Gruppentherapie SLOUGH FEG - "Digital Resistance"
17.02.2014 | 07:48Große Gruppentherapie zu eine großen Band, die mal wieder auf dem Soundcheck-Stockerl steht.
Schon das neunte Album im Gepäck, im Underground ein exzellenter Ruf, und doch gibt es für Mike Scalzis Bande mit ihrer Musik noch jede Menge neuer Seelen zu fangen. Dies zeigt auch unsere große Gruppentherapie zum Soundcheck-Zweiten "Digital Resistance".
SLOUGH FEG ist mir vor allem durch ein sehr prägendes Livekonzert (ich hatte fast ein halbes Jahr Schmerzen in der Schulter vom KIT-Moshpit) ein Begriff, ich kenne auch ein paar Lieder, doch die intensive studiotechnische Beschäftigung blieb bis zu "Digital Resistance" aus. Seltsam, denn sie werden oft im Atemzug mit einer meiner Lieblingsbands, HAMMERS OF MISFORTUNE genannt. Als Fazit nach einem guten Dutzend enthusiastisch wahrgenommener Spins kann ich festhalten: SLOUGH FEG ist anders, aber keinen Millimeter schlechter als die HAMMERS. Ich glaube auch, dass es egal ist, mit welchem Album man zu dieser Feststellung kommt, ist man einmal mit dem FEG-Virus infiziert, gibt es kein Heilmittel mehr. Diese Musik ist sowas von pfiffig, spritzig, intelligent, eingängig, eigentümlich, liebenswert, kunstvoll, erhaben, toll, wunderschön, gänsehäutend, energieentlockend, energeriespendend, erfrischend, schwebend, schwelgerisch... Hach! Nur frische Bergluft einatmen ist noch besser! Und lasst mich in Ruhe mit einer Stilsortierung. Alles, was an Rockmusik Spaß macht, ist hier enthalten. Als Gitarrenmensch habe ich selten so einen großen Bock gehabt wie hier, mir wie in guten alten Zeiten ein Songbook zu kaufen und jedes Riff, jedes Lick und jedes Solo auswenig zu lernen. Sowas will man kennen und können. Und so ein toller, eigentlich nur leicht angezerrter Gitarrensound! Zudem ist die Stimme eine der charismatischsten, die ich kenne. Schreit also nach Höchstnote. Nein, ist es nicht, denn eine klitzekleine Minischwächsephase höre ich bei 'The Price Is Nice'. Doch auch dafür würde ich ein weiteres halbes Jahr Schulter-Aua in Kauf nehmen, würden sie es live spielen. Maximale Begeisterung!
Note: 9,5/10
[Thomas Becker]
"Digital Resistance". Ein Titel, der nicht besser hätte gewählt werden können. Denn wie Kollege Becker beschreibt, überkommt auch mich beim Hören ein positives Gefühl, so natürlich, spritzig und energiespendend, um mal ein paar Adjektive zu klauen, ist "Digital Resistance" geworden. Selbst ich, der eher modernen Tönen verfallen ist, muss das gestehen. Insbesondere der starke folkloristische Einschlag - ohne dabei dem Heavy Metal zu entsagen - in Kombination mit Mike Scalzis charakterstarkem Gesang, sorgt für Entzücken. Ja, das ist durchaus eigenwillig und bis zu einem gewissen Grad auch gefällig. Die zweite Hälfte des Albums bietet mir jedoch wenig neues, der Sound, so toll er ist, nutzt sich leider auch schnell ab. Die "Minischwäche" bei 'The Price Is Nice' ist übrigens, dass die Nummer im Gegensatz zur tollen ersten Hälfte ziemlich inspirationslos tönt. Aber insgesamt gefällt mir SLOUGH FEGs neuer Wurf gut, für die Experimentierfreudigkeit und schönen Melodien gibt es zusätzlichen Applaus. So stark wie bei meinen Kollegen fällt er jedoch nicht aus.
