FIMBULVET: Interview mit Stephan

31.10.2016 | 19:50

Mit "Heidenherz" legten sie im September ihre ersten beiden Alben neu auf: Stephan, Frontmann von FIMBULVET, sprach mit uns über den Gedanken dahinter und darüber, was das "Heidenherz" für ihn eigentlich bedeutet.

Mit "Heidenherz" legt ihr eure ersten beiden Alben "Ewiger Winter" und "Der Ruf in goldene Hallen" neu auf. Ganz platte Frage zu Beginn: Warum?

Anfang dieses Jahres gingen die letzten Exemplare der Erstauflage unseres Debütalbums "Ewiger Winter" über die Ladentheke. Da wir dieses Album damals noch selbst haben pressen lassen, stand für uns die Frage im Raum, ob wir eine weitere Auflage machen oder nicht. Schließlich haben wir unser Label "Einheit Produktionen" mit zu Rate gezogen und gemeinsam beschlossen, das Album über das Label neu aufzulegen, da es einfach zu schade wäre, wenn diese Songs schier verschwinden würden.  Weil "Der Ruf in goldene Hallen" von vornherein auf 1000 Einheiten limitiert war, war es für uns eine logische Schlussfolgerung, es ebenfalls einzubeziehen. Der Name der Platte, "Heidenherz", stand relativ schnell fest, da der Song 'Heidenherz' selbst uns seither stets begleitet und unser meistgespielter Song ist. Dazu kommt, dass der Begriff "Heidenherz" etwas Elementares darstellt und das ist, was uns innewohnt. Es ist das, was uns ausmacht und verbindet.

Neben der neuen Scheibe habt ihr in diesem Jahr auch ein weiteres, freudiges Ereignis zu feiern: Euer Debütalbum wird zehn Jahre alt! Worauf schaust du in diesen zehn Jahren gerne und auch nicht so gerne zurück?

Zunächst bin ich als Gründer sehr stolz darauf, dass die Band schon so lange Bestand hat. In diesem Jahr werden es insgesamt 13 Jahre. Das ist nicht selbstverständlich, besonders in Anbetracht der Besetzungswechsel, die immer wieder vorgenommen werden mussten. Auch wird man älter und es kommen andere wichtige Komponenten hinzu wie die Familie. Aber wir sind alle froh, dass wir so zueinander gefunden haben und gemeinsam FIMBULVET weiter am Leben erhalten. Und die Band ist lebendiger denn je. In der Tat gehören die Besetzungswechsel zur Bandgeschichte dazu. Natürlich ist das eher was Unangenehmes. Aber wäre es nicht so gekommen, könnten wir heute nicht in der Konstellation spielen, in der wir es tun.

In dieser Zeit haben wir auch zu verschiedenen Labels gefunden, wie "Nocturnal Empire", zu dem wir immer noch guten Kontakt pflegen. Unser Weg führte uns schließlich weiter zu "Einheit Produktionen", was für uns ein großer Schritt nach vorne bedeutete. Auch haben wir sehr schöne Momente auf den Bühnen Europas erleben dürfen, wie auf dem Wolfszeit-Festival und etlichen Clubveranstaltungen. Besonders gerne erinnere ich mich immer noch an einen Auftritt in Glauchau, zusammen mit TURISAS. An diesem Abend gab es nur sie und uns. Das war für uns etwas Außergewöhnliches. Sehr denkwürdig sind auch die Touren, die wir mit Bands wie MENHIR, ODROERIR oder FINSTERFORST fahren durften. Wir sind überaus dankbar für all die Jahre, in denen wir so viele nette Menschen, gute Bands und tolle Veranstalter kennenlernten. Vor allem aber danken wir weiterhin dem Publikum, unseren Fans und Hörern, denen wir schließlich alles zu verdanken haben. Tatsächlich muss ich etwas länger überlegen, um negative Ereignisse herauszufiltern. Man erinnert sich ja meist eher an die positiven. Sicher gab es hier und da kleinere Rückschläge oder Dinge, mit denen wir im Nachhinein nicht so ganz zufrieden waren. Aber das verbuchen wir unter Erfahrungswerte. Daraus versuchen wir stets das Beste zu machen.

Habt ihr denn selbst noch Vorbilder oder Idole in der Pagan-Metal-Szene oder seht ihr euch selbst mehr als Vorbilder für junge Bands?

