GAMMA RAY: Interview mit Daniel Zimmermann

01.01.1970 | 01:00

Grund für dieses interview war natürlich die Tour „Skeletons In The Closet“, die tags zuvor in Hamburg startete. Also befragte ich Daniel Zimmermann, seines Zeichens Schlagzeuger der Hanseaten...

Alex:
Wie war denn die Premiere in Hamburg?

Dan:
Klasse! Einfach super! Es waren auch sehr viele Leute da. Supergeile Stimmung und so. Wir haben auch gut gespielt, weil wir uns richtig gut vorbereitet und viel und intensiv geprobt haben. Es war ein sehr, sehr schönes Konzert. Vor allem war es ein gutes Gefühl einmal andere Songs zu spielen.

Alex:
Spielt ihr nun jeden Abend die gleiche Setlist oder ändert ihr auch was daran?

Dan:
Wir werden jeden Abend die gleiche Setlist spielen. Wir spielen ziemlich lang, so eindreiviertel Stunden und haben einfach nicht die Zeit, groß zu variieren. Vor allem, wir haben uns bei der Songauswahl wirklich an dem gehalten, was die Fans entschieden haben. Dann mussten wir darauf aufpassen, dass die Songs auch singbar sind, damit sich Kai nicht überpowert – was zur Folge hätte, dass wir nach dem zweiten Gig die Tour canceln müssten.
Wir haben von den ersten zehn Songs, acht Stücke ausgewählt und sind dann die Liste runter gegangen, je nachdem welche Songs zu der Setlist dazu gepasst haben. Noch ein Grund, warum wir die Setlist nicht verändern ist, weil die Shows mitgeschnitten werden und es einfach so ist, je öfter man die Songs übt und spielt, desto besser hören sie sich dann auf dem Liverecording an.

Alex:
Was veranstaltet ihr eigentlich mit den jeweils 10 Fans, die ihr auf die verschieden Konzerte eingeladen habt?

Dan:
Nun, nachdem sich die Leute die Show ansehen wollen, gibt es danach ein Treffen mit der Band, wo wir uns mit den Fans unterhalten und ein bisschen feiern. Da haben wir schon die unterschiedlichsten Leute getroffen. Die einen sind so was von wissbegierig und löchern dich mit Fragen aller Art, während die anderen nur rumsitzen und nur schauen. Logischerweise gibt es dann auch Autogramme und so weiter.

Alex:
Wie lange habt ihr eigentlich gebraucht, um euch auf diese Tour vorzubereiten?

Dan:
Alles in allem waren es gut 4 Wochen, wobei einige die Songs schon eher einstudiert haben (grinst). Kai und Henjo haben dann zwei Wochen vorher die Gitarrenarrangements zusammengestellt, wobei in der Zeit jeder die Songs für sich bearbeitet hat. Dann haben wir uns zwei Wochen lang getroffen und haben die Songs durchgespielt. Da sind wir dann auch in die Feinheiten gegangen; haben Arrangements erstellt, an der Setlist gearbeitet und den kompletten Bühnenablauf geprobt.

Alex:
Was erwartet uns von GAMMA RAY nach dieser Tour?

Dan:
Nach der Tour? Nun, wir werden zwei Shows mitschneiden, nämlich in Barcelona und in Straßburg. Dann haben wir eine Woche Pause, dann geht’s ins Studio und das Live-Album wird gemischt und dürfte dann so im Februar, März nächsten Jahres erscheinen.
Außerdem sind wir schon wieder beim Songs schreiben, haben auch schon recht gute Ideen. Ich hab schon einen, Henjo auch. Kai hat bestimmt schon zwei oder drei Songs parat und ich denke mal, dass wir nach dem Live-Album dann wieder ins Studio gehen werden.

Alex:
Hört sich doch schon mal gut an. Ihr habt ja dieses Jahr ein paar Festivals gespielt. Wie wärs, wenn du ein kurzes Resümee über die abgelaufene Festivalsaison aus Sicht von GAMMA RAY ziehst?