Note: 7,0/10
[Jakob Ehmke]
Bruder Jakob, wie so oft kann ich deine Aussagen unterschreiben, aber sehe dann eine komische Bewertung unter deinem Beitrag! Also klar, die erste Hälfte des Albums ist etwas besser als die zweite. Da bin ich absolut bei dir, aber für mich sind Songs wie 'Digital Resistance' oder 'Habeas Corpsus' eher der Note 10 nahe, wohingegen 'The Price Is Nice' und 'Warrior's Dusk' eher in 8er-Regionen anzufinden sind. Das macht aus der ganzen Platte eine runde 9, die sich die Band - als JETHRO TULL des Metals - absolut verdient hat. Ohne Anbiederung an Trends oder sonstige Hypes musiziert sich Mike Scalzis Mannschaft fröhlich durch ihre kauzige Welt. Immer mit einer großen Portion Humor ausgestattet ist jede Minute der neuen SLOUGH FEG eine Köstlichkeit für Freunde der besonderen Klänge, die trotz ihrer Verschrobenheit immer eingängig und Ohrwurm-gefährlich sind. Der erste Anwärter auf das Jahrestreppchen!
Note: 9,0/10
[Nils Macher]
Die JETHRO TULL des Metal? Das trifft, gerade bei der Herangehensweise von SLOUGH FEG schon sehr gut zu, ich persönlich würde den Sound aber eher als THIN LIZZY auf Elf beschreiben. Fakt ist aber einmal mehr, dass Mike Scalzi und Kompagnons ein Album abgeliefert haben, das in puncto Spielfreude, Einfallsreichtum, Gewitztheit und Attitüde seinesgleichen sucht. Dabei ist es immer wieder erstaunlich, wie die Band es schafft, aus den ältesten Elementen einen Stilmix zu kreieren, der aktueller kaum sein könnte. Insofern war der Albumtitel "Atavism" vor ein paar Jahren schon programmatisch und beschreibt auch "Digital Resistance" vorzüglich. Da es Bandkopf Scalzi zudem schafft, die intelligentesten, lustigsten und nachdenklichsten Texte seit dem Abgang von Martin Walkyier bei SKYCLAD zu schreiben, gibt es momentan kaum eine Band, die Herz, Hirn und Eier gleichzeitig so anspricht wie SLOUGH FEG. Die Konsequenz daraus? Eine Höchstnote und die Feststellung, dass es völlig egal ist, ob ältere Alben vielleicht hier und da besser waren, denn 2014 muss sich alles, was im klassischen Heavy Metal veröffentlicht wird, mit "Digital Resistance" messen und das wird schwer.
Note: 10,0/10
[Raphael Päbst]
JETHRO TULL? No fucking way - auch wenn die Frisur von Mike Scalzi vermutlich bald so aussieht wie die von Ian Anderson. Warum sollte er auf den aktuellen Promofotos sonst so einen komischen Hut tragen? Was meine Kollegen vermutlich sagen wollen: Die begnadete, völlig eigenständige und im besten Sinne des Wortes zeitlose Musik von (THE LORD WEIRD) SLOUGH FEG erkennt man unzweifelhaft nach den ersten zwei Takten. Das ist bei der neuen Göttergabe "Digital Resistance" natürlich wieder nicht anders. Mighty Holg nennt so etwas Kauz-Metal, wobei Kauz ein Sammelbegriff für verschiedene kleine Eulenarten ist. Eulen unterscheiden sich in ihrem Verhalten ziemlich von anderen Vogelarten und wurden deshalb schon im Altertum für mysteriöse Sonderlinge gehalten. Mike ist ein besonders sympathischer und von der nymphomanischen Metal-Muse mehr als nur geküsster Kauz. Für mich sind SLOUGH FEG-Platten mit ihren sonoren Klangfarben, ihren provokant archaischen Rhythmen, ihrer virtuosen und immer leicht neben der Konvention her segelnden Gitarrenarbeit und dem unverwechselbaren, sympatho-psychopathischen Gesang überall und jederzeit ein himmlischer Genuss. Mich würde nicht mal wundern, wenn der olle Scalzi, die coole Sau, im zweiten Teil der Platte bewusst etwas an Fahrt aus den Kompositionen rausgenommen hat, damit das Gesamtbild bloß nicht zu gefällig und konsensfähig wird. Spätestens seit "Down Among The Deadmen" liebe ich diese Band nun schon heiß und innig, weil sie so genialisch anders ist. Darum kauft ihr da draußen jetzt alle SLOUGH FEG-Alben, und wenn keines mehr lieferbar ist, dann kettet ihr euch vor dem Eingang der Plattenfirma an den Gartenzaun bis die Neuauflagen erhältlich sind! Oder so...
