GODSLAVE: Interview mit Gitarrist Bernie
17.03.2025 | 22:44"Seid lieb zueinander" – die wichtigste Message steckt ganz am Ende. Doch auch davor hat GODSLAVE-Gitarrist Bernie viel zu erzählen, geht es bei den Saarländern doch derzeit hoch her. Denn nicht nur eine sehr schmackhafte Doku, sondern auch das Tribute-Album "Champions" sind absolute Leckerbissen für Fans, die nicht nur über den Tellerrand schauen, sondern ihnen auch einen noch tieferen Einblick in das Geschehen rund um GODSLAVE bieten. Dass dabei der Spaß an der Musik nicht zu kurz kommt, versteht sich von selbst. Wir baten Bernie daher um tiefere Einblicke in das Geschehen und einmal mehr ist ein sehr lesenswertes Interview auch rund um die Einflüsse der einzelnen Mitglieder herausgekommen.
Bernie, altes Haus! So hört man sich wieder – bei GODSLAVE steht momentan einiges an, wie geht es dir und deiner Mannschaft?
Ja Servus, mein Lieber, danke der Nachfrage. Ja, es steht einiges an, wir haben viel zu tun. Wie es uns geht, ist nicht so einfach in einem Satz zu beantworten, das ist jeden Tag anders, hehe. Aber als Band geht's uns, denk ich, ganz gut. Wir gehen gut miteinander um und leben!
Seit der superben "Positive Aggressive"-Scheibe sind dreieinhalb Jahre ins Land gezogen. Magst du mir ein kleines Update geben, was in der Zwischenzeit bei dir und GODSLAVE passiert ist?
Ohje, wie viel Zeit hast du bzw wie viel Geduld haben die Leser*innen haha. Ich versuch, es ganz kurz zu machen: Es ist ja sogar noch mehr Zeit vergangen, so eine Scheibe ist ja meist ein Jahr vorher bereits fertig. Wir haben danach erstmal alles drangesetzt, dass wir nicht doch noch auseinanderbrechen, und ich bin ganz ehrlich zu dir: Das wird immer Teil unserer Bandarbeit sein. Das Leben geht weiter, wir werden alle älter, haben Verantwortungen und unterschiedliche Interessen, das gehört nun einfach dazu! Wir haben unsere Doku "Hinter der Kulisse – ein Blick in die Seele einer Metalband" nach vielen Jahren endlich fertig gestellt (die zeigt auch ein bisschen den täglichen Struggle) und lange an unserem Tribute-Album "Champions" gearbeitet. Natürlich haben wir auch einige Male live gespielt und hier unser Game verbessert, hehe.
Und außerdem sind wir endlich wieder ins Songwriting reingekommen, nachdem es zwei, drei Jahre sehr mau aussah. Jetzt haben wir 20 Songs, an denen wir gerade arbeiten.Anlass unseres Gesprächs sind gleich zwei Besonderheiten: Zum einen erschien Anfang November eine Band-Doku namens "Hinter der Kulisse". Was war ausschlaggebend dafür, dass ihr gesagt habt: "Wir machen eine Doku!"? Was war der Auslöser hierfür?
Ich weiß meistens nicht, warum ich grade aufgestanden bin und plötzlich in der Küche stehe, aber an diesen einen Moment erinnere ich mich ganz genau: Es war auf der Fahrt zum "Monster Metal" in Gronau und wir sprachen drüber, was wir als nächstes großes Ding machen könnten, abseits vom Albenzyklus. Die Idee der Doku schien erstmal bekloppt, weil wir ja jetzt keine riesige Band sind, es war aber schnell klar, dass wir gerne mal über unsere DIY-Attitüde berichten wollen. Einmal, um zu zeigen, was da eigentlich für ne elende Arbeit dahintersteckt und Bands, aber auch zu zeigen: "Hey, das geht, könnt ihr auch machen, wenn ihr das wollt."
Nun, dann kam Corona und so einiges mehr und dann liefs doch in eine andere Richtung, hehe.
Welche besonderen Momente bleiben dir persönlich hierbei für immer in Erinnerung? Gab es auch Augenblicke, bei denen ihr skeptisch wart, diese an die Öffentlichkeit zu bringen? Hat euch die Arbeit hieran noch einmal als Band, als brüderliche und menschliche Gemeinschaft noch einmal näher zusammengeschweißt?