Dan:
Tja, also was für uns sehr, sehr wichtig war, das war das Festival in Derby, England. Wir hatten nämlich da einen Gig im Rahmen der „No World Order“-Tour, zusammen mit EDGUY, gespielt und der Auftritt war nicht gut für uns. Wir haben da einfach nicht gut gespielt und haben die Leute nicht überzeugen können. Und auf eben diesem Festival haben wir uns dann mächtig ins Zeug gelegt und ein sehr gutes Konzert gegeben und haben uns auf alle Fälle rehabilitiert.
Dann natürlich Balingen war sehr gut für uns, im Gegensatz zu 1999, wo wir nicht sonderlich gut abgeschnitten hatten. Gerade auf Festivals ist es wichtig, dass man die Setlist ändert und nicht den ganzen Sommer hindurch ein und das selbe spielt. Da ist es natürlich wichtig, dass man als Band zusammenwächst und das sind GAMMA RAY auf alle Fälle. Mittlerweile reicht es, wenn man sich drei, vier Tage vorher trifft und eine neue oder veränderte Setlist probt, das war eben früher nicht ganz so.

Alex:
Thema Wacken! Was sagst du zu dem diesjährigen Festival. Du wirst bestimmt dort gewesen sein?

Dan:
Nein, ich war leider nicht dort. Wir haben mit GAMMA RAY in Ungarn gespielt.

Alex:
Aber du hast sicher darüber gelesen und gehört, was da los war. Wie siehst du persönlich das ganze Geschehen in Wacken?

Dan:
Nun, eigentlich ist Wacken ein sehr schönes Festival, nur die Organisation war schon immer ein wenig chaotisch und man wird das Gefühl einfach nicht los, dass es dabei nur ums Geldverdienen geht. Das geht schon damit los, dass für die Bedürfnisse der Besucher nicht richtig gesorgt wird, wie zum Beispiel genügend Klos. Dann kann das Ganze schon katastrophal werden. Das geht schon bei der Anfahrt los und den Parkmöglichkeiten und so weiter, das alles soll ja dieses Jahr besonders chaotisch gewesen sein. Hinzu kam das schlechte Wetter, für das natürlich niemand was kann, das ist ganz klar. Irgendwie schien es aber trotzdem dieses Jahr nur ums Geldverdienen gegangen zu sein. Und dann natürlich auch, was man gehört hat, was die Gagen der Bands betrifft, das alles hat einfach nicht gepasst, denke ich.

Alex:
Wie wär denn das, wenn jemand zu euch kommt und bietet euch an auf einem Festival zu spielen, kann euch aber nicht oder nur wenig zahlen. Würdet ihr trotzdem dort spielen?

Dan:
Nun, wenn jemand nichts zahlen kann, dann werden GAMMA RAY nicht dort spielen. Die Band hat sich in den letzten Jahren einen gewissen Status erkämpft und erspielt hat, sag ich mal. Es ist ja auch so, dass GAMMA RAY nicht nur aus den Musikern besteht, sonder auch viele Leute im Umfeld sind, wie Techniker usw. und die kosten alle Geld. Der Bus kostet ja auch Geld und die Unkosten sind ziemlich hoch. Wenn jetzt jemand gar nichts bezahlt, dann können wir auch nicht spielen. Es kann doch niemand verlangen, dass wir auch noch Geld mitbringen, um auf einem Festival zu spielen. Was anders ist es, wenn man sagt, das Festival wird für eine gute Sache ausgerichtet, aber auch da sollten dann zumindest die Unkosten gedeckt sein. Sicherlich wird auch die Band untereinander noch mal darüber sprechen, ob wir dieses oder jenes Festival spielen werden. Es geht dabei nicht so sehr um uns Musiker, aber die Unkosten für Bus und Techniker usw., die sollten auf alle Fälle drin sein.