Note: 9,5/10
[Martin van der Laan]
In jedem Text über SLOUGH FEG muss zwangsläufig der Begriff "kauzig" fallen, so dass ich dies gleich zu Beginn erledigen möchte. Meist geschieht dies in Ermangelung präziserer Termini, bzw. weil sich die Amerikaner keiner festen Schublade zuordnen lassen. Somit gibt es dann doch wieder eine geeignete Kategorie für SLOUGH FEG, nämlich die für all diejenigen Kapellen, denen man kein eindeutiges Label verpassen kann. Dort ist man schließlich in bester Gesellschaft, denn meist genießen solcherlei Bands eine Art Kultstatus. Ich denke da nur an CIRITH UNGOL oder MANILLA ROAD. Andererseits scheiden sich an diesen Combos auch oft die Geister. Entweder man liebt sie oder man hasst sie.
Im Falle von SLOUGH FEG muss ich die obige These gleich mal im Eigenversuch relativieren. Meine - zugegebenermaßen sehr späte - erste Begegnung mit ihnen hatte ich beim "KIT XV" (Ey, ich hoffe es warst nicht Du, der mir dem Rempler verpasst hat!, T.B.). Zwar fand ich ihren Auftritt dort sehr unterhaltend, wirklich überzeugt war ich jedoch nicht. Somit fehlte mir danach auch die Motivation, mich eingehender mit ihrem Schaffenswerk auseinanderzusetzen. Durch das neue Album "Digital Resistance" gibt es nun einen aktuellen Anlass, genauer hinzuhören und dies lohnt sich in der Tat. Woher mein plötzlicher Sinneswandel?
Nun, zunächst sind da diese Folk- und Seventies-Einflüsse, die bei den Wahl-Kalifornieren nahtlos in einen ureigenen Stil transformiert werden. Hauptverantwortlich dafür zeigt sich Bandkopf Mike Scalzi, der darüber hinaus nicht nur über einen höchst eigenständigen Gesangsstil verfügt, sondern auch noch ein äußerst versierter Gitarrist ist. Seine Gitarrenarbeit in "Laser Enforcer" ist jedenfalls nicht von dieser Welt. Gott sei Dank lässt der Gute aber jedwede Guitarhero-Attitüde vermissen. Es steht immer der Song im Mittelpunkt und davon gibt es genau zehn auf "Digital Resistance", welche partiell durch ein Textkonzept über das digitale Zeitalter miteinander verknüpft sind. Denn - fast hätte ich es vergessen - Scalzi ist ja auch noch Professor für Philosophie!
Insgesamt gehören die Amis zwar immer noch nicht zu meinen absoluten Faves, gleichwohl gebührt ihnen mein Respekt für ein sauber produziertes, überdurchschnittliches und vor allem eigenständiges Album.
Note: 8,0/10
[Alexander Fähnrich]
Kauzig, verschroben, folkig, "Old School, aber zeitlos" – alles Attribute die immer wieder auftauchen, wenn es darum geht die Musik von SLOUGH FEG zu beschreiben. Obwohl mich alle diese Attribute sehr ansprechen, habe ich es bislang, genau wie Alexander, sträflicherweise verpasst, mich näher mit dieser Band auseinanderzusetzen. Den Release von "Digital Resistance" hab ich deshalb nun zum Anlass genommen dieses Versäumnis aus der Welt zu schaffen und stelle nach einigen Tagen der Dauerrotation mal wieder fest, dass mir da in der Vergangenheit sehr viel entgangen sein muss.