Ich bin immer für volle Transparenz, weil uns das auch grade in der Metal-Szene total fehlt. Alle wollen immer als die tollen Erfolgreichen dastehen, die alles hinbekommen und eh die harten geilen Kerle sind. Die machen keine Fehler und wenn, dann wird das Problem mit Testosteron weggebollert. Das ist manchmal so erbärmlich, dass ich nicht mal mehr den Kopf drüber schütteln will…
Also nein, ich persönlich war da nie skeptisch. Es gab Stimmen in der Band, die nicht sicher waren, ob das überhaupt jemanden interessiert. Das Feedback beispielsweise vom Deaf Forever, aber auch von etlichen Leuten aus der Szene, war dann aber sehr eindeutig. Es gab sehr viel Dankbarkeit, dass wir das so ehrlich und offen durchgezogen haben und ich stehe zu 100% hinter allem, was da zu sehen ist. In Erinnerung bleibt mir alles, aber insbesondere die Probleme mit unserem Sänger Thommy, die mich psychisch extrem mitgenommen haben, da zehre ich auch heute noch von. Das haben wir in der Doku ja sehr detailliert bearbeitet.
Wie man im letzten Teil der Doku gut sehen kann, hast du mit deiner Vermutung sehr recht. Wir sind nur aus diesem Loch rausgekommen, weil wir einen neuen Umgang miteinander gefunden haben. Und wie ich in einer der vorigen Fragen schon angedeutet habe, die menschlichen Hürden hören ja nicht einfach auf, wir haben regelmäßig Situationen, mit denen wir als Menschen umgehen müssen. Das tun wir recht erfolgreich, aber das braucht Energie. Wir sind jetzt eine ganz andere, tiefere Gemeinschaft als die ganzen Jahre zuvor, definitiv! Und gibt es gegebenenfalls Band-Dokus wie "Lords Of Depravity", an denen ihr euch bei der Arbeit orientiert habt? Welche Doku kannst du uns persönlich ans Herz legen?
Gute und naheliegende Frage, aber tatsächlich haben wir uns nicht so stark an etwas anderem orientiert. Inspiriert haben uns natürlich viele Dokus, bei mir waren es insbesondere solche aus dem Wrestling-Bereich, wo es oft um harte Schicksale geht. Sowas haben wir dann mit unserem Doku-Macher Jonas Meiser besprochen, der so gar nicht aus dem Metal kommt. Deshalb waren Metal-Dokus für uns auch gar nicht so entscheidend, weil Jonas den Hauptanteil an allem hat. Ich habe zwar mit ihm sehr eng gearbeitet, aber er ist der Profi und nicht ich. Von daher hatte er auch am meisten Einfluss.
Ich bin von vielen Metaldokus nicht überzeugt, weil es da meistens eben NICHT um die Menschen geht, sondern nur um die Musiker*innen. Das bleibt meistens an der Oberfläche und simmert so für sich hin. Das find ich langweilig, weil es doch immer wieder das Gleiche ist. Das war klar, dass wir das anders machen wollten – gerade weil wir als Musiker nun wirklich nicht SO spannend sind, haha. "Lord Of Depravity" ist dabei aber tatsächlich eine der besten Dokus. Am Ende wird es aber wohl der ANVIL-Film oder "Some Kind Of Monster" sein, die man als Vergleich und Inspiration ranziehen kann. Denn da geht es um die Menschen hinter den Musikern.
Jetzt geht es aber ans Eingemachte, denn zum anderen erscheint am 14. März mit "Champions" ein ganz besonderes Tribute-Album. Auf dieser Scheibe covert ihr absolute Perlen großer Bands und mit 'To The Rats' und 'Thrash 'Till Death' gibt es die ersten Sahnestückchen vorab schon zu hören. Stilistisch sind TRIVIUM und DESTRUCTION nicht allzu weit von euch entfernt, aber welche Bedeutung haben beide Bands für dich?
'Thrash 'Till Death' ist nicht Teil von "Champions", der war nur Eisbrecher für die Doku, steht also für sich alleine. Die Jungs von DESTRUCTION sind über die Jahre gute Kollegen geworden, wir kennen sie schon lange, und sowohl Mike (auf "Into The Black" von 2011) als auch Damir (auf "Positive Aggressive" von 2021) haben uns schon mit Gast-Soli beehrt.
