FIREWIND: Interview mit Gus G.

01.01.1970 | 01:00

Mit “Burning Earth” haben FIREWIND ein weiteres heißes Eisen im Feuer, welches problemlos das hohe Niveau des Debüts „Between Heaven And Hell“ halten kann. Um einmal herauszufinden wie der Mann hinter dieser band, Gus G., es schafft, seine zahlreichen Betätigungsfelder unter einen Hut zu bekommen kontaktierten wir den arbeitswütigen Gitarristen in seiner Heimat Griechenland und sprachen mit ihm über seine bisherige Karriere und die hohen Erwatungshaltungen an seinen Namen. Aber lest selbst, was Gus (alias Kostas) zu sagen hat:

Björn: Hi Gus! Alles klar bei Dir?

Gus: Ja, alles bestens hier!

Björn: Was machst Du denn gerade?

Gus: Ich bin gerade nach Griechenland von einer Europa-Tour mit Mystic Prophecy zurückgekehrt. Wir waren mit Death Angel, Darkane, Disbelief und Mnemic unterwegs

Björn: Anlass dieses Interviews ist die letzte Firewind-Platte. Was kannst Du mir darüber erzählen?

Gus: Diese Platte ist mein anstrengendstes und ausgereiftstes Album bisher. Wir haben eine neue Rhythmus-Abteilung in unserer band. Stian Kristoffersen von Pagan`s Mind ist der neue Schlagzeuger und mein Landsmann Petros Christo bedient den Bass. Wir haben das Album wiederum in verschiedenen Studios aufgenommen und bei Fredrik Nordström in Schweden mixen lassen.

Björn: Eure Debüt-CD “Between Heaven And Hell” hat bereits sehr gute Kritiken einfahren können. Wie sieht`s bei „Burning Earth“ aus?

Gus: Die Reviews, die ich bis jetzt gesehen habe, waren sehr, sehr positiv. Jeder scheint zu verstehen, dass dieses Album deutlich über dem gängigen Power-Metal-Standard angesiedelt ist und dazu sehr eigenständig klingt. Ich bin sehr stolz darauf

Björn: Du spielst ja bekanntlich in sehr vielen anderen Bands und Projekten mit. Würdest Du trotzdem sagen, das FIREWIND bei Dir absolute Priorität genießt?

Gus: Ja, das kann man so sagen. Obwohl alle anderen Bands meine Babys sind und ich sie wirklich alle liebe liegen meine Prioritäten bei FIREWIND.

Björn: Euer Debüt ist gerade mal ein Jahr auf dem Markt und nun habt Ihr schon wieder ein neues Album am Start. Wie schaffst Du es trotz Deiner zahlreichen Nebenaktivitäten in so kurzer zeit so hochwertiges Material zu komponieren ohne dabei an Qualität einzubüßen?

Gus: Eigentlich waren es anderthalb Jahre seit das erste Album veröffentlicht wurde. Ich habe seitdem Stück für Stück an „Burning Earth“ gearbeitet und pickte einfach die neun besten Stücke, die ich schreiben konnte, heraus. Die Tatsache, dass ich in zahlreichen anderen Bands im Laufe der letzten Jahre aktiv war hat mir nur noch mehr Wissen und Kompetenz eingebracht, so dass ich heute ganz genau weiß, wie ich die Dinge anpacken muss.

Björn: Deine Bandkollegen kommen aus Griechenland und Norwegen. Das macht die ganze Sache nicht gerade einfacher. Ist es nicht schwer zusammen an neuen Songs zu arbeiten? Wie löst Du dieses Problem?

Gus: Für dieses Album habe ich die ganze Musik geschrieben und arrangiert während Stephen Fredrick alle Texte und den grossteil der Gesangsmelodien ausgearbeitet hat. Diese Art der Zusammenarbeit hat sich bis heute als sehr effektiv herausgestellt. Unter Umständen können wir in der Zukunft alle zusammen Songs komponieren, aber andererseits läuft alles Bestens im Moment.

Björn: Hat FIREWIND denn für Dich den Charakter einer Band oder ist es nur eine Zusammenstellung von internationalen Musikern?

Gus: Die Tatsache, dass das Line-Up international ist heißt nicht, dass es sich hier nicht nur um ein Studio-Projekt handelt. FIREWIND ist eine musikalische Vision und eine Band, die in den nächsten Jahren noch für Furore sorgen wird.