Was für eine überschäumende Spielfreude! Welch wunderbare Twin Guitaren! Was für verträumte Melodien, die trotzdem mächtig rocken! Herrlich organisch warmer Sound! Was für eine anheimelnde Stimme! All diese wunderbaren Eindrücke sammelt man über die gesamte Albumdistanz, auch wenn 'The Price is nice' eben wirklich nur nice und nicht so awesome wie die restlichen Songs ist. Was bleibt also abschließend über "Digital Resistance" zu sagen? Wie Raphael bereits erwähnte, werden hier Herz, Hirn und Eier gleichzeitig und gleichberechtigt angesprochen und mein langer Einkaufszettel hat sich mittlerweile um einige Alben von SLOUGH FEG erweitert.
Note: 9,0/10
[Arne Boewig]
Da hört man es immer ziemlich knistern, wenn sich diese Band anschickt, etwas herauszubringen. Zur neuen SLOUGH FEG werden wieder so einige Redakteure etwas mehr zu sagen haben. Was immer fällt, ist der Begriff „Kauz“ oder „kauzig“. Auch hier. Inflationär. Das macht neugierig. Mag ich doch Käuzchen und verschrobene Typen auch. Und warum diese Zuschreibungen – zwischen Anerkennung und Belächeln – zutreffen, das bemerke ich schon bald. Mindestens, wenn die trolligen Gitarrenläufe zu vernehmen sind und der Sänger mit seiner Hymnenkehle durch den Retrosound stelzt. Aber da wird kein Hehl aus Pathos, Glut und Glimmer gemacht. Wer 'Habseus Corpsus' so beginnen läßt und so entwickelt, dem fliegen Stücke meines Herzens zu. Ich hatte mal so eine Phase kurz vor 17, 18, da lief viel so ein Zeug durch meinen CD-Player. Oder war das ein Walkman? Egal. Knistern tat es, wohlig war es, draußen Umwege laufen, das machte Spaß. Und im Rhythmus des jugendlichen Schrittes die Riffs und Tonleitern mitsummsen. Zeitversetzte Kunst und zeitlos. Gefällt mir außerordentlich.
Note: 8,0/10
[Mathias Freiesleben]
Mehr zu diesem Artikel:
SLOUGH FEG ist mir vor allem durch ein sehr prägendes Livekonzert (ich hatte fast ein halbes Jahr Schmerzen in der Schulter vom KIT-Moshpit) ein Begriff, ich kenne auch ein paar Lieder, doch die intensive studiotechnische Beschäftigung blieb bis zu "Digital Resistance" aus. Seltsam, denn sie werden oft im Atemzug mit einer meiner Lieblingsbands, HAMMERS OF MISFORTUNE genannt. Als Fazit nach einem guten Dutzend enthusiastisch wahrgenommener Spins kann ich festhalten: SLOUGH FEG ist anders, aber keinen Millimeter schlechter als die HAMMERS. Ich glaube auch, dass es egal ist, mit welchem Album man zu dieser Feststellung kommt, ist man einmal mit dem FEG-Virus infiziert, gibt es kein Heilmittel mehr. Diese Musik ist sowas von pfiffig, spritzig, intelligent, eingängig, eigentümlich, liebenswert, kunstvoll, erhaben, toll, wunderschön, gänsehäutend, energieentlockend, energeriespendend, erfrischend, schwebend, schwelgerisch... Hach! Nur frische Bergluft einatmen ist noch besser! Und lasst mich in Ruhe mit einer Stilsortierung. Alles, was an Rockmusik Spaß macht, ist hier enthalten. Als Gitarrenmensch habe ich selten so einen großen Bock gehabt wie hier, mir wie in guten alten Zeiten ein Songbook zu kaufen und jedes Riff, jedes Lick und jedes Solo auswenig zu lernen. Sowas will man kennen und können. Und so ein toller, eigentlich nur leicht angezerrter Gitarrensound! Zudem ist die Stimme eine der charismatischsten, die ich kenne. Schreit also nach Höchstnote. Nein, ist es nicht, denn eine klitzekleine Minischwächsephase höre ich bei 'The Price Is Nice'. Doch auch dafür würde ich ein weiteres halbes Jahr Schulter-Aua in Kauf nehmen, würden sie es live spielen. Maximale Begeisterung!