TRIVIUM ist insbesondere für Manni ein essenzieller Einfluss gewesen. Für mich selbst nicht, auch wenn ich "The Crusade" absolut genial finde.
Darüber hinaus gibt es so viele so gute und gelungene Überraschungen. Denn mit THE OFFSPRING, NOFX und PENNYWISE lasst ihr den Punk Rock hochleben. Eure Hommage an ein Genre, das eure Jugend neben dem lupenreinen Metal geprägt hat?
Thommy sagt immer gern "Ich komm ja aus'm Punk", haha. So ist es, das war sein erster Kontakt mit härterer Musik. Bei THE OFFSPRING ist das wahrscheinlich bei den meisten unserer Generation so, GREEN DAY kann man hier sicher noch hinzuzählen. Diese Bands haben uns geprägt und waren oft die Brücke zum Metal. So auch bei Thommy, grade bei NOFX.
PENNYWISE kam durch Manni auf den Zettel. Was genau hinter den Songs steckt, werdet ihr sehr bald auf unseren Kanälen erfahren können. Wir haben zu jedem einzelnen Song ein kleines Erklärvideo gedreht. Außerdem gibt es noch viel mehr Hintergrundinfos in unserem bandeigenen Podcast "1 Finger, 2 Words", den es ausschließlich auf unserer Page gibt: www.godslave.de/backstage
Ich finde die Songauswahl so richtig, richtig gut. Denn anstatt die üblichen Verdächtigen zu covern, gibt es MOTÖRHEADs 'Sucker', 'Hard As Iron' von JUDAS PRIEST oder ICED EARTHs 'Stormrider' vor den Latz geknallt. Wie kam es zur Songauswahl der großen Wegbereiter?
Danke, das war auch genau unser Ziel und die Vorgabe: es darf keine Thrash-Band aus der ersten Reihe sein und wenn es generell eine Band aus der ersten Metal-Reihe ist, dann müssen alle Hits außen vor bleiben – es soll spannend, interessant und überraschend bleiben. Sonst ist es einfach nur the same shit as usual.
ICED EARTH war für meine persönliche Gitarristen-Erziehung die mit Abstand wichtigste Band. Für mich war in den 90ern immer klar: Wenn du 'Stormrider' mal am Stück spielen kannst, dann hast du's als Gitarrist geschafft. Nun… habe ich leider immer noch nicht, haha. Das Teil ist so brutal zu spielen, dass Manni mir helfen musste. Das ist völlig unmenschlich…
JUDAS PRIEST ist ein großer Einfluss von Mika und "Ram It Down" war seine erste Scheibe. 'Sucker' von MOTÖRHEAD hat für Manni eine wichtige Bedeutung, weil sich bei diesem Song zum ersten Mal der Musikgeschmack von ihm und seinem Vater überlappt hat.
Generell kann man sagen: Jeder einzelne Song hat eine tiefgehende Bedeutung für einen von uns und das war auch die wichtigste Maßgabe – diese Songs sind unsere "Champions", unsere Helden.Überraschend sind vor allem eure Verneigungen vor SAMAEL und LIMP BIZKIT. Erkläre doch bitte einmal, wie es zu 'Rain' und 'Full Nelson' kam. Welche Bedeutung haben Black-/Instrustrial Metal und das großartige "Chocolate Starfisch…"-Album für euch?
Gar keine, haha. Es sind in erster Linie diese Songs und nicht die Alben, die eine Bedeutung für die Personen haben. Es geht nicht um den Einfluss auf die Band, sondern den Einfluss auf die einzelne Person. Somit hat das auch eine große Relevanz für die Band, aber nicht immer einen direkten Einfluss, hehe.
'Rain' ist Mikas Wahl, er war damals total fasziniert von dem Song. Das kann ich auch selbst total nachvollziehen, ich habe ihn auf einem Rock-Hard-Sampler gehört, das war schon was Besonderes damals. 'Full Nelson' ist für Manni wichtig, das hat auch ganz viel mit dem Text zu tun. Wir haben mit GODSLAVE auch schon einiges an Scheiße fressen dürfen und der Text beschreibt diese Situation ganz gut, wenn auch in einer uns sehr fernen gewalttätigeren Sicht, hehe.
DAVID HASSELHOFF?! Ernsthaft? Finde ich absolut großartig! Wer hatte die Idee zu 'Nightrocker' und wie kam es zum Cover?