Björn: Du hast nebenbei auch am NIGHTRAGE-Debüt „Sweet Vengeance“ (eines der besten Alben des gesamten Jahres) mitgewirkt. Warst Du dort ebenfalls im Songwriting-Prozess involviert oder hast Du lediglich Deinen job erledigt?

Gus: Ich habe am NIGHTRAGE-Material seit 2000 gearbeitet. Am Anfang waren es Marios und ich, welche die Band gestartet haben. Ich habe einige Riffs für diese Band komponiert und auch beim Arrangieren der Songs ausgeholfen.
Da ich aber zu der Zeit mit vielen anderen Bands beschäftigt war hatte ich einfach nicht die Zeit, um beim gesamten Aufnahmeprozess dabei zu sein und deshalb habe ich lediglich einige Soli beigesteuert. Trotzdem bin ich sehr stolz auf das, was NIGHTRAGE zustande gebracht haben. Ihr Debüt-Album hat in diesem Jahr alles andere, was in diesem Genre herausgebracht wurde, weggeblasen.

Gus: Wer hatte denn die Idee zu diesem All-Star-Projekt?

Gus: Eigentlich keiner. Alles hat sich sehr schnell entwickelt als wir im Studio waren und all diese bekannten Musiker trugen ihren teil bei, aber es war nie geplant, der band ein All-Star-Image zu verleihen.

Björn: War “Swet Vengeance” denn ein einzelner Release oder können wir in Zukunft mit mehr NIGHTRAGE-Stoff rechnen?

Gus: NIGHTRAFE arbeiten bereits an einem neuen Album, diesmal jedoch ohne mich. Ich bin mir aber sicher, dass Marios erneut ein Meisterwerk erschaffen wird.

Björn: Zu guter Letzt spielst Du auch noch bei DREAM EVIL und MYSTIC PROPHECY, welche vor kurzem auch alle eine neue Veröffentlichung auf den Markt gebracht haben. Wo siehst Du denn die Unterschiede zwischen diesen drei Gruppen?

Gus: Zunächst natürlich bei den Sängern. Jede Band hat einen komplett anderen Sänger und das ist ein sehr großer Unterschied. Dann natürlich die Produktion, die ebenfalls bei jeder Gruppe anders ist. Und am wichtigsten ist natürlich, dass alle Bands stilistisch weit auseinanderliegen. DREAM EVIL spielen mehr einen SCORPIONS-artigen HARD Rock, während MYSTIC PROPHECY einen sehr dunklen Sound mit einigen Thrash-Elementen verkörpern und FIREWIND mehr zeitgenössischer klingen.

Björn: Aber warum spielst Du in drei Power-Metal-Bands zur gleichen Zeit?

Gus: Es ist einfach passiert. 1999 habe ich mit Fredrik Nordström einige Songs für DREAM EVIL gemacht. Zur gleichen Zeit zeigten Leviathan Records Interesse an den FIREWIND-Demos, die ich ihnen geschickt hatte. Und ebenfalls zu dieser Zeit bekam ich das Abgebot, bei der ersten MYTSIC PROPHECY-CD, die Gitarre zu bedienen. Ein paar Jahre später haben alle Bands einen Vertrag bekommen und die Release-Dates waren ungefähr zur gleichen Zeit. Damals habe ich an allen Projekten gleichzeitig gearbeitet, da ich nicht wusste, welche Gruppe einen Deal bekommen würde und welche nicht. Ich hätte niemals gedacht, dass alle Projekte so großartig laufen würden. So arbeite ich seitdem mit all diesen großartigen Leuten und genieße es, die Musik zu machen, die ich liebe

Björn: Ist es nicht schwer bei allen Gruppen präsent zu sein? Bleibt da überhaupt noch Zeit zum Schlafen?

Gus: Manchmal ist es wirklich sehr hart, aber ich weiß, dass ich nicht in all diesen Bands für immer spielen kann. Der Tag wird kommen, an dem ich mich lediglich auf eine konzentrieren werde. Momentan arbeite ich aber 24/7 und das befriedigt mich bisher noch.

Björn: Du stammst aus Griechenland. Lebst Du dort noch immer oder hat Dich die Musik in ein anderes Land verschlagen?

Gus: Ich habe ungefähr drei Jahre in Schweden gelebt, aber letztes Jahr bin ich zurück nach Griechenland gezogen. Aber trotzdem kann ich Dir sagen, das ich nicht viel Zeit zu Hause verbringe, haha! Manchmal frage ich mich, warum ich überhaupt zurückgekehrt bin, wo ich doch eh kaum zu Hause bin.

Björn: Viele Power-Metal-Bands und speziell lang vergessne Legenden wie beispielsweise Brocas Helm oder Manilla Road haben eine Menge über das fanatische Publikum in Griechenland erzählt. Erzähl mal, sind die Leute dort echt so euphorisch und fanatisch?

Gus: Ich vermute mal, die Mittelmeer-Staaten haben den Ruf, generell fröhlichere Menschen zu beherbergen. Daher hat es schon seine Richtigkeit, dass griechische Fans fröhlicher und verrückter sind.

Björn: Würdest Du Dich selber auch als Fanatiker bezeichnen oder wie erklärst Du Dir Deine gesteigerte Präsenz in der heutigen Szene?

Gus: Ich würde sagen, dass ich definitiv eine der aktivsten Personen der ganzen Szene bin. Ich bin in diesem Jahr zweimal durch Europa getourt, habe Japan viermal besucht und vier Alben und eine Mini-CD herausgebracht.

Björn: Woher stammt denn dieser unbändige Arbeitswille? Wann hast Du Dich entschlossen Heavy Metal zu spielen und aus welchen Beweggründen heraus war das?

Gus: Ich habe mich in den Sound von `BLACK SABBATH verliebt als ich 14 oder 15 war. Natürlich war auch jeder euphorisch, als METALLICA ihr schwarzes Album herausgebracht haben. Dasselbe gilt für GUNS`N`ROSES. Das waren dann auch meine ersten Annäherungen an die Metal-Szene. Später habe ich dann das Spiel von MALMSTEEN gehört und dann hat es mich so richtig gepackt. Ich wusste von diesem Moment an, dass ich Heavy Metal spielen wollte.

Björn: Wann hast Du denn zum ersten mal in einer Band musiziert und wie hieß diese?

Gus: Ich kann mich nicht mehr so richtig an den Namen meiner ersten band erinnern. Wir haben den Namen fast wöchentlich gewechselt, haha! Wie ich bereits sagte, zu der Zeit war ich 15, es war als ich realisierte, dass ich ein professioneller Rockmusiker werden wollte.

Björn: Ist es für eine griechische Band nicht schwer in der europäischen Szene Fuß zu fassen. Wenn ich an den griechischen Metal denke, kommen mir spontan nur extreme Acts wie NIGHTFALL, ROTTING CHRIST oder die mittlerweile zu den Akten gelegten SEPTIC FLESH ins Gedächtnis. Der Rest (und ich bin mir sicher, dass es eine lebhafte Underground-Szene gibt) konnten dem Underground nicht entfliehen, während jede zweitklassige skandinavische Band einen Vertrag bekommt. Wie denkst Du darüber?

Gus: Ja, in Griechenland war es nie besonders einfach. Vielleicht weil hier nie Promoter oder Plattenfirmen waren oder aber weil hier nie die richtigen Produzenten für diese Art Musik waren. Ich denke, dass das griechische Music-Business nicht gut strukturiert ist und hier definitiv eine große Lücke besteht.
Dann sind da noch die Musiker, die immer nach einiger Zeit aufhören, da sie nicht den entsprechenden Erfolg ernten. Ich denke, jeder bekommt das, was er im Leben verdient. Und außer den paar Bands, die Du aufgezählt hast und wenigen anderen gibt es hier auch kaum hart arbeitende Gruppen. Der Rest ist einfach zu faul, um für den Erfolg zu arbeiten, daher ist die griechische Szene weiterhin im Underground verwurzelt.
Aber hoffentlich können wir daran jetzt was ändern!

Björn: Gibt es denn einige griechische Gruppen, die Du trotz allem unseren Lesern empfehlen könntest?

Gus: Mir fallen im Moment keine ein, aber checke doch einfach mal die neusten Releases von MYSTIC PROPHECY, FIREWIND und NIGHTRAGE an, bei denen griechische Musiker wie Marios Iliopoulos, R.D. Liapakis und ich beteiligt sind, haha!

Björn: Viele Experten vergleichen Dich schon mit Gitarren-Helden wie Yngwie Malmsteen und Ritchie Blackmore. Was denkst Du über diese Vergleiche und wer war die größte Inspiration für Dein Gitarrenspiel?

Gus: Werde ich tatsächlich mit solchen Gitarren-Monstern wie Blackmore und Malmsteen verglichen? Wow, ich fühle mich geschmeichelt.
Nun, die Gitarristen, die den größten Eindruck auf mich hatten waren Michael Schenker, Uli Roth und natürlich Yngwie.

