Gruppentherapie: CEA SERIN - "The World Outside"

05.10.2025 | 19:11

Eine Lichtgestalt des guten Geschmacks oder nur ein ganz normales Album?

Lieber Björn Backes, mittlerweile mehr als 10.000 Reviews für unsere Seite verdienen allerhöchsten Respekt! Wir therapieren hier eines Deiner größten Highlights, für Dich das beste Album des Jahrhunderts, "The World Outside" von CEA SERIN. Natürlich ist es klar, dass nicht alle hier solch ein Meisterwerk hören, doch immerhin kratzt das Album am Soundcheck-Stockerl des oft qualitätsreichen Septembermonats. Wir fragen uns natürlich: Wie sehr beeinflusst eine solche Vorgabe unseren Zugang zu diesem Album? Hören andere Therapeuten das Album ähnlich wie Björn? Ist die Musik wirklich progressiv? Und wie würde sich das Album beim Samstags-Brunch im evangelischen Gemeindehaus schlagen? Ich halte euch nicht länger auf.



Die Überraschung des Monats hört auf den Namen CEA SERIN. Nicht nur kommt das Album nach elf Jahren Pause wie aus dem Nichts, auch könnte das Artwork nicht passender sein: Die Sonne dringt durch! Jay Lamm kreiert auf "The World Outside" ein klangliches wie kompositorisches Spektakel, weiß bei sechs Songs mit über siebzigminütiger Spielzeit einen kleinen Kinofilm vom Allerfeinsten vor dem inneren Auge zu kreieren und bombardiert uns mit epischen Melodien, griffigem Prog und Aha-Momenten in Hülle und Fülle.

Unsere Proggie-Abteilung weiß hier wesentlich besser die Worte zu finden, die mir nur fehlen. Ich sehe (und höre) in "The World Outside" aber ein so kompaktes wie homogenes, ein so spannendes wie filmreifes, ein so himmlisches wie aufregendes, ein so farben- wie lebensfrohes Album, das sich zwar ein ums andere Mal in die Länge zieht, doch wo alle Elemente Hand und Fuß und damit ihre absolute Daseinsberechtigung auf einem Album haben, das nur als Ganzes funktioniert. Man muss sich Zeit für CEA SERIN im Allgemeinen und "The World Outside" im Besonderen nehmen. Doch dann kann jeder Hollywood-Blockbuster einpacken und dank der Gastmusiker wird die Show auch zu keiner Zeit langweilig. Na klar ist die Platte ein Brett, doch so soll es doch auch sein, so verstehe ich Progressive Rock, nicht wahr?

Note: 9,0/10
[Marcel Rapp]

 

Ob man in "The World Outside" reinhören sollte, fragt ihr euch? Wenn ein geschätzter Kollege wie Björn so voll des Lobes ist, dann ist die Antwort doch klar. Wer bei so viel Expertise einen Superlativ, wie "Bestes Album dieses Jahrhunderts“ bemüht, sorgt auch bei mir für extrem starkes Interesse. Und ich kann ihn auch zum Teil verstehen, denn wer würde Jay Lamm nicht endlich mal zumindest etwas mehr Beachtung und womöglich gar kommerziellen Erfolg gönnen? Und da kann eine solche Aussage von jemandem, der mehr Alben rezensiert hat als viele Menschen, die ich kenne, je hören werden, womöglich einen Stein in Bewegung bringen.

Auf der anderen Seite tut man CEA SERIN damit aber auch womöglich keinen Gefallen, denn die Fallhöhe wird so abstrus hoch und ein eigentlich starkes Album zerschellt an der zu hohen Erwartungshaltung einiger Hörer. Natürlich ist es nicht das beste Album des Jahrhunderts und wahrscheinlich nicht mal das beste Werk des Jahres. Eine solche Fragestellung würde eh den Rahmen der Gruppentherapie sprengen. Für mich ist es noch nicht mal der stärkste Output aus dem Genre "progressiv" in diesem Jahr. Denn für so progressiv halte ich "The World Outside“ eigentlich gar nicht. Klar, man hat einen konzeptionellen Faden, fühlt sich mit Zehnminuten-Überlänge sehr wohl, es gibt atmosphärische Samples und die einzelnen Tracks sind detailverliebt und sehr schön ausgearbeitet. Alles schön anspruchsvoll und mit großartigen Melodien gewürzt, aber halt auch nie wirklich fordernd. Somit im Kern nicht das, was ich von progressiver Musik erwarte. Um es mit einem abgewandelten Zitat vom Literaturkritiker Denis Scheck zu sagen: "Ein gutes Album ist ein Album, das mit mehr oder minder sanften Ohrfeigen mein Ohr in eine Richtung zwingt, wo ich freiwillig nicht hingehört hätte."

