FEUERSCHWANZ: Wir sprachen mit Gitarrist Hans über den ESC!

17.02.2025 | 17:45

FEUERSCHWANZ beim ESC? Nun, zumindest sind die Mittelalter-Rocker beim Vorausscheid gelandet. Nun heißt es natürlich: Daumen drücken, dass es einmal mehr eine Metal-Band zum Eurovision Song Contest schafft und für Deutschland antritt. Wir ließen uns die Gelegenheit auch nicht nehmen und sprachen wenige Tage vor den ersten Shows mit Gitarrist Hans, der uns ein paar spannende Einblicke in das ESC-Tagesgeschäft gab, ehrliche Worte gegenüber den anderen Teilnehmern fand und einen sehr positiven Blick in die FEUERSCHWANZ-Zukunft prognostizierte.

Hallo Hans. Spannende Zeiten im FEUERSCHWANZ-Lager, wie geht es dir, wie ist die Stimmung?
Hervorragend. Wir sind hier seit über einer Woche mit den anderen Teilnehmern vor Ort und proben unsere Songs und machen Interviews und Fotos und die Stimmung ist ganz hervorragend. Das Team ist total nett, die anderen Teilnehmer sind auch alle fantastisch.

Wir sprechen aus einem besonderen Grund miteinander: der Vorentscheid des ESC. Habt ihr den in den vergangenen Jahren denn auch verfolgt oder wurde der erst 2023 wegen LORD OF THE LOST für euch interessant?
In Teilen verfolgen wir das natürlich schon länger. Aber klar, die Teilnahme von LORD OF THE LOST war natürlich ein besonderes Highlight, das wir alle verfolgt haben und bei dem wir mitgefiebert und den Jungs die Daumen gedrückt haben. Aber vorher mit ELECTRIC CALLBOY, das war natürlich auch ein Ding, was sehr interessant war und schade, dass sie damals nicht teilnehmen konnten, weil ich glaube, die Jungs hätten ganz schön was gerissen.

Ich denke auch. Stefan Raab hat die Sache bekanntlich wieder an sich gerissen und sucht unter dem Motto "Chefsache ESC 2025 – Wer singt für Deutschland" den musikalischen Abgesandten für Basel. Glaubst du, dass Deutschland mit Raab wieder bessere Chancen hat als ohne?
Ich glaube, dass es auf jeden Fall eine gute Sache ist, dass Stefan Raab dieses Mal den Kandidaten sucht, weil er jemand ist, der schon immer um die Ecke gedacht hat, ein bisschen provoziert, auffällt, frech ist und aus der Masse heraussticht. Und er traut sich Sachen, die sich andere vielleicht vorher nicht so getraut haben. Meiner Meinung nach tut es einer ESC-Teilnahme gut, wenn man nicht immer die sichere Variante wählt, sondern auch mal um die Ecke, größer und out of the box denkt.

Und jetzt kommt ihr ins Spiel: Ihr seid dabei! Als einer von 24 Acts aus über 3000 Bewerbungen. Klassische Frage: Wie kam es überhaupt zu der Bewerbungsidee, welchen Gedanken hattet ihr dabei?
Das war tatsächlich ich, denn als ich gelesen habe, dass Stefan Raab den Vorentscheid wieder macht, dachte ich mir: "Wenn nicht jetzt, wann dann?" Wenn man mit einer Band, die FEUERSCHWANZ heißt, eine Chance hat, dann nur, wenn der Stefan Raab den Vorentscheid macht. Und wir sind gerade dabei, ein Album aufzunehmen, das heißt, wir hatten jede Menge neuer Songs am Start und einer passt da ganz hervorragend. Und dann haben wir uns einfach mal beworben. Keiner hat so richtig dran geglaubt, aber tatsächlich kam dann doch der Anruf plötzlich, als wir auf der Europa-Tour waren und durch Mailand spaziert sind. Plätzlich war das Team von Stefan Raab am Telefon und sagte: "Ja, wir sind dabei."

Ben hat sogar seine Haare dagegen gewettet? Was genau ist passiert und läuft er jetzt oben ohne rum?
Ja, was ist genau passiert? Ich meine, es wurde gewettet, ob wir beim ESC-Vorentscheid teilnehmen oder nicht. Ben hat dagegen gewettet und verloren. Deswegen hat er seine Haare abgeschnitten, schnipp-schnapp-Haare ab. Und jetzt läuft er mit kurzen Haaren herum, was ihm meiner Meinung nach ganz hervorragend steht. Teilweise bin ich echt erstaunt, was die Leute dazu so kommentieren. Das sagt viel über die Leute aus, die diese Kommentare schreiben.

