ENSIFERUM: Interview mit Sami Hinkka

11.09.2007 | 18:55

Zwar ist das Veröffentlichungsdatum der neuen Scheibe der Death-Metal-Band ENSIFERUM etwas her, dennoch Grund genug, sich mit Basser Sami Hinkka zusammenzuschließen, um ein kurzes Gespräch über die Band, Wikinger und Fantasy zu führen.


Lars:
Hi, nun ist zwischen "Victory Songs" und "Iron" eine Menge Zeit vergangen. Was ist für dich die größte Änderung zwischen den beiden Werken?

Sami:
Gute Frage, also ich glaube, die größte Änderung sind natürlich die Änderungen im Line-up. Ich denke, "Iron" ist für mich das beste Album, besser als das erste, einfach weil es vollständiger ist.

Lars:
Wieso hat es eigentlich so lange mit dem Nachfolger gedauert?

Sami:
Wegen den Line-up-Änderungen. Jedes Mal mussten wir neue Musiker suchen, mit ihnen proben und Auftritte machen. Deswegen auch solche Sachen wie "Dragonheads" (eine EP - Anm. d. Autors) und die "10th Anniversary Live DVD", die ziemlich cool ist. Hauptsächlich also die Änderungen im Line-up, und weil wir sehr langsam im Songwriting sind. Wir denken sehr lange darüber nach, was wir machen und arbeiten auch lange an den Arrangements.

Lars:
Wie kommt ihr in die Stimmung für das Songwriting?

Sami:
Ich habe gehört, dass Markus (Gitarrist der Band - Anm. d. Autors) fernsieht, wenn er Gitarre spielt. Sitcoms glaube ich. Vielleicht beeinflusst das unsere Songs.

Lars:
Nun ist ja vor allem der Abgang von Jari Mäenpää am bekanntesten, vor allem weil er danach die sehr erfolgreiche Band WINTERSUN gründete. Wie sind deine Gefühle der Band gegenüber?

Sami:
Es ist okay, wir sind immer noch Freunde. Letztes Wochenende haben wir Jaari und Jukka (Basser bei WINTERSUN - Anm. d. Autors) auf der Finish Metal Expo getroffen, und wir hatten ein paar Bier und eine gute Zeit. Da ist kein böses Blut zwischen uns.

Lars:
Wie gefällt dir die Mucke von WINTERSUN?

Sami:
Ich hab sie erst einmal gehört, ist richtig gut, es sind gute Musiker, aber ich habe es mir nicht gekauft, weil es mich nicht besonders anspricht. Es ist gute Musik, ich bin froh, dass Jari etwas gefunden hat, das ihn glücklich macht.

Lars:
Woher kommt eigentlich euer Interesse an der Wikingerthematik?

Sami:
Nun, unsere Einflüsse sind größer als nur Wikingersachen, wir stehen auch sehr auf Fantasyszeugs, aber ich denke es ist normal, sich für seine Wurzeln zu interessieren. Es ist schade, dass die Menschen ihre Wurzeln und ihr Interesse daran verlieren.

Lars:
Und warum interessiert euch Fantasy?

Sami:
Von Büchern und so, ich lese viel und ich mag auch gute Filme. Ich schreibe ja die meisten Lyrics, und ich mag da besonders die Zusammenhänge zum richtigen Leben, wenn man das will. Oder man nimmt es als reines Fantasy-Zeugs.

Lars:
Plant ihr, euren Shows auch ein paar Showelemente beizufügen, wie etwa bei AMON AMARTH mit ihren Wikingerkämpfen?

Sami:
Gute Frage, wir hatten schon darüber nachgedacht, aber wir haben noch nicht realistisch darüber gesprochen, nicht mit dem Budget. Ich glaube auch nicht, dass wir das brauchen, die Musik sollte mehr im Vordergrund stehen als die Show.

Lars:
Besonders zwei Songs sind für mich bei "Victory Songs" im Gedächtnis haften geblieben. Da wäre zum einen der Song 'Just Another Magic Potion'. Worum geht's da?

Sami:
Es geht prinzipiell ums Trinken, aber ich möchte nicht zuviel darüber erzählen, es sollte jeder seine eigene Interpretation finden.

Lars:
Und wovon handelt 'The Wanderer'?

Sami:
Ich hab den dunklen Turm von Stephen King gelesen und das hat den Song stark beeinflusst. Auch da möchte ich natürlich nicht zu viel verraten, es ist zwar eine Menge Klischee drin, aber es sind auch ein paar persönliche Sachen zu finden, wie etwa das eigene Heim verlassen und dann Heimweh zu bekommen. Und dass man das trotzdem nicht bereuen sollte.

Lars:
Welche Fantasylyrik fällt dir denn neben Stephen King noch in die Hände?

Sami:
Zur Zeit lese ich "In 80 Tagen um die Welt", aber Fantasybücher, hm, ich glaub, Tolkien, "Silmarillion", aber ich hab grad so viele Bücher, dass ich kaum Zeit dafür finde. Zuletzt habe ich über das Leben und Sterben des Planeten Erde gelesen, keine Ahnung wie der Originaltitel ist, ein sehr interessantes Buch. Ich lese gern verschiedenes. Wenn wir touren, lese ich so um die drei Bücher. "Die drei Musketiere" und so was.

Lars:
Wie fühlt es sich eigentlich an, wenn man mit seinen Alben Erfolg hat?

Sami:
Cool (lacht), natürlich wünschen wir uns bei jedem Album, dass es erfolgreich ist und wir touren können. Ich hoffe, wir können mehr touren und unsere Jobs aufgeben. Das stört besonders, wenn man neues Material machen möchte: Man kommt heim von der Arbeit, isst etwas und es ist schon 9 Uhr. Da hat man natürlich keine Lust mehr, neues Material zu erarbeiten.

Lars:
Da ihr ja Fantasythematiken behandelt, nutzt ihr eure freie Zeit auch für Rollenspiele wie Live Action oder Papier und Bleistift-Rollenspiel?

Sami:
Wir würden gern mal Liverollenspiel ausprobieren, aber dafür hat noch keiner die Zeit gefunden. Ich hab schon ein paar Mal klassisches Rollenspielen ausprobiert wie Dungeons and Dragons. Ein Freund hat mich zu Rollenspiel und Bier eingeladen, und ich probiere gern neue Sachen aus, und es war ziemlich cool. Ich denke, wenn ich 10 Jahre jünger gewesen wäre, wäre es auf jeden Fall cooler gewesen. 10, 15 Jahre jünger vielleicht (lacht). Es ist wie das Schreiben eines Buches, in dem du selber entscheiden darfst.

Redakteur:
Lars Strutz

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