Gruppenthearpie KING OF ASGARD - "...To North"

29.07.2012 | 20:11

KINGS OF ASGARD wurden Zweiter im Juli-Soundcheck. Verwunderung? Nun, es ist eine Band mit Musikern zweier relativ etablierter Bands in der Szene, FALCONER und MITHOTYN. Ob das ein cooler Mix ist, erfahrt ihr wie immer in der Gruppentherapie.

 

cover


Ich bin unwürdig, ich bin Staub. Wenn jemand solch ein fulminantes Wikingerbollwerk aus dem lehmigen Boden hievt, darf man vollkommen zu recht den König im Namen tragen. "...To North" ist also jene Scheibe, die im teils verregneten Juli-Monat die größte Lust verbreitet hat. KING OF ASGARD haben demzufolge Stücke in Petto, die sich gewaschen haben und vor Kraft, Inbrunst, Selbstvertrauen und Vitalität nur so strotzen. Allein dieses mystische Coverartwork, aber auch Songs wie 'Gap Of Ginnungs', 'Nordvegr' oder das direkt folgende 'Up On The Mountain' beeindrucken auf ihre eigene Art und Weise auf ganzer Linie. Die Wikinger stürmen mit aus Todesblei gegossenen Waffen und mit energischen Schritten in Richtung Trommelfell, Hirn und Herz. Da ich ansonsten nicht viel mit Death-Metal anfangen kann, dieser Viking-Einschlag aber phänomenal zum akustischen Konzept passt, kratzt "...To North" an der Höchstpunktzahl. Und gänzlich alleine scheine ich dieses Mal nicht zu sein. Hört rein, lasst euch von diesen Mammut-Stücken platt walzen, zückt eure Schwerter, schwingt euer Haar, beackert eure Nackenmuskulatur und lasst den König von Asgard hoch leben.

Note: 9,0/10
[Marcel Rapp]



bandphoto

Endlich mal eine Scheibe aus der extremeren Ecke, für die ich guten Gewissens eine Kaufempfehlung aussprechen kann. Das ist nämlich eigentlich gar kein Death Metal, das ist Power Metal mit Grunzgesang. Und dabei durchaus sehr gutem Extremgesang, denn das ist immer noch verständlich und nicht nur einförmig dahingerotzt. Dabei kommen die tollen Gitarren schön zum Vorschein und lassen die Vorliebe für nordischen Viking-Metal heraushängen. Ich als in diesem Bereich eher Unwissender würde das mal mit einer spannenden Version von AMON AMARTH umschreiben, bei denen mich der Gesang immer abschreckt, während er hier gut zum Konzept passt. Ja, Hägar der Gutturale macht seine Sache so gut, dass ich die kalten Hymnen ganz begeistert laufen lasse. Dass es im Laufe der Scheibe dann gegen Ende der über 50 Minuten auch mal genug ist, sorgt für einen nicht noch höheren Score, aber dass ich einer Kombination aus Deathvocals und Schunkelmetal mal so eine Note geben würde, war eigentlich nicht zu erwarten.

Note: 7.5/10
[Frank Jaeger]

Diese Rezension führte intern zu einer Dikussion, die ich Euch nicht vorenthalten möchte. Denn sie führte zu einer verwunderten Reaktion von Rüdiger, die Frank folgendermaßen konterte:

Frank: Stimmt doch alles. Das ist kein Death-Metal. Die machen das richtig, was OhMann AmArsch (Anm TB: Soll wohl eine abfällige Anspielung auf AMON AMARTH sein; also bitte lieber Frank...) falsch machen. Und Schunkelmetal trifft es doch ganz gut. Was meinst du? Ich finde das sehr adäquat.

Da konnte unser Stehle-Rüdiger natürlich nicht still halten:

Rüdiger: Ich höre da weder Death Metal, noch Power Metal, noch Grunzgesang/Deathvocals, noch Amon Amarth, noch Schunkelmetal, aber gut, Frank, wenn du das so hörst. Ich kann zumindest nachvollziehen, was Du mit den jeweiligen Beschreibungen meinst. Für mich ist das ganz einfach 100% klassischer Viking/Black Metal, dem man zudem zu 100% anhört, wo die Musiker früher gespielt haben. Sprich: Es ist die sehr konsequente Fortsetzung der Band MITHOTYN, die seinerzeit zu Gunsten einer anderen Band aufgelöst wurde, die du besser kennst: FALCONER.

Somit ist deine Assoziation zu "schunkeligem Power Metal" in Wirklichkeit eine Assoziation zu "Melodieführung in Anlehnung an schwedische Folklore", und damit ein absolut urtypisches Stilmerkmal des Viking Metals. Die übrigen Stilmerkmale sind weit mehr Black Metal der Schwedenschule und ganz allgemein skandinavischer Viking Metal, als es Death Metal ist, und der Gesang ist zwar derb aber in meinen Ohren kein Grunzen. Trotzdem schön, daß es Dir gefällt.

