Gruppentherapie TRIBULATION - "Down Below"

07.02.2018 | 21:58

Platz drei im Januar-Soundcheck, eine erfolgreiche Europa-Tour mit ARCH ENEMY und dann auch noch glatte zehn Punkte von unserem erfahrenen Redakteur Haris Durakovic? Man kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass es für die Jungs von TRIBULATION mit dem aktuellen Silberling "Down Below" konträr zum Albumtitel steil nach oben geht. Trotzdem sind nicht alle Gruppentherapeuten zu 100 Prozent begeistert und hadern zum Teil auch mit der Differenz zwischen Live-Erlebnis und dem heimischen Hörgenuss. Doch lest selbst.

Mit "The Children Of The Night" haben sich die Schweden ebenfalls einen besonderen Platz in meiner Sammlung erspielt, somit wartete nicht nur unser Kollege gespannt auf die neue Scheibe. Und ist der Hype um die blutsaugenden Skandinavier gerechtfertigt? Die Frage lässt sich eindeutig mit ja beantworten! Wer sich mit groovigem Gothic Rock anfreunden kann und auf eingängige Melodieführung steht, sollte hier auf jeden Fall beherzt zugreifen. Nur der Krächzgesang mag zu Beginn gewöhnungsbedürftig zu sein, der als einziges Überbleibsel aus der Death/Black-Zeit bleiben durfte. Doch gerade dies veredelt meiner Meinung nach die Musik und erzeugt diese schaurig-schöne Stimmung. Wie bereits erwähnt, klingt die Scheibe nicht nur wie der Soundtrack eines alten Horrorfilms, sondern verarbeitet auch bekannte Genremelodien. Vom ersten Akkord an wird hier nichts dem Zufall überlassen und die Kompositionen wirken bis zum Schluss sehr durchdacht. Statt etwas komplett Neues aufzuziehen, bedienen sich die Herren an altbewährten Dingen und kreieren auf ihre Art und Weise ein wunderbares Ungetüm, was die Welt so schon lange nicht mehr gesehen hat.

Note: 8,0/10
[Hang Mai Le]

 

Hang trifft den Nagel auf den Kopf, wenn sie den Hype um TRIBULATION als berechtigt bezeichnet. Warum sie dafür aber zu wenige Punkte vergibt, bleibt mir schleierhaft. Wenige Bands haben es in den letzten Jahren geschafft, so eindeutig im Metal zu fußen wie TRIBULATION - und gleichzeitig so einzigartige Musik zu konstruieren. "Down Below" macht da weiter, wo "Children Of The Night" aufgehört hat. Es gibt Death Metal mit gotischen Elementen, Horror-Soundtrack-Spielereien, schwarzmetallischer Atmosphäre und sehr an den Achtzigern orientierten Gitarren. Das klingt nicht nur progressiv und innovativ, sondern ist es auch allemal, und trotzdem ist die Scheibe wieder durch und durch Metal. Verbunden mit einem feinen Artwork, einer fetten Produktion und einer sehr stimmigen Spielzeit haben wir hier eines der ersten echten Highlights des Jahres vorliegen. Im extremen Metal sind nur wenige Bands momentan so ein Garant für Qualität und Begeisterung wie TRIBULATION. Und für alle, die den Faustfaktor und die reine Lehre beschwören, kann beruhigend gesagt werden: Die Schweden verhaften sich dabei so reinrassig im Metal, dass jedem Fanboy nur das Herz aufgehen kann. Diese Band sollte noch mehr abgefeiert werden.

Note: 9,0/10
[Jonathan Walzer]

 

Die Begeisterung meiner Kollegen kann ich leider nicht ganz teilen. Auch wenn ich noch unter dem Eindruck des TRIBULATION-Konzerts vor wenigen Tagen stehe, bei dem mich die Jungs wirklich überzeugt haben, will bei mir keine wirkliche Begeisterung bei "Down Below" aufkommen. Ich wüsste gerne selber woran es liegt. TRIBULATION ist eine Band mit sehr guten Musikern. Die Musik ist ziemlich einzigartig und abwechslungsreich. Auch das Songwriting ist gut. Von der Produktion ganz zu schweigen. Was also fehlt mir an "Down Below"? Ich wüsste es selber zu gerne. Der Funke will einfach nicht überspringen. Anscheinend fehlt mir auf CD einfach ein Gefühl, dass live bei mir aufkommt.

Note: 7,5/10
[Mario Dahl]

 

So. Auch hier viele viele Hördurchgänge. So mit Rantasten und so. Das überschäumende Lob des Haris Durakovic im Genick. Ach, gar ein Zehner? Da muss ja was dran sein. Mir fällt sofort auch das lustvolle Gitarrenspiel auf, aber auch, dass der Gesamtklang mir persönlich zu unentschieden ist. Soll es knallen, soll es feinsinniggliedrig daherschwallen? Irgendwo in der Mitte, so scheint es. Also ohne Entscheidung? Auch wenn ich versuche, über die Lautstärke etwas mehr herauszukitzeln, das klappt nicht. Ich habe gesehen, dass einer meiner Mittherapierenden die Qualität der Musiker lobt, und ja, das bejahe auch ich. Aber auch wieder fällt mir auf, dass das gesamte Album so an mir vorbeiflattert oder besser vorbeitippelt. Denn so oft ich nun die Faszination an dieser Musik von TRIBULATION erfahren möchte und nun auch schon suchte: Ich habe sie nicht gefunden, oder zumindest nur stückweise. Denn wie gesagt, die Gitarrenspiele sind in den besten Momenten songbestimmend, stücketragend und auch famos gespielt. Aber auch mich holt das Album nicht ab oder führt mich zu neuen Ufern.

Note: 5,0/10
[Mathias Freiesleben]

 

Irgendwie sitze ich bei dieser Gruppentherapie zwischen den Stühlen, denn alle meine Vorredner haben auf ihre Weise recht. Was man auf jeden Fall festhalten kann, ist die Tatsache, dass sich TRIBULATION mit ihrem ganz eigentümlichen Stilmix auf dem Vorgänger "Children Of The Night" eine Nische erschlossen haben, die es so vorher noch nicht gegeben hat. Und "Down Below" geht diese Weg konsequent weiter, schafft es aber in Sachen Songwriting sogar noch eine Schippe draufzulegen und noch spannendere Song-Skulpturen aus den verschiedensten Einflüssen heraus zu erschaffen. Trotzdem verstehe ich auch Mathias, denn auch ich stelle fest, dass manche Songs trotz gleichbleibend hohem Qualitätsniveau bei schwindender Konzentration auf die Musik an mir vorbeiflattern. Nur liegt das in meinem Falle weniger daran, dass ich die dargebotenen Riffs nicht fesselnd genug finde, sondern an der recht dünnen Produktion des Silberlings. Diese lässt zwar alle Instrumente gut zur Geltung kommen, schafft es aber gleichzeitig nicht, den nötigen Druck im Bassbereich aufzubauen, der einen die Musik eben nicht nur hören, sondern in der Magengrube spüren lässt. Trotz allem ist das aber keinesfalls ein Grund hier nur fünf Punkte zu zücken, Herr Freiesleben, denn dieses Manko bleibt nur eine winzige Fußnote gegenüber der hier gezeigten musikalischen Klasse. Dementsprechend gibt es bei mir auch nur minimale Abzüge in der B-Note, sodass ich schlussendlich mit meiner Benotung genau zwischen Jonathan und Hang lande.

Note: 8,5/10
[Tobias Dahs]

Redakteur:
Tobias Dahs

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