Note: 9,5/10
[Thomas Becker]
"Digital Resistance". Ein Titel, der nicht besser hätte gewählt werden können. Denn wie Kollege Becker beschreibt, überkommt auch mich beim Hören ein positives Gefühl, so natürlich, spritzig und energiespendend, um mal ein paar Adjektive zu klauen, ist "Digital Resistance" geworden. Selbst ich, der eher modernen Tönen verfallen ist, muss das gestehen. Insbesondere der starke folkloristische Einschlag - ohne dabei dem Heavy Metal zu entsagen - in Kombination mit Mike Scalzis charakterstarkem Gesang, sorgt für Entzücken. Ja, das ist durchaus eigenwillig und bis zu einem gewissen Grad auch gefällig. Die zweite Hälfte des Albums bietet mir jedoch wenig neues, der Sound, so toll er ist, nutzt sich leider auch schnell ab. Die "Minischwäche" bei 'The Price Is Nice' ist übrigens, dass die Nummer im Gegensatz zur tollen ersten Hälfte ziemlich inspirationslos tönt. Aber insgesamt gefällt mir SLOUGH FEGs neuer Wurf gut, für die Experimentierfreudigkeit und schönen Melodien gibt es zusätzlichen Applaus. So stark wie bei meinen Kollegen fällt er jedoch nicht aus.
Note: 7,0/10
[Jakob Ehmke]
Bruder Jakob, wie so oft kann ich deine Aussagen unterschreiben, aber sehe dann eine komische Bewertung unter deinem Beitrag! Also klar, die erste Hälfte des Albums ist etwas besser als die zweite. Da bin ich absolut bei dir, aber für mich sind Songs wie 'Digital Resistance' oder 'Habeas Corpsus' eher der Note 10 nahe, wohingegen 'The Price Is Nice' und 'Warrior's Dusk' eher in 8er-Regionen anzufinden sind. Das macht aus der ganzen Platte eine runde 9, die sich die Band - als JETHRO TULL des Metals - absolut verdient hat. Ohne Anbiederung an Trends oder sonstige Hypes musiziert sich Mike Scalzis Mannschaft fröhlich durch ihre kauzige Welt. Immer mit einer großen Portion Humor ausgestattet ist jede Minute der neuen SLOUGH FEG eine Köstlichkeit für Freunde der besonderen Klänge, die trotz ihrer Verschrobenheit immer eingängig und Ohrwurm-gefährlich sind. Der erste Anwärter auf das Jahrestreppchen!
Note: 9,0/10
[Nils Macher]
Die JETHRO TULL des Metal? Das trifft, gerade bei der Herangehensweise von SLOUGH FEG schon sehr gut zu, ich persönlich würde den Sound aber eher als THIN LIZZY auf Elf beschreiben. Fakt ist aber einmal mehr, dass Mike Scalzi und Kompagnons ein Album abgeliefert haben, das in puncto Spielfreude, Einfallsreichtum, Gewitztheit und Attitüde seinesgleichen sucht. Dabei ist es immer wieder erstaunlich, wie die Band es schafft, aus den ältesten Elementen einen Stilmix zu kreieren, der aktueller kaum sein könnte. Insofern war der Albumtitel "Atavism" vor ein paar Jahren schon programmatisch und beschreibt auch "Digital Resistance" vorzüglich. Da es Bandkopf Scalzi zudem schafft, die intelligentesten, lustigsten und nachdenklichsten Texte seit dem Abgang von Martin Walkyier bei SKYCLAD zu schreiben, gibt es momentan kaum eine Band, die Herz, Hirn und Eier gleichzeitig so anspricht wie SLOUGH FEG. Die Konsequenz daraus? Eine Höchstnote und die Feststellung, dass es völlig egal ist, ob ältere Alben vielleicht hier und da besser waren, denn 2014 muss sich alles, was im klassischen Heavy Metal veröffentlicht wird, mit "Digital Resistance" messen und das wird schwer.
