EQUILIBRIUM: Interview mit Helge Stang
27.05.2009 | 18:25Je später der Abend, desto lustiger die Gäste – oder wie ging der Spruch? Die Nacht bricht auf dem Legacy-Festival ein, doch kein Grund nicht investigativ unterwegs zu sein. Mit kühlen Getränken bewaffnet macht es sich das POWERMETAL.de-Team mit EQUILIBRIUM-Sänger Helge im Nebenraum der kleinen Bühne bequem und lassen einfach mal die Seele baumeln. Prost!
Je später der Abend, desto lustiger die Gäste – oder wie ging der Spruch? Die Nacht bricht auf dem Legacy-Festival ein, doch kein Grund nicht investigativ unterwegs zu sein. Mit kühlen Getränken bewaffnet macht es sich das POWERMETAL.de
Enrico:
Hallo Helge.
Helge:
Hallo Aufnahmegerät.
Enrico:
Was hast du denn schon alles getrunken heute?
Helge:
Viel. Ich bin heute irgendwo auf der Autobahn aufgewacht. A6 oder so. Wir kamen gerade aus der Schweiz und da gab es erstmal einen Frühstückskorn und Bier. Dann gab's eine lange Pause und erst als wir hier in Dessau ankamen wieder einen Schnaps. Dann wieder eine Pause und nachdem wir gespielt haben, gab es dann noch zwei Bier. Und seitdem hab ich nicht mehr mitgezählt.
Enrico:
Aber da geht noch einiges?
Helge:
Muss! Team mit EQUILIBRIUM-Sänger Helge im Nebenraum der kleinen Bühne bequem und lassen einfach mal die Seele baumeln. Prost!
Enrico:
Wieso zappelst du auf der Bühne eigentlich so rum? Wir Fotografen kommen da kaum hinterher und schimpfen immer...
Helge:
Unser Merchandiser hat genau dasselbe gesagt. Der hat nämlich meistens nix zu tun und trinkt Bier. Ab und an macht er dann eben auch mal Fotos.
Enrico:
Wird er bezahlt dafür?
Helge:
Ja, das wird er.
Enrico:
Das ist mal ein geiler Job.
Helge:
Wir müssen uns da mal was ausdenken, um ihn zu knechten. Er hat jedenfalls letzten Abend 250 Bilder geschossen, und zwar mit einer Digicam. Er hat auch immer gemeckert, warum ich denn so rumlaufe. Ich weiß nicht, warum ich es mache. Wahrscheinlich weil ich es kann.
Enrico:
Du bist sicherlich noch nicht fett genug. Wenn du fett bist, hast ja auch keine Lust mehr dich zu bewegen?
Helge:
Ja, das ist es wohl. Aber daran arbeite ich ja grad (hebt seinen Cuba Libre hoch), damit ich mich irgendwann nur noch mit Stock und einem großen Hebel umdrehen kann.
Enrico:
Okay. Heute wurde ja die deutsche Fußball-Meisterschaft entschieden? Hat dich das interessiert?
Helge:
Die Frage kannst du gleich streichen. Ich hab da keine Ahnung. Ich weiß nur, dass unser Schlagzeuger Manu heute irgendwann unterwegs mal "Tor" geschrieen hat. Ich interessiere mich zwar für Sport, aber nicht für Fußball.
Enrico:
Auf was für Sport stehst du denn?
Helge:
Rudern! Das ist mal ein Sport für echte Männer.
Enrico:
Machst du das hobbymäßig?
Helge:
Ich hätte daraus sogar fast mal meinen Beruf gemacht.
Enrico:
Ach? Warst du auch Deutscher Meister oder so? Manchmal hat man ja böse Black Metaller, die früher Deutscher Juniorenmeister in Gymnastik waren.
Helge:
Doch doch, ich hab diverse Mal den Bayrischen Meister gemacht. Und auch bei der Jugend onaniert für Olympia hab ich den vierten Rang belegt. Bei den Deutschen Meisterschaften den fünften - soweit ich mich erinnern kann. Ich war also zumindest im erweiterten Nationalkader.
Enrico:
Lass uns mal über Musik sprechen. Du bist mittlerweile neben EQUILIBRIUM noch in einer weiteren Band aktiv und zwar bei der russisch-israelischen Band ARAFEL. Warum?
