FREEDOM CALL: Interview mit Daniel
01.01.1970 | 01:00Gut 2 Stunden vor Beginn ihres Münchener Konzerts am 11.02.01 traf ich mich mit Daniel Zimmermann von den Powermetallern FREEDOM CALL zum Interview. Der Ausnahmeschlagwerker (u.a. GAMMA RAY) zeigte sich recht redselig, absolut topfit und bestens gelaunt.
Erstaunt hat mich ein wenig die Tatsache, wie Dan zur Thematik METALLICA vs Napster steht....
Aber nun lest selbst.
Alex
Wie ist die Tour bisher für Euch verlaufen?
Dan
Ja, also bisher war es überall klasse. Wir sind überall gut aufgenommen worden, das klingt jetzt vielleicht ein bisschen überheblich, wenn man selbst darüber spricht, aber es war durchwegs immer eine Bombenstimmung. Sogar hier in Deutschland, wo ich mir persönlich ein wenig abwartende Reaktionen erwartet habe, aber in den meisten deutschen Städten ging es von vorneweg, mit FREEDOM CALL-Sprechchören und so. Ich hätte das jetzt nicht unbedingt erwartet, aber es hat uns natürlich riesig gefreut. Schweden war super, Norwegen ebenfalls.
Überhaupt, in Skandinavien haben wir gut eingeschlagen. In Schweden sind wir sogar auf Platz 67 in den Albumcharts eingestiegen. Ebenso hervorragend lief es für uns in Italien und Österreich. Im Osten hatte ich die größten Bedenken, weil dort der Markt nicht so toll ist, aber auch dort wurden wir begeistert gefeiert. Ja, jetzt haben wir noch Spanien und Frankreich vor uns, aber ich denke, das wird auch ein Erfolg für uns werden. Dann werden wir noch in London spielen, da bin schon mal recht gespannt darauf. Aus England hört man ja weniger Gutes, schließlich hat dort seit Jahren keine Melodic Metalband mehr gespielt, außer die einheimischen Bands, wie MOTÖRHEAD oder SAXON. Aber scheinbar sieht es so aus, als würde sich auf der Insel wieder was tun. Auf den Auftritt bin schon recht gespannt.
Alex
Nun gut! Kommen wir gleich zu Eurer neuen Scheibe, „Crystal Empire“.
Ich finde das Album wirklich sehr nur gut, nur was ich hierauf vermisse ist, sie klingt nicht so rauh und ungeschliffen wie euer Debüt Album, „Stairway To Fairyland“. Trotz wirklich guter Produktion klang die Scheibe einfach roher. Ich fand, gerade das hat das Album mit ausgezeichnet. Die „Crystal Empire“ klingt mir persönlich etwas zu satt, zu fett. Ist Euch das schon einmal gesagt worden?
Dan
Doch, das wurde uns schon gesagt, aber eben eher im positiven Sinne.
Alex
Ich meinte das jetzt nicht negativ, die Scheibe ist ja geil. Aber woran lag es, daß sie eben nicht rauh und dadurch auch nicht so hart klingt? Am Songwriting?
Dan
Ich denke es liegt hauptsächlich daran, daß wir uns weiterentwickelt haben. Wir haben sehr viel live gespielt -die Tour mit SAXON, die Tour mit ANGRA- und sind dadurch wirklich gut zusammengewachsen. Die neue Scheibe klingt halt einfach abgeklärter und kompakter als die „Stairway...“. Das erste Album war noch ein bißchen, -Oh wir machen jetzt ne Platte, Zack und drauf- und selbst wenn sich vornimmt, die Produktion genauso zu gestalten, klappt das nicht. Es ist ganz normal, denn du machst als Band einfach eine Entwicklung. Auch als Songwriter, Texter usw.. Die Entwicklung kannst du nicht aufhalten und die sollte man auch nicht aufhalten. Was zusätzlich ausschlaggebend ist, daß Carly Bauerfeind mal wieder einen Superjob abgeliefert hat und das schon beim Aufnehmen. Wir haben die Gitarren teilweise sogar 4-fach aufgenommen, damit das Ganze eben wuchtiger wird.