Note: 10,0/10
[Raphael Päbst]
JETHRO TULL? No fucking way - auch wenn die Frisur von Mike Scalzi vermutlich bald so aussieht wie die von Ian Anderson. Warum sollte er auf den aktuellen Promofotos sonst so einen komischen Hut tragen? Was meine Kollegen vermutlich sagen wollen: Die begnadete, völlig eigenständige und im besten Sinne des Wortes zeitlose Musik von (THE LORD WEIRD) SLOUGH FEG erkennt man unzweifelhaft nach den ersten zwei Takten. Das ist bei der neuen Göttergabe "Digital Resistance" natürlich wieder nicht anders. Mighty Holg nennt so etwas Kauz-Metal, wobei Kauz ein Sammelbegriff für verschiedene kleine Eulenarten ist. Eulen unterscheiden sich in ihrem Verhalten ziemlich von anderen Vogelarten und wurden deshalb schon im Altertum für mysteriöse Sonderlinge gehalten. Mike ist ein besonders sympathischer und von der nymphomanischen Metal-Muse mehr als nur geküsster Kauz. Für mich sind SLOUGH FEG-Platten mit ihren sonoren Klangfarben, ihren provokant archaischen Rhythmen, ihrer virtuosen und immer leicht neben der Konvention her segelnden Gitarrenarbeit und dem unverwechselbaren, sympatho-psychopathischen Gesang überall und jederzeit ein himmlischer Genuss. Mich würde nicht mal wundern, wenn der olle Scalzi, die coole Sau, im zweiten Teil der Platte bewusst etwas an Fahrt aus den Kompositionen rausgenommen hat, damit das Gesamtbild bloß nicht zu gefällig und konsensfähig wird. Spätestens seit "Down Among The Deadmen" liebe ich diese Band nun schon heiß und innig, weil sie so genialisch anders ist. Darum kauft ihr da draußen jetzt alle SLOUGH FEG-Alben, und wenn keines mehr lieferbar ist, dann kettet ihr euch vor dem Eingang der Plattenfirma an den Gartenzaun bis die Neuauflagen erhältlich sind! Oder so...
Note: 9,5/10
[Martin van der Laan]
In jedem Text über SLOUGH FEG muss zwangsläufig der Begriff "kauzig" fallen, so dass ich dies gleich zu Beginn erledigen möchte. Meist geschieht dies in Ermangelung präziserer Termini, bzw. weil sich die Amerikaner keiner festen Schublade zuordnen lassen. Somit gibt es dann doch wieder eine geeignete Kategorie für SLOUGH FEG, nämlich die für all diejenigen Kapellen, denen man kein eindeutiges Label verpassen kann. Dort ist man schließlich in bester Gesellschaft, denn meist genießen solcherlei Bands eine Art Kultstatus. Ich denke da nur an CIRITH UNGOL oder MANILLA ROAD. Andererseits scheiden sich an diesen Combos auch oft die Geister. Entweder man liebt sie oder man hasst sie.
Im Falle von SLOUGH FEG muss ich die obige These gleich mal im Eigenversuch relativieren. Meine - zugegebenermaßen sehr späte - erste Begegnung mit ihnen hatte ich beim "KIT XV" (Ey, ich hoffe es warst nicht Du, der mir dem Rempler verpasst hat!, T.B.). Zwar fand ich ihren Auftritt dort sehr unterhaltend, wirklich überzeugt war ich jedoch nicht. Somit fehlte mir danach auch die Motivation, mich eingehender mit ihrem Schaffenswerk auseinanderzusetzen. Durch das neue Album "Digital Resistance" gibt es nun einen aktuellen Anlass, genauer hinzuhören und dies lohnt sich in der Tat. Woher mein plötzlicher Sinneswandel?
