EXXPLORER: Interview mit der Band

19.12.2011 | 08:16

"Mit seiner Stimme ist es so, wie mit einem guten Wein. Lenny ist mit den Jahren immer besser geworden". (Fred Gorhau - EXXPLORER).

Die US-Metal-Legende EXXPLORER veröffentlichte vor kurzem mit ihrem neuen Studioalbum "Vengeance Rides An Angry Horse" ein starkes Werk, das an alte Glanzzeiten der Band anknüpft. Nach einem fantastischen Auftritt als Co-Headiner des diesjährigen Swordbrothers-Festivals am 10.09.2011 traf der Verfasser dieser Zeilen die Herren Lenny Rizzo (Gesang), Fred Gorhau (Gitarre) und Kevin Kennedy (ebenfalls Gitarre) nachts zu einem ausführlichen Interview. 

Martin Loga:
Zunächst einmal Gratulation zu eurem famosen Auftritt auf dem Swordbrothers-Festival!


Lenny Rizzo:
Vielen Dank!


Martin Loga:
Lennie, ihr habt ein neues Album namens "Vengeance Rides An Angry Horse" am Start, das bei Pure Steel Records erscheint. Wie verlief denn der Aufnahmeprozess und wie viel Zeit nahmen die Aufnahmen in Anspruch?


Lenny Rizzo:
Wir haben das Album nicht in einem professionellen Tonstudio aufgenommen, sondern buchstäblich im Wohnzimmer eines Freundes über seinen Computer. Wir hatten eine längere Verzögerung von fast zweieinhalb Monaten, weil es technische Probleme gab. Alles in allem waren wir zehn Monate, also fast ein Jahr, zugange. Ich konnte jeweils nur am Wochenende aufnehmen, weil ich seinerzeit schon nach New York umgezogen war. Kevin [Kennedy - Gitarrist] lebt genau in der anderen Richtung.


Martin Loga:
Wer verfasst die Liedtexte bei euch?


Lenny Rizzo:
Kevin schreibt die meisten Texte, aber ich und der Rest der Band steuert auch Ideen bei.


Martin Loga:
Vor etwa eineinhalb Jahren hat eurer Gitarrist Ed LaVolpe EXXPORER verlassen. Was waren die Gründe, die zu seinem Ausstieg führten?


Lenny Rizzo:
Es waren hauptsächlich musikalische Differenzen, die zu seinem Ausstieg führten.


Martin Loga:
Sind es nicht immer musikalische Differenzen, die zum Ausstieg von Bandmitgliedern führen?


Lenny Rizzo:
Ja, es gab auch andere Gründe, die ich aber nicht breittreten will. Ed ging mir mehr und mehr auf die Nerven. Ed war demotiviert. Er interessierte sich nicht mehr für das was wir mit EXXPLORER vorantreiben wollten. Und das konnte ich nicht ertragen. Wir riefen ihn immer wieder an, aber er reagierte überhaupt nicht. Schließlich stellten wir ihn vor die Wahl. Er sollte sich mal zusammenraffen und sagen, was er tun möchte oder wir würden getrennte Wege gehen. Und genauso entwickelte sich die Sache. Er reagierte nicht. Und das war das beste, das EXXPLORER passieren konnte.


Fred Gorhau:
(ergänzt) Ich verließ EXXLORER im Jahre 1996 zu Zeiten von "Coldblackugly", weil mir die Musik zu Grunge-artig, aber auch zu hart wurde. Ich wollte nicht, dass EXXPLORER sich vom klassischen Metal abwenden. Natürlich war es schmerzhaft für mich, die Band zu verlassen. Als ich vor einigen Jahren hörte, dass sich EXXPLORER auf ihre Old-School-Wurzeln besinnen hatte ich mich sehr gefreut, wieder zur Band zurückzukehren.


Martin Loga:
Hatte Ed denn Einfluss auf die Stücke, die letztlich auf eurem neuen Werk "Vengeance Rides An Angry Horse" zu hören sind?