Alex
Das paßt ja auch recht gut in Euer Songwriting. Es sind, wie ich finde auf der „Crystal Empire“ mehr Hymnen drauf. Es gibt ja in Deutschland leider nur noch recht wenige gute Bands, die solche Songs schreiben. Früher waren es HELLOWEEN, doch die kann man meines Erachtens vergessen.
Dan
Ja, ist halt nicht mehr in der Art wie sie früher Musik machten.
Alex
Leider, ja!
Wie seid Ihr beim Songwriting vorgegangen? Woher bezieht Ihr Eure Ideen für die Songs?
Dan:
Also, Ideen können immer kommen. Also, bei mir ist das so. Ich habe irgendeine Idee, ein Thema oder einen Rhythmus im Kopf, den ich in einen Song einbauen will und das wächst dann im Kopf. Gestern haben wir in Langen bei Frankfurt gespielt und hinter der Halle war ein Grundstück mit Wiese und ein wenig Wald. Da bin ich spazieren gegangen und habe halt gemerkt, wie ich innerlich runter komme, ein bisschen ruhiger werde und so. Da habe ich halt nachgedacht und hatte plötzlich eine Melodie im Kopf. Die habe ich sofort auf Diktiergerät festgehalten. So erarbeite ich mir die Songs. Zusätzlich habe ich mir ein Powerbook und ein Soundmodul gekauft. So macht halt jeder seine Demos und sagt was er dazu meint. Das ganze wird dann ausdiskutiert und gemeinsam erarbeitet. Chris hat zum Beispiel immer gute Ideen zu meinen Songs und auch umgekehrt.
Alex
Also, Du und Chris seid die beiden Hauptsongschreiber?
Dan
Im Großen und Ganzen schon. Die anderen Beiden haben natürlich die Chance, Songs einzubringen, das können sie auch gerne machen, nur müssen sie halt in das Konzept passen, bzw. im FREEDOM CALL Stil sein. Auch in diesem Punkt kann und wird sich die Band weiterentwickeln. Also, da geht schon noch was, sowohl im Bereich Songwriting, produktionstechnisch, als auch live. Wobei ich sagen muß, live passt das Ganze schon recht gut. Jeder weiß, was er zu tun hat. Wir singen gut, wir haben gute Chöre, das kommt alles von uns, nichts vom Band. Das klingt alles etwas härter, wie soll ich sagen, more powerful, und das tut dem Liveauftritt recht gut. Also, auf Platte wirkt alles etwas keyboardlastiger, mehr Sounddetails, die man live einfach nicht rüber bringen kann. Nimm zum Beispiel „The Quest“. Der Song besteht aus langsamen Abschnitten, dann wird er wieder schnell, dann balladenhaft, fast melancholisch und bricht dann wieder los. Das kannst du live mit den Keyboardsounds gar nicht so hinbringen, der Mann hat ja auch nur 2 Hände!
Alex
Wer ist denn bei Euch jetzt momentan Keyboarder?
Dan
Das ist Michael Kötzner, der kommt auch aus dem Raum Nürnberg / Bamberg und ist ein guter Bekannter von uns. Den haben wir eingeladen, als Gastmusiker.
Alex
Sein Name sagt mir ehrlich gesagt nichts. In welchen Bands hat er denn gespielt?
Dan
Er spielt in Coverbands. Im Raum Nürnberg gibt es eine riesige Coverszene.
Alex
In welchen Bands spielt er genau? Immerhin sind einige davon auch nicht gerade unbekannt.
Dan
Zum Beispiel hat er bei WANTED gespielt. Michael hat jetzt sein Studium beendet und hat zum Glück dadurch jetzt Zeit, mit uns zu touren.
Alex
Um noch mal auf die Produktion zurück zu kommen. Was genau habt Ihr verändert?
