FOR MY PAIN...: Interview mit Altti Veteläinen

01.01.1970 | 01:00

Was tun Musiker, wenn sie sich in ihrer eigentlichen Hauptband nicht komplett ausgelastet fühlen? Oder ihre kreative Freiheit als zu beschnitten ansehen? Richtig, sie gründen eine Projekt-Kapelle (bzw. treten einer selbigen bei), in der sie endlich die Ideen ausleben können, die ihnen schon seit geraumer Zeit vorschweben. So geschehen auch bei FOR MY PAIN..., 1999 ins Leben gerufen von den beiden ehemaligen ETERNAL TEARS OF SORROW-Recken Altti Veteläinen und Petri Sankala. Mit dem seit 2002 festen Line-Up, in dem sich u.A. illustre Gestalten wie Tuomas Holopainen (NIGHTWISH) und Juha Kylmänen (REFLEXION) tummeln, nahm man die Debütplatte "Fallen" ( Review ) auf, melodischer Gothic Metal erster Güteklasse, eingängig und zugleich massenkompatibel.
Bassist und Gründungsmitglied Altti stand zum aufschlussreichen "Verhör" bereit.


Kathy:
Altti, wie kommt es, dass zwei Melodic Death-Jungs wie du und Petri eine gothisch beeinflusste Band ins Leben rufen?

Altti:
Wir hatten diese Idee einer Atmospheric/Gothic Metal-Band schon vor langer Zeit. Wir wollten musikalisch etwas Neues ausprobieren, etwas anderes als das, was wir zuvor mit ETERNAL TEARS OF SORROW gemacht hatten. Und natürlich hören wir selber neben anderen Metal-Stilarten auch privat sehr gerne atmosphärischen Gothic Metal.

Kathy:
Aber ist der Sound von FOR MY PAIN... nicht etwas zu soft für manch einen in eurem Line-Up?

Altti:
Nun, ich sehe den Sound nicht als zu soft an - außerdem sollte man als Musiker auch anderen Stilen gegenüber aufgeschlossen sein. Eigentlich empfinde ich FOR MY PAIN... als ziemlich heavy! Hör dir beispielsweise nur diese fetten Gitarrenwände auf dem Album an. Wenn man sich als Musikkonsument zu sehr in einem bestimmten Genre festfährt, dann kann man auch nicht von anderen Musikstilen inspiriert werden. Ich denke, es ist einfach gesund für die eigene Inspiration, wenn man vielen verschiedenen Metal-Stilen gegenüber offen eingestellt ist. In unserer Band hören die Leute viele verschiedene Arten von Musik - Old School Heavy Metal, Rock, Death Metal, Jazz, Gothic-Kram usw.

Kathy:
Wer von euch kam auf den Bandnamen FOR MY PAIN... und was genau hat es damit auf sich?

Altti:
Olli-Pekka (Törro, Gitarre - d. Verf.) hatte ein paar Lyrics verfasst und sie mit "For My Pain" betitelt. Als ich Texte und Titel sah dachte ich, dass das doch der perfekte Name für eine Band wäre. Er umschreibt unseren musikalischen Stil ziemlich gut..., atmosphärisch, depressiv, aber immer noch schön. Ich teilte meine Idee den anderen mit, und sie waren sehr angetan. Die drei Punkte nach dem Titel haben wir noch dazugesetzt, um den Namen etwas mystischer und "offener" zu gestalten - die Leute denken so auch mehr darüber nach, was die Bedeutung hinter dem Ganzen sein könnte, und unserer Ansicht nach ist das gut so.

Kathy:
War es nicht etwas schwierig, Tuomas Holopainen (NIGHTWISH), Lauri Tuohimaa (EMBRAZE) und Juha Kylmänen (REFLEXION) zur Mitarbeit an FOR MY PAIN... zu bewegen? Immerhin haben sie ihren Hauptbands eine Menge Zeit zu opfern.

