch schon mal in ein über-10-Minuten-Monster entwickeln.

Enrico:
Also plant ihr nicht, in Zukunft wie eure Landsmänner von MOONSORROW nur noch lange Tracks zu komponieren.

Sami:
Nein. So etwas planen wir gar nicht. Wir zwei Songs für das nächste Album ja bereits fertig und was den anderen Riffs und Ideen wird, wissen wir heute auch noch nicht.

Enrico:
Ist eine Stärke des neuen Albums auch die Folge von Petris Trennung von NORTHER?

Sami:
Zunächst muss ich eines klarstellen. Petri wurde herausgeschmissen. Er hat NORTHER nicht verlassen. Warum sollte er die Band verlassen, die er gegründet hat? Aber um zurück auf deine Frage zu kommen. Es erleichtert uns natürlich vieles. Wir haben nun viel mehr Möglichkeiten, was das Booking angeht. Und ich finde auch, dass Petri auf "From Afar" die besten Growls seiner Karriere abgeliefert hat. Vielleicht war das der extra Adrenalin-Kick, den er durch seinen unerwarteten Rauswurf bekommen hat.

Enrico:
Habt ihr nun das Gefühl, dass die Band jetzt endgültig komplett ist? Keine Ablenkungen, keine anderen Bands - einfach ENSIFERUM.

Sami:
Petris Arbeit mit NORTHER hat uns eigentlich nicht wirklich abgelenkt. Aber die Stimmung innerhalb der Band ist im Moment einfach großartig und wir sind völlig aufgeregt, die neuen Songs endlich live zu spielen. Daher hoffen wir, dass all der Mist hinter uns liegt und wir uns einfach auf das konzentrieren können, was wir alle wollen, nämlich Live-Shows zu spielen.

Enrico:
Was bringt der Sommer für ENSIFERUM?

Sami:
Wir haben noch einige Festivalshows diesen Sommer und danach bereiten wir uns auf die Veröffentlichung von "From Afar" vor. Hoffentlich wird es ein Sommer voller guter Shows, voller Sonnenschein, Bier, Wodka und Stone Cold Metal!!!

Enrico:
Hast du noch ein paar Worte für eure Fans da draußen?

Sami:
Kauft und genießt das neue Album. Wir sehen uns auf Tour! Cheers!!!

Redakteur:
Enrico Ahlig

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