Dan
Das wichtigste war eigentlich das Grundkonzept. Das war diesmal komplett anders. Bei der „Stairway...“ haben wir das Demo eigentlich nur kopiert. Die Demos wurden ja mit Drumcomputer usw. aufgenommen, weil es einfach schneller geht. Dann sind wir ins Studio und haben genau die gleichen Arrangements noch mal aufgenommen, einfach um das Feeling der Demos rüber zu bringen. Das ist uns auch recht gut gelungen.
Nur, bei der Produktion zum Debüt ist uns aufgefallen, daß die spontanen Ideen, von denen ja eigentlich ein Song lebt, fehlen. Diesmal, also bei der „Crystal Empire“, haben wir das komplett anders gemacht; gerade was den kreativen Part angeht, die Gitarrensoli, alles was melodiös ist, Keybordsounds, Gesangslinien, Chöre, das haben wir alles spontan aufgenommen. Es war also nichts fest arrangiert, so wie bei der ersten Scheibe. Wir hatten also sehr viel Freiräume. Wir hatten nur Drums, Bass und Grundgitarre festgelegt. Ich habe meine Parts sehr schnell aufgenommen, dafür haben wir uns bei den Vocals sehr viel Zeit gelassen. Je nachdem wie sich Chris gefühlt hat, wenn er Bock hatte zu singen, dann haben wir eben den Gesang aufgenommen. Bei Sängern ist das so, wenn sie sich gut fühlen, dann immer was Gutes dabei raus. Wenn der Sänger sich nicht gut fühlt und unter Druck steht, aber aufnehmen muß, dann kannst du das meistens vergessen. Diesmal wollten wir, das gerade der Gesang einfach nur geil klingt. Ich denke, das haben wir auch ganz gut hingekriegt. Wir haben uns auch den Luxus gegönnt, etwas zu probieren. Chris meinte oft, laß uns einmal das so probieren oder etwas Neues machen. Ich finde das hat sehr gut geklappt. Wir werden das auch bei der nächsten Scheibe wieder so machen.
Alex
Und, ist schon ein Nachfolger geplant?
Dan
Der grobe Plan ist, daß wir Ende diesen Jahres wieder ins Studio und im Frühjahr 2002 wieder auf Tour gehen wollen.
Alex
Du bist ja auch bei GAMMA RAY Schlagzeuger. Kommst Du da nicht irgendwie zeitlich in Konflikte?
Dan
Ein wenig schon. Gerade jetzt, da wir am neuen GAMMA RAY Album arbeiten, hat es schon leichte Terminschwierigkeiten gegeben. Man muß das Ganze halt irgendwie abstimmen. Im letzten Sommer hieß es, GR fängt im November an aufzunehmen. Ich habe mich darauf eingestellt und irgendwann im Oktober hieß es dann, wir fangen erst im Januar an. Ich sagte Kai, daß ich da unmöglich kann und ich im Dezember auf alle Fälle die Drums aufnehmen muß. Nur alles konnte ich leider nicht aufnehmen, da einige ihre Songs noch nicht fertig hatten. Kai hatte seine noch nicht fertig, ich auch nicht. So habe ich halt nur 8 Songs aufnehmen können. Die 8 Songs werden jetzt komplett fertig gemacht. Im Mai kommt einen Single raus, die drei Songs sind schon fertig, die müssen nur noch komplett gemixt werden. Wenn die Tour hier beendet ist, dann gehe ich zurück ins Studio und nehme die restlichen 6 oder 7 Songs noch auf.
Alex
Das hört sich nach Dauerstreß an?
Dan
Ja schon, aber ich sehe das als positiven Streß, denn ich habe vor allem die Lust, das zu machen, dann findet sich auch die Zeit dazu.
Alex
Hat es irgendwelche lustigen Vorfälle auf der Tour gegeben?
