FEUERSCHWANZ: Mit dem Hauptmann im "Knightclub"
22.08.2025 | 21:56Drachen, Met und Party – auch das neue FEUERSCHWANZ-Album verspricht wieder ein Freudenfest für alle feierwütigen Valhalla-Besucher zu werden. Und doch ist seit dem 2023er "Fegefeuer" viel bei Hauptmann und Co. passiert. Gemeinsam mit ihm blicken wir daher auf den ESC und die Erfahrungen zurück, lassen Kooperationen mit LORD OF THE LOST und DORO Revue passieren, schauen in eine feurige Zukunft und haben allerlei partytaugliches Material für einen ersten Besuch im "Knightclub" am Start. Wir trinken den Met, bis keiner mehr steht...
Lieber Hauptmann, wie ist die Lage bei FEUERSCHWANZ?
Ja, wir haben uns wieder zusammengefunden in den letzten Wochen und ein episches Video gedreht, 'Valhalla', da kommen wir vielleicht noch später dazu. Und wir haben die ersten Konzerte hingelegt. Und das war sehr schön, uns nach dem ESC wieder zu treffen und wieder in die Vollen zu gehen. Das Album "Knightclub" steht an und alle fiebern diesem Ereignis entgegen.
Ende 2024 habt ihr eure 20 Jahre vollgemacht und mit 7.000 Fans das größte Metfest aller Zeiten gefeiert. Magst du einmal den Abend Revue passieren lassen? Was ist dir am prägendsten in Erinnerung geblieben, was hat dich an diesem Tag selbst vom Hocker gehauen?
Ja, es gab sehr, sehr viele Highlights an diesem Tag. Also erst einmal sei der Aufbau des Festivals zu nennen, einfach unfassbar - wie da Hand in Hand gearbeitet wurde, eine riesige Bühne mit Licht versorgt und ganz viel Feuer verarbeitet wurde. Und ein Wahnsinns-Line-up war dann zu sehen, also ein Bühnenaufbau, der sich gewaschen hatte. Dann kamen die Fans in die Halle. Es war einfach eine endlose Schlange. Und meine persönlichen Highlights waren die Gastauftritte, Dark von SDP, Melissa Bonny und Gavin von MIRACLE OF SOUND, um nur einige zu nennen. Das waren ganz tolle Momente auf der Bühne. Dazu sei auch die Unplugged-Session zu dritt in der Menge zu nennen. Das war einfach aufregend und ein bisschen wie alte Zeiten. Die Feuer haben gebrannt und das Mittelalter war wieder da.
In diesen alten Zeiten gab es elf Alben – hättest du das zu Beginn eurer Karriere für möglich gehalten? Auch dass ihr in dieser Schlagzahl die Alben an die Fans bringen würdet und nun Album Nummer 12 veröffentlicht?
Album Nummer 12, das ist schon gigantisch. Natürlich hatte ich das jetzt nicht so auf dem Schirm, als ich die Band gegründet habe. Allerdings war mir schon klar, dass wir fleißig sein, uns nicht auf die faule Haut legen und immer fleißig weiter Songs produzieren sollten. Bei FEUERSCHWANZ ist dann auch ein Learning dazugekommen, dass wir uns wirklich von Album zu Album immer verbessern wollen. Und das ist eine ganz tolle Einstellung bei uns, dass wir eigentlich nie mit dem Hier und Jetzt zufrieden sind, sondern uns immer weiterentwickeln und hungrig bleiben wollen. Und das macht sich eben auf Album Nummer 12 auch bemerkbar. FEUERSCHWANZ ist nach 20 Jahren nach wie vor sehr hungrig. Und der Drache möchte noch sein Feuer versprühen.
"Knightclub" ist zum ersten Mal ein Studioalbum mit englischem Titel – und ein paar Lyrics sind auch in englischer Sprache. Eine logische, bewusste Weiterentwicklung im Hinblick auf die nächsten 20 Jahre oder eher zufällig, weil es sich so ergeben hat?
Mit dem Eintritt in die Metal-Szene 2018, also dem bewussten Reingehen, sowie der Kooperation mit Napalm hat sich Schritt für Schritt einfach ein englischsprachiges Publikum ergeben, auch über die Videos, die veröffentlicht wurden, die Rückmeldungen und Reaktionen. Dann haben wir ein englisches Coveralbum – teilweise mit englischen Texten, teilweise unsere Texte ins Englische übersetzt – veröffentlicht. Ich glaube, es ist eine logische und bewusste Weiterentwicklung. Aber im Hinblick auf die nächsten 20 Jahre brauchen sich unsere deutschen Fans keine Sorgen machen, dass wir jetzt alles in Englisch bringen. Der Kern bleibt Deutsch. Es ist nur so, dass FEUERSCHWANZ sich durchaus öffnen möchte und die Energie eigentlich das Entscheidende ist. Das verstehen wirklich Fans in aller Welt. Das haben wir jetzt schon so rausgefunden. Und das ist das, was uns total begeistert. Und darum öffnen wir uns auch der englischen Sprache, weil wir merken, dass die Leute Bock auf uns haben, auch in englischsprachigen Ländern.