Altti:
Eigentlich war es überhaupt nicht schwierig... . Wir sind schon seit
vielen Jahren gute Freunde und hatten vorher schon oft miteinander über Projekte gesprochen. Als die Aufnahmen zu "Fallen" anstanden, hatten alle grade eine Art Pause von ihren Hauptbands eingelegt, und so waren sie sehr interessiert daran, mal was Neues und Anderes auszuprobieren. Das Timing stimmte einfach perfekt.
Die Grundidee hinter FOR MY PAIN... ist so zu sehen: Alle Mitglieder legen ihre Prioritäten (natürlich) auf ihre Hauptbands, an dem Projekt wird nur dann gearbeitet, wenn jeder Zeit hat. So werden wir das auch im Bezug auf das nächste FMP-Album handhaben.

Kathy:
Eure "All-Star-Besetzung", war die eigentlich von vorneherein geplant oder hat sich alles eher zufällig nach und nach ergeben?

Altti:
Nein, denn wie ich gerade schon erwähnte, sind wir alle ja
schon seit langer Zeit gute Freunde. Wir sehen uns gegenseitig nicht als Stars oder so, sondern als Freunde, die zusammen in dieser Band Spaß haben. Als Petri und ich die Idee für FOR MY PAIN... hatten, wollten wir erfahrene und gute Musiker als weitere Bandmitglieder um uns scharen - aber wir suchten diesbzgl. nicht nach irgendwelchen Stars.
Das ganze FMP-Projekt läuft sehr locker ab, da jeder von uns schon viel Erfahrungen aus anderen Bands mitbringt, so können wir uns voll und ganz aufs Spielen und Musikmachen konzentrieren.

Kathy:
Meiner Ansicht nach klingt ihr stark nach einer Mixtur aus CHARON und TO/DIE/FOR - kannst du mit diesem Vergleich leben?

Altti:
Hm, beides sind atmosphärische Bands, die auch aus Finnland stammen..., und das Mixen für "Fallen" hat Mikko Karmila übernommen, von demher denke ich, dass zumindest auf den Sound bezogen schon Ähnlichkeiten vorhanden sind. Aber trotzdem finde ich, dass wir uns doch recht von ihnen unterscheiden. Ich kann dir aber jetzt keine Namen von bestimmten Bands nennen, die unsere Musik großartig beeinflusst haben, da gibt es einfach zu viele.

Kathy:
Wer von euch war primär fürs Texten und Komponieren auf "Fallen" zuständig?

Altti:
Auf diesem unserem ersten Album waren die Haupt-Songwriter Olli, Juha und Lauri. Einige der Stücke stammen außerdem aus der Feder von Juhas älterem Bruder Jarmo, er ist der Sänger der finnischen Heavy Metal-Band SCYRON. Und die Texte haben Juha, Olli und ich geschrieben.

Kathy:
Standen die Songs bereits 1999 als ihr FOR MY PAIN... gegründet habt oder ging's erst 2002, als sich euer Line-Up komplettiert hat, ans Komponieren?

Altti:
Wir hatten 1999 schon ein paar Ideen parat, aber das meiste Material
schrieben wir in dem Jahr vor den Aufnahmen, also mit der kompletten
Besetzung.

Kathy:
Fiel das Endresultat von "Fallen" euren Vorstellungen entsprechend aus oder gibt es ein paar Punkte an der Platte, mit denen ihr nicht zufrieden seid?

Altti:
Nein, das Endergebnis ist genau so, wie wir das haben wollten - schon als wir die ersten Ideen für die Band ausarbeiteten. Die Musik ist heavy und atmosphärisch, jedoch gleichzeitig auch wunderschön. Ich kann ohne Umschweife behaupten, dass wir mehr als zufrieden mit der Produktion sind.

Kathy:
Gibt es einen Song auf "Fallen", der dir persönlich besonders gut gefällt?

Altti:
Oh, ich habe viele Lieblingsstücke auf dem Album: 'My Wound Is Deeper Than Yours', 'Sea Of Emotions', 'Dancer In The Dark', 'Rapture Of Lust' und 'Autumn Harmony' (also eigentlich fast die ganze Platte *g* - d. Verf.) - ich kann mich aber einfach nicht entscheiden, welcher von ihnen nun wirklich der beste ist :-).