Dan
Ja doch, da passiert immer wieder was. Bei mir zum Beispiel war’s mal so, daß mir bei der Feuerspuck-Einlage am Anfang mein Headset runtergerutscht ist. Ich habe dann meinen Techniker Ulf zu mir gewunken und ihm singalisiert, was passiert war. Er kam auf die Bühne, setzte mir das Set wieder auf, ging zurück und blieb an genau dem Kabel meines Headsets hängen. Als er sich umdrehte, deutete ich ihm erneut, daß es wieder verrutscht ist. Also kam er nochmals, setzte es mir auf und das Ganze wiederholte sich erneut. Ulf war fast der Verzweiflung nahe, als er sich das zweite mal umdrehte und ich ihn nur angrinste, meinen Kopf drehte und ihm das verrutschte Headset zeigte. Nur denke ich, daß das viele Leute gar nicht mitbekommen haben. Dann hat’s den Sascha mal hingehauen. Das war so ein PVC Bühnenboden, der von meinem Feuerspucken noch ein wenig nass war. Die Fans fanden das recht lustig und wir natürlich auch.
Alex
Was machen FREEDOM CALL nach dieser Tour?
Dan
Zuerst einmal ein Monat Pause! Im April fangen wir dann an, die Demos zu machen, nehmen unsere neuen Songs auf. Ende April werden wir sehr wahrscheinlich mit HAMMERFALL 4 oder 5 Tage nach Rußland gehen. Im Sommer ist dann eben Songwriting angesagt, Demos machen. Dann hoffen wir, daß wir noch ein paar Sommerfestivals kriegen, da haben wir bisher noch gar nichts fix. Recht gut sieht es aus für Schweden Rock und für das Mind Over Matter in Österreich. Wir möchten einfach, daß wir den guten Eindruck, den wir hier auf dieser Tour hinterlassen haben, einfach weitergeben, einer breiteren Masse zugänglich machen.
Alex
Wie bereitest Du als Drummer Dich speziell auf eine Tour vor?
Dan
Falls ich mal ein paar Monate nicht gespielt habe und aus dem Live / Studiorhythmus raus bin, dann fange ich ca. 2 Wochen vor Beginn einer Tour an, so richtig hardcore zu üben. Ich sperre mich dann in den Proberaum ein und bringe vor allem meine Beine, Muskeln und Gelenke, für die Doublebassläufe auf Vordermann. Das ist so ähnlich, als wenn sich ein Hochleistungssportler auf einen großen Wettkampf vorbereitet, also Schritt für Schritt und das dann immer wieder steigern. Wenn dann die Schnelligkeit passt, dann brauchst du nur noch die dazu gehörige Kondition. Stell dir vor, du spielst „Man On A Mission“, also 6 Minuten durchgehend Doublebass, da brauchst du eine gehörige Kondition dazu. Ich ernähre mich auch gesund, trinke keinen Alkohol; ich will halt einfach topfit sein, wenn ich in eine Tour gehe. Das ist vor allem sehr wichtig, wenn du in kleineren Clubs spielst. Da wird es meistens sehr heiß drinnen und du musst echt sehen, daß du da durch kommst als Drummer. Das ist teilweise recht hart. 97 in Nürnberg, im Hirsch, da war es so, daß ich fast einen Kreislaufkollaps hatte, so heiß war es da. Da spielst du einfach nur noch rein mechanisch, ohne timing, ohne feeling. Sowas ist sehr schlecht, aber das sind Erfahrungen, die du machen mußt. Man muß halt einfach auf sich aufpassen. Keine Partys und so.....
Alex
Wie? Du gehst ins Bett und die anderen feiern?
Dan
(Lacht) Nein das nicht. Ich denke, man muß sich selbst kennen und vor allem wissen, wie weit man gehen kann, dann kann man auch mitfeiern. Nur eben gesagt, man muß wissen, was tun kann und was nicht. Chris, der ja eine Gesangsausbildung hat, zum Beispiel weiß genau, wieviele Zigaretten er rauchen kann und wieviele Bier er trinken kann, damit das am nächsten Abend auch wieder passt. Bei Kai ist das wiederum so, der singt aus dem Bauch heraus. Wenn der gut drauf ist dann gibt er halt zuviel, schreit manchmal, das geht natürlich auf die Stimmbänder. Dann raucht er eine nach der anderen, geht nicht schlafen, Party halt; das gehört natürlich auch dazu, aber man muß halt gerade als Sänger wissen, wo die Grenze ist sonst könnte, hat es zum Glück noch nie, es am nächsten Abend in einem Fiasko enden. Ich finde das ist man auch den Fans schuldig, daß man ihnen die bestmögliche Leistung bietet. Immerhin tragen die Leute ihre Kohle dahin, gerade die Kids, die haben es eh meistens nicht so dicke.