Alex:
Australien scheint derzeit ein beliebtes Land zu sein. EDGUY hatten eine erfolgreiche Tour und DESTRUCTION werden sich demnächst auch nach Down Under begeben. Wie sieht es mit GAMMA RAY aus – wäre das was für euch?

Dan:
Sicherlich würden wir gerne in Australien spielen. Das wäre mal was anderes, andere Städte und Leute sehen. Natürlich müssten bei so einer Tour auch die Konditionen stimmen. Man könnte das dann auch mit einer Japan-Aktion verbinden, entweder vorher oder nachher. Das müsste halt alles gut organisiert sein, sowie das bei EDGUY der Fall war, dann könnte man sicherlich mal drüber reden. Und nur für ein, zwei Shows mal eben kurz nach Australien zu jetten, das ist einfach nicht drin, dazu sind die Kosten viel zu hoch. Dennoch denke ich, dass sich das für uns irgendwann mal ergeben wird und wir in Australien spielen.

Alex:
Sag mir rechtzeitig Bescheid, dann fahr ich als Tourbegleiter mit.
Ein paar persönliche Fragen noch, ich nenn es mal so: Fragen für die Ewigkeit!

Dan:
(grinst) Dann schieß mal los!

Alex:
Welche Ziele hast du im Leben?

Dan:
Ich möchte natürlich die beiden Bands (GAMMA RAY und FREEDOM CALL – der Verf.) in denen ich spiele behalten und mit den zusammen weiter wachsen. Tja und der Rest ist rein privater Natur.

Alex:
Wenn du die Zeit zurückdrehen könntest, was würdest du anders machen?

Dan:
Nichts, rein gar nichts. Das was ich jetzt mache, ist eigentlich das, was ich schon immer wollte. Als ich 14 war habe ich damals Tommy Aldridge, zusammen mit OZZY OSBOURNE BAND gesehen. Allein die Performance, die der Mann an den tag gelegt hat; der war so unglaublich schnell und die Show die der abgezogen hat, das war Wahnsinn. Und da habe ich mir gedacht, das willst du auch machen, du willst hinaus in die Welt gehen und spielen und genau das habe ich erreicht, als ich 1997 bei GAMMA RAY eingestiegen bin. Aus dem Grund würde ich absolut nichts anders machen!

Alex:
Was bedeuten folgende Begriffe für dich?
Liebe!

Dan:
Liebe ist das wichtigste im Leben. Es ist schön zu lieben, genauso wie es schön ist, geliebt zu werden. Letzteres gibt mir Kraft für meinen Job und es ist einfach ein wunderbares Gefühl.

Alex:
Freundschaft!

Dan:
Freundschaft... (überlegt), also wahre Freundschaft... Es gibt nicht viele, die wahre Freunde sind, aber wenn man sie hat, dann sollte man diese Freunde und die Freundschaft pflegen, denn wahre Freunde hat man sein ganzes Leben lang.

Alex:
Macht!

Dan:
Macht hat für mich auf den ersten Blick eher etwas negatives, was meistens mit Geld verbunden ist und mit Machtmissbrauch.

Alex:
Geld!

Dan:
Geld ist das aller allerwichtigste im Leben... (lacht und sieht dabei seine Freundin an).
Nein, im Ernst. Es geht irgendwie nicht ohne, das ist schon klar. Und Geld ist für mich nicht das Wichtigste im Leben, auf gar keinen Fall!

Alex:
Gut, ein paar abschließende Worte noch!

Dan:
Ja, wir möchten uns bei allen bedanken, die hoffentlich zahlreich auf unserer Tour sein werden, wir werden uns den Hintern für euch abspielen, das verspreche ich. Und ich hoffe, wir sehen uns alle auf der nächsten Tour wieder!

Alex:
Dann danke ich dir für das Interview und alles gute für die Show!

Dan:
Danke, das könne wir immer gebrauchen.

Redakteur:
Alex Kragl

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