Lenny Rizzo:
Ed hat überhaupt nichts mit dem Material zu tun. Noch nicht einmal ein halbes Prozent der Stücke, die auf unserer neuen CD drauf sind, stammen von ihm. Wäre Ed noch an dem Album beteiligt gewesen, so wäre die Platte im Endeffekt nicht halb so gut geworden.


Martin Loga:
Ihr habt einige sehr starke Songs auf dem neuen Werk am Start, wie zum Beispiel das sehr eingängige 'Glory Hunter', 'Chasing The High' oder 'As The Crow Flies'. War es für euch eine große Herausforderung, dieses Album zum Komponieren? Besonders, wenn ihr im Hinterkopf habt, dass ihr mit "Symphonies Of Steel" ein wahres Klassiker-Album des US-Metal herausbrachtet?


Fred Gorhau:
Ja, das war ohne Zweifel eine Herausforderung, weil wir wollten, dass die Platte in Richtung "Symphonies Of Steel" geht. Wir waren unerbittlich mit uns selbst, weil wir erst das Feeling von "Symphonies Of Steel" wieder finden wollten, bevor wir das Album aufnahmen. Und das Gefühl war wirklich magisch. Steck uns alle in einen Raum und etwas Magisches wird passieren!


Kevin Kennedy:
Es war kaum zu glauben, wie es sich für uns als Band anfühlte...und das zum zweiten Mal nach "Symphonies Of Steel".


Lenny Rizzo:
Was mich anbetrifft, so wollte ich die Gedanken an die Vergangenheit beiseite lassen. Das ist die Vergangenheit und war einmal. Aber wie sind im Hier und Jetzt. Ich war sehr jung, als ich "Symphonies Of Steel" im Studio einsang. Und ich war sehr bescheiden. Meine Stimme war damals noch nicht so entwickelt, was man auch hören kann, wenn man sich "Symphonies..." genau zu Gemüte führt. Ich selbst war mit meinem Gesangsstil nicht zufrieden. Aber damals klang ich so. Heute klinge ich anders. "Vengeance..." zeigt viel eher meine Persönlichkeit, meinen Gesangsstil und wer ich heute als Mensch bin. Wir haben versucht, den Stil von "Symphonies Of Steel" mit den besten Elementen von "A Recipe For Power" zu kombinieren.

Fred Gorhau:
"Symphonies Of Steel" hat einige großartige gesangliche Momente. Auf "A Recipe For Power" klang Lennie sogar noch besser als auf unserem Debüt. s ist mit seiner Stimme so, wie mit einem guten Wein. Lenny ist mit den Jahren immer besser geworden.


Lenny Rizzo:
Als ich das neue Album einsang, war ich zwischendrin ziemlich wütend. Zum Beispiel ärgerte ich mich darüber, dass es wirtschaftlich in den USA seit einiger Zeit bergab geht. Oder darüber, dass wir nur sehr wenig Geld zur Verfügung hatten, um die Produktion zu stemmen. Niemand wollte uns Geld geben, um die Produktion zu schultern. Außerdem ging es mir total auf den Zeiger, dass ich "Vengeance Rides An Angry Horse" buchstäblich in einem Wohnzimmer einsingen musste. Aber weißt, du was: All diese Frustration über verschiedene Dinge hatte auch etwas Positives. Sie trugen dazu bei, dass ich im Endergebnis ein gesanglich besseres Album abliefern konnte.


Fred Gorhau:
Lenny hat seine Wut und seine Emotionen wie ein Geschenk angenommen…


Lenny Rizzo:
(ergänzt)...Und deshalb ist das Resultat auch so gut ausgefallen.


Martin:
Wie seid ihr eigentlich auf den Liedtitel "Vengeance Rides An Angry Horse" gekommen?


Lenny Rizzo:
Also wir hatten mal ein paar Biere zusammen getrunken und da kam mir plötzlich dieser Titel in Sinn gekommen. Dieser Titel schlägt geradezu perfekt die Brücke zu "Symphonies Of Steel".