Alex
Also, absolut professionelles Verhalten!
Dan
Das muß auch so sein. Ich habe das selbst schon mal produziert, daß ich am Abend zuvor über die Stränge geschlagen habe. Das war auf der Südamerika Tour. Alles war neu und „Juhu, wir sind da“ und Party ohne Ende. Der erste Gig, das war ein Kampf. Ich hatte mich ziemlich mies gefühlt. Das heißt jetzt nicht, daß die Songs unbedingt schlecht gespielt waren, aber das ist wirklich ein richtiger Fight. Du mußt dich da gewaltig zusammenreißen. Ich will für mich halt einfach das Gefühl haben, ich könnte noch einen Tick schneller spielen oder da noch einen kurzen Break einbauen, dann fühle ich mich gut und auch der Song klingt dann gut.
Alex
Eigentlich wollte ich das Chris fragen. Ich finde seine Stimme hat sich gewaltig entwickelt. Hat er irgendwas Spezielles gemacht, daran gearbeitet?
Dan
Nein, nicht daß ich wüßte. Wir unterhalten uns ja sehr viel und da hat er nie irgendwas erwähnt. Chris hat halt, genau wie wir Alle, eine gewisse Entwicklung und Erfahrung gemacht. Wie schon erwähnt, er brauchte nur zu singen, wenn er auch wirklich Lust dazu hatte. Hast du die beiden MOONDOC Scheiben gehört? (Ex-Band von Chris Bay, mit Hermann Frank zusammen – der Verf.) Die waren so im VICTORY-Stil, das war überhaupt nicht die Art von Chris zu singen, so shoutermässig. Wenn Du ihn da hörst, dann würdest Du nie drauf kommen, daß das Chris Bay ist, der da singt.
Alex
Wir sind ja ein Online Magazin. Was hältst Du vom Medium Internet?
Dan
Es ist auf jeden Fall die Zukunft, auch was das Musikbuisness angeht und generell was sehr Schönes, weil man damit bis in alle Teile der Welt verbunden ist. Man bekommt überall sofort Kontakte, das ist sehr wichtig. Wir beantworten unsere Mails alle selber, das finde ich ausgesprochen gut. Rechtlich gesehen ist das Internet allerdings noch eine Grauzone, weil es halt noch keine Lizenzbeschlüsse gibt. Daher bin ich eigentlich gegen die ganze Downloadgrütze, so wie bei Napster. Ich finde es auch richtig, daß METALLICA dagegen vorgegangen sind. Es ist doch so, wenn sich jeder das Runterladen kann und nichts dafür zahlen muß, wird es irgendwann keine Produktionen mehr geben. Produktionen kosten Geld und zwar ein Schweinegeld. Wir zum Beispiel stecken unseren ganzen Vorschuß, den wir kriegen, in die Produktion und zwar komplett. Da ist noch kein Pfennig dran verdient. Verdient ist erst was, wenn du Scheiben verkaufst. Natürlich holt sich das Label den Vorschuß zurück und erst wenn der abbezahlt ist und du weiterhin verkaufst, dann verdienst du ein bißchen was mit. Das ist alles. Und irgendwann solltest, nein mußt du was verdienen, denn du steckst eine ganze Menge Arbeit und Energie in das Projekt rein und ich finde das muß sich schon ein wenig lohnen. Das ist meine Meinung dazu und sollte sich sowas wie Napster durchsetzten, dann wird es zwangsläufig keine Produktionen mehr geben, weil einfach kein Geld mehr reinkommt.