Vorbilder oder Idole direkt eher nicht, zumindest aus heutiger Sicht betrachtet. Als ich FIMBULVET ins Leben rief, sah das noch etwas anders aus. Als 16-Jähriger ist man ja regelrecht auf der Suche nach Vorbildern. Da ich persönlich aber irgendwann anfing auch in anderen Bands mitzuspielen, die die Szene maßgeblich geprägt haben, hat sich das gewissermaßen verändert. Meine Vorbilder aus der Pagan-Metal-Szene wurden zu sehr guten Freunden. Natürlich sind deren Fähigkeiten immer noch zu bewundern, aber aus einer anderen Perspektive. Dazu kommt, dass sich der eigene Geschmack im Laufe der Zeit etwas wandelt. So finde ich persönlich meine Vorbilder heute in anderen Bereichen des Metals wie Warrel Dane und Michael Amott. Ob wir uns selbst als Vorbilder sehen, darüber haben wir uns nie Gedanken gemacht. Das erinnert mich an einen Song, den wir geschrieben haben - 'Eines Bildnis Tracht'. Diese Frage ist sehr schwer zu beantworten. Es kann schon sein, dass wir eine Vorbildfunktion einnehmen können, aber das haben andere Leute zu entscheiden.

Der Folk-Metal-/Pagan-Metal-Szene wird in den vergangenen Jahren ein wahrer Boom nachgesagt. Wie nimmst du das wahr und wie stehst du der Entwicklung des Genres gegenüber?

Das stimmt, in den letzten Jahren wurden etliche Pagan-/Folk-Bands aus dem Boden gestampft. Wie gut oder schlecht deren Qualität ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Aber es ist eine normale Entwicklung, dass sich immer mehr Bands gründen, sei es nun in diesem Genre oder einem anderen. Die Frage ist nur, wie das in der Zukunft dann weiter geht. Es war vor Jahren schon so, dass es mehr Bands als Fans gibt. Noch ein paar Jahre mehr, dann werden Musiker nur noch Musik für Musiker machen, weil jeder in einer Band spielt. Das ist aber eine Entwicklung, der man nicht entgehen kann. Dadurch fällt es aber immer schwerer die Spreu vom Weizen zu trennen und so geht es vielen - Kritikern, Labels und letztendlich dem Hörer. Schade dabei ist nur, dass durch diese Vielzahl auch eine Menge edler Perlen untergehen und das möglicherweise nur, weil die "richtigen" Leute keine Zeit hatten sich mit deren Liedgut zu beschäftigen.

Am 2. September habt ihr die Veröffentlichung von "Heidenherz" bei einer Release-Party in Erfurt schon einmal "vorgefeiert". Wie war der Abend für euch?

Wirklich großartig. Wesentlich besser hätte er gar nicht sein können. Das Publikum war klasse und wir konnten mit guten Bands zusammenspielen. Viele Freunde waren da, mit denen wir natürlich auf das neue Werk angestoßen haben. Was uns natürlich besonders freut ist, dass der Andrang zu "Heidenherz" sehr groß ist und wir deshalb sagen können, dass dieses Werk eines der erfolgreichsten Veröffentlichungen innerhalb unserer Bandgeschichte ist.

Die Songs auf "Heidenherz" sind für Fans von FIMBULVET nun keine Fremden. Wart ihr dennoch aufgeregt, wie die neue Platte wohl ankommt?

Auf jeden Fall. Hauptaugenmerk für uns und sicher auch diejenigen, die die Alben schon kennen, sind die Bonussongs. Diese sind Neuaufnahmen von bereits bestehenden Liedern oder eine Alternativversion. Deshalb waren wir sehr gespannt, wie diese angenommen werden. Dazu kommt, dass diese beiden Alben mit "Heidenherz" ein völlig neues Gewand bekamen. Für die Cover-, CD- und Bookletgestaltung habe ich mir viel Zeit genommen und viele Gedanken gemacht. Das Resultat liegt vor und wir sind sehr glücklich darüber und die Resonanzen der Fans.

Neben den beiden Alben an sich habt ihr jeweils zwei Songs eurer Werke noch einmal aufgenommen. Nach welchen Maßstäben habt ihr die Lieder ausgesucht, die ihr euch noch einmal vorgenommen habt?

Die Idee, bestimmte Songs noch einmal aufzunehmen, bestand schon relativ lange. Dabei lag der Fokus immer auf den ersten beiden Alben. Zu der Gelegenheit der Wiederveröffentlichung haben wir die Umsetzung dessen als passend empfunden. Tatsächlich haben wir die Songs nach der Beliebtheit innerhalb der Fangemeinde ausgewählt. In den Zeiten des Internets kann man das gut nachvollziehen, wodurch die Würfel schnell fielen. Dazu muss man aber sagen, dass es mich persönlich auch genau bei diesen Songs am meisten gereizt hat, sie neu zu vertonen.

Was ist für dich das Entscheidende/Markanteste, was die Neuaufnahmen an den Songs verändert haben?

Das Potential, welches wir aus den Liedern noch rausholen konnten. Uns war klar, dass wir mit unseren heutigen Fähigkeiten da noch einiges machen können, aber was im Endeffekt dabei rauskam, hat uns selbst nochmal überrascht. Auch mit dem Sound sind wir mehr als zufrieden. An dieser Stelle auch nochmal ein riesen Dankeschön an unseren Tonmeister "Löwe" vom "Powertrack Studio".

Der titelgebende Song 'Heidenherz' hat eine ganz besondere Behandlung erfahren und ihr habt ihn als Akustik-Version aufgenommen. Wie kam es zu dieser Idee?

Die Idee, einen "vollverzerrten" Song als Akustikversion umzusetzen, reizte mich schon länger. Es scheiterte aber immer an den Fähigkeiten und ich wollte nicht, dass eine derartige Version wie hingeworfen und lieblos klingt. Der Anspruch an einer Akustikversion zu 'Heidenherz' lag sehr hoch und bedurfte viel Zeit. Nachdem über die letzten Jahre die Liebe zur Akustikgitarre immer weiter zunahm, war es nun an der Zeit der Umsetzung. Oftmals will gut Ding eben wirklich Weile haben.

Auch vom Text her ist 'Heidenherz' ein starkes Stück: Wie stark spiegelt er deine eigene Einstellung wider? Was für eine Rolle spielt das Heidentum in deinem Leben?

Mit dem Text zu 'Heidenherz' identifiziere ich mich. Die Zeile "Steh für deine Ideale" drückt dabei eigentlich schon alles aus. Mittlerweile mag es vielleicht abgedroschen klingen, aber wenn man es genau beleuchtet, findet man in der Tat nicht allzu viele Menschen, die wirklich nach ihrer eigenen Einstellung leben. Die ihre eigenen Ideale und Ziele haben und diese mit Ehrgeiz, Fleiß und vor allem auf ehrliche Weise anstreben zu erreichen bzw. zu verteidigen. Dabei spreche ich nicht davon, seinem Chef gegenüber aufmüpfig zu werden. Das geregelte und normale Arbeitsleben sieht nun mal vor, dass man einen Vorgesetzten hat, der ja auch für seinen Status hart arbeiten musste. Nein, vielmehr meine ich Dinge zu tun, hinter denen man mit Fug und Recht stehen kann. Mit Sinn und Verstand zu handeln, ohne Verleumdung auszuüben. Sich selbst und anderen gegenüber. Heide zu sein hat für mich nichts damit zu tun, dass man ungetauft ist oder statt Konfirmation Jugendweihe hatte. Es ist die innere Einstellung und der freie Geist, was uns dazu macht.

Eure Themen sind sehr oft epische Geschichten und Legenden. Daraus könnte man doch grandiose Musikvideos machen. Habt ihr euch darüber schon einmal Gedanken gemacht?

Ja. Wir sprachen schon vor Jahren darüber, ein Musikvideo mit Storyboard zu produzieren. Die Ideen dafür sind zur Genüge vorhanden. Was leider nicht immer zur Genüge vorhanden ist, sind die finanziellen Mittel. Aber ich denke, in Zukunft kann sowas von uns erwartet werden.

Erste Festivalauftritte für 2017 sind bereits bestätigt. Aber habt ihr für die nähere Zukunft noch andere Pläne (die hoffentlich nicht streng geheim sind und von denen du uns auch erzählen magst)?

Nun, in erster Linie wollen wir unsere Liveaktivität wieder etwas hoch schrauben. An mehr Auftritten arbeiten wir schon fleißig und können hoffentlich noch ein paar Gigs bekanntgeben. Wegen weiterer Zukunftspläne kann ich wirklich nicht viel sagen. Nur so viel - wir haben uns noch nie auf Lorbeeren ausgeruht. Wir würden wirklich gern mehr berichten, aber wo bliebe dann die Spannung.

Das Schlusswort geht selbstverständlich an dich. Möchtest du uns und unseren Lesern noch etwas mitteilen?

Ich möchte mich im Namen der Band bei dir und Powermetal.de für das spannende Interview bedanken und die Möglichkeit uns kundtun zu dürfen Wir hoffen, euch und den Lesern einen tieferen Einblick in unsere Bandhistory und das neue Werk "Heidenherz"  gegeben zu haben und wünschen dem ganzen Powermetal.de-Team weiterhin viel Erfolg, viele interessante Gespräche mit coolen Bands, gute Musik und natürlich viele Leser!

Redakteur:
Leoni Dowidat

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