Fred Gorhau:
Wir haben auf der Scheibe das Stück 'Phantasmagoria', in dem genau diese Textzeile auftaucht.


Lenny Rizzo:
Zusammen mit der Liedzeile hatte ich dann die Idee für das Album-Artwork. Es passte perfekt zusammen.


Martin Loga:
Euer neues Werk enthält zehn Lieder plus den Bonus Track 'Return Of The Cycle', einer Neueinspielung von 'The Cycle'. Habt ihr noch mehr Stück im Rahmen der Studio-Session geschrieben oder in Demo-Form aufgenommen, um sie gegebenenfalls in Zukunft für ein weiteres Album zu verwenden?


Fred Gorhau:
Wir haben 12 Lieder aufgenommen. Zwei Lieder sind als Bonus Tracks gedacht. Toll ist auch, dass es das Album als limitiertes Vinyl gibt.


Martin Loga:
Wer war denn für die Produktion von "Vengeance Rides An Angry Horse" verantwortlich?


Fred Gorhau:
Unser guter Freund Billy Haughey hat das Album mit uns aufgenommen.


Lenny Rizzo:
Wir haben ihm zwar ein wenig geholfen, aber er ist zu 90 % für die Produktion verantwortlich. Billy hat sich wirklich den Arsch für die Scheibe aufgerissen. Außerdem musste er sich ja noch mit uns herumschlagen (lacht).


Martin Loga:
Kevin, bist du eigentlich mit dem Gitarrensound der Scheibe zufrieden?


Kevin Kennedy:
Fred und auch ich sind sehr zufrieden mit dem Gitarrensound. "Vengeance Rides An Angry Horse" ist ein richtig gutes Gitarrenalbum!


Martin Loga:
Lass uns mal wieder in die Vergangenheit zurückkehren. Euer Debütalbum "Symphonies Of Steel" wird von einem beeindruckenden Artwork des Künstlers Eric Larnoy verziert, der vor einigen Jahren verstorben ist. Ist das Originalbild im Besitz eines der Bandmitglieder oder wisst ihr, wo man das Bild in Augenschein nehmen kann?


Kevin Kennedy:
Wir kamen durch unsere damalige Plattenfirma Black Dragon Records mit Eric Larnoy in Kontakt. Er malte das Kunstwerk in kurzer Zeit. Als er es uns präsentierte, haute es uns schier aus den Sandalen. Meine Güte, es sah fantastisch aus! Ich hatte auch andere Kunstwerke von ihm gesehen, die mir gleichmaßen sehr gefielen. Als ich hörte, dass Eric Larnoy verstorben ist, hat mich das sehr traurig gemacht.


Martin Loga:
Eric hatte außerdem auch Artworks für MANILLA ROAD gemalt.


Fred Gorhau:
Ein Freund erzählte uns, dass Eric auch für MANILLA ROAD arbeitete. Er war ein unglaublich kreativer und origineller Künstler und ich mochte immer seine farbenfrohen, und kräftigen Bilder.


Martin Loga:
Aber um noch mal zurückzukommen auf das Originalbild, das "Symphonies Of Steel" ziert: Ihr wisst nicht, wo sich das Originalgemälde befindet?


Fred Gorhau:
Nein, das weiß ich leider nicht. Das lila-farbene Artwork [er meint eine Auflage von "Symphonies...", die bei Metal Blade Records erschien] wurde übrigens von einem meiner Freunde gemalt, der kein Geld für seine Arbeit wollte. Dieses Cover sieht auch super aus.


Martin Loga:
Auf der Wiederveröffentlichung von "Symphonies Of Steel" aus dem Jahr 2001 sind einige Bonus-Stücke enhalten, die damals von Jim Abbiati eingesungen…[Lenny kichert vergnügt im Hintergrund]...wurden. Lenny, warum hattest du die Stücke damals nicht eingesungen?


