FREEDOM CALL: Interview mit Band
22.01.2008 | 15:22Mit dem Anfang 2007 erschienenen Album "Dimensions" meldete sich die Kapelle um GAMMA RAY-Drummer Dan Zimmermann und Sänger Chris Bay wieder zurück, um weiterhin den Siegeszug des Happy Metal anzutreten. Doch wie steht die Band eigentlich zu dieser Bezeichnung, und welche Band ist für Dan nun eigentlich wichtiger? Als sich nach einem Konzert die Chance bot, die gesamte Band dazu zu befragen, fackelte ich nicht lange und holte mir die Antworten. Viel kam da leider nicht zu Sprache, da Dan während des Interviews gehen musste, und auch viel Zeit für Smalltalk draufging. Trotzdem will ich euch die Antworten nicht vorenthalten.
Lars Strutz:
Dan (Zimmermann) spielt ja jetzt seit 1997 bei GAMMA RAY als Drummer. Kommt dann nicht irgendwann der Gedanke, FREEDOM CALL sei nur das Nebenprojekt von Dan?
Chris Bay:
Auch wenn Dani jetzt nebenbei bei GAMMA RAY trommelt, ist FREEDOM CALL kein Nebenprojekt, weil er zuviel Zeit hat. Wir machen ja schon viel länger Musik, und FREEDOM CALL hat sich dann einfach ergeben. Es ist kein Projekt, das haben wir nach dem fünften Album und zwei Touren auch bewiesen.
Lars Strutz:
Gibt es eigentlich irgendeine Rangfolge bei euch in der Band?
Dan Zimmermann:
Also am Songwriting ist jeder beteiligt, hauptsächlich Chris und Lars, und um die Texte kümmere ich mich mehr und auch Armin schreibt ab und zu gute Songs, an sich ist es wie bei einer Band gut aufgeteilt. Daran sieht man auch wieder, dass es sich nicht um ein Nebenprojekt handelt. Bei Bands, in denen ein ganz berühmter Musiker einer großen Band dabei ist, ist meist er der Hauptsongwriter, aber da wir als Band funktionieren wollen, soll jeder seine Ideen einbringen.
Lars Strutz:
Eure Musik wird ja manchmal als Happy Metal bezeichnet, wie steht ihr zu dieser Titulierung?
Chris Bay:
Haben wir kein Problem mit. Egal ob Candy Metal, Flower Metal, Happy Metal, das ist okay, da haben sie wenigstens eine Schublade für uns gefunden. Vielen gefällt das auch.
Dan Zimmermann :
Für das typische Power-Metal-Klischee sind wir ja viel zu positiv, viel zu strahlig, und wir wollen unsere Fans auch nicht belästigen und eine Kategorie aufzwingen, und ich denke mit Happy Metal kommen wir ganz gut zurecht.
Lars Strutz:
Nach eurem dritten Album "Eternity" hattet ihr textlich ja mit dem typischen Fantasy-Zeugs abgeschlossen, in eurem neusten Album "Dimensions" teilweise aber wieder ins Programm genommen? Wieso diese Wende?
Dan Zimmermann:
Die Leute sind eine Story von uns gewöhnt, und da Fantasy-Lyrics immer am besten interpretierbar sind, hatten wir es beibehalten. Aber spätestens seit der "The Cirlce Of Life" hatte ich keinen Bock mehr auf Paragon, und so stand jeder Song für sich. Aber die Fans wollten trotzdem Fantasy, eine kleine Geschichte einfach, also haben wir für "Dimensions" das Ganze wieder aufgenommen. Wir haben ja auch leider einen aktuellen Bezug wegen der Klimakatastrophe, die Story bezieht sich darauf, was passiert, wenn wir mit dem Planeten fertig sind und ob wir technisch die Möglichkeit haben, umzuziehen.
Lars Strutz:
Nun lassen sich ja durch die Schiene GAMMA RAY eine ganze Menge Verbindungen von FREEDOM CALL zu Bands wie HELLOWEEN, MASTERPLAN und neuerdings auch RIDE THE SKY ziehen. Haltet ihr irgendwie Kontakt mit diesen Bands bzw. hört euch deren Alben an?
Chris Bay:
Wir kennen die Musiker, und mit MASTERPLAN z.B. haben wir guten Kontakt zu zwei Musikern, Jan Eckert und Axel Mackenrott. Alle anderen kennen wir nur vom sehen, aber sonst gibt es da nicht viel Kontakt.
Dan Zimmermann:
Die letzte HELLOWEEN ist ein Spitzenalbum, nur mit dem Titel haben sie sich etwas vertan. Inhaltlich hatte das Werk leider gar nichts mit den alten Sachen zu tun gehabt, und den Spirit von damals kriegen die eh nicht mehr ohne Kiske. Ich hätte es anders genannt, aber das Album ist klasse. MASTERPLAN ist auch echt super, kenn die neue zwar noch nicht, aber die ersten beiden sind echt klasse.