Hier gibt es aber für Band und Hörer nur Komfortzone, im Sinne von DREAM THEATER, VANDEN PLAS und weiteren US-Größen wie FATES WARNING oder QUEENSRŸCHE – also rifforientierten Prog Metal der alten Schule. Das Album ist weder herausragend technisch im Sinne von Polyrhythmik, Erzählstruktur, Tempowechsel oder besonders innovativen oder sperrigen Ideen. Es gibt keinerlei artfremde Einflüsse (außer diversen Metalgenres und etwa Jazz) und das Instrumentarium bleibt im Kern kompakt und fokussiert sich primär auf Gitarre und Piano. Dadurch klingen alle sechs Songs von Struktur und Inszenierung ziemlich ähnlich (positiv würde man sagen homogen) und ich hätte mich wahnsinnig gefreut, wenn dieses Muster häufiger aufgebrochen worden wäre, entweder durch noch längere Epen oder durch deutlich kürzere Songs, um einfach mal zu hören, dass dieses für CEA SERIN auch umsetzbar wäre.

Auch den Gesang finde ich gelungen und abwechslungsreich, aber zu keiner Sekunde mit einem solchen Charisma gesegnet wie John Arch oder Warrel Dane. Da sollte man mal die Kirche im Dorf lassen. Somit muss ich als Fazit gestehen, dass ich mit den neueren Werken von IGORRR oder BETWEEN THE BURIED AND ME signifikant mehr Spaß habe, mir aber das dritte Album von CEA SERIN durchaus eine schöne Zeit beschert. Ich bin gespannt, ob es sich auf lange Sicht zumindest noch vor "Parasomnia" von DREAM THEATER schieben kann, dann wäre es zumindest im Subgenre "Old School Prog Metal mit US-Prägung" das Album des Jahres. Das ist doch auch schon was. Aktuell führt aber noch die Institution aus New York.

Note: 8,5/10
[Stefan Rosenthal]

 

Nachdem ich vor allem in der ersten Jahreshälfte 2024 sehr viel Progressive und Post Metal gehört habe, bin ich bezüglich dieses Genres in ein Loch gefallen. Nicht mal die mächtige neue Scheibe von DREAM THEATER konnte mich dort herausholen. Doch dann schreibt der geschätzte Kollege Björn Backes, dass CEA SERIN das beste Album dieses Jahrtausends vorgelegt hat. Da muss ich mich dann doch mal wieder in die Welten der anspruchsvollen Musik wagen.

Was soll ich sagen? Schon das wunderbare Intro von 'Where None Shall Follow' baut eine super Atmosphäre auf, um dann im Trommelwirbel und mit mächtigen Gitarren die Rakete vollends zu zünden. CEA SERIN präsentiert sich über die komplette Spielzeit ausdrucksstark und kraftvoll, ohne in gedankenloses Gedudel zu verfallen. Jede Note, jeder Akkord, jede Bassdrum, jeder Growl, jeder Spoken-Word-Part, jeder Klaviereinsatz, jeder Synthieeinsatz sitzt auf den Punkt und erfüllt einen Zweck. Denn genau darum geht es hier. Es ist nicht Unterhaltung, Mitsingen oder gute Laune, sondern Musik um der Musik als Kunst willen. Natürlich – und hier stimme ich Stefan zu – bleibt alles irgendwo in der von ihm gut beschriebenen klassischen Prog-Metal-Komfortzone. Das erachte ich jedoch nicht als Manko, da die Arrangements sitzen und der Stil hervorragend umgesetzt ist. Einziges winziges Manko ist für mich ebenfalls der Gesang. In Sachen Ausdruck ist hier noch ein Lufthauch nach oben möglich.

Ob es wirklich eines der Highlights dieses Jahrtausends ist? Ich weiß es nicht. Aber "The World Outside" ist definitiv eine der spannendsten Platten des Jahres. Plötzlich habe ich wieder richtig Bock auf Prog!