Tja, Frank, da hast Du's.  Aber Du meintest ja selber: "Ich als in diesem Bereich eher Unwissender...". Ich bin übrigens voll bei Dir, mein Freund. Mir kommt beim Hören dieser Musik immer der Begriff "Kinderdeathmetal" in den Sinn. Nun aber geschwind zu Rüdigers Rezi:

 

Die Mjölby-Band MITHOTYN war eine Pionierband des folkloristisch geprägten Viking Metal, die allerdings 1999 aufgelöst wurde, um einer anderen Band Platz zu machen. Diese neue Band trug die Elemente der schwedischen Folklore weiter, entledigte sich jedoch der harschen, schwarzmetallischen Einflüsse. Die Rede ist von FALCONER, der Band um die beiden ex-MITHOTYN-Musiker Stefan Weinerhall und Karsten Larsson. Obwohl dieser neuen Band viel Erfolg beschieden ist, gibt es noch immer etliche alte Fans, die den Verlust MITHOTYNs nie ganz verwunden haben. Genau diese Leute können nun seit gut drei Jahren auf KING OF ASGARD bauen, denn in dieser Band hat sich Karsten Larsson wieder mit Karl Beckmann zusammen getan, dem "anderen" MITHOTYN-Gitarristen, der hier zudem vollständig die harschen, keifenden Vocals übernimmt, wie er es teilweise schon in der alten Zeit getan hat. Nun wird aber dennoch keine aufgewärmte MITHOTYN-Suppe serviert, sondern die Band setzt durchaus eigene Akzente. Wuchtiger und druckvoller produziert, etwas weniger verspielt als die Vorgängerband, geht man heute schnörkelloser zu Werke, allerdings nicht ohne dennoch die wunderbaren nordischen Folkmelodien im Bereich der Leadgitarren einzuflechten. Die Riffs sind massiv, in langsameren Passagen fast doomig, dann wieder der Schwarzraserei verfallen, dabei jedoch immer sehr melodiös. Dazu gibt es heftigen, aber blitzsauber artikulierten Gesang und kolossale Wikingerhymnen der Extraklasse. Wer also einen Narren an dieser Musikerclique aus Mjölby gefressen hat, der findet in KING OF ASGARD eine dritte großartige Band, deren hier besprochenes zweites Album den Erstling nochmals deutlich übertrifft, und die sich auch hinter keinem Werk der beiden anderen genannten Bands verstecken muss: folkloristischer Viking Metal vom Feinsten!


Note: 9,5/10
[Rüdiger Stehle]

logo

 

Ist es nicht toll, wenn einem ein 34 Sekunden langes Intro mit einfachsten Mitteln direkt klarmacht, wie die Marschrichtung des Albums aussieht? In diesem Fall sind es mächtige Hörner, die einen unwillkürlich wissen lassen: Es geht aus dem Norden hinaus in den Rest der Welt - und wer uns im Weg steht, dem gnade Odin. Und genau diese Stimmung zelebrieren die Herren von KING OF ASGARD (welch simpler, aber umso zielgenauerer Bandname) über die gesamte Spielzeit hinweg. "... To North" kommt extrem hymnisch, melodisch und eingängig daher, doch klarer Gesang würde zu dieser Musik trotzdem nicht passen. Insofern ist es gut und richtig, dass hier angenehm garstig vor sich hin gebrummelt wird. Böse ist die Musik dabei aber zumeist wirklich nicht, dafür gibt es schlichtweg zu viele Folk-Anteile und sonstige "schöne" Melodien. Es handelt sich hierbei um eine Art Prototyp von "Klippenmusik", also die Musik, zu der man beim Weltuntergang auf einem hohen Felsen am Meer steht und den Sturm solange anbrüllt, bis unsere Erde entzwei bricht oder der Sturm besiegt wird oder die wahre Erkenntnis über Sinn und Zweck der eigenen Existenz erlangt wird oder...(Anm. TB: seltsame Assoziationen hast Du da zum Thema Weltuntergang). Das mag jetzt vielleicht alles etwas weit hergeholt klingen, und niemand muss diese Assoziationen teilen, aber dass KING OF ASGARD es schaffen, mich derart hinfortschweben zu lassen, spricht definitiv für die Stimmigkeit ihrer Kompositionen. Zwar ist nicht jeder Song ein absoluter Volltreffer, und teilweise unterscheiden sich die Tracks auch nicht sonderlich, aber das ist auch schon der einzige Kritikpunkt, den ich hier anbringen kann. Hört euch 'Gap Of Ginnungs' an - und wenn euer Wikingerherz dann höher schlägt, so legt euch diese Platten bedenkenlos zu.

Note: 8,5/10

[Oliver Paßgang]


Ich bin schon überrascht, dass die Kollegen bei ihren Lobpreisungen des neuen, im Vergleich zum Vorgänger deutlich verbesserten Albums, den Namen UNLEASHED noch gar nicht eingebaut haben. Die gut verständlichen Vocals von Karl Beckmann erinnern durchaus an Jonny Hedlund, die melodischen Gitarrenleads könnten auch auf "Odalheim", "Hammer Battalion" oder "As Yggrdasil Trembles" stehen, da ist es wenig verwunderlich, dass unserer Redaktion das ausgesprochen gut gefällt. Im Vergleich zum Einstand "Fi'mbulvintr" gehen die ehemaligen MITHOTYN-Recken dieses Mal aber deutlich abwechslungsreicher zu Werke. Der von Rüdiger erwähnte folkloristische Einschlag ist deutlich präsenter - schon der Opener 'The Nine Worlds Burn' wird mit heimatlichen, weiblichen Vocals aufgepeppt - die Arrangements sind spannender, die Melodien griffiger, der Hymnenfaktor höher. Kurz: "...To North" ist ein erstklassiges Viking-Metal-Album geworden, das sich Fans von UNLEASHED und MITHOTYN beinahe zwingend ins Regal stellen müssen.

Note: 8,0/10

[Peter Kubaschk]

Redakteur:
Thomas Becker

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