"Fegefeuer" ist keine zwei Jahre alt und auch "Memento Mori" klingelt mir noch immer in den Ohren. Worin seht ihr in Anbetracht der kurzen Zeit zwischen den Alben die musikalischen Unterschiede zu "Knightclub", wie hat sich deiner Meinung nach die Band seit "Memento Mori" weiterentwickelt?
Das ist eine gute Frage. Wir haben zum Beispiel wieder die Lust an eigenen Feier- und Partysongs entdeckt. Nach der Corona-Pause waren wir dann doch ganz schön angespannt. Das hat man daran gemerkt, dass uns eigentlich kein guter Partyhit aus eigener Feder eingefallen ist. Dann kamen wir zum Glück auf 'Dragostea Din Tei'. 'Knightclub' ist jetzt auch wieder ein weiteres Lied zum Abfeiern. Auf dem Album sind da noch zwei, drei andere Nummern, die ähnlich gestrickt sind. In jedem Pub könnte man die bringen. Dazu kommt der Mix aus Fantasy. Das hat sich seit "Memento Mori" immer weiterentwickelt: Wir bringen jetzt seit drei Alben eigentlich immer ein Lied aus dem Tolkien-Universum heraus. Mit 'Valhalla' haben wir jetzt unseren eigenen epischen, auch stadiongeeigneten Hit. Da sind wir natürlich auch sehr gespannt, wie der dann bei den Fans ankommt. Das sind die Weiterentwicklungen, dass wir zwar englischsprachiger werden, aber feiertauglich bleiben und trotzdem unseren Fantasy-Mix beibehalten.
Ich lehne mich einmal weit aus dem Fenster und behaupte, dass das aktuelle Artwork von Peter Sallai zum Besten gehört, was es jemals bei FEUERSCHWANZ gab. Wie lief es ab, habt ihr Peter eure Ideen geschildert und er zeichnete oder hat er euch etwas vorgelegt, von dem ihr direkt begeistert wart?
Ein paar Inspirationen schicken wir ihm schon immer und dann legt er los. Bisher hat es immer so gut gepasst, dass wir kaum noch etwas verändern mussten. Diesmal haben wir tatsächlich das Album zuerst "Valhalla" genannt und sind erst danach auf "Knightclub" umgeswitcht. Da war uns klar, dass sich der Drache noch ein bisschen, ganz marginal, verändern kann. Es ist einfach mystischer geworden. Die hexische Energie ist noch stärker mit dem Grün hervorgehoben worden. Wir sind meistens direkt begeistert von Peter Sallais Arbeit. Das ist schon fantastisch, was er für künstlerische Impulse liefert.
Absolut. Als Album-Vorboten gab es eine Cover-Version. Ich muss das fragen: Warum ausgerechnet 'Gangnam Style'?
Na ja, FEUERSCHWANZ hat sich langsam etabliert für eigene fantastische Cover-Versionen. Nach 'Dragostea Din Tei' dachten wir uns, wir müssen einen noch verrückteren Song angehen, wo es sprachlich noch schwieriger wird. Dann ist uns 'Gangnam Style' eingefallen. Auch diese asiatische Note finden wir spannend, es ist natürlich schon sehr wild. Es gibt ein paar wirklich witzige Szenen, die im Video entstanden sind, und wir hatten das Video von Psy als Vorlage. Es hat unheimlichen Spaß gemacht, sich in dieses koreanische Sound-Gefüge einzuarbeiten. Aber dann auch das Tanzen zu lernen, das hatte schon was.
Mit 'Name der Rose' besingt ihr einen weiteren Literaturklassiker. Warum ausgerechnet dieser, welche Bedeutung hat das Werk von Umberto Eco für dich und FEUERSCHWANZ?
Der Film ist ein Klassiker der 80er Jahre. Wir hatten diese Vision, etwas mit einem Kloster zu machen. Ben kam dann mit "Der Name der Rose", das war einfach der Knaller. Da war uns beiden klar, wir lieben diesen Film. Da steckt im Grunde die gesamte Geschichte des Mittelalters drin. Gerade auch im Hintergrund mit dem Verbot des Lachens. Das ist einfach ein FEUERSCHWANZ-Thema pur. Diese herzzerreißende Liebesgeschichte, die auch Ben singt, das ist unheimlich berührend und mit Power vorgetragen. Da steckt so viel drin, es ist einer meiner Lieblingssongs auf dem Album.
Nun kommen wir noch dazu: Was habt ihr mit BLIND GUARDIAN, GRAVE DIGGER und STORMWARRIOR gemein? Richtig, ihr besingt 'Valhalla' – eine sehr epische Hymne, die sehr schnell ins Ohr geht. Wie stellst du dir denn Valhalla als Symbol für Ruhm und Ehre vor?