Note: 9,5/10
[Dominik Feldmann]

 

Bisher gibt es wohl nur zwei Reaktionen auf "The World Outside". Entweder man findet das dritte Studioalbum von CEA SERIN gut. Oder man hält es für das beste Album der letzten Jahrzehnte. Ja, unser Björn ist mit dieser Ansicht nicht alleine. Ich habe jetzt erst ein halbes Dutzend Spins hinter mir. Für ein so intensives Album ist das noch recht wenig, aber ich muss ja meinen Beitrag für die Gruppentherapie noch einreichen, also, was will man machen?

Die von Stefan aufgeführten Bands sind für mich etwas irreführend. Außer vielleicht zu DREAM THEATER nach der Jahrtausendwende werde ich gedanklich zu keiner dieser Bands geführt, wenn ich dieses Album höre. Ich denke eher auch mal an NEVERMORE, EVERGREY oder PAIN OF SALVATION. Denn der US-Prog-Anteil, der sich an den Achtzigern und frühen Neunzigern orientiert, ist hier überschaubar. Die Produktion ist großartig, instrumental ist hier immer was los. Alleine das Schlagzeugspiel lädt zum Entdecken ein, die warmen Klavierklänge passen hervorragend. Das ist für mich weder oldschool noch amerikanisch geprägt. Aber es ist unbestritten Progressive Metal, der uns zum Glück vor völlig genrefremden Elementen oder seelenlosem Gefrickel verschont. Also die gute Sorte Prog Metal. Da ich unserem Benotungssystem treu bleiben will, muss ich neun Punkte zücken, denn die Songs gehen ins Ohr, reißen mit, aber ob es sich um einen Klassiker handelt, wage ich noch nicht zu beurteilen.

Note: 9,0/10
[Jonathan Walzer]

Dann ändern wir das mal, lieber Jhonny. Für mich ist das neue CEA SERIN-Album "The World Outside" genau das: ein in vielen Bereichen ordentliches Album, das nicht mitreißt – mit handfesten Problemen.

Pluspunkte: eine spürbare Vielseitigkeit, die Dynamik zwischen harten Metal-Passagen und melodischen Einschüben, solides Riffing und der cleane Gesang von Jay Lamm. Minuspunkte: die für mich nahezu unerträglichen Harsh-Vocals, deren Mehrwert ich hier nicht erkenne, ein blasser Female-Guest (Steffi Cannelli in 'The Rose On The Ruin') und vor allem Momente von Unausgegorenheit und Langeweile im Songwriting. Die Summe zündet nicht – ich werde weder durch Innovation noch durch clevere Twists gefordert. Das wirft für mich die Frage auf, ob CEA SERIN wirklich in der Prog-Schublade gut aufgehoben ist – da bin ich nahe bei Stefans Einordnung, und das schreibe ich als Fan des Genres.

Wie man hier vom "besten Album des Jahrzehnts" sprechen kann, entzieht sich meiner Kenntnis – und das, obwohl ich Björns Einordnungen oft sehr schätze und durch seine Rezensionen immer wieder Highlights finde (MEER im letzten Jahr lässt grüßen). Unterm Strich bleibt für mich offen, was ich an diesem Album (noch) nicht verstehe. Versprochen: Ich lasse "The World Outside" jetzt erstmal liegen und gebe dem Ganzen später im Jahr noch eine faire Runde.

Note: 6,0/10
[Julian Rohrer]

 

Endlich mal jemand, der offensichtlich dasselbe Album zur Rezension bekommen hat wie ich. Genau wie Julian saß ich nämlich auch etwas fassungslos vor Björns Rezension zu "The World Outside" und musste angesichts der Einordnung als "bestes Album des Jahrzehnts" den Kopf schütteln. Ich höre im Falle von CEA SERIN nämlich maximal ein handwerklich starkes Album, das sich musikalisch bei QUEENSRŸCHE, DREAM THEATER und klassischem Heavy Metal bedient. Und ja, Jay Lamm singt wirklich stark und steht damit seinen Kollegen in nichts nach, die ebenfalls ihre Instrumente hörbar perfekt beherrschen.