Lenny Rizzo:
Eigentlich hatte ich die Songs schon gesungen, denn ich komponierte sie mit und ich legte den Grundstein für diese Lieder, die sich damals in Arbeit befanden. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich aber den Eindruck, dass man mir nicht den notwendigen Rückhalt und Respekt bandintern entgegenbrachte. Ich war ziemlich verärgert und ich habe dann die Band verlassen, weil ich diesen Mist damals nicht mehr ertragen konnte. Aber ich mochte die Songs sehr. Leider hatte ich damals auch persönliche Probleme, so dass ich selbst einige Dinge privat regeln musste. Es war auch so, dass Ed [LaVolpe, früherer Gitarrist] sehr viele Dinge kontrollierte und er in der Band derjenige war, der sich durchsetzte. Ich konnte damit nicht umgehen. Als ich dann schließlich den Re-Release hörte, dachte ich, dass das auch meine Songs sind, da ich sie mitkomponiert habe. Daher haben wir 'Return Of The Cyle' als Bonus-Stück auf unser neues Werk gepackt.


Martin Loga:
Sind denn noch irgendwelche Songs der Aufnahme-Session für ein künftiges EXXPLORER Album übrig, die ihr vielleicht in Zukunft veröffentlichen möchtet?


Kevin Kennedy:
Ich sag dir mal etwas: Wir haben da einen sehr speziellen Track in der Hinterhand, für den wir allerdings nur noch die Schlagzeug-Spuren aufnehmen konnten. Wir mussten dann leider die Arbeiten abbrechen, da uns die Aufnahmezeit davonlief und uns die Kohle ausging. Dieses Stück ist eine epische, achtminütige Nummer. Das Lied heißt 'The Power'. Wir werden sehr bald weiter daran arbeiten, um es in Zukunft zu veröffentlichen.


Lenny Rizzo:
Ich bin sehr zuversichtlich, was die Zukunft für EXXPLORER anbetrifft. Alles, was wir an Angeboten erhalten, werden wir diskutieren. Ich weiß, was ich mit der Band erreichen will. Die Vergangenheit, die mich belastete, habe ich hinter mir gelassen und ich bin persönlich gereift. Ich blicke nun nach vorne.

Martin Loga:
Wie sieht es denn mit Plänen für eine Europa-Tournee aus?


Lenny Rizzo:
Wir würden sehr gerne wieder in Europa auftreten, aber wir müssen abwarten, wie das neue Album läuft. Wir haben das Beste gegeben, um eine tolle Platte vorzulegen.


Martin Loga:
Lenny, du hast ja einen echt lustigen Spitznamen. Man nennt dich "Big Daddy" [tosendes Gelächter der Bandkollegen und Zuhörer am Tisch]. Welche Geschichte steckt hinter diesem Namen?


Lenny Rizzo:
Du kannst doch mir doch nicht diese Frage stellen...Mist! Also der Namen stammt aus einem Film, dessen Namen ich mittlerweile vergessen habe. Wir schauten den Film und ein Freund zeigte aus Spaß auf mich, als eine Person im Film mit "Big Daddy" angesprochen wurde. Und dieser Name blieb an mir irgendwie hängen. Das ganze trug sich vor mindestens 25,  vielleicht sogar 30 Jahren zu, als ich damals neu zu EXXPLORER kam. Seit dieser Zeit nennt mit jeder in der Band "Big Daddy". Eigentlich hat der Name ja nichts mit mir zu tun, denn ich bin ja nur  knapp über 1,70 Meter groß, haha! Ich hatte keine Ahnung, dass die Jungs den Namen "Big Daddy" auch im Booklet des neuen Albums aufgeführt haben und ich dachte nur: Was zum Henker macht ihr da?!


Martin Loga:
Wir sind damit am Ende des Interviews angelangt. Es war klasse, mit euch zu plaudern! Alles Gute für die Zukunft und auf viele weitere EXXPLORER-Platten!


Lenny Rizzo:
Vielen Dank für deine Zeit und den Support! 



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Redakteur:
Martin Loga

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