Gruppentherapie: GOBLINS BLADE - Of Angels And Snakes

08.08.2020 | 22:00

Wie klingt die einzig wahre Metalstimme?

Wer GOBLINS BLADE nicht kennt, sollte unbedingt mal in den "Metalliance III"-Sampler hinein lauschen, denn dort sind die Schwabenmetaller mit 'Final Fall' vertreten. Und vielleicht entdeckt man ja auch noch andere Perlen dort. Doch genug der Werbung in eigener Sache und hinein in medias res. Ein Platz 13 im Juli-Soundcheck bedeutet, dass offenbar der durchschnittliche Powermetal.de'ler [oder Soundchecker - Anm. d. Red.] GOBLINS BLADE nicht mit Lust verkostet. Wir gehen auf Spurensuche, woran dies liegt. Dabei stoßen wir aber meist auf positive Worte für die Newcomer, die ja so neu gar nicht sind. Denn im Zentrum der Band steht mit Jörg M. Knittel ein Metalveteran.

Goblins Blade LogoKollegin Hämmer zeigt sich vor allem vom Gesang bei GOBLINS BLADE angetan, doch da ist wohl genau mein Problem mit der Band zu verorten. Leider kann man hierüber nur selten konstruktiv diskutieren, weil gerade die Vokalakrobatik in den meisten Fällen schiere Geschmacksache ist. Und wenn ein Sänger gerne in höchsten Höhen knödelt, bin ich hin und wieder auch mal raus. Ansonsten hört zumindest mein mit den Knittel-Bands eher unbedarftes Ohr kaum einen Unterschied zu SACRED STEEL. Warum will ein Musiker immer dieselbe Suppe kochen? Darauf wissen meine Kollegen, die GOBLINS BLADEs Musik "stark" finden, sicher passende Antworten.

Note: 6,0/10
[Thomas Becker]

Nun, Thomas, vermutlich, weil ihm die Suppe schmeckt. Ich kann das verstehen, mir mundet diese Art Metal auch hervorragend. Allerdings stören ein paar Zutaten im Engel-Schlangen-Auflauf. Dann und wann, etwa gleich zu Beginn bei 'Snakes From Above', müffelt es gewöhnlich. Kollege Becker hat schon Recht, das ist gemeine Heiligstahl-B-Ware. Doch manchmal muss man weiter futtern, auch wenn der erste Löffel etwas langweilt. Sonst würde man ganz große Küche alla 'Pay For Your Sins' oder 'When The Night Follows The Day' verpassen. Tolle Refrains und feine Riffs, ach seien wir ehrlich, solche Musik kann es kaum genug geben, wenn sie denn so gut gekoch... äh, gespielt ist wie hier. Und überhaupt, es scheint tatsächlich Menschen zu geben, die "kaum ein[...] Unterschied zu SACRED STEEL" nicht für ein Kompliment halten. Ei der Daus! Schlussendlich hat die Hauptrezensentin die Lage natürlich voll erfasst: Florian Reimann ist ein grandioser Sänger!

Note: 8,0/10
[Jakob Schnapp]

Eines vorweg: Dass es noch immer nicht allgemein anerkannt ist, dass ein leicht nasaler, hoher Gesang irgendwo in der Mitte zwischen frühem Mark Shelton und Harry Conklin die einzig wahre Metalstimme ist, ist ein Skandal und muss dringend geändert werden, Zuwiderhandlung wird mit wochenlanger Dauerbeschallung mit "Crystal Logic" und "Ample Destruction" im Wechsel bestraft, ziehen Sie sich warm an, Herr Becker! Davon abgesehen gibt es natürlich deutliche Parallelen zwischen SACRED STEEL und GOBLINS BLADE, da Herr Knittel aber die letzten Jahre in anderen Bands riffte, kann ich gut verstehen, dass er mal wieder Bock auf straighten Heavy Metal amerikanischer Spielart hatte. Und da SACRED STEEL sich in den letzten Jahren deutlich mehr in Richtung brachialerer Thrashgefilde aufgemacht hat, tut die melodischere Ausrichtung dieses Albums echt gut und hat ihre Berechtigung. Generell gibt es tatsächlich momentan erstaunlich wenig zeitgemäß und druckvoll produzierten US Metal mit starken Songs und starkem Gesang, weshalb so ein Album bei mir offene Türen einrennt und ich 'ne Menge Spaß damit habe. Das reicht dann halt auch einfach schon für 'ne gute Note.

Note:8,0/10
[Raphael Päbst]

In Anbetracht der Vielseitigkeit des bisherigen Schaffens des Herrn Knittel mit diversen Bands und unterschiedlichen Mitstreitern, finde ich es schon recht interessant, gerade hier die Frage aufzuwerfen, warum ein Musiker vermeintlich immer dasselbe machen möchte, Herr Kollege Becker. Ja gerade mal nicht, oder? Für mich klangen und klingen Jörg M. Knittels bisherige Bands wie SACRED STEEL, MY DARKEST HATE, TRAGEDY DIVINE und DAWN OF WINTER dann doch recht unterschiedlich, und das setzt sich auch bei GOBLINS BLADE fort, denn auch wenn sich der US-Metal-lastige Power Metal im klassischen Sinne nicht immer allzu fundamental von einigen früheren SACRED STEEL-Werken abhebt - ja, Jakob, speziell beim Opener nicht - so verleiht ihm schon der nicht nur von Hanne hochgeschätzte Sänger Florian Reimann doch eine etwas andere Note, denn wie Gerrit P. Mutz klingt er nun wirklich nicht, und gerade Freunde seiner seit Ewigkeiten abgetauchten alten Band DESTILLERY werden sich sehr freuen, Florians Stimme wieder zu hören. Im weiteren Verlauf des Albums kommen dann zudem Facetten hinzu, die GOBLINS BLADE genug eigenes Profil verleihen, mit mehr Epik und Doom, um ohne Weiteres neben dem heiligen Blechle bestehen zu können, auch wenn sich die Zielgruppen natürlich überschneiden dürften. Wer auf Truppen wie HELSTAR, DESTINY'S END, PHARAOH oder NEW EDEN abfährt, der ist bei den Koboldklingen auf jeden Fall gut aufgehoben, und sogar die von Raphael angedeuteten Parallelen zu Mark Shelton und MANILLA ROAD einerseits, und zu Harry Conklin und JAG PANZER andererseits, kann ich hier und da ganz gut nachvollziehen, speziell bei dem für mich überragenden Highlight des Albums 'When The Night Follows The Day' und dem direkt folgenden Kracher 'The Bell Is Broken'. Tolle Scheibe, starkes Debüt, auch ganz ohne Apostroph.

Note: 8,0/10
[Rüdiger Stehle]

Redakteur:
Thomas Becker

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