Hin und wieder blitzen bekanntlich ein paar Rock- und Metalbands beim ESC auf und drehen den Wettbewerb auf links. Sollte man generell der gitarrenorientierten Musik mehr zutrauen?
Natürlich ist gitarrenorientierter Musik sehr viel zuzutrauen. Und es gibt ja auch immer Trends, die kommen und gehen. Und aktuell ist es gar nicht so, dass so wenige Gitarren in der modernen Popmusik stattfinden, vielleicht nicht so verzerrt und nicht so hart wie bei uns. Aber ich als Gitarrist behaupte, die Gitarre ist wieder im Kommen. Deswegen werden wir in Zukunft mehr gitarrenorientierte Musik hören. Aber beim ESC sticht Metal natürlich immer noch raus, weil es ja traditionell gesehen eigentlich ein Songwriter-Wettbewerb ist. Es gab natürlich jede Menge Metal-Teilnehmer wie LORDI oder BLIND CHANNEL. Und ich finde, so ein europäischer Wettbewerb, der viele Länder vereinigt, sollte auch viele verschiedene Musikstile vereinen.

Mit welchem Song tretet ihr an? Habt ihr extra für das Ereignis einen neuen aufgenommen oder bedient ihr euch eurer bisherigen Diskografie?
Ja, das ist natürlich streng geheim und top secret. Aber ich kann nur so viel sagen, dass der Song echt rockt. Der ist sehr geil und wir glauben an dieses Lied. Der passt perfekt dahin.



Verrate uns doch einmal, wie das überhaupt im Februar und Anfang März abläuft, was ihr genau machen müsst, um dann eventuell doch für Deutschland in Basel anzutreten?
Generell ist es einfach ein Casting-Format. In den ersten Sendungen werden jeweils sieben Acts ausgewählt, die sich dann eine Woche später im Halbfinale [am 22. Februar - d. Red.] wieder treffen und wo weiter ausgesiebt wird. Die ersten beiden Shows laufen auf RTL. Und die Auswahl findet durch eine Jury statt. Nur das Finale [am 1. März - d. Red.] läuft bei der ARD. Und dort gibt es dann tatsächlich auch ein Publikumsvoting, wo die Zuschauer anrufen dürfen und können und sollen, um dann den Kandidaten für den ESC zu bestimmen. Und wir sind hier die ganze Zeit vor Ort und proben und feilen an unseren Songs. Und wie vorhin schon gesagt, das ganze Team ist sehr unterstützend.

Ich habe mir einmal eure Konkurrenz angesehen und – meine Herren – ich kenne ja gar keinen anderen Interpreten. Du? Wem rechnest du gute Chancen aus?
Die anderen Kandidaten sind auch ganz toll. Und wir haben echt eine gute Zeit hier. Auch wenn es ein bisschen klischeehaft klingt, aber es ist tatsächlich so. Es ist ein guter Spirit und es macht Spaß. Und bisher ist jeder entspannt und wir freuen uns auf die Dinge, die hier noch kommen werden. Also ja, ich gebe dir recht, ich habe eigentlich nicht wirklich viel gekannt von den anderen Teilnehmern. Allerdings heißt das auch überhaupt nichts. Ob man die im Vorfeld kennt oder nicht, das sagt überhaupt nichts über die Qualität aus.

Wenn man damals an Lena denkt, die auch aus dem Nichts kam. Und ob man jetzt schon in Wacken gespielt hat oder nur daheim YouTube-Videos aufgenommen hat, das ändert erstmal überhaupt nichts an der Chance, das Publikum für sich zu überzeugen, und an der Qualität. Und jeder bringt seine eigenen Skills mit. Wir als Liveband, dafür punktet ein anderer Sänger oder Sängerin durch einen ganz anderen Charme. Dadurch, dass die Person ganz alleine ist, aber dafür ganz intim singt oder dergleichen. Jeder hat seine eigenen Qualitäten. Und was sich am Ende durchsetzt, entscheidet dann das Publikum letztendlich. Das kann man im Vorfeld nicht anhand von Instagram-Followern oder Zuschauerzahlen auf irgendwelchen Konzerten oder Festivals festlegen. Das ist ein komplett neues Spiel.