Helge:
Weil ich es kann (kollektives Gelächter und Zugeproste). Im Grunde ist es eine nette Geschichte. Wir lernten uns 2005 auf dem Parmesan kennen und hielten auch Email-Kontakt. So mal hier, mal da - nix Großes also. Und irgendwann kam dann die Anfrage per Mail, ob ich nicht Lust hätte, ihre neue Platte einzusingen. Dacht ich mir: klar, warum nicht? Ich war eh in einer ziemlichen Aufbruchstimmung als ich von der Heidenfest-Tour wiederkam. Ich konnte mir auch den Flug leisten, dort mal hinzufliegen. Es klang alles sehr interessant, darum hab ich zugesagt.
Enrico:
Hast du jetzt deinen Job für die Musik gekündigt?
Helge:
Jein. Das hat eigentlich weniger musikalische Gründe, sondern eher damit zu tun, dass ich Berufswelt und Musikwelt trennen wollte. Es ist halt Fakt, dass ich seit dem Abitur nie wieder so viel Zeit für mich hatte, wie eben bei der Tour. Und ich dachte mir: Scheiße, jetzt bist du 26 und hast nur diese popeligen fünf Wochen Urlaub im Jahr. Das ist eben nicht das, was ich mir für mein Leben vorgestellt hab. Ich hab Beruf gelernt, hab ausgelernt, jetzt bin ich was, jetzt kann ich was. Und es fiel eben genau nach der Tour, dass eben der Vertrag bald auslief und all solche Sachen. Dann kamen noch die Israelis dazu und da dacht ich mir: Jetzt ist es soweit. Ja, und am Mittwoch war mein letzter Tag.
Enrico:
Was hast du jobmäßig gemacht?
Helge:
Ich hab Film- und Videoeditor gelernt und eben für Film und Fernsehen Effekte und solche Dinge erschaffen.
Enrico:
Lass uns noch mal kurz zu den Israelis kommen.
Helge:
Genau. Also die ticken da unten total anders als wir hier. Mittlerweile traue ich mir zu, die Unterschiede zwischen Österreich und der Schweiz zu benennen oder zwischen Nord- und Süddeutschland oder zwischen Berlin und Hamburg. Das sind einfach große Unterschiede, wenn du dort spielst. Und jetzt will ich eben mal den Sprung über den Teich wagen und mal wissen, wie die da unten ticken.
Enrico:
Yo, also so wie bei Aldi Nord und Aldi Süd.
Helge:
Die haben beide Medion, sind aber trotzdem beide irgendwie völlig anders.
Enrico:
Das ist verrückt. Wo gehst du denn am liebsten einkaufen?
Helge:
Also wenn groß, dann Aldi - wenn schnell, dann Rewe.
Enrico:
Und wo sind die Unterschiede zwischen dem Publikum?
Helge:
Nehmen wir mal den Ruhrpott. Das ist einfach der Knaller dort. Ruhrpott hat immer irgendwas mit Porno zu tun.
Enrico:
Hast du schon mal in einem mitgespielt?
Helge:
Noch nicht. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Enrico:
Man hört von vielen Künstlern, dass Berlin schwer zu spielen sei.
Helge:
Das ist aber auch halt so, dass dort jeden Tag geile Konzerte sind. Manchmal macht man sich da fast in die Hose, weil man denkt, dass das Publikum keinen Spaß hatte. Aber dem ist ja nicht so. Aber wenn du in der Schweiz oder in Österreich in so ein Bergdorf kommst, dann reißen sich die Leute auch schon mal die Kleider vom Leib.
Enrico:
Das ist aber bei vielen kleinen Orten in Deutschland doch auch so.
Helge:
Na klar. Je weniger die haben, desto mehr feiern die auch ihre Bands. Und auch heute beim Legacy war das echt der Knaller. Vor einigen Monaten war da bedeutend weniger los.
Enrico:
Bei der "Full Of Hate"-Tour?
Helge:
Genau.
Enrico:
Ich glaub aber, dass es daran lag, dass es sieben Bands waren und irgendwann die Leute bei einer Indoor-Veranstaltung platt sind.
Helge:
Logo, und außerdem haben wir auch gar nicht richtig reingepasst.
Enrico:
Wir driften schon wieder ab. Was machen ARAFEL eigentlich für Musik?