Wer uns live kennt, weiß, dass das kommen würde. Wir beenden seit jeher unser Set mit 'Looking For Freedom' als Outro. Mika und ich waren auch beim "Hoff live" in Saarbrücken, es war so gro0artig!! Und nein, das meinen wir nicht ironisch! Wir sind einfach große Fans und da wir ihm eben nur musikalisch huldigen können, huldigen wir ihm musikalisch. Der Hoff ist ein essenzieller Teil unseres Lebens, wie für alle Jungs aus unserer Generation.
'Night Rocker' ist ein Mega-Song mit Hammer-Artwork und weit von den Schlagerhits und Schnulzen entfernt, die man sonst so von ihm kennt. Deshalb war das eine schnelle und eindeutige Wahl.
Ich lehne mich einmal weit aus dem Fenster, aber kann es sein, dass Songs wie 'Stay Hungry', 'Hard As Iron', 'Cool To Hate' oder 'Nightrocker' auch aufgrund ihres Titels als Motto von 15 Jahren GODSLAVE gewählt wurden?
Haha, das ist ne sehr coole These, ist aber leider überhaupt nicht so, sorry.
Wir haben ausschließlich Songs auf dem Album, die einem von uns sehr viel bedeuten und einen großen Einfluss drauf hatten, dass wir selbst Musik machen wollten. Einzige Ausnahme ist vielleicht der Hoff, der hatte einfach nur Einfluss. Und die zwei F.K.Ü.-Songs sind einfach nur aus Spaß drauf gekommen, das darf auch mal sein.Im Video zu 'Don't Call Me White' kämpft ihr im Ring gegen die sogenannte "Metal-Polizei". Bernie, lass einmal deinen Frust ob dieses Themas freien Lauf; was möchtest du uns an dieser Stelle mit auf den Weg geben?
Ich muss dich hier vielleicht ein wenig enttäuschen, mit mittlerweile 43 habe ich keine große Lust oder auch Energie dafür, mich über die "Metal-Polizei" aufzuregen. Das habe ich viele Jahre gemacht und ich war genauso auch viele Jahre ein absoluter Hardliner in Sachen Metal. Mittlerweile ist mir das alles völlig egal, soll jede*r tun und lassen, was er oder sie mag.
BABYMETAL find ich aber trotzdem blöd, haha.
Und ein kleines Wort dazu natürlich trotzdem noch: Leidenschaftlich über Musik zu diskutieren, ist etwas Wunderbares. Was ich einfach nicht mehr in meinem Leben haben will, ist dieses Geschwätz, was denn nun Metal ist und was nicht und GANZ BESONDERS diese tolle, harte Männlichkeit, mit der man alles angehen muss, hat mit meinem Leben schon lange nix mehr zu tun, das ist mir einfach zu kindisch. Macht halt, was ihr wollt und braucht. Habe ich alles durch, keine Lust mehr.
Ihr habt einen so vollen Kalender für die ersten 2025er Monate. Doch was steht nach der "Champions"-Veröffentlichung an? Womit kann man als GODSLAVE-Fan bei seinen Lieblingen rechnen?
Ganz klar das nächste Album, es dauert jetzt schon viel zu lange! Wir hatten ein riesiges kreatives Loch, was an uns als Songwriter lag. Wir kamen nach dem sehr guten letzten Album einfach nicht mehr rein. Aber das hat sich geändert und wir sind hart am Arbeiten. Das wird das ganze Jahr so gehen. Also freut euch auf ein neues Album 2026!
Bernie, es war mir wie immer eine ganz große Freude. Das Cover-Album ist große Klasse und ich wünsche euch wie eh und je nur das Beste! Was möchtest du unseren Lesern und euren Fans mit auf den Weg geben?
Dank dir vielmals, da steckt wahnsinnig viel Leidenschaft und Arbeit drin. Ganz besonders Manni hat hier krass abgeliefert und irre viel Arbeit reingesteckt – Props an ihn! "Champions" ist so gut geworden, weil er es so gut gemacht hat!
Hörts euch an, da ist für alle was dabei.
Infos zum Album findet ihr auf unserer eigenen Album-Landing-Page www.godslave.de/champions
Was ich den Leuten mitgeben möchte: Seid lieb zueinander!
- Redakteur:
- Marcel Rapp