Die Krux an der Sache ist aber, dass die Kompositionen bei aller Detailverliebtheit und vielen starken Momenten nie so richtig auf den Punkt kommen. Emotional berühren oder mitreißen kann mich dann auch keine der Nummern, weshalb "The World Outside" am Ende auch kaum Spuren im Langzeitgedächtnis hinterlässt. Dass ich aus dem Stehgreif keinen Song im Positiven, noch im Negativen benennen könnte, ist dann auch symptomatisch für ein klassisches Mittelfeld-Album, das beileibe nicht schlecht, aber eben auch nicht wirklich stark ist.

Entsprechend kann ich Jonathan dann auch beruhigen: Weiteres Abwarten ist nicht nötig, denn ein Klassiker wird "The World Outside" auch mit mehr Durchläufen nicht und sollte daher auch nicht mit grandiosen Proggern wie NEVERMORE, EVERGREY oder PAIN OF SALVATION in einen Topf geworfen werden

Note: 6,5/10
[Tobias Dahs]

 

Ich muss und möchte meinen beiden Vorrednern Julian und Tobias in allem bezüglich dieses Albums Recht geben. Bei "The World Outside" von CEA SERIN handelt es sich auch in meinen Ohren nicht um einen Klassiker, schon gar nicht um einen "Jahrhundertklassiker". Warum gebe ich dann einen Punkt mehr als Tobias, beziehungsweise 1,5 Punkte mehr als Julian?

Nun, weil die Platte einfach großartig klingt. Prügelhart und dennoch warm, gespickt mit brachialen, verspielten Riffs und versehen mit guten Melodien: 'Where None Shall Follow' ist aber auch ein toller Start! Dennoch sind dieser und die weiteren Songs deutlich zu lang und verlieren sich gerne mal in ihren zugrunde gelegten Ideen. So klingt ein Piano-Part, den andere Bands traumwandlerisch zum Mitgrölpart für alle Proggies gestalten würden, in 'The Rose On The Ruin' nach einigen Sekunden wahlweise eher nach Jam-Session oder Easy-Listening Hintergrundgeklimper für die eingeblendeten Sprechstimmen.

Ich fühle mich hierbei jedesmal an die Samstags-Brunch-Veranstaltungen im evangelischen Gemeindehaus erinnert. Da haben immer ein Gitarrist und ein Klavierspieler die Ambient-Mucke im Hintergrund zusammengedudelt. Genau dieses Manko hört man vielfach auf der Scheibe: Man schwelgt in seinem instrumentalen Können und drückt den jeweiligen Song durch zu unstrukturiertes "Zuviel" in die Mittelmäßigkeit.

Wie gesagt: Trotzdem finde ich den Gitarrensound echt gut, und die Musiker von CEA SERIN haben freilich gewaltig was drauf. Zuletzt muss ich aber auch noch loswerden, dass ich Björns Warrel Dane/John Arch-Vergleich mit Jay Lamm nicht angemessen finde und nicht so richtig nachvollziehen kann. Doch mal schauen, was noch passiert: Musikwahrnehmung ist oft ein "Arschloch", und nach weiteren fünf Durchgängen hat man plötzlich doch ein neues Lieblingsalbum...

Note: 7,5/10
[Timo Reiser]

 

Unausgewogenheit und Langeweile? Schwächen im Songwriting? Klassisches Mittelfeld-Album? Mit solchen Kommentaren und Einordnungen muss ein schräger Vogel, ein unorthodoxer Eigensinniger und ein verpeilter Sonderling wie CEA SERIN im blank polierten und stromlinienförmigen Barbie-Metal-Universum der Gegenwart wohl rechnen.

Diese Truppe ist in jeder Hinsicht meilenweit entfernt vom Melodic Death-Pop und Unterhaltungs-Metal dieser Tage. Das ist ein Haufen Freaks, die alle zehn Jahre mal ein Album machen aus purer Liebe zu einer kommerzbefreiten und unperfekt authentischen Kernversion ihrer schon mit der Muttermilch aufgesaugten Lieblingsmusik. Wer sechs Stücke von über zehn Minuten auf eine Platte packt, der will nichts anderes als die eigenen in Töne gegossenen Emotionen und ästhetischen Empfindungen mit einer kleinen Gruppen Neugieriger teilen, die vor allem das lieben, was unangepasst, den Konventionen trotzend und mehrfach geflickt und repariert ist, weil es mit jeder Schramme und jeder Macke mehr Charakter und mehr Ausstrahlung bekommt.