Helge:
Die mischen skandinavischen Black Metal mit ihrer eigenen Folklore. Das klingt echt fett. Die wissen wie man (musikalisch - Anm. d. Verf.) prügelt und wie man folkloristische Elemente mit einbaut. Zugegeben, das sind nicht meine Elemente, aber das hat auch niemand behauptet.
Nebenan beginnt eine Band zu spielen. Niemand versteht mehr sein eigenes Wort. Die Zeit verrinnt und man redet über das Wetter. Irgendwann ist die Tür zu und die Tonaufnahme wieder verständlich.
Helge:
...Hagelschaden am Wohnmobil.
Enrico:
Wann? Heute?
Helge:
Nee, auf dem Weg in die Schweiz.
Enrico:
Mensch.
Tür geht wieder auf – man hört nur Krach.
Enrico:
Hast du irgendwelche Bands heute schon gesehen?
Helge:
Ja, ENSIFERUM.
Enrico:
Ah, die Konkurrenz.
Helge:
Nee, aber mir ist aufgefallen, dass sie gestern was völlig anderes als heute gespielt haben. Das finde ich wirklich cool, dass sie nicht jeden Abend die gleiche Show abziehen.
Enrico:
Wie sieht es mit einem neuen Album aus? Habt ihr schon Ideen?
Helge:
Ideen und Vorstellungen gibt es, aber noch nicht viel mehr.
Enrico:
Mir hat ein Kollege geflüstert, dass ihr auf dem nächsten Album etwas anders klingen wollt.
Helge:
Yo, es soll ein wenig düsterer werden.
Enrico:
Aber immer noch Pagan?
Helge:
Pagan Metal hab ich nie gesagt oder für uns in Anspruch genommen. Aber ich weiß, man nutzt gerne seine Stempel (lacht). Es wird beim typischen EQUILIBRIUM-Sound bleiben, aber statt den ganzen fröhlichen Melodien wollen wir was für die herbstlichen Stunde bieten.
Enrico:
Soll das Album denn schon im Herbst erscheinen?
Helge:
Wäre schön, werden wir aber wohl nicht hinbekommen. Wir haben viele Ideen, viel Inspiration und den ein oder anderen wird es sicherlich wundern. Aber es haben sicherlich auch viel dumm geguckt, als sie unsere Mischung von Samba und Metal zum ersten Mal gehört haben.
Es klopft an der Tür, die uns von der Stage trennt. Sie ist nicht abgeschlossen.
Enrico:
Herein!
Helge:
Drück doch einfach.
Es klopft immer weiter.
Helge:
DRÜCKEN!!!!
Er hat es gecheckt und drückt einfach. Schwups, die Tür ist offen. Kollektives Gelächter. Man rätselt, welcher Musiker das jetzt gerade sei.
Enrico:
Kommen wir mal zum kulinarischen Teil. Was hast du denn heute so alles gegessen?
Helge:
Das ist eine schöne Frage. Es begann heute früh mit einem extrem geilen Frühstück, was wir uns vom Z7 mitgenommen haben. Es bestand aus einer Mischung aus heimischen Brötchen und Brezeln, mit ein wenig Obst, Joghurt und ganz viel Wurst.
Enrico:
Jetzt wird es tiefgründig. Was ist denn deine Lieblingswurst?
Helge:
Chorizo.
Enrico:
Ist das nicht eine mexikanische Elektroband?
Helge:
Nee, Salami.
Enrico:
Ach so.
Helge:
Danach kommt direkt die Blutwurst.
Enrico:
JAWOHL! Endlich einer mit Geschmack.
Helge:
Die Blutwurst muss dann noch schön mit ganz scharfem Senf bestrichen werden. Da geh ich ein.
Enrico:
Wo sieht man euch diesen Sommer denn noch live auf der Bühne?
Helge:
Abgesehen vom Summer Breeze sind im deutschsprachigen Raum noch zwei Sachen. Aber die darf ich noch nicht verraten.
Enrico:
Wacken?
Helge:
Nee, das wäre schon längst gefrühstückt. Sie haben uns zwar gefragt, aber wir es kam dann nicht zustande. Also ein Open Air und einmal Club kommen im Sommer noch. Das nächste richtig große Ding ist dann im Oktober in München. Das wird ein fette extended Show, bei der wir sogar 'Mana' spielen werden.
KREATOR rufen, auf zur Main Stage! Prost!
- Redakteur:
- Enrico Ahlig