Es gibt viele Singer-Songwriter aus dem Pop-Bereich, bei denen man meinen könnte, dass das alles ehrlicherweise gelegentlich austauschbar wirkt, ohne Ecken und Kanten, fast schon nichtssagend. War das eventuell auch das Problem der Kandidaten, die – bis auf LORD OF THE LOST – Deutschland in den letzten Jahren ins Rennen geschickt hat?
Ich möchte eigentlich gar nicht so sehr über die vergangenen Teilnehmer reden. Und warum eine besser oder schlechter abgeschnitten hat. Im Endeffekt hat jeder Teilnehmer eine Menge Herzblut reingesteckt, eine Menge Hoffnung und Energie. Der Druck ist extrem groß. Das merkt man jetzt schon im Vorentscheid. Jeder, der teilnimmt, spürt diesen Druck, dann auch im Finale zu stehen und alles zu geben. Deswegen möchte ich da eigentlich jetzt nicht über austauschbare Musik reden, weil jeder seine Gefühle und Emotionen und seine Hoffnungen da reinsteckt, der da teilnimmt. Ich glaube auch nicht an die Verschwörungstheorie, dass die Leute nicht anrufen, weil sie Deutschland nicht mögen. Ich denke, die Leute rufen einfach an für den Song, der sie am meisten abholt, der sie anspricht, der sie berührt. Und wenn der Song aus Deutschland kommt, rufen sie für Deutschland an.

Wenn der Song aus Moldawien kommt, rufen sie für Moldawien an. Und wenn der Song aus der Schweiz kommt, rufen sie für die Schweiz an. Deswegen muss man einfach schauen, aus der Masse rauszustechen, zu überraschen. Vielleicht hilft es, doch die eine, andere Ecke oder Kante zu zeigen. Ich glaube, wenn man das tut und auch einen guten Song und einen guten Sänger hat, dann kommt man da auch beim ESC recht weit.

Vor wenigen Wochen habt ihr 2024 sehr lautstark mit dem größten Metfest aller Zeiten, eurem 20-jährigen Jubiläumsknaller, abgeschlossen. Was wird denn – außer den ESC-Aufregungen – 2025 noch für euch bereithalten, was ist geplant?
Ja, die ESC-Teilnahme bzw. die Teilnahme am Vorentscheid hat uns natürlich erstmal ganz schön aus unserem Alltagstrott rausgehauen und ein paar Pläne so ein bisschen durcheinandergewirbelt. Aber wir versuchen immer noch in der Spur zu bleiben. Wir arbeiten extrem fleißig an neuen Songs, die dann früher oder später veröffentlicht werden, genauso wie an Videos und wir haben tolle Festivals dieses Jahr. Wir spielen das erste Mal in England auf dem Bloodstock-Festival zum Beispiel und haben auch noch jede Menge andere tolle Festivals. Ende des Jahres kommt dann die große Tour mit LORD OF THE LOST zusammen. Das wird auch nochmal ein großes Highlight. Da hoffe ich, dass möglichst viele Leute vorbeikommen und uns besuchen.

Hans, ich danke dir sehr, dass du im engen RTL-Zeitplan auch etwas Zeit für POWERMETAL.de hattest. Was möchtest du unseren Lesern und eurer Crew noch mit auf den Weg geben?
Besucht unsere Konzerte, hört unsere Musik, ruft für uns beim ESC an, falls wir denn so weit kommen sollten. Drückt uns die Daumen, unterstützt uns. Das ist wirklich eine einzigartige Sache für uns. Niemand von uns hätte gedacht oder erwartet, überhaupt hier zu landen als Mittelalter-Rock-Band mit dem Namen FEUERSCHWANZ und plötzlich in so einem totalen Mainstream-Format zu sitzen und unsere Songs spielen zu dürfen - mit Dudelsack und Geige und E-Gitarre in unserem Ritterkostüm. Also wenn uns das vor einem Jahr jemand erzählt hätte, dann hätten wir gedacht, ihr seid doch total bekloppt.

Deswegen danke für eure Unterstützung, die wir bisher schon bekommen haben und macht weiter so. Wir freuen uns über jeden Kommentar, den ihr schreibt. Wir lesen alles, auch wenn wir nicht auf alles antworten. Wir kriegen wirklich alles mit und wir freuen uns total. Bis bald.


Fotocredit: Stefan Heilemann

Redakteur:
Marcel Rapp

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