Alex
Nun, das kann man so oder so sehen. Ich bin der Meinung, wenn ich ein Album haben will, dann kaufe ich es mir, allerdings es gibt genügend Kids, die sich das eben nicht leisten können, aber wiederum nicht auf gute Mucke verzichten wollen.
Dan
Okay, das kann ich ja verstehen, daß jemand der sich das nicht leisten kann, auf Napster und Konsorten zurückgreift. Es ist nur die Tatsache, das es das überhaupt gibt, das kann ich nicht unterstützen. Klar, die Napstermacher verkaufen das als verbraucher- und fanfreundlich, aber ich finde das einfach nicht gut. Ich denke, das wird allerdings noch ein langer Weg, bis das geregelt wird. Das wird noch etliche Prozesse und Urteile geben, wie man das im finanziellen Bereich regelt. Aber um noch einmal auf das Internet im Allgemeinen zu kommen. Ich betreue ja unsere Homepage (http://www.freedom-call.de), schreibe dort auch die Tourstorys, also die aktuellen Tourberichte. Da kann sich jeder einklinken und an unserer Tour teilhaben. Also, in dem Bereich ist das Internet super, nur halt was eben den Musikbuisness Bereich angeht, da muß ganz einfach eine Lösung gefunden werden.
Alex
Ich denke über kurz oder lang wird mit Sicherheit eine für beide Seiten ansprechende Lösung gefunden werden.
Dan
Zum Glück muß man sagen, daß es in der Metalszene doch noch so ist, daß die Fans einen gewissen Anspruch haben. Sie wollen ein ausführliches Booklet, mit den Songtexten, Bildern und Storys darin. Wenn du dir die Booklets von irgendwelchen Popbands ansiehst, die sind meist weiß mit schwarzer Schrift und da steht drauf, wer was gemacht hat, und das war’s dann schon.
Das ist auch für viele der Grund, warum sie sich ein Album kaufen. Sicherlich, wie gesagt, ich kann es verstehen, wenn sich Kids, die keine Kohle haben, das Album auf Papas Rechner runterladen, aber irgendwann wird es so sein, daß halt dann wirklich nur noch die Großen überleben werden.
Alex
Dann ist es aber schon verwunderlich, wenn gerade die Großen, wie METALLICA, auf die Barrikaden klettern? Die haben doch ihren Sack schon voll!
Dan
Das schon, allerdings haben die auch die Macht, sich dagegen aufzulehnen. Wir könnten das gar nicht machen, da wir nicht mal in der Lage wären, die Anwälte zu bezahlen. Hinter Napster steht mit Bertelsmann ein mächtiger Konzern, gegen den kannst du normalerweise nicht anstinken, auch wenn du Recht hast; keine Chance! Die haben Top Anwälte, sogar einen ganzen Stab von Anwälten. Da hast du von vornherein schon verloren. Bei uns würde das auch wenig Sinn machen zu klagen, das macht eben nur bei den Großen Sinn. Die können sich auch den Verlust eines solchen Prozesses leisten. Wir hingegen könnten danach zur Heilsarmee gehen und uns unsere tägliche Suppe abholen. Ich kann METALLICA absolut verstehen und ich finde das auch wichtig. Die sind Vorreiter eben gerade für die kleineren Bands und das ist der Punkt. Sicherlich kann man sagen, die stinken eh schon vor Kohle und wollen jetzt noch mehr. Natürlich, weil sie halt mittlerweile auch gute Geschäftsleute sind und auch irgendwann mal über den Tisch gezogen worden sind. Jetzt haben sie es halt raus, wie der Hase läuft und lassen nicht mit sich umspringen. Ich finde das echt prima, was METALLICA hier veranstalten, weil sie eben dadurch die Vorreiter für uns kleinere Bands sind und eine gewisse Basis schaffen.
Alex
Wir werden sehen, wie sich das entwickelt!
Ich wünsche Euch auf alle Fälle noch alles Gute weiterhin auf der Tour und bedanke mich für das Interview!
Dan
Gern geschehen und Dir und Euren Lesern auch alles Gute!
- Redakteur:
- Alex Kragl