Lars Strutz:
Wie klappt denn nun eigentlich die Aufteilung mit GAMMA RAY und FREEDOM CALL bei Dan?
Chris Bay :
Songwriting macht erst jeder für sich zu Hause, und dann, wenn alles hörbar ist, hocken wir uns zusammen, arrangieren das Ganze, und versuchen das dann studiofertig zu kriegen. Wir haben mit FREEDOM CALL ja auch keinen Zeitplan, da kann jeder noch bei den Songs was beisteuern wenn er will. Das ist auch gut mit Dani koordinierbar, und wir haben jetzt bereits genug Songmaterial zusammen, dass man während der GAMMA RAY-Tour nicht in Zugzwang kommt.
Lars Strutz:
Wie wird sich denn das bereits geschriebene Material anhören?
Chris Bay:
Für das nächste Album können wir noch nichts versprechen, wir wissen da selbst noch nicht in welche Richtung das gehen wird. Das hängt auch sehr von unserer Stimmung ab, denn wenn man versucht, beim Songwriting irgendeine Stimmung zu bekommen, wird das ganze steril, und auf eine gewisse Weis auch unehrlich. Wir werden auf jeden Fall unserem Stil treu bleiben. Ich werde auch oft gefragt, warum wir nicht experimentieren, aber da kann ich nur sagen, das wären nicht wir, das wäre einfach unehrlich, und wir werden unserem Stil auf jeden Fall treu bleiben. Natürlich wird es den einen oder anderen Track geben, den man so nicht erwartet hätte, aber am Ende wird es definitiv FREEDOM CALL sein.
Lars Strutz:
Würden zu solchen Experimenten auch ganz große Stilausbrüche dazugehören, wie etwa Orchestrierung?
Chris Bay:
Natürlich wäre orchestrale Musik eine Idee, aber das ist schon so ausgenudelt, und vor allem sehr teuer. Ich weiß durch den Kontakt zu RAGE, dass das Ganze unbezahlbar ist. Außerdem würde es nicht ganz so gut passen, da wir eher moderner sind.
Lars Strutz:
Jetzt, wo das Album fertig ist, wie zufrieden seid ihr eigentlich mit "Dimensions"?
Chris Bay:
Wir sind super happy mit dem Album, vor allem durch die Mischung von Tommy Newton. Der ist ja ein kleiner Drumfetischist, und da wir einen geilen Drummer haben, wäre es schade wenn das untergeht, deswegen haben wir auch viel Zeit darin investiert, und ein guter Drumsound ist ja schon die halbe Miete. Mit den Songs klingen wir auch reifer und auch der größere Input der Neuen, Lars (Rettkowitz, Gitarre) und Armin (Donderer, Bass), haben wir auch ein größeres Bandgefühl bekommen, nicht zuletzt auch durch die Tour.
Lars Strutz:
Hattet ihr auf der Tour auch irgendeine erinnerungswürdige Show?
Chris Bay:
Das ist schwer, ich meine, da denkt jeder gleich, das sagt der nur, aber jeder Gig ist irgendwie speziell. Natürlich gibt es scheiß Gigs, aber die bleiben eher hängen. Klar, Großereignisse wie Wacken vor 70.000 Leuten bleiben natürlich eher in Erinnerung, aber auch wenn du in einem Club in Norwegen vor 70 spielst, und die rasten total aus, das hat natürlich auch was.
Lars Rettkowitz:
Ich hab einen Favoriten, das Tuska in Helsinki. Das war ja mal geil. Cooles Ambiente, geiles Wetter, da hat echt alles gepasst. Obwohl ich natürlich alle toll finde. (lacht)
Lars Strutz:
Und irgendetwas Peinliches?
Lars Rettkowitz:
Gibt's nicht.
Chris Bay:
Natürlich irgendwelchen technischen Scheiß. Aber ansonsten hatten wir vom Üblichen wie Flug verpasst oder Musiker nicht da noch gar nichts. Wir sind immer gut durchgekommen. Aber dass mal das Intro weiterläuft, oder jemand vergisst die CD auszumachen, das passiert einfach.
Lars Strutz:
Zuletzt interessiert mich noch, wen ihr als Sprecher für 'Demon's Dance' gewinnen konntet.
Chris Bay:
Das ist der Schwiegervater von Tommy Newton. Schon im Studio haben wir noch mit dem Newton überlegt, wen wir da nehmen könnten, und da kam er halt zur Sprache weil seine Frau Engländerin ist. Wir wollten unbedingt einen Sprecher mit britischem Englisch, da wir mit Amerika nichts zu tun haben. Und er sieht wirklich aus wie Gandalf. Sagenhaft.
- Redakteur:
- Lars Strutz