Da ich ganz gute Verbindungen zu Odin persönlich habe, ist der Met unsere Verbindung zu Valhalla. Met wird in unserer Version von 'Valhalla' auf jeden Fall immer for free ausgeschenkt - mindestens 50 Liter pro Tag für die frisch Angekommenen und dann noch mal weitere 50 für die Stammgäste. Das ist in unserem Abteil von 'Valhalla' üblich. Ich weiß ja nicht, wie das bei den anderen läuft, bei uns wird auf jeden Fall Met getrunken und an den Bänken getanzt.
Bei dem Song meldet sich die liebe DORO auch zu Wort. Warum ist es hierbei ausgerechnet DORO geworden, welche musikalische Bedeutung hat ihr Schaffen auf den FEUERSCHWANZ'schen Werdegang?
DORO als Ikone der 80er und als Vorbild für unheimlich powervolle Künstlerschaft – das war natürlich toll, dass wir sie begeistern und gewinnen konnten. Wir sind Kinder der 1980er Jahre und haben es natürlich absolut gefeiert, DORO in unseren Reihen zu wissen. Wir wussten schon, als DORO die Tonspuren geliefert hatte, dass das eine geile Kollaboration werden wird. Für die Frauen bei FEUERSCHWANZ ist DORO sowieso ein Vorbild für Weiblichkeit im Metal und für Sängerschaft und Führungspersönlichkeit. Darum haben wir es absolut abgefeiert, dass sie bei uns war. Der Videodreh war dann auch episch und DORO hatte richtig Spaß mit den ganzen Kriegern und Rittern.
Mit 'Lords Of Fyre' kündigt ihr quasi musikalisch die gemeinsame Tour mit LORD OF THE LOST an, die Anfang Oktober beginnt. Kann man sich darüber hinaus auf mehr Kooperationen freuen? Wird FEUERSCHWANZ auch auf dem nächsten LORD OF THE LOST-Album dabei sein?
Wir vertiefen unsere Beziehungen gerade und ich bin sehr gespannt auf die Tour. Wir hatten jetzt bereits einige Live-Calls und wollen unsere Fans einfach mobilisieren. Gerade die Unterschiedlichkeit dieser beiden Bands ist das Besondere und wir sind absolut überzeugt, dass wir da die Energie der Zuschauer packen werden – das wird ein sehr spannendes Projekt, was Zeit braucht, um die Einheit in der Unterschiedlichkeit zu finden. Dafür stehen LORD OF THE LOST und FEUERSCHWANZ – es werden düstere und feurige Abende und wer weiß, ob da nicht weitere Kooperationen folgen werden.
In dem Zusammenhang: Ihr seid in den kommenden Wochen auf einigen Freiluftbühnen, bespielt wirklich tolle Festivals, um dann im Oktober wieder in den Hallen der Republik zu sein. Was liegt dir eher? Die etwas intimere Club-Atmosphäre oder Open-Air-Feeling?
Im Grunde liegen uns große Bühnen. Weil wir einfach bei FEUERSCHWANZ viele Leute sind. Es gibt viel zu sehen. FEUERSCHWANZ war immer schwierig auf kleinen Bühnen umzusetzen. Wir sind einfach was fürs Stadion. Die Hallen, die wir jetzt spielen, sind groß genug, um FEUERSCHWANZ darzustellen. Natürlich ist es noch geiler auf den Festivals.
Da das Thema recht aktuell ist, möchte ich noch einmal kurz auf den ESC eingehen. Zumindest wurde Deutschland nicht Letzter. Wie habt ihr den ESC verfolgt und wie blickt ihr – drei, vier Monate, nachdem ihr beinahe die Zusage erhalten hättet – auf die Geschehnisse zurück?
Das war eine spannende Zeit. Wir hatten vier Wochen, die herausfordernd waren, weil sie auch in unseren geplanten Urlaub reinfielen. Aber wir haben uns der Herausforderung gestellt und wahnsinnig viel gelernt. Im Nachhinein, mit der Energie des ESC im Mai, muss ich sagen, es war toll, ein Teil dieses Prozesses gewesen zu sein. FEUERSCHWANZ hat es einfach Aufmerksamkeit gebracht bei Menschen, die so gar nichts mit der Metal-Musik zu tun haben, das kann der Metal-Szene nur dienen. FEUERSCHWANZ ist dadurch im allgemeinen Volke bekannter geworden und hat auch Respektpunkte eingesammelt, weil wir unsere Niederlage, unser Ausscheiden, mit Würde genommen haben.
Das auf jeden Fall. Lieber Hauptmann, was möchtest du unseren Lesern und euren Fans noch mit auf den Weg geben?
Kommt, tretet über die Schwelle, seid mutig. FEUERSCHWANZ erwartet euch. Kommt auf eure eigene Heldenreise. Und mit "Knightclub" haben wir wieder ein gehöriges Fässchen Herzblut vergossen für euch. Und wir bitten euch um euren Support. Am 22. August erscheint das Album. Und das wünschen wir uns, dass wir da mit eurer Hilfe vielleicht wieder vorne landen können.
Fotocredit: Stefan Heilemann
- Redakteur:
- Marcel Rapp