Nun, zunächst sind da diese Folk- und Seventies-Einflüsse, die bei den Wahl-Kalifornieren nahtlos in einen ureigenen Stil transformiert werden. Hauptverantwortlich dafür zeigt sich Bandkopf Mike Scalzi, der darüber hinaus nicht nur über einen höchst eigenständigen Gesangsstil verfügt, sondern auch noch ein äußerst versierter Gitarrist ist. Seine Gitarrenarbeit in "Laser Enforcer" ist jedenfalls nicht von dieser Welt. Gott sei Dank lässt der Gute aber jedwede Guitarhero-Attitüde vermissen. Es steht immer der Song im Mittelpunkt und davon gibt es genau zehn auf "Digital Resistance", welche partiell durch ein Textkonzept über das digitale Zeitalter miteinander verknüpft sind. Denn - fast hätte ich es vergessen - Scalzi ist ja auch noch Professor für Philosophie!
Insgesamt gehören die Amis zwar immer noch nicht zu meinen absoluten Faves, gleichwohl gebührt ihnen mein Respekt für ein sauber produziertes, überdurchschnittliches und vor allem eigenständiges Album.
Note: 8,0/10
[Alexander Fähnrich]
Kauzig, verschroben, folkig, "Old School, aber zeitlos" – alles Attribute die immer wieder auftauchen, wenn es darum geht die Musik von SLOUGH FEG zu beschreiben. Obwohl mich alle diese Attribute sehr ansprechen, habe ich es bislang, genau wie Alexander, sträflicherweise verpasst, mich näher mit dieser Band auseinanderzusetzen. Den Release von "Digital Resistance" hab ich deshalb nun zum Anlass genommen dieses Versäumnis aus der Welt zu schaffen und stelle nach einigen Tagen der Dauerrotation mal wieder fest, dass mir da in der Vergangenheit sehr viel entgangen sein muss.
Was für eine überschäumende Spielfreude! Welch wunderbare Twin Guitaren! Was für verträumte Melodien, die trotzdem mächtig rocken! Herrlich organisch warmer Sound! Was für eine anheimelnde Stimme! All diese wunderbaren Eindrücke sammelt man über die gesamte Albumdistanz, auch wenn 'The Price is nice' eben wirklich nur nice und nicht so awesome wie die restlichen Songs ist. Was bleibt also abschließend über "Digital Resistance" zu sagen? Wie Raphael bereits erwähnte, werden hier Herz, Hirn und Eier gleichzeitig und gleichberechtigt angesprochen und mein langer Einkaufszettel hat sich mittlerweile um einige Alben von SLOUGH FEG erweitert.
Note: 9,0/10
[Arne Boewig]
Da hört man es immer ziemlich knistern, wenn sich diese Band anschickt, etwas herauszubringen. Zur neuen SLOUGH FEG werden wieder so einige Redakteure etwas mehr zu sagen haben. Was immer fällt, ist der Begriff „Kauz“ oder „kauzig“. Auch hier. Inflationär. Das macht neugierig. Mag ich doch Käuzchen und verschrobene Typen auch. Und warum diese Zuschreibungen – zwischen Anerkennung und Belächeln – zutreffen, das bemerke ich schon bald. Mindestens, wenn die trolligen Gitarrenläufe zu vernehmen sind und der Sänger mit seiner Hymnenkehle durch den Retrosound stelzt. Aber da wird kein Hehl aus Pathos, Glut und Glimmer gemacht. Wer 'Habseus Corpsus' so beginnen läßt und so entwickelt, dem fliegen Stücke meines Herzens zu. Ich hatte mal so eine Phase kurz vor 17, 18, da lief viel so ein Zeug durch meinen CD-Player. Oder war das ein Walkman? Egal. Knistern tat es, wohlig war es, draußen Umwege laufen, das machte Spaß. Und im Rhythmus des jugendlichen Schrittes die Riffs und Tonleitern mitsummsen. Zeitversetzte Kunst und zeitlos. Gefällt mir außerordentlich.
Note: 8,0/10
[Mathias Freiesleben]
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