Es gibt leider so verdammt wenige Künstler von diesem Kaliber und natürlich haben sie alle keinen Erfolg im herkömmlichen Sinne. Das sind die Gerry Nestlers, die Marc Biedermanns, die Kenn Nardis dieser Welt, jede(r) möge für sich die Liste verlängern, die von wenigen abgöttisch geliebt werden, worüber die Mehrheit wiederum nur verständnislos den Kopf schüttelt. So ist das Leben, Compañeros. Und das ist auch gut so. Wer es immer noch nicht gemerkt hat: Ich liebe CEA SERIN. Ich liebe die übereinander gestapelten Riffs und Harmonien, ich liebe die schief gewickelten, mit Mühe zusammengehaltenen Kaputnik-Passagen, die rein getupften Violinen- und Piano-Sprengsel, die hörspielartigen Wirrungen, das Sich-Verlieren in der Musik, das kurze Wiederaufnehmen des Fadens, um dann doch woanders stehen zu bleiben, weil man sich über etwas neu Entdecktes freut, den musikalischen Schmetterling am Wegesrand, obwohl man eigentlich... ach, was soll's!

"The World Outside" zu entdecken ist wie die längst vergessene Schatzkiste eines Kindes, das inzwischen längst erwachsen ist, irgendwo auf einem Dachboden zu finden und die alten Spielkarten und Figuren zu durchforsten und sich ganz und gar in Fragmenten von geteilten Erinnerungen und Emotionen zu verlieren. Ich bin sehr glücklich über dieses Album und sehr dankbar dafür, dass ich es entdecken durfte. Ich verneige mich vor CEA SERIN und lasse diese Band endgültig hinein in mein Allerheiligstes. Die Note unter diesem Text ist Schall und Rauch.

Note: 9,0/10
[Martin van der Laan]

 

Ja, Martin, ich kenne dieses Gefühl auch. Was war ich damals fasziniert, als ich das erste Mal "Images & Words" gehört habe. Oder "Into The Everflow". Klar, Gary Nestlers CIVIL DEFIANCE zählt auch dazu, vor allem "The Fishers For Souls". Und jetzt lese ich an verschiedenen Stellen, dass "The World Outside" auch von solchem Kaliber sein soll. Ich gönne es Euch, lieber Martin, lieber Dominik, nicht zuletzt lieber Björn. Aber bei mir kommt dieses Gefühl leider nicht hoch und ich finde es zudem sehr schade, dass solche Alben immer mit Seitenhieben auf aktuell in der Szene angesagtere Spielarten besprochen werden müssen. Der hochgebildete Musikliebhaber, der all die ach so verkannten Bands kennt und liebt, die die Musik noch als Zweck an sich sehen, wird hier immer wieder klischeehaft gegen den Hörer blank polierter, angepasster Massenmusik gesetzt, der sich wie ein doofer Clown vorkommen muss. Ich entscheide mich jetzt auch für das Doofsein, ätsch!

Hier, ihr Lichtgestalten des "guten Geschmacks", schluckt das: Ich finde die neue CEA SERIN (fast) genauso gut wie die neue HAMMER KING! Beide machen nichts wirklich Neues, aber ihre Sache größtenteils gut. "Images & Words" ist mehr als dreißig Jahre alt, "Keeper Of The Seven Keys II" noch älter, "The World Outside" erinnert mich manchmal an erstere. Es gibt lange Instrumentalpassagen, viel Gefrickel, ein paar saubere Riffs. Klar, die Musiker haben sich hier Gedanken gemacht, Martin sagt es, alles scheint Hand und Fuß zu haben. Aber finde ich hier nach drei Durchläufen nur eine Passage, die geiler ist als "Images & Words" (für mich immer noch eines der besten Alben der 90er)? Damit müssen wir "The World Outside" laut Björn ja messen, oder?

Nichts hier hat die Strahlkraft von 'Pull Me Under', keine der Frickelpassagen beeindruckt so wie bei 'Metropolis-Part I'. Unangepasst und unorthodox? Das höre ich hier kaum, die Shouts oder Growls, oder was das sein soll, finde ich aber wie Julian ziemlich nichtssagend, mitunter störend. Sonst fällt mir mir so arg viel mehr gar nicht mehr ein zu CEA SERIN. Mehr als ein gutes Prog-Metal-Album ist das nicht, geht also knapp an der Acht vorbei. Weitere Durchläufe schließe ich aber nicht aus.

Note: 7,5/10
[Thomas Becker]

Redakteur:
Thomas Becker

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