Kathy:
Was macht deiner Ansicht nach einen guten Song aus?

Altti:
Ein guter Song muss in meinen Augen gute Melodien besitzen und leicht im Ohr hängen bleiben. Er sollte nicht schon nach ein oder zweimal Hören langweilig und wieder vergessen werden.

Kathy:
Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Sängerin Miriam Renvag, die euch auf "Fallen" tatkräftig unterstützt?

Altti:
Wir hatten einige Wunsch-Kandidatinnen auf dem Programm, aber die meisten von ihnen waren zur Zeit der Aufnahme von "Fallen" leider beschäftigt. Dann hörte ich Miriam auf dem RAM-ZET-Album singen und war hin und weg. Ich nahm Kontakt zu ihr auf, fragte sie, ob sie an unserem Projekt Interesse hätte, und sie sagte gleich zu. Miriam ist wirklich eine klasse Sängerin, total professionell und dazu noch unheimlich nett. Wir sind mehr als zufrieden mit ihrer Leistung auf dem Album!

Kathy:
Glaubst du, dass es für FOR MY PAIN... noch ein lauschiges Plätzchen zwischen den Hunderten bereits existierenden Gothic Rock- und Gothic Metal-Bands gibt?

Altti:
Ja, ich denke, da ist noch Platz für uns..., denn unsere Musik ist meines Erachtens nach anders als die der anderen. FOR MY PAIN... vereint viel mehr Eingängigkeit und Melodik in sich als viele andere Bands. Unsere Songs bleiben außerdem sehr leicht im Gedächtnis haften.

Kathy:
Werden FOR MY PAIN... zukünftig eventuell härter und metallischer klingen?

Altti:
Mal schauen, wie das nächste Album wird. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sich keine radikalen Änderungen unseren Sound betreffend ergeben werden. Denn das ist der Sound von FOR MY PAIN..., und mit dem wollen wir auch weiterhin arbeiten. Eine einfache Kopie von ETERNAL TEARS OF SORROW, das wäre z.B. etwas, das wir gar nicht wollen. Die anfängliche Idee bestand darin, atmosphärischen Gothic Metal zu kreieren, und meiner Ansicht nach sind wir damit auch auf dem richtigen Weg. Warum sollten wir also unseren Stil ändern? Falls wir wieder etwas anderes machen wollen, dann können wir eine neue Band gründen, aber FOR MY PAIN... soll so bleiben, wie es jetzt ist.

Kathy:
Siehst du eine "normale" Zukunft für FOR MY PAIN... mit Touren und weiteren Alben?

Altti:
Sicherlich wird es noch weitere Alben geben, und hoffentlich schaffen wir es auch, irgendwann ein paar Gigs zu spielen, wenn alle von uns Zeit haben. Allerdings haben wir beschlossen, dass wir keine Konzerte geben, wenn einer oder mehrere Mitglieder von FOR MY PAIN... gerade mit ihrer Hauptband beschäftigt sind - also keine Session-Musiker auf der Bühne, sonst wären wir ja nicht mehr FOR MY PAIN... .

Kathy:
Wie sehen die weiteren Pläne für 2003 aus?

Altti:
Bis auf weiteres gibt's momentan keine größeren Pläne für FOR MY PAIN... . Alle Bandmitglieder sind grade mit anderen Dingen beschäftigt, sei es nun Job, Hauptband oder weitere Projekte. Spinefarm (das Label von FMP - d. Verf.) verhandelt noch mit einigen Plattenfirmen bzgl. der Lizenzierung von "Fallen" im Ausland - hoffen wir mal, dass das Album in so vielen Ländern wie möglich erscheinen kann und wird.

Kathy:
OK, die letzten Worte gehören dir.

Altti:
Vielen Dank für das Interview!

Redakteur:
Kathy Schütte

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