Björn: Du bist jetzt gerade erst 23 Jahre alt, Deine Karriere hat gerade erst begonnen und Du hast das Potential einer der größten Gitarristen der Metal-Geschichte zu werden. Bist Du Dir dessen überhaupt bewusst?

Gus: Wirklich?...Nun, ich hoffe, das wird eines Tages passieren. Ich gehöre zu dem Schlag Musiker, der stets hart arbeitet und Musik macht, aber nicht auf irgendwelche Titel aus ist. Aber es macht mich auf jeden Fall glücklich, wenn die Leute meine Arbeit mögen und mich dafür respektieren.

Björn: Wie gehst Du denn mit den großen Erwatungen an Deine Person um? Ist es nicht schwer allen gerecht zu werden und trotzdem die Musik zu machen, die Du magst?

Gus: Nun, ich mache mir darüber nicht zu viele Gedanken. Es ist wichtig die Freiheit zu besitzen die Musik zu schreiben die man selber mag und dabei nicht an irgendwelche Erwartungen zu denken. Obwohl es manchmal doch sehr hart ist, nicht darüber nachzudenken.

Björn. Besteht da nicht die Gefahr, dass Du Dich in Deiner Arbeitswut vollkommen verausgabst?

Gus: Ich denke nicht...eigentlich fühle ich mich, als hätte ich erst gerade begonnen! Da ist noch eine ganze Menge großartiger Musik in mir gespeichert.

Björn: Was machst Du denn in Deiner freien Zeit als Ausgleich?

Gus: Ich versuche ein wenig zu entspannen, hänge mit Freunden ab, sehe mir Filme an, spiele Gitarre...nahezu das selbe, was jede andere Person auch macht

Björn. Was werden denn die nächsten Jahre für den Menschen Gus G. bringen. Können wir weiterhin so viele Alben unter dem Namen verschiedener Bands erwarten oder wirst Du Dein Arbeitstempo schon recht bald zurückschrauben, wie Du es eben bereits angekündigt hast?

Gus: Ich denke, dass ich mich bereits in naher Zukunft auf weniger Gruppen konzentrieren werde, da ich schon eine Menge in den letzten paar Jahren erreicht habe. Vielleicht werde ich noch ein Solo-Album mit vielen bekannten Gästen aufnehmen, aber das wird sicherlich zu einem späteren Zeitpunkt erst ein Thema sein.

Björn: Wie sieht`s denn mit weiteren Touren aus. Hast Du überhaupt die Zeit für eine Tour mit FIREWIND?

Gus: Bis jetzt noch nicht, aber eine Tour mit FIREWIND besitzt für mich jetzt absolute Priorität. Ich arbeite gerade einer Europa-Tour für März nächsten Jahres.

Björn: Hast Du denn überhaupt schon mal mit FIREWIND live gespielt?

Gus: Nein bis jetzt sind wir noch nicht getourt aber wir haben gerade unseren ersten Japan-Abstecher gebucht. Wir werden dort im Januar mit Rob Rock`s Band spielen. Ich freue mich schon sehr darauf.

Björn: An welchem Projekt wirst Du als nächstes Arbeiten?

Gus: Die nächsten Alben von DREAM EVIL, MYSTIC PROPHECY und natürlich die nächste FIREWIND-Scheibe.

Björn. Glaubst Du denn, Du wirst dieses Arbeitstempo beibehalten können?

Gus: Wer weiß...?

Björn: OK, wollen wir mal hoffen, dass s Dir gelingen wird und wir auch in Zukunft noch genügend Material aus Deiner Feder serviert bekommen. Bevor wir das Interview jetzt beenden habe ich eine letzte Frage: Ist Gus Dein richtiger Name oder ist es nur eine Art Künstlername?

Gus: Als ich in den USA war hat man mir erzählt, dass Gus die englische Übersetzung für meinen griechischen Namen Kostas sei. Als ich in Amerika war haben mich mein Onkel und überhaupt jeder Gus gerufen. So hat der Name mich schon mein halbes Leben lang begleitet

Björn: OK, ist da noch irgendetwas, was Du unseren Lesern sagen möchtest?

Gus: Vielen, vielen Dank für Euren Support in den letzten Jahren. Ich hoffe Euch alle auf der Tour im nächsten Frühjahr zu sehen.

Björn: Dann möchte ich bei Dir für dieses Interview recht herzlich bedanken und hoffe ebenfalls, Dich auf der kommenden Tour zu sehen. Bis dahin alles Gute!

Gus: Vielen dank mein Freund! Stay Metal!!!


